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17.5.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Schweizer Bio-Tofu mit Potenzial

Die Bio-Tofurei von Noppa und Jürg Helbling im Zürcher Oberland arbeitet erfolgreich mit trendigen Produkten. Seit neuestem produzieren sie Schweizer Tofu – aus Soja von Schweizer Bauern. Die Bio-Tofurei im zürcherischen Rüti will Tofu aus der Chörnli-Picker-Ecke herausholen. Aber der Ruf der Soja hat in den letzten Jahren gelitten: Im Zusammenhang mit abgeholzten Tropenwäldern, mit Futtermitteln in Massentierhaltung, Gentechnik, aber auch mit Rohstoffspekulanten an den internationalen Warenbörsen.




Die gebürtige Chinesin Noppa Helbling kreiert Convenience-Produkte aus Tofu, beispielsweise Tofu-Bällchen.
(Bild: epp)


Die meisten Menschen rümpfen instinktiv die Nase, wenn ihnen Tofu aufgetischt wird. Klar: Der Proteingehalt ist rekordverdächtig hoch. Gesund ist er wohl auch. Trotzdem ziehen viele das richtige Fleisch dem vermeintlichen Ersatz vor. Lieber ein kräftiges Steak zwischen den Zähnen, als die undefinierbare gummige Masse aus Soja, sagen sie sich. Die Vegetarier-Szene erhebt seit vielen Jahren quasi den alleinigen Besitzanspruch auf Tofu. Und so ist es gekommen, dass Tofu bis jetzt seine Rolle des reinen Fleischersatzes nicht abstreifen konnte. Dabei wäre er eigentlich viel mehr als das. In Asien weiss das jeder. Dort wird Tofu in der Küche als Beilage oder in Saucen verwendet und das durchaus auf dem gleichen Teller mit Fleischgerichten.

Die Bio-Tofurei Noppa AG im zürcherischen Rüti will Tofu aus der Chörnli-Picker-Ecke herausholen. Und davon profitieren jetzt Schweizer Bio-Bauern. Bisher verwendete die Tofurei in der Produktion ausschliesslich Bio-Soja aus Brasilien. "Ich war immer skeptisch, ob es Schweizer Soja gibt, die unseren hohen Qualitätsansprüchen genügt", sagt Geschäftsführerin Noppa Helbling. Doch Versuche mit Schweizer Sorten haben sie nun überzeugt. Und das will etwas heissen. Denn die gebürtige Chinesin hat Tofu sozusagen im Blut. Ihre Firma hat deshalb mit der Westschweizer Produzentenorganisation Progana einen Abnahmevertrag für 20 Tonnen Bio-Soja abgeschlossen. Das entspricht immerhin der Fläche von 10 Hektaren.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt?

Währenddem der weltweite Soja-Anbau boomt, steckt er in der Schweiz in einer Art Dornröschenschlaf. Die Entwicklung der Anbauflächen in den letzten Jahren gleicht einer Achterbahn. Nach der Liberalisierung des Ölsaatenmarktes vor bald zehn Jahren brach der Anbau vorerst fast ganz ein. Zwar erholte er sich noch einmal bis zu einem beachtlichen Niveau, doch weitere Budgetkürzungen des Bundes führten schliesslich erneut zu einem starken Rückgang der Flächen. Im letzten Jahr wurden schätzungsweise noch 1‘000 Hektaren Soja angebaut.

Die Zukunft des Soja-Anbaus in der Schweiz ist alles andere als gesichert. Denn mit den auf dem Weltmarkt gehandelten Preisen können die Schweizer Bauern nicht mithalten, trotz den gegenwärtigen hohen Preisen bei den Agrarrohstoffen. Zudem sind die klimatischen Voraussetzungen in der Schweiz nicht allzu ideal. "Bei Lagen über 500 Metern über Meer ist der Soja-Anbau fast nicht möglich", sagt der erfahrene Bio-Soja-Produzent André Horisberger aus Chavannes-le-Veyron. Die Anbaugebiete liegen deshalb vor allem in der Westschweiz.

Horisberger ist einer von vier Biobauern, die von den Anbauverträgen mit der Tofurei in Rüti profitieren. Dabei hatte es im letzten Jahr nicht gut ausgesehen: Ein geplantes Projekt mit einem Grossverteiler verlief im Sand. Plötzlich fehlte ein Abnehmer für 14 Tonnen Bio-Soja. Da kam der Ruf aus Rüti gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ist da der Prinz gekommen, der Dornröschen wach küsst? Kann gut sein, wenigstens im relativ beschränkten Bio-Segment. "100 bis 150 Hektaren Bio-Soja sind in der Schweiz möglich", ist Horisberger überzeugt. Heute sind es erst zwischen 20 und 30 Hektaren.



Schweizer Tofu ist gefragt

Die Noppa AG würde noch mehr Bio-Soja aus der Schweiz kaufen. "Wir wollen unsere Produktion mindestens verdoppeln", sagt Jörg Helbling, Mitinhaber und Verwaltungsratsmitglied der Tofurei. Das Interesse an Tofu mit dem Schweizer Kreuz sei gross. "Unsere Abnehmer waren sofort Feuer und Flamme, als wir sie darauf ansprachen." Trotzdem: Die brasilianischen Produzenten – alles Kleinbauern – möchte Helbling in Zukunft nicht hängen lassen. Es gehe schliesslich um Existenzen von Familien. Doch diese kämpfen noch mit einem ganz anderen Problem. Da in Brasilien immer mehr der in Europa so ungeliebten gentechnisch veränderten Soja angebaut wird, wächst das Risiko von Verunreinigungen in der Ernte.

Das wird wiederum zum Vorteil für die Schweizer Bio-Sojabauern. Denn in der Schweiz ist der Anbau von gentechnisch veränderten Produkten verboten. "Wir vermehren unser Saatgut selbst. Deshalb wissen wir, dass unsere Soja gentechfrei ist", sagt Soja-Bauer Laurent Godel aus Domidier FR. Sein Vater Roger ist übrigens einer der Pioniere der Biosoja-Produzenten in der Schweiz. Zusammen mit André Horisberger besuchte sein Sohn Laurent Godel kürzlich den Ort, wo ihre Soja zu sämigem Tofu verarbeitet wird. Nach den Rückschlägen in den letzten Jahren keimt bei ihnen nun neue Hoffnung: "Das Engagement der Noppa AG hat hoffentlich eine Zugwirkung auf andere potentielle Soja-Produzenten", sagt Horisberger.

Und: Er ist überzeugt, dass die Tofulinos, Gemüsemedaillons oder anderen neu kreierten Produkte dem Tofu-Absatz in der Schweiz zu neuem Schwung verhelfen werden. Bei den anderen Tofu-Herstellern stagniere der Absatz nämlich. Die Wachstumszahlen bei der Noppa AG von fast 50 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr sprechen aber für sich. Dass die verwendete Soja nun auf Schweizer Äckern wächst, ist für die Helblings umso schöner. "Ich freue mich jetzt schon, unsere Produzenten auf ihren Soja-Feldern persönlich zu besuchen", sagt Jörg Helbling.

Convenience-Produkte aus Tofu

Der Ruf der Soja hat in den letzten Jahren gelitten: Im Zusammenhang mit abgeholzten Tropenwäldern, mit Futtermitteln in Massentierhaltung, Gentechnik, aber auch mit Rohstoffspekulanten an den internationalen Warenbörsen. Schade eigentlich. Und korrekturbedürftig: "Die Soja ist eine anspruchslose Pflanze, die aus wenig Boden sehr viel herausholt", sagt Noppa Helbling. Zudem passt die Soja gut in die Fruchtfolge, und als Leguminose hat sie die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft im Boden zu speichern.

Soja enthält bis zu 50 Prozent Proteine und kann es daher locker mit Fleisch aufnehmen. Zur Herstellung von tierischem Protein braucht es allerdings viel mehr Energie. Ein Vorteil für die Soja also, auch im Hinblick auf Diskussionen über Klimawandel und CO2. Und das spüren die Helblings. Die Wochenproduktion von Tofu hat sich vervielfacht und beträgt zurzeit 1‘000 Kilogramm.

Bio-Fast-Food

Doch im Lagerraum in Rüti stehen eben nicht nur die Säcke mit den Sojakörnern, sondern auch solche mit Mohnsamen, Sesam, Dinkelmehl und exotischen Gewürzen. Denn der klassische, weisse Tofu "Nature" wird zu einem grossen Teil von den Helblings und vier Mitarbeitenden zu so genannten Convenience-Produkten weiterverarbeitet. Tofu-Schnitzel-Mix mit Sweet Chili-Sauce, Gemüsemedaillons, oder Tofu-Bällchen mit Sonnenblumenkernen beispielsweise. Das zeigt, dass sich auch Schnellesser gesund und mit einem reinen ökologischen Gewissen ernähren können.

Zudem liegt das offensichtlich im Trend. Das Entscheidende dabei: Der Tofu schmeckt nach etwas! Und das ist der Verdienst von Noppa Helbling, die die neuen Produkte kreiert. Das Wissen aus ihrer Heimat bringt sie gekonnt ein und trifft offenbar damit den Geschmack von immer mehr Gastronomen und Detaillisten. Zur Kundschaft zählen unter anderem die Filialen der vegetarischen Gastronomie-Kette Tibits, die im Herbst einen Standort in London eröffnet. Schweizer Tofu in England, weshalb nicht? (Infos: noppa.ch)
Text: LID David Eppenberger

Weiterlesen: Vegiprodukte anbieten
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