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Beiträge im Archiv

2.5.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Fleischbranche sieht Chancen beim Freihandel

Schweizer Fleischfachverband sieht Chancen bei offenem Marktzugang zur EU. Momentan beeinflussen Importschranken die Kostenstruktur der einheimischen Fleischwirtschaft. Die Branche sei gut aufgestellt, um in einem offenen Wettbewerb innerhalb Europas zu bestehen.



Die Brüsseler Behörden rechnen nach offiziellen Berichten mit einem Rückgang der europäischen Rindfleischproduktion bis 2014 um 6 Prozent. Die EU wird im Rindfleischbereich noch stärker zum Nettoimporteur werden. In der Schweiz hat die Rindfleischproduktion eine vergleichsweise stärkere Position. Auch mit Blick auf die Entwicklung der internationalen Nahrungsmittelmärkte ist die schweizerische Fleischproduktion grundsätzlich gut aufgestellt.

Hohe Kosten des Grenzschutzes

Allerdings kann der Agrarstandort Schweiz daraus keinen Nutzen ziehen, wenn die Politik der Isolation und Abschottung weitergeführt wird. Im besten Falle würden sich die schleichenden Marktanteilsverluste fortsetzen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass im Rahmen der WTO früher oder später ein massiver Zollabbau, allenfalls kombiniert mit grösseren Import-Zollkontingenten, stattfinden wird. Der Importdruck steigt massiv.

Der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF hat diese Tendenzen, die sich jetzt bestätigen, früh erkannt. Dies ganz einfach deshalb, weil die Nachteile der bisherigen Politik in unserer Branche direkt und schmerzhaft zu spüren sind. Die Versteigerung der Zollkontingente belastet die Fleischwirtschaft mit jährlich 180 Mio Franken. Hinzu kommen weitere Zollabgaben und Administrativkosten im grenzüberschreitenden Verkehr, was zu einem Aufwand von insgesamt über 200 Mio führt. Die Umsatzverluste durch den Einkaufstourismus, die – allerdings bei tieferem Euro-Kurs – bis zu 600 Mio Franken oder 10 Prozent des Fleischkonsums ausmachten, schlagen ebenfalls zu Buche.

Für den Agrarfreihandel mit der EU

Weil mit steigendem Importdruck ohnehin zu rechnen ist und dessen Abwehr hohe Kosten verursacht, aber keinen Erfolg verspricht, hat sich der SFF für eine Offensivstrategie entschieden. Sie besteht darin, dass wir mit den EU-Ländern freien Handel vereinbaren und gleichzeitig sicherstellen, dass keine technischen Handelshemmnisse entstehen. Damit wird der Zutritt zum europäischen Markt gewährleistet. Auch wirtschaftlich lassen sich Exportmöglichkeiten ausrechnen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die ganze Wertschöpfungskette, von den Futtermitteln über den Schlachtviehmarkt bis zu den Fertigmahlzeiten, in den freien Handel einbezogen ist.

Die Delegiertenversammlung des SFF hat am 23. April im Beisein des EU-Botschafters in Bern, Michael Reiterer, den Beschluss des Bundesrates ausdrücklich begrüsst, mit der EU Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen aufzunehmen. Dieses wird durch die Fleischbranche als die klar bessere Perspektive betrachtet, als diejenige der WTO - welche zwar keine Katastrophe darstellen würde - aber kaum verbesserte Exportchancen bietet. Der SFF wird sich deshalb am 30. April an vorderster Front an der Bildung der „Interessengemeinschaft Agrarstandort Schweiz“ beteiligen, welche die Kräfte bündelt, die sich für ein EU-Agrarfreihandelsabkommen einsetzen.

Büttiker gegen geltendes Importsystem

Am 3. März 2008 hat nun auch der Nationalrat die Motion Büttiker zur „Weiterentwicklung der agrarpolitischen Marktordnungen“ mit 95 zu 58 Stimmen überwiesen. Gegen seinen Widerstand erhält der Bundesrat den verbindlichen Auftrag, innert Jahresfrist Vorschläge zu unterbreiten, welche das geltende Importsystem mit seiner Versteigerung der Zollkontingente bei Schlachtvieh und Fleisch weiterentwickeln. Damit haben beide Räte ausdrücklich anerkannt, dass die Versteigerung der Zollkontingente nicht zufrieden stellend ist und gewichtige Nachteile hat. Wesentlich für uns ist die Klarstellung durch das Parlament, dass die Versteigerung von Zollkontingenten kein Dauerzustand sein darf und mittelfristig abgeschafft werden muss.

Cervelas-Problem nur in Kooperation mit EU lösbar

Die Diskussion im Ständerat am 6. März über die Interpellation zum Beschaffungsproblem bei den Rinderdärmen als Hülle unseres Cervelas hat eine Sympathiewelle für die Schweizer Wurstspezialitäten ausgelöst. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes hat die Unterstützung der Bundesbehörden zugesagt. Die Arbeiten sind in vollem Gang. Sie zeigen uns, dass die Globalisierung auch vor einem ur-schweizerischen Produkt nicht Halt macht. Wir müssen lernen, damit umzugehen, aber die besondere schweizerische Qualität aufrecht zu erhalten. Dies ist die grundsätzliche Dimension des Cervelas-Problems. Der SFF wendet sich deshalb gegen irgendwelche „Schuldzuweisungen“ und will die Schwierigkeit mit der EU und nicht gegen sie lösen.
(Quelle: Ständerat Rolf Büttiker (Bild), Präsident des Schweizer Fleisch-Fachverbandes SFF / 29.4.2008)

Thesen des Schweizer Fleisch-Fachverbandes

Die Abgeordnetenversammlung des Schweizer Fleisch-Fachverbandes SFF – das schweizerische „Metzgerparlament“ – hat am 23. April die Frage eines Freihandelsabkommens mit der EU im Agrar- und Lebensmittelbereich beraten. Grundlage waren 10 Thesen der leitenden Organe, welche zustimmend diskutiert wurden. Mit 72 Ja, bei drei Enthaltungen und ohne Gegenstimme wurde eine Resolution beschlossen, welche gewisse Eckwerte für die bevorstehenden Verhandlungen aus der Sicht der Fleischbranche festlegt.

1. Von den „goldenen Fesseln“ zu konkreten Nachteilen
Der Schutz der schweizerischen Landwirtschaft durch hohe Zölle und mengenmässige Einfuhrbeschränkungen ist weltweit besonders stark ausgeprägt. Auch die Fleischverarbeiter und das Metzgereigewerbe haben ursprünglich von diesem Schutz profitiert. Dieser Schutz ist heute nicht nur zur „goldenen Fessel“ geworden sondern hat sich in ganz konkrete Nachteile verkehrt.

2. Bessere Entfaltung einer Qualititätsstrategie
„Klein, aber fein“ und: „Klasse vor Masse“ wird auch künftig unsere Devise sein. Der Grund für den europaweit tiefsten Pro-Kopf-Konsum liegt im hohen Preisniveau, bedingt durch den Grenzschutz. Bei einem an unsere Nachbarländer angeglichen Preisniveau können wir durch eine Qualitätsstrategie mit „Premiumprodukten“ eine breitere Schicht von Konsumenten ansprechen. Der europäische Vergleich zeigt, dass wir das Kundenpotential in der Schweiz bisher nicht voll ausgeschöpft haben.

3. Hohe Kosten des Grenzschutzes
Die Kosten des Grenzschutzes zahlen die Fleischverarbeiter selber und ganz direkt: Die Branche wird mit jährlich 180 Mio Kosten der Versteigerung der Zollkontingente belastet, was einer Fleisch-Sondersteuer gleichkommt. Mit dem Einkaufstourismus sind zeitweise 600 Mio oder bis zu 10% der Umsätze verloren gegangen. Der Einkaufstourismus hängt nicht von der Leistung des Metzgers ab, sondern vom Wechselkurs. Dieser sorgt zwar momentan für Entspannung, was sich wieder ändern kann.

4. Diskriminierung der Fleischverarbeitung
Der Zolltarif schützt vor allem Schlachtvieh und Frischfleisch, und begünstigt teilweise sogar den Import von Verarbeitungsprodukten. Das Beispiel von Trockenfleisch ist besonders deutlich. Der Druck nach Marktöffnung steigt. Heute bewirkt er punktuelle Löcher im Grenzschutz – zulasten von Verarbeitungsprodukten, ohne positive Wirkung auf unsere Einstandspreise. Die WTO-Welthandelsrunde wird früher oder später zu zusätzlichem Importdruck führen.

5. Befreiungsschlag unumgänglich
Das Versteigerungsverfahren und der Einkauftourismus sind Folgen einer defensiven Haltung. Wir beseitigen sie im Handel mit den Ländern der EU durch den Übergang zu einer Offensivstrategie. Ein Agrarfreihandelsabkommen bietet diese Chance im Verhältnis mit den Nachbarländern, die gewissermassen unsere „natürlichen“ Handelspartner sind.

6. Risiken sehen und ernst nehmen
Ein Agrarfreihandelsabkommen bringt die Risiken einer zusätzlichen Importkonkurrenz mit sich, auch bei Frischfleisch und Wurstwaren. Das sinkende Preisniveau wird Druck auf die Verarbeitungskosten ausüben. Produkte ohne qualitativen Mehrwert werden einem härteren Wettbewerb ausgesetzt. Das Agrarfreihandelsabkommen bietet sich nicht als Spaziergang an sondern als harter und steiniger Weg zu besseren Rahmenbedingungen.

7. Neue Perspektiven und Chancen
Unsere Einstandspreise werden hingegen international wettbewerbsfähig. Der Einkaufstourismus entfällt bzw. wird durch den Qualitätswettbewerb bestimmt und ist damit keine Einbahnstrasse mehr. Den Fleischwarenfabrikanten öffnet sich ein Markt von 490 Mio Konsumenten. Sie haben die Chance, Umsatzverluste, die sich aus der Konzentration im Detailhandel ergeben, durch Exporte zu kompensieren.

8. Chancen grösser als Risiken
Wenn bei Wurstwaren überhaupt ein Preisgefälle gegenüber dem benachbarten Ausland besteht, ist es geringer als bei Schlachtvieh und Frischfleisch. Für die Fleischverarbeiter sind deshalb grundsätzlich die Chancen eines Freihandels grösser als dessen Risiken. Die Positionierung von Wurstwaren als regionale Spezialitäten und regionale Vermarktungsstrukturen sind erfolgsversprechende Strategien auch bei offenen Grenzen.

9. Zum Nutzen des Agrarstandortes Schweiz
Das Metzgereigewerbe und die Fleischverarbeiter wollen eine starke Schlachtviehproduktion im Inland. Da wir einen von zwei Franken im Ausland verdienen, wird die Öffnung des Agrar- und Lebensmittelmarktes kommen. Eine begleitete, proaktive Öffnung ist auch für die Landwirtschaft selbst vorteilhafter als der schleichende, aber definitive Verlust von Marktanteilen. Ein Agrarfreihandelsabkommen stärkt deshalb den Agrarstandort Schweiz.

10. Begleitmassnahmen auch für Fleischverarbeiter
Ein Agrarfreihandelsabkommen liegt aus diesen Gründen im Interesse sowohl der Primärproduktion als auch der Fleischwirtschaft – aber nicht zu jedem Preis. Die abschliessende Beurteilung hängt vom Ergebnis und insbesondere den flankierenden Massnahmen ab. Die Grenzöffnung muss umfassend und darf nicht punktuell sein. Die Begleitmassnahmen müssen auch für die Fleischverarbeiter die Anpassung an das neue Umfeld erleichtern.

Weiterlesen: Agrarabkommen kommt Schweiz zugut
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