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17.6.2006 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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«Sauber» oder «hygienisch?»



Was heisst «sauber» und was heisst «hygienisch»? Welches sind die Ziele und Methoden beim Reinigen und Desinfizieren? Ein kurzer Überblick zur Komplettierung des Hygienewissens.


Wie eine Reinigung durchgeführt wird – ob nur mit Trinkwasser oder unter Zusatz von Reinigungsmitteln – hängt in erster Linie davon ab, was gereinigt werden soll und welches Ziel dabei verfolgt wird. So darf man z. B. Lebensmittel, die ja später verzehrt werden sollen, nicht mit Reinigungsmitteln säubern, da sonst die Gefahr einer Aufnahme von Reinigungsmittelrückständen besteht.

Reinigungsmittel sind waschaktive Substanzen, die Fettschmutz „unterkriechen“ und ihn so von der Oberfläche lösen. Sie umhüllen die Schmutzpartikel, die sich nicht wieder festsetzen oder zusammenballen können. Wird Schmutz mit Hilfe von Reinigungsmitteln gelöst und anschliessend von den zu reinigenden Oberflächen entfernt, spricht der Fachmann von „Nassreinigung“.

Aus Gründen des Umweltschutzes sollten hierfür nur biologisch leicht abbaubare Mittel benutzt werden. Bei der Reinigung von Lebensmitteln werden unerwünschte Stoffe durch Waschen mit Trinkwasser und ohne Zusatz von Reinigungsmitteln entfernt.

Obst und Gemüse beispielsweise werden so von Schmutz (Staub etc.) befreit und die Zahl der Mikroorganismen reduziert. Schälen erhöht den Reinigungseffekt und wird in den Tropen für solches Obst und Gemüse empfohlen, das vor dem Verzehr nicht erhitzt, sondern roh gegessen wird. Auch Lebensmittel tierischen Ursprungs (z. B. Geflügel oder verschmutzte Eier) können im Rahmen der Zubereitung durch Waschen gereinigt werden.



Wichtig ist, Kreuzkontaminationen zwischen reinen und unreinen Zutaten zu vermeiden sowie Kontaminationen durch Hände.


Bei der Reinigung soll üblicherweise die nutzungsbedingte Verschmutzung beseitigt werden (auf die Ausnahmen wird im Zusammenhang mit der Desinfektion eingegangen). Bei einer gründlichen Säuberung mit Reinigungsmitteln werden Schmutzpartikel (vor allem Fett und Eiweiss) gelöst und mehr als 90 % aller Oberflächenkeime entfernt (Ziel: von blossem Auge kein Schmutz mehr sichtbar).

Ein Zusatz von Desinfektionsmitteln ist bei der Reinigung von Küchen selten erforderlich. Sie können allenfalls die Reinigerlösung stabilisieren, auf das Reinigungsergebnis haben sie, bei der üblichen Anwendungskonzentration von etwa 1:1000, keinen positiven Einfluss. Stattdessen belasten sie unnötig das Abwasser. Bei der Körperreinigung (Händewaschen, Duschen, Baden) lassen sich Schmutz, Schweiss oder auch kleine Hautpartikel mit Seife leichter entfernen.

Ob Seife allerdings nötig ist oder ob nicht die Reinigung mit klarem Wasser ausreicht, sollte von Fall zu Fall entschieden werden. Die Haut stellt nämlich ein einzigartiges, in sich abgestimmtes stabiles „Ökosystem“ dar, das durch die natürlicherweise vorhandenen Mikroorganismen (die Hautflora) im Gleichgewicht gehalten wird und durch übermässige Reinigung (und ganz besonders durch eine Desinfektion) gestört werden kann.

Desinfektion gegen Pathogene

Anders als die Reinigung dient die Desinfektion der Beseitigung von Krankheitserregern (pathogenen Keimen). Mit der medizinischen Desinfektion von Hautverletzungen kann man beispielsweise verhindern, dass sich Keime, die in eine Wunde eingedrungen sind, dort vermehren und eine Infektion verursachen. Und auch die Desinfektion von Oberflächen dient dazu, die Ausbreitung von Keimen zu stoppen.



Desinfizieren heikler Geräte wie Schneidmaschinen. Bild: in der der Küche des Restaurants Belvoirpark, das zur gleichnamigen Zürcher Hotelfachschule gehört.


Allerdings werden durch eine Desinfektion nicht nur diese krankmachenden, sondern auch gesundheitlich unbedenkliche Keime abgetötet. Die Anweisungen der Hersteller bezüglich der Anwendungskonzentration und Einwirkdauer von Desinfektionsmitteln, einer eventuell notwendigen Vorreinigung sowie weiterer Vorsichtsmassnahmen sollten für ein optimales Desinfektionsergebnis konsequent befolgt werden.

Neben Desinfektionsmitteln gibt es auch eine Reihe von physikalischen Verfahren, die desinfizierend wirken. Ihr Vorteil ist, dass sie keine chemischen Rückstände hinterlassen. Ein solches, sehr wirksames Verfahren ist die Heisswasserdesinfektion, bei der Gegenstände für mindestens zwei Minuten in ca. 82°C heisses Wasser gelegt werden.

Wesentlich höhere Temperaturen bieten keinen Vorteil, weil Eiweiss (z. B. Blutreste) verkrusten und dabei Keime einkapseln kann, die die Hitzebehandlung dann überstehen. Und auch bei einer wesentlich niedrigeren Temperatur können die Keime überleben.

In beiden Fällen würde diese „Desinfektion“ deshalb keinen Vorteil gegenüber einer gründlichen Reinigung bieten. Um die Temperatur konstant bei 82° C zu halten, muss das Wasser bei der Heisswasserdesinfektion laufend nacherhitzt und abhängig vom Verschmutzungsgrad von Zeit zu Zeit erneuert werden.

Wenn eine Heisswasserdesinfektion nicht möglich ist, weil sie z. B. das Material angreifen könnte, stellt die chemische Desinfektion eine Alternative dar. In gewerblichen Betreiben oder bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln werden, je nach Arbeitsplatz, spezifische Anweisungen zur Reinigung und Desinfektion gegeben. Manche Betriebe nutzen dafür die Dienste externer Firmen, die sich auf diese Verfahren spezialisiert haben.

«Am wichtigsten in der Praxis ist das richtige Reinigungsmittel», erklären Experten beim Reinigungsmittel-Hersteller Ecolab GmbH. «Von den vier Reinigungsfaktoren «Chemie, Zeit, Mechanik und Temperatur hat es den grössten Einfluss».

Werden im Lebensmittelbereich für Geräte und Arbeitsflächen Desinfektionsmittel eingesetzt, die nicht auf alkoholischer Basis aufgebaut sind und daher nach der Anwendung nicht verdunsten, müssen die Rückstände nach der vorgeschriebenen Einwirkzeit mit Trinkwasser vollständig entfernt werden. Schneideunterlagen, Geräte, Messer etc., die in Problembereichen eingesetzt werden (z. B. bei der Herrichtung von frischem Fleisch und Geflügel), sollten immer zuerst gereinigt und dann desinfiziert werden.

Die Händedesinfektion ist besonders im gewerblichen Bereich (z. B. Schlachthof, Grossküchen) ein wichtiges Erfordernis, weil nur durch eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Hände verhindert werden kann, dass krankmachende Mikroorganismen sich auf der Haut ansiedeln und von dort auf Lebensmittel oder Gegenstände übertragen werden.

Kombinationspräparate aus Seife und Desinfektionsmittel reichen oft wegen mangelnder Desinfektionswirkung nicht aus. Auch parfümierte Mittel gehören nicht in den gewerblichen Bereich. Stattdessen sollte darauf geachtet werden, dass pflegende Inhaltsstoffe enthalten sind oder die Hände nach der Arbeit mit Hautschutzsalbe eingecremt werden.

Über Mikroorganismen

Zu den Mikroorganismen zählen unter anderem Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Mikroorganismen sind – wie der Name sagt – sehr klein. Sie messen 1/100 bis 1/1000 mm und sind einzeln nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Erst wenn sie sich stark vermehrt haben und in einer Ansammlung von mehreren Millionen beieinander liegen, werden sie auch ohne Mikroskop zunächst als stecknadelkopfgrosses Pünktchen (Kolonie) sichtbar.

Für die Hygiene-Verbesserung und –kotrolle nützlich ist ein neues «Instant»-Messgerät, mit welchem man innert einer Minute unsichtbare Verschmutzungen messen kann. Ein Labor (Bild) benötigt dazu einige Tage. Diesen «Luminotester» bietet die Gastro-Hygiene-Anstalt in Schaan an. Er misst organisches Material auf Oberflächen mit der Farbreaktion eines Luciferase-Enzyms.

In Flüssigkeiten entwickeln sich die Keime nicht in Form von Kolonien. Sie verbreiten sich vielmehr über die gesamte Flüssigkeitsmenge, bilden einen Bodensatz oder an der Oberfläche eine Deckschicht. Erst rund 100 Millionen Bakterienzellen pro Liter bewirken in klaren Flüssigkeiten eine leichte Eintrübung.

Im Gegensatz zu Staub- oder Schmutzpartikeln kann man einzelne Mikroorganismen mit dem blossen Auge nicht erkennen. Scheinbar „saubere“ Flächen, Gegenstände, Hände oder auch Lebensmittel sind deshalb aus mikrobieller Sicht nicht immer „rein“ und können in ungünstigen Fällen Anlass für Verderb, ja sogar Lebensmittelvergiftungen sein.

Nun ist unsere Umwelt von Natur aus mit vielfältigen Keimarten besiedelt. Der menschliche Körper, ebenso der eines Tieres, setzt sich mit ihnen in der Regel erfolgreich auseinander, ohne zu erkranken und trainiert so die körpereigene Abwehr. Dies gilt bedingt auch für eine Reihe von Krankheitserregern, wenn diese nur in geringer Menge vorhanden und die Abwehrkräfte des Organismus gut entwickelt sind.

Es ist also in vielen Fällen weniger die mikrobielle Besiedlung an sich, die ein gesundheitliches Risiko darstellen kann, als vielmehr die Art und Anzahl der besiedelnden Keime sowie die Tatsache, dass sich Bakterien in Lebensmitteln oder auf Gegenständen unter günstigen Bedingungen sehr schnell vermehren können. Durch Zellteilung entstehen je nach Art und Lebensbedingungen mehr oder weniger schnell aus einem Keim Tausende von Mikroorganismen.

Da die Vermehrung jedoch selten von einem einzigen Keim ausgeht, sondern meist von einigen Tausend, können sich daraus nach nur wenigen Teilungsschritten schon innerhalb weniger Stunden Millionen von Keimen entwickeln. Ein unsauberes, feuchtes Wischtuch kann deshalb ohne weiteres mit 100 Millionen Keimen/cm2 und mehr besiedelt sein. Werden mit einem solchen Lappen Messer oder Gefässe „gesäubert“, dient das eher der Verbreitung von Keimen als der Reinigung.

Quelle Text: BfR
Bilder: foodaktuell
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