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18.1.2007 - Rubrik: Gastronomie
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Sind Stoffwechsel-Diäten seriös?




Es gibt weit über hundert Diäten, von wissenschaftlich fundierten über esotherische und wirkungslose bis hin zu riskanten. Und intensiv geforscht wird am Einfluss der genetischen Veranlagung auf den Stoffwechsel. Eine Standortbestimmung von der Wissenschaft bis zur Praxis.

Die junge Wissenschaft «Nutrigenomik» geht davon aus, dass die Menschen unterschiedlichen Stoffwechseltypen angehören. Diese sind genetisch festgelegt, und die Gene bestimmen, wie Nährstoffe verstoffwecheslt werden. Aber auch umgekehrt verändern Nährstoffe die Aktivität der Gene. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse fanden Eingang im fünften Schweizerischen Ernährungsbericht.

Die neuen Begriffe benötigen zunächst einmal eine Erklärung:

Nutrigenomik ist die Wissenschaft der molekularen Einflüsse von Genen und Nährstoffen auf Stoffwechsel und Gesundheit. Ein Anwendungsziel ist die Entwicklung von Functional Food für Prävention und Therapie.

Die Nutrigenetik ist ein Teilbereich der Nutrigenomik und erforscht den Einfluss der Gene auf Stoffwechsel und Gesundheit. Anwendungsziele sind die Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Mangelerscheinungen sowie personalisierte Ernährung auf der Basis individueller genetischer Varianten (Genotyping).

Professor Paul Walter (Bild), Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE bestätigt, dass einige genetisch bedingte Stoffwechselkrankheiten bekannt sind, die eine dauernde Anpassung der Ernährung erfordern wie z.B. die Phenylketonurie und die Galaktosämie: «Bei vielen anderen Stoffwechsel-Krankheiten können jeweils mehrere Gene defekt sein. Dies kann zu Störungen bei den entsprechenden Enzymen und somit zu Teilausfällen im Stoffwechsel führen. Hier liefert uns die heutige Forschung laufend neue Resultate, die dann zu individuellen Diäten führen können».



«Trotz Teilerfolgen wird es noch lange dauern, bis man mit Gentherapie Diabetes Typ 1 heilen kann», vermutet Paul Walter, Professor für Biochemie und Ernährungsexperte.


Auch für Diabetes vom Typ 1, bei welchem der Körper zuwenig Insulin produziert, existiert eine genetische Veranlagung. In diesem Fall muss der Zucker-Konsum (vor allem Glukose) streng geregelt werden. Die Wissenschaft arbeitet nun an Techniken, die einen gezielten Ersatz von Genen im Körper ermöglichen, der so genannten Gentherapie. «Obwohl hier schon einige Teilerfolge vorliegen, wird es wohl noch viele Jahre dauern, bis man auf diese Art solche Krankheiten heilen kann», vermutet Walter.

«Aber ob es Übergewichts-Risikogene gibt ist umstritten», so Walter, «ebenso ob man die falschen Gene ersetzen kann und damit das Gewicht halten oder reduzieren kann». So oder so ist es wichtig, rechtzeitig einzugreifen und nicht erst, wenn der Body Mass Index die Alarmgrenze überschreitet. «Bei gesunden Menschen ist die Lebensmittelpyramide trotz individueller Stoffwechsel-Unterschiede die richtige Ernährungsstrategie», betont Walter. «Aber bei kranken muss diese an den Patienten angepassen».

Industriell massgeschneiderte Diätprodukte?

Ob Nutrigenomik dabei helfen kann, weiss man heute noch nicht. Die angewandte Ernährungsforschung wie bei Nestlé praktiziert bringt zwar heute schon massgeschneiderte Functional Foods hervor, etwa für Schwangere, Kinder, Sportler oder Personen mit leicht erhöhtem Cholesterin.


Aber Nestlé forscht gemäss einem Bericht in «Facts» auch an personalisierten Produkten für unterschiedliche Stoffwechseltypen. «Dies setzt Stoffwechselanalysen voraus (Metabolic Typing) um herauszufinden, zu welchem der zahlreichen Typen eine Person gehört», schrieb die Facts-Autorin.

Die Stoffwechsel-Typisierung geht davon aus, dass verschiedene Genotypen auf Nahrungsmittel unterschiedlich ansprechen: Dabei werden beim Ziel einer Gewichtsreduktion Nahrungsmittel in erlaubte und verbotene eingeteilt. Man ermittelt die Typen anhand einer Befragung und einer aufwändigen, teuren Blut-, Urin- oder Speichelanalyse.

Mode oder Wissenschaft?

Es gibt bereits einen boomenden Markt für Bluttests, sogar in Fitness-Studios. Dieses Konzept verfolgt auch die modische aber unwissenschaftliche Blutgruppendiät. Auch die Sonntagszeitung griff das Thema der Stoffwechseldiäten auf und verwies unter dem Titel «Metabolic Typing» auf die Website der Privatklinikgruppe Hirslanden.

Aber dort winkt Stoffwechsel-Spezialist Philippe Beissner ab: «Es existieren keine schulmedizinischen Untersuchungen, welche die Nützlichkeit davon belegen. Daher bieten wir keine solche Untersuchung oder Stoffwechseldiäten an». Der missverständliche Bericht bescherte der Hirslanden-Klinik eine Flut von Anfragen. Wahr ist nur, dass jeder Mensch mit Übergewicht seine besondere Geschichte hat und dass daher Übergewicht viele Ursachen haben kann.

«Eine individuelle Behandlung je nach biologischer und sozialer Situation ist notwendig», bestätigt Beissner. «Die Werkzeuge dafür sind das ärztliche Gespräch, je nach Situation schulmedizinische Labor-Analysen und in einzelnen Fällen die Messung des Ruhe-Kalorienverbrauchs. Aber Tests, ob ein Mensch Rüebli oder Kartoffeln besser verträgt, sind nur Marketing-Gags». Die fachmännische Betreuung durch eine dipl. Ernährungsberaterin ist ebenfalls ein solches Werkzeug.

Weiterlesen: Diätküche in der Care-Gastronomie

Suchbegriff für diesen Bericht: Diät, Nutrigenomik, Functional Food
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