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18.4.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Schweizer Würste erhalten Freipass

Ab dem nächstem Jahr können 1‘900 Tonnen Wurstwaren zollfrei in die EU exportiert werden. Zollfreier Export ist für Bündnerfleisch bereits möglich, dennoch wird nur wenig zollfrei exportiert.



Wer Würste exportieren will, bezahlt er einen Zoll von rund 1.50 bis 2.70 Franken pro Kilogramm. Dies soll sich ändern: Die EU bewilligt der Schweiz im Rahmen der bilateralen Verträge ein so genanntes Nullzollkontingent für Wurstwaren: 1‘900 Tonnen Wienerli, Bratwürste und Co. können so jährlich zollfrei exportiert werden. Im Vergleich zu den heutigen Exporten ist dies eine stattliche Menge. 2006 wurden nur etwa 40 Tonnen Wurstwaren exportiert.

Zuerst muss Kontingent genutzt werden können

Die Fleischverarbeiter rüsten sich. „Im Moment stecken wir in Abklärungen mit der Zolldirektion, um uns über die Möglichkeiten des zollfreien Exports zu informieren”, sagt Davide Elia, Sprecher des Coop-Schlachtbetriebes Bell AG. Bell sei froh um jede Massnahme, die den Export erleichtere. Von diesem Nullzollkontingent profitieren wollen auch die Migros-Tochter Micarna, die zur Fenaco gehörende Carnavi-Gruppe und viele andere Fleischverarbeiter, die bereits heute im Exportgeschäft tätig sind. Wenn so viele exportieren möchten – reichen da die 1‘900 Tonnen?

„Zuerst einmal müssen wir beweisen, dass wir das Kontingent ausschöpfen können. Aber angesichts der Grösse des europäischen Marktes sollte das durchaus möglich sein”, sagt Hans Reutegger, ehemaliger Chef der Berner Metzgerei Meinen AG und Kenner des Fleischexportgeschäfts. Die Schweizer Fleischverarbeiter würden vorerst nicht grosse Mengen des Nullzollkontingents beanspruchen, schätzt Stephan Scheuner, PR-Leiter bei der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft Proviande.

Die Exportkapazitäten müssten vielmehr genau geplant werden. „Wenn eine Wurst in der EU bei den Konsumenten ankommt, muss nachgeliefert werden können”, sagt Scheuner. „Die Nachfrage muss dann auch gedeckt werden können.” Dies sei für die Schweizer Fleischverarbeiter umso schwieriger, weil in Europa die Rohstoffpreise für Fleisch nach wie vor viel tiefer seien.


Auch die Grösse der Betriebe ist ein Handicap. „Der grösste EU-Schlachtbetrieb schlachtet 25‘000 Schweine pro Tag, der grösste Schweizer Schlachtbetrieb bringt es auf 12‘000 Schweine pro Woche”, sagt er. In Europa warte niemand auf die Schweizer Fleischverarbeiter, doch hätten Produkte mit der Marke Schweiz eine gute Chance.

Bündnerfleisch-Kontingent wird nicht genutzt

Für Bündnerfleisch gibt es bereits ein Nullzollkontingent: 1‘200 Tonnen Bündnerfleisch können jährlich zollfrei in die EU exportiert werden. Die Möglichkeiten des zollfreien Exports nutzen die Schweizer Bündnerfleisch-Produzenten aber bei weitem nicht aus. Jährlich werden etwa 240 Tonnen Bündnerfleisch exportiert – das sind mickerige 20 Prozent des Nullzollkontingents. Dies obwohl Bündnerfleisch der Exportschlager unter den Schweizer Fleischwaren ist.

Die Verarbeiter von Bündnerfleisch sind nicht etwa desinteressiert am Export. „Vielmehr stellen sich für die Produzenten unüberwindbare Hürden beim Herstellungsverfahren”, sagt Andrea Mani, Verbandspräsident der Bündner Fleischfabrikanten. „Zur Herstellung von Bündnerfleisch werden spezielle Stücke der Oberschenkelmuskulatur des Rindes verwendet. In der Schweiz gibt es zu wenig davon.” Daher wird der Rohstoff vorwiegend aus südamerikanischen Ländern – insbesondere Brasilien – importiert.

„Nur die Brasilianer können uns die Ware in der gewünschten Qualität und Quantität liefern”, sagt Mani. Der Haken an der Sache ist aber: Aus brasilianischem Rindfleisch hergestelltes Bündnerfleisch kann nicht zollfrei exportiert werden. Denn beim zollfreien Export gilt die so genannte präferenzielle Ursprungsregelung. Diese schreibt vor, dass Rohfleisch zur Herstellung von Bündnerfleisch aus dem europäischen Raum stammen muss.


Statt vom zollfreien Exportkontingent Gebrauch zu machen, müssen die Bündnerfleisch- Exporteure deshalb Zollgebühren von rund acht Franken pro Kilogramm Bündnerfleisch bezahlen. „Jährlich werden etwa 1‘000 Tonnen Bündnerfleisch mit Zollzuschlag exportiert”, sagt Mani.

Gleiche Regelung bei den Würsten

Beim Nullzollkontingent für Wurstwaren gilt die gleiche Ursprungsregelung wie beim Bündnerfleisch: Das Rohfleisch für die Herstellung der Würste muss aus der Schweiz oder aus der EU stammen. Dennoch ist Niklaus Neuenschwander vom Bundesamt für Landwirtschaft überzeugt, dass das Kontingent in absehbarer Zeit ausgeschöpft wird.

„Es werden sicher nicht von heute auf morgen 1‘900 Tonnen Würste in die EU exportiert”, sagt er. „Aber daran, dass das Rohfleisch für die Würste entweder aus der Schweiz oder aus Europa stammen muss, wird der zollfreie Wurstexport nicht scheitern. Denn in der Europa ist genügend Rohfleisch vorhanden, um daraus qualitativ hochstehende Würste herzustellen.”

Fleischexportchancen dank Swissness

Trotz der Preisunterschiede für Schlachttiere zwischen der Schweiz und der EU bestehen nach der Ansicht von Proviande mittel- bis langfristig Chancen, mit Schweizer Frischfleisch den europäischen Markt zu erobern. Davide Elia, Sprecher der im Export tätigen Coop-Tochter Bell AG, sagt hingegen: „Der Export von Frischfleisch und gering verarbeiteten Produkten ist chancenlos.” Die EU-Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Fleischwaren steigt mit dem Verarbeitungsgrad: Wird mehr Wertschöpfung aus dem Produkt geholt, steigt zwar der Verkaufspreis, jedoch verringert sich zugleich die Preisdifferenz zum europäischen Fleischprodukt.

Der weltweite Preisanstieg für landwirtschaftlichen Rohstoffe könnte für die Schweizer Metzger neue Türen im Export öffnen. „Falls der Preis für Rohfleischwaren in der EU weiter steigt und sich dem höheren Schweizer Preisniveau nähert, wird Schweizer Frischfleisch im Ausland konkurrenzfähiger”, sagt Hans Reutegger, ehemaliger Geschäftsführer der Berner Metzgerei Meinen. „Der Swissness-Bonus würde uns zusätzliche Vorteile bringen.”

(Quelle: LID / Helene Soltermann)

Weiterlesen: Fleischbranche rüstet zum Export
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