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18.6.2005 - Rubrik: Gastronomie
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(Un)gesunde alkoholische Getränke

Nicht nur wegen der tieferen Promillegrenze ist Alkohol in der Ernährung wieder ein Thema geworden. Auch die Unsitte des episodischen Rauschtrinkens, welche bisher vor allem in nordischen Ländern vorkam, wandert langsam südwärts. Weniger kritisch ist moderater regelmässiger Konsum, aber die Mediziner geben trotz bewiesener Herzschutz-Wirkung keine positive Empfehlung ab.


Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE hat Experten und Meinungsmacher zum Thema Alkohol für eine Tagung am letzten Mittwoch zusammengerufen. Man versuchte Nutzen und Schaden des Alkohols objektiv abzuwägen.

Fazit: Man muss Risiken und Schäden in Grenzen halten. Aber wo eine vernünftige Grenze liegt, ist Ermessenssache (und Interessens-Sache). Ausschnitte aus einigen Vorträgen:

Die Sicht der Gastronomie: aus dem Vortrag von Hans Peyer, Stv. Direktor GastroSuisse, Leiter Wirtschaftspolitik (Bild).

Die Reduktion der Promillegrenze von 0.8 auf 0.5 Promille hat im Gastgewerbe bei den alkoholischen Getränken grosse Umsatzeinbussen (mehr als 15 Prozent) verursacht. GastroSuisse hat für die Mitglieder umfangreiche Vorschläge ausgearbeitet, um die Umsatzrückgänge möglichst aufzufangen. Jeder gastgewerbliche Unternehmer muss aber selber entscheiden, wie er sich verhalten will.

Das Gastgewerbe ist offen für gesundheits- und ernährungspolitische Anliegen. Diese lassen sich jedoch nur partnerschaftlich und nicht von heute auf morgen verwirklichen. Die Diskussionen z.B. mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG belegen den Willen. Allgemein kann festgestellt werden, dass das Angebot in gastgewerblichen Betrieben so breit ist, dass jeder Gast diejenigen Getränke auswählen kann, nach denen er Lust hat.

Aber der Restaurateur und Hotelier hat nur äusserst beschränkt Einfluss auf die Konsumgewohnheiten seiner Gäste, Der Alkoholkonsum in unserer Branche ist auch bereits vor der Reduktion der Promillegrenze laufend zurückgegangen. Eindeutig ist die Tatsache, dass übertriebener Alkoholkonsum im Gastgewerbe extrem selten vorkommt. Rauschtrinken findet nicht im herkömmlichen Gastgewerbe, sondern im Heimkonsum oder an Privatpartys statt.

Kein verantwortungsbewusster Restaurateur hat Interesse am übermässigen Alkoholkonsum seiner Gäste. Noch verstärkt trifft diese Tatsache auf Jugendliche und vor altem auf Minderjährige zu. Der Alkoholkonsum von Jugendlichen stellt im herkömmlichen Gastgewerbe kein prioritäres Problem dar. Schwierigkeiten können sich höchstens bei der Feststellung des Alters der Gäste ergeben.

Alkohol schützt das Herz, ist aber trotzdem ungesund: aus dem Vortrag von Prof. Dr. Peter E. Ballmer, Chefarzt Medizinische Klinik, Kantonsspital Winterthur (Bild)

In den letzten Jahren haben die Hinweise zugenommen, dass moderater Alkoholkonsum sich insbesondere auf die kardiovaskuläre Gesundheit günstig auswirken könnte. Moderater Alkoholkonsum, d.h. „sicheres Trinken“, wird im Allgemeinen als Zufuhr von einer bis maximal zwei Einheiten Alkohol pro Tag ab dem Alter von 45 Jahren definiert (1 Einheit = 10 bis 12 g reiner Alkohol, d.h. 3 dl Bier oder 1 dl Wein).

In den 80er-Jahren beschrieben französische Wissenschaftler das sog. „französische Paradox“. Sie zeigten, dass in Ländern mit hoher Zufuhr gesättigter Fette eine hohe Mortalität in Folge von Herzkrankheiten bestand, was auf Frankreich jedoch nicht zutraf. Sie argumentierten, dass der regelmässige Alkoholkonsum der Franzosen eine wahrscheinliche Erklärung für dieses Paradox sei.

Schon Alkohol allein führt zu einem Anstieg der vor Arteriokslerose schützenden HDL-Fraktion des Blutcholesterins. Diese Wirkung wird auch nach regelmässiger körperlicher Tätigkeit beobachtet. Daneben könnten auch antioxidative Schutzstoffe wie Resveratrol und Katechin, die vor allem in Rotweinen enthalten sind, bei der Prophylaxe der Arteriosklerose wirken. Da mehr als 50 Prozent der Bevölkerung an kardiovaskulären Krankheiten stirbt, hat die Prävention der Arteriosklerose eine besondere Bedeutung für die Volksgesundheit.

Neuere Studien zeigen, dass Lebensstilfaktoren wie mediterrane Ernährung, regelmässige körperliche Tätigkeit, Nichtrauchen und moderater Alkoholkonsum das Risiko von über 70-Jährigen, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um etwa 50 Prozent senken! Obwohl vielleicht die Mehrzahl der Herzschutz-Effekte von moderatem Konsum alkoholischer Getränke dem Alkohol als solchem zu verdanken ist, könnten Bier, Wein und Spirituosen unterschiedliche Wirkung haben.

Niedriger bis moderater Konsum von Wein geht parallel mit einer tiefen kardiovaskulären Mortalität (Herzinfarkte und Schlaganfälle). Ein ähnlicher hoher Konsum von Spirituosen bedingt allerdings ein erhöhtes Risiko, während Biertrinken keinen Einfluss auf die Mortalität hat.

Fazit: Moderater Alkoholkonsum kann für die Gesundheit günstig sein kann, aber insgesamt schädigen Trinkgewohnheiten unsere Gesundheit. Alkohol kann daher weder aus ärztlicher noch aus volksgesundheitlicher Sicht befürwortet werden.

Alkohol ist ein Genuss- aber auch ein Rauschmittel: aus dem Vortrag von Prof. Thomas Zeltner, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit BAG (Bild).

Alkohol ist Teil unseres Lebens. Trinken wird aus vielen Gründen geschätzt: beim sozialen Austausch, als Teil der Ernährung und vieler Arzneimittel, als Hilfsmittel für die Verdauung sowie als Symbol für eine Auszeit aus den täglichen Verpflichtungen. Alkohol ist „unsere“ Droge, eine, die uns vertraut ist und mit der wir umzugehen wissen. Aus diesem Grund ist es schwierig, genügend Distanz und Sachlichkeit zu erlangen, um die Probleme zu erkennen und von einer Mehrheit getragene Massnahmen zu ergreifen, um gegen den problematischen Alkoholkonsum anzugehen.

Ob Alkoholkonsum schädlich ist, hängt von folgenden Faktoren ab:
wie viel Alkohol trinkt eine Person im Jahr?
wie viel trinkt eine Person pro Gelegenheit?
bei welcher Gelegenheit und in welchem Umfeld wird Alkohol getrunken?

Man unterscheidet beim schädlichen Alkoholkonsum zwischen:
episodisch zu viel trinken (sich berauschen),
chronisch zu viel trinken oder
situationsunangemessen trinken, z.B. vor dem Lenken eines Fahrzeugs.

Effiziente Präventionsmassnahmen sind folgende:

Herabsenkung des zulässigen Promillewerts im Strassenverkehr inkl. regelmässigen Kontrollen (wurde in der Schweiz Anfang Jahr auf 0,5 Promille gesenkt);

Altersbeschränkungen beim Verkauf von Alkohol mit entsprechenden Kontrollen (in der Schweiz 16 Jahre für Bier und Wein, 18 für Spirituosen);

Limitierung der Öffnungszeiten der Verkaufsstellen von alkoholischen Getränken (ist aufgrund der Liberalisierung der Öffnungszeiten von Verkaufs- und Gaststätten in der Schweiz gefährdet);

Besteuerung der alkoholischen Getränke (für Spirituosen und Alcopops in der Schweiz gewährleistet, Wein keine Steuern, Bier schwach besteuert. Im Rahmen des neuen Biersteuergesetzes wird die Erhöhung der Biersteuer diskutiert.);

Kurzintervention bei problematischen Alkoholkonsumenten (Ärzteprojekt des BAG).

In der Alkoholprävention bewegen wir uns in einem Spannungsfeld zwischen den Interessen der öffentlichen Gesundheit, dem persönlichen Genuss des risikoarmen Alkoholkonsumenten und den Interessen gewisser Wirtschaftszweige. Bezieht man jedoch die Kosten des Alkoholmissbrauchs ein, so relativiert sich dieser Gegensatz zwischen Gesundheitspolitik und Wirtschaftspolitik: der schweizerischen Volkswirtschaft erwachsen infolge Alkoholmissbrauchs Kosten in Milliardenhöhe.

Die Bedeutung des Alkohols für unsere Kultur und unsere Vertrautheit mit dieser Substanz steht einer widerspruchsarmen Politikgestaltung oft im Wege. Die Aufgabe des BAG ist eine doppelte: Einerseits will man den positiven Aspekten des Alkohols Rechnung tragen und andererseits effiziente Massnahmen treffen. Diese sollen die negativen Auswirkungen auf den Konsumenten aber auch auf sein soziales Umfeld bekämpfen und somit letztlich einen positiven Effekt auf die Volkswirtschaft erzielen.

Jeder erwachsene Mensch muss für sich selbst entscheiden, ob er Alkohol konsumieren will oder nicht. Unsere Aufgabe ist, über die negativen gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen zu informieren. Ferner wollen wir den wirksamen Massnahmen im politischen Prozess zum Erfolg verhelfen.

Die Vorträge wurden an der SGE-Tagung am 15.6.2005 im Berner Inselspital gehalten. Siehe auch: www.sge-ssn.ch
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