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16.3.2006 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Rarität: Stiefelgeiss-Pastete

Zusammen mit ProSpecieRara und einer Pastetenmanufaktur lanciert die Metzgerei Kauffmann an der Zürcher Bahnhofstrasse exklusiv in Zürich die Rarität "Pâté botté". Dahinter steckt ein Konzept, um Gitzifleisch zu fördern und Stiefelgeissen vor dem Aussterben zu retten.



Die Stiftung ProSpecieRara lanciert zusammen mit der Pastetenmanufaktur von Oliver Niederhäuser im Bernischen Evilard eine Spezialität der raren Art: die "Pâté botté", eine zarte Pastete aus Edelstücken der Stiefelgeiss-Gitzi (Filet und Gigot). Stiefelgeissen heissen in der Westschweiz „Chêvres bottées“, gestiefelte Ziegen. Exklusiv im Kanton Zürich erhalten Pastetenliebhaber in der Metzgerei Kauffmann an der Bahnhofstrasse diese Rarität. Der Ladenpreis beträgt 85.-/kg.

Die cremige und leicht körnige Pastete überzeugt mit ihrem dezent wildähnlichen Aroma und der ausgeprägten Frischkräuternote. Warum fördert ProSpecieRara die Verarbeitung des Stiefelgeiss-Fleisches gerade zu Pastete? Philippe Ammann, Bereichsleiter Tiere erklärt, dass «ein ganzjähriges Hochpreisprodukt sinnvoll ist, zumal die Fleischmengen für ein Massenprodukt fehlen».


Kontraproduktive Saisonalität

Aber ProSpecieRara hofft, dass sich dank der Pasteten die Kunden auch ausserhalb der Osterzeit für Gitzispezialitäten interessieren werden. Dass Gitzifleisch in der Schweiz nur um Ostern gefragt ist, bedeuet für das Stiefelgeissen-Erhaltungsprojekt eine ungünstige Voraussetzung.

Mit der Pastete hofft ProSpecieRara, den Absatz des zartfaserigen Gitzifleisches besser über das Jahr zu verteilen. «Ostergitzi werden zu jung geschlachtet» so Ammann. «Ökologisch und ökonomisch viel sinnvoller wäre es, die etwas älteren Gitzi Ende Sommer zu schlachten, deren Fleisch nach dem Alpsommer viel schmackhafter ist».


Bild: Olivier Niederhäuser giesst sorgfältig die mit Madeira abgeschmeckte Bouillon-Sulze in die noch ofenwarmen Pasten ein. Beim Backen entsteht zwischen der Füllung und dem Deckel ein Hohlraum, in dem die Sulze erstarrt. Der Metzger entwickelte in seiner Pasteten-Manufaktur die "Pâté botté" speziell mit dem exklusiven Stiefelgitzi-Fleisch. Thomas Ernst, Leiter der Kauffmann-Filiale an der Bahnhofstrasse erhält von seinen Kunden «ein gutes Echo». Nur in Zürich besitzt Kauffmann eine vorläufige Exklusivität. In andern Kantonen bestehen keine Einschränkungen.

Gitzi ohne Rassen-Deklaration

ProSpecieRara setzt sich seit 1982 für die Rettung von gefährdeten Nutztierrassen in der Schweiz ein. Unter den 25 bedrohten Rassen wie zum Beispiel den Wollschweinen, den Spiegelschafen oder den Evolèner Rindern sind auch die Stiefelgeissen eine alte Schweizer Ziegenrasse aus dem St.Galler Oberland.


ProSpecieRara fördert diese selten gewordene Ziege, die an ihrem Haarkleid mit den langen, braunen Grannenhaaren erkennbar ist. Je nach Beinfarbe der Ziegen spricht der Züchter vom „Braunstiefel“ oder „Schwarzstiefel“. Über lange Zeit nahm der Bestand der Stiefelgeissen rapide ab. Tradition und Kultur der einheimischen Rassen zählten weniger als Produktionszahlen und Mastleitung. Heute ist der Ziegenmilch- und Gitzifleischmarkt absolut rassenanonym, d.h. solange die Leistungen stimmen, wird nicht nach Rassen gefragt.

Die Mission von ProSpecieRara ist es, den gefährdeten Nutztierrassen neue Perspektiven zu schaffen. Mit dem Landschaftspflegeprojekt konnten in der Westschweiz neue Zuchtgruppe der raren Stiefelgeissen geschaffen werden. Als Widerspruch erscheint auf den ersten Blick die Lancierung der "Pâté botté" im Rahmen dieses Projektes.

Warum unterstützt ProSpecieRara als Erhaltungsorganisation die Schlachtung der Ziegen für die Herstellung der Spezialität? Die traditionellen Nutzttierrassen sind nur entstanden, weil der Mensch sie genutzt hat. Will man die alten Rassen fördern, erscheint der Slogan „Erhaltung durch Genuss“ in einem anderen Licht. Mit jedem Schlachttier, das dank z.B. dank der Lancierung der "Pâté botté" mehr nachgefragt wird, braucht es auch mehr Zuchttiere.

Nachhaltige Erhaltung durch Förderung von Spezialitäten

Es besteht also ein direkter Zusammenhang mit dem Kauf einer Pastete in der Innerstadt von Zürich und der Zunahme der gefährdeten Tierbestände. Um das Projekt nachhaltig zu gestalten ist es von grosser Wichtigkeit, dass das Engagement für die Ziegen nicht dann aufhört, wenn die Tiere vermittelt worden sind. Denn nur wenn die Haltung der Ziegen auch in Bezug auf den Absatz von Spezialitäten interessant ist, kann eine langfristige Absicherung der Rasse sichergestellt werden.

Nebst der Suche nach neuen Haltern und der Schaffung neuer Zuchtgruppen initiierte ProSpecieRara mit den Stiefelgeissen ein Landschaftspflegeprojekt in der Region zwischen Delémont und Biel*. Eine Region, in der die Bewirtschaftung alter Waldweiden gleich hektarweise aufgegeben wird. Mit den extensiven Waldweiden verschwinden artenreiche Trockenstandorte, die Schmetterlingsfreunde und Orchideenliebhaber verzücken. Es geht aber auch ein traditionelles Landschaftsbild verloren.

Gegen den Verlust einer traditionellen Landschaft

In einer modernen Landwirtschaft, in der Rentabilitätsrechnungen die Pflege von Randregionen und deren Kleinstrukturen torpedieren, bleiben die wertvollen Waldweiden auf der Strecke. Menschen, welche diese lichtdurchfluteten Lebensräume erhalten wollen, haben vor allem mit dem Zuwachsen der Weideflächen mit Büschen und Bäumen zu kämpfen. Um dies zu verhindern kommen meist Motorsensen und Kettensägen zum Einsatz. Eine wenig motivierende Arbeit, denn geschnittene Bäume und Büsche schlagen rasch wieder aus und eine Armada an Keimlingen startet unaufhaltsam die Gründung neuer Wälder und die Verdrängung der Wiesen.

Die Lösung dieses Problems ist alt und bewährt: Die Beweidung mit Tieren. ProSpecieRara versucht aufzuzeigen, dass der Einsatz von gefährdeten Ziegen ein ideales Werkzeug für diese Landschaftspflege ist: umweltschonend, sanft und bis auf das Bimmeln der Glöggli lärmfrei. Die Stiefelgeissen bieten sich für diesen Einsatz besonders an, weil sie äusserst robust und geländegängig sind und mit ihren kleineren Euter im buschigen Gelände problemlos vorankommen. (Medienmitteilung und Bilder teilweise von ProSpecieRara)
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