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Beiträge im Archiv

6.11.2005 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Schlachtkörper-Kühlung



Die eidg. Forschungsanstalt für Nutztiere und Milchwirtschaft Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) hat zum Einfluss der Schlachtkörperkühlung auf die Fleischzartheit ein Praxis-Merkblatt herausgegeben.

Die Zartheit ist das wichtigste Qualitätsmerkmal von Rindfleisch. Weil dieses durch eine Vielfalt komplexer Faktoren beeinflusst wird, ist es gleichzeitig auch schwierig zu beherrschen. Im Merkblatt, das sich vor allem an die Metzgerschaft richtet, informiert Pierre-Alain Dufey, wie Schlachtkörper richtig zu kühlen sind, damit sich der Muskel nur minimal kontrahiert und das Fleisch damit seine Zartheit nicht verliert.

Das Kühlen der Schlachtkörper hat primär zum Ziel, eine einwandfreie hygienische Qualität zu gewährleisten. Diese Abkühlung hat eine leichte Muskelkontraktion zur Folge. Fällt die Muskelkontraktion zu stark aus, sei es durch zu schnelles oder zu langsames Abkühlen, beeinflusst dies die Zartheit von Rindfleisch beträchtlich. Kälteverkürzung, Rigorverkürzung und Tauverkürzung sind die Fachausdrücke, die das unsachgemässe Kühlen des Schlachtkörpers beschreiben. Das Merkblatt zeigt diese Prozesse in eindrücklichen Abbildungen und informiert darüber, wie schnell oder wie langsam welcher Schlachtkörper zu kühlen ist.

Das Merkblatt kann bezogen werden bei: ALP, Bibliothek, 1725 Posieux, Tel./Fax 026 4077 111/300 oder e-mail: info@alp.admin.ch. Kosten: bis 100 Stück gratis, ab 100 Stück CHF 20.- pro 50 Stück. Die Abonnentinnen und Abonnenten der Zeitschrift "Fleisch und Feinkost" erhalten es als Beilage zur einer der nächsten Nummern. Weitere Auskünfte: Pierre-Alain Dufey, Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) 1725 Posieux Tel. 026 40 77 276; Fax 026 40 77 300

Auszug aus dem Merkblatt:

Die Zartheit ist das wichtigste Qualitätsmerkmal von Rindfleisch. Weil dieses durch eine Vielfalt komplexer Faktoren beeinflusst wird, ist es gleichzeitig auch schwierig zu kontrollieren. In der Fleischbranche spielt die Vermarktung seitens der Metzger eine entscheidende Rolle.

Aber alle Akteure von der Schlachtung bis zur Kühlung des Schlachtkörpers bestimmen die Zartheit des Endproduktes. Das Kühlen der Schlachtkörper hat primär zum Ziel, eine einwandfreie hygienische Qualität zu gewährleisten, womit seine Lagerdauer maximiert wird. Das Kühlen hat eine leichte Muskelkontraktion zur Folge. Fällt die Muskelkontraktion zu stark aus, beeinflusst dies die Zartheit von Rindfleisch beträchtlich. Unerwünschte Muskelkontraktionen lassen sich in drei verschiedene Kategorien unterteilen:

1. Kälteverkürzung (Cold shortening)
In der Praxis ist die Kälteverkürzung die häufigste und wichtigste Art der Verkürzung. Mit der Kälteverkürzung wurden diese Phänomene überhaupt erst entdeckt (siehe Kasten). Beim Eintritt des rigor mortis ist die Temperatur zu tief. Je nach Temperatur kommt es zu einer starken bis sehr starken Verkürzung (Abbildung 4), die 20 bis 60 % betragen kann. Das am meisten gefährdete Fleischstück ist das Roastbeef.

Begünstigende Faktoren:

- Die Fleischhygiene: Ziel ist es, die Keimzahl so weit wie möglich zu reduzieren. Einsatz von sehr leistungsfähigen Kühlaggregaten.

- Der wirtschaftliche Druck: Ziel ist die Verminderung der Gewichtsverluste des Schlachtkörpers durch Evaporation und schnelles Erreichen einer Schlachtkörpertemperatur von 7°C, die es ermöglicht, Schlachtkörper zu transportieren.

- Druck von Seiten der Konsumenten: Notwendigkeit den Fettgehalt in Lebensmitteln zu reduzieren.

- Mast von Tieren, die aus Milchproduktionsbetrieben stammen (Nebenprodukt), und daher wenig fleischig sind.

2. Rigorverkürzung (Heat shortening)

Beim Eintritt von rigor mortis ist die Temperatur zu hoch. Je nach Temperatur kommt es zu einer mehr oder weniger starken und schnellen Verkürzung, die bei 20 bis 40 % liegt (Abbildung 5). Die Muskulatur der Stotzen ist am stärksten gefährdet.

Begünstigende Faktoren:

- Sehr hohes Schlachtkörpergewicht und/oder sehr starke Fleischigkeit
- Gefülltes Kühlhaus und/oder zu wenig leistungsstarke Kühlaggregate
- Warmentbeinen (Muskel haftet nicht mehr am Skelett) und langsame Kühlung

3. Tauverkürzung (Thaw shortening)

Beim Eintritt des rigor mortis ist ein Teil des Muskels oder der ganze Muskel bereits gefroren. Beim Auftauen kommt es zu sehr starken Verkürzungen, die bei 60 bis 80 % liegen und mit transversalen Muskelrissen und bedeutenden Flüssigkeitsverlusten einhergehen

Ziel der Fleischbranche ist es, die Gesamtheit der Einflussfaktoren besser kontrollieren zu können, insbesondere aber diejenigen, welche im Zusammenhang mit der Schlachtkörperkühlung stehen. Damit sollen im Interesse des Konsumenten die noch zu grossen Unterschiede in der Zartheit verringert werden.

Wie wandelt sich Muskel zum Fleisch um?

Für die Muskelkontraktion ist wie für jeden anderen Vorgang in der Zelle Energie notwendig. Dabei spielt das ATP (Adenosintriphosphat) eine wichtige Rolle. Energie liegt in der Zelle in Form von Kreatinphosphat und Glykogen vor. Das Entbluten nach der Schlachtung entzieht den Muskeln die Energie- und Sauerstoffzufuhr. Sehr schnell ist das eingelagerte Glykogen, die nun einzige Energiequelle, zur Aufrechterhaltung der Zellfunktionen aufgebraucht. Der Ertrag ist jedoch gering und als «Rückstand» verbleibt die Milchsäure.

Mit ansteigender Konzentration an Milchsäure sinkt der pH-Wert des Muskels von 7.2 auf ungefähr 5.5 ab. Die Geschwindigkeit, mit welcher der pH-Wert absinkt, hängt stark von der Temperatur des Muskels ab. So verringert sich der pH-Abfall mit zunehmend geringerer Temperatur. Diese Beziehung pH-Wert – Temperatur spielt während der Kühlung des Schlachtkörpers eine entscheidende Rolle. Die ersten 24 Stunden nach der Schlachtung bestimmen das Ausmass der Muskelkontraktion zum Zeitpunkt der Totenstarre.

Die Totenstarre (rigor mortis)

Die Muskelfasern bestehen hauptsächlich aus Aktin- und Myosinfilamenten. Das Übereinandergleiten dieser Myofilamente im Inneren der Muskelfasern ermöglicht die Kontraktion und Entspannung des Muskels und dessen Muskelfasern. Mit dem Absinken des pHWertes im Muskel und dem Energieverlust gehen diese Fähigkeiten verloren.

Ab einem pH-Wert von 5.7 bis 5.8 verbinden sich die Myofilamente irreversibel miteinander (Aktomyosin-Komplex), die Muskeln des Schlachtkörpers versteifen und man spricht vom «Eintreten der Totenstarre». Der Überlappungsgrad der Myofilamente zu diesem Zeitpunkt bestimmt das Ausmass der Muskelkontraktion. Folgende Muskelverkürzungen sind unerwünscht: Kälteverkürzung, Rigorverkürzung und Tauverkürzung.

Lösungen und Empfehlungen

- Kälteregulation:
• Adäquate Einstellung der Anlage unter Berücksichtigung der Beziehung zwischen pH-Wert und Temperatur während der ersten 24 Stunden (Tabelle 1, Abbildung 7 und Foto a auf der Titelseite).

• Flexibilität der Kühlanlage, die die Verwendung mehrerer Programme ermöglicht, je nach Füllung des Kühlraumes, Beschaffenheit der Schlachtkörper (leicht oder schwer) und der gewählten Strategie (kontinuierliche oder abgestufte Kühlung).

- Elektrostimulation der Schlachtkörper:
• Je nach Kühlkonzept Verwendung von Strom, um das Absinken des pH-Wertes zu beschleunigen. Diese Anlage ist vorgesehen, um eine Kälteverkürzung zu vermeiden.

Es wird Niedervolt empfohlen (< 100V). Es können in der Schlachtkette weitere Elektrostimulationen zu anderen Zwecken eingesetzt werden, die auch die Kältereverkürzung teilweise mindern, insbesondere beim Entbluten, um die Schlachtkörper zu immobilisieren sowie beim Enthäuten, um die Schlachtkörper zu versteifen und damit Muskelrisse und Knochenbrüche zu vermeiden. Im letztgenannten Fall ist die Stimulation für das Roastbeef häufig ausreichend, da die Elektrode im Rückenbereich angebracht wird.

- Ausmastgrad: Muss ausreichend sein (CHTAX: 3), dies entspricht 5 bis 8 mm subkutanem Fettgewebe (12./13. Rippe). Wirkung: Spielt eine Rolle als Isolation und reduziert die Evaporationsverluste.

- Abschaffung der Entfettung: Bei diesem Verfahren wird vor dem Eintritt in die Kühlkammer bei bestimmten Partien des Schlachtkörpers das subkutane Fettgewebe entfernt

a. Temperaturen und Reaktionen des LD Muskels beim Eintritt von Rigor mortis (~ pH 6.0)
Kälteverkürzung < 10°C
ideal oder optimal bei 12 – 20°C
Rigorverkürzung > 25°C

b. Zartheit des LD Muskels
ideal bei 7°C < pH 5.7
mittelmässig bei 7°C bei pH 5.8 – 6.0
problematisch bei 7°C > pH 6.0

(Auszug aus dem Merkbaltt ALP aktuell 2005, Nr 19)
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