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Beiträge im Archiv

25.11.2007 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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SFF-Tagung 2007 zum Fleischexport

Im 2008 darf ein Kontingent von 3715 Tonnen Fleisch(waren) aus der Schweiz in EU-Staaten zollfrei exportiert werden. Im Gegenzug kann die gleiche Menge unter gleichen Konditionen aus den EU-Staaten in den Schweizer Gross- und Detailhandel gelangen: Die hartnäckige politische Arbeit der mittelständischen Fleischwirtschaft hat sich ausbezahlt und wird zum Vorzeigemodell für andere Branchen. Die Chancen zur Erschliessung von neuen Absatzmärkten sind intakt. Bericht zur SFF-Tagung anlässlich der Igeho 07.


Exportprodukte der Berner Metzgerei Meinen, Export-Pionier im Wurstwaren-Segment. Bei der Ettikette fällt die Swissness auf, einer der Erfolgsfaktoren. Das Schweizerkreuz ist leicht abgewandelt, damit keine Kollision mit den Schutzrechten des Bundes am Schweizerwappen entstehen.

Es ist kein Zufall, dass die 13. Fleisch-Fachtagung des Schweizer Fleischfachverbandes SFF am 19.11.2007 zum Thema „Marktöffnung – neue Chancen für die Fleischwirtschaft“ am gleichen Tag wie eine Pressemitteilung des EU-Ministerrats Akzente in der Schweizer Fleischwirtschaft setzte. Während vorwiegend aus Deutschland und Italien tiefpreisige Fleisch- und Wurstwaren und einige Delikatessen importiert werden, steht der Weg offen, hochwertiges Schweizer Fleisch in Gourmet-Märkten sowie der Spitzengastronomie der Nachbarstaaten und im attraktiven Exportmarkt England zu positionieren.

Wie die Frifag AG, Märwil/TG an der Igeho/Mefa-Messe 2007 am gleichen Tag mitteilen konnte, erzielt sie im bereits stärker liberalisierten Geflügelmarkt schon dieses Jahr sehr gute Verkaufszahlen im benachbarten Vorarlberg. Marktführende Anbieter im Hochpreissegment wie Bell, Traitafina, Carnavi und auch die Migros haben sich intensiv auf die Marktöffnung vorbereitet. Dahinter stehen seit Jahren aufgebaute Zuchtprogramme, wie jenes der Schweizerischen Vereinigung der Ammen- und Mutterkuhhalter SVAMH, der Inhaberin des SwissPrim-Labels, das sie an Traitafina lizenziert.

Um auf dem EU-Fleischmarkt bestehen zu können, muss die gesamte Wertschöpfungskette von der Tiergenetik bis hin zu Marketing und Logistik europatauglich sein. Und um von der Genetik zu einem marktfähigen Fleischprodukt zu gelangen, beträgt der Zyklus bei Rindern mindestens sechs Jahre.

Wie Ständerat Rolf Büttiker als Präsident des SFF darlegte, ist die Lebensmittelbranche in der EU kein Sonderfall. Sie kann sich einer Internationalisierung ebenso wenig verschliessen wie die Maschinenindustrie. Von zahlreichen Sonderregelungen geschützt, muss sie ihren eigenen Weg zur Marktöffnung finden.

Wie das Beispiel des EU-Landes Österreich zeigt, müssen struktureller Wandel und Wettbewerbsverzerrungen durch öffentliche Mittel abgefedert werden. Büttiker plädierte wiederholt für eine rasche Marktöffnung mit Begleitmassnahmen, um Wettbewerbsvorteile im internationalen Strukturwandel zu gewinnen. Wie sich diese für die Fleischwirtschaft in der Schweiz konkret gestalten, liess jedoch der Taktiker gegenüber dem federführenden EVED offen.

Beispiele von Export-Erfolgen

Roland Bernet betreibt in Obermumpf/AG nur zwei Kilometer von der Grenze zu Deutschland einen Familienbetrieb mit dreissig Mitarbeitenden. 2003 ergab sich ein Kontakt zum Europapark in Rust, dessen Gastro-Grossbetrieb sich für Schweizer Qualitätsprodukte interessierte. Nach zahllosen Anfragen bei Behörden und Organisationen war durch das Massnahmenpaket des Bundesrats vom November 2005 und nach mehreren Inspektionen am 1. Januar 2007 nach nahezu drei Jahren der Weg frei für eine Fleischimport-Bewilligung. 2007 kann die Metzgerei Bernet bereits einige Tausend Kilo Fleisch an die Gastronomie des Europaparks absetzen. Die Bewilligungen und Inspektionsberichte füllen mehrere Aktenordner.

Marcel Gähwiler, Leiter Verkauf der Traitafina AG gelang es 2006 für den Schweizerischen Nationalfeiertag in Berlin 1400 kg Zürich Geschnetzeltes aus SwissPrimGourmet-Fleisch nach Berlin zu liefern. Dank Unterstützung der Schweizer Botschaft als Gastgeberin und dem Bundesamt für Landwirtschaft reüssierte das Projekt „Just in Time“. Der Erfolg war überwältigend. Schweizer Fleisch wurde von den anspruchsvollen Konsumenten ebenso gewürdigt wie von der Gastro- und Fachpresse.



Dank der positiven Erfahrungen wird die Traitafina AG als Botschafterin für Schweizer Fleisch auch an der Grünen Woche im Januar 2008 in Berlin präsent sein und dies erstmals mit aktiver Verkaufsförderung. Deutschland und insbesondere der Grossraum Berlin mit mehr als 3 Millionen Einwohnern ist ein viel versprechender Exportmarkt im Hochpreissegment.

Bild: Traitafina-Marketingleiter Max Rusterholz präsentiert seine Igeho-Neuheit, Fleisch und Wurstwaren mit einem besonders hohen Gehalt an gesunden Omega-3-Fettsäuren.


Reinhard Kainz zeigte aus der Sicht eines EU-Landes auf, welche Konsequenzen die Übernahme des EU-Fleischhygienerechts auf die Betriebe in Österreich hatte. Das EU-Hygienerecht war in den Jahren vor und nach dem Beitritt von Österreich zur EU einem starken Wandel unterworfen. Die Investitionen zur Umstellung wurden aus Mitteln der EU und des Bundestaats mit mehr als 300 Millionen Euro unterstützt.

Die grösseren Betriebe mit Handelsketten als Abnehmer hatten bereits vorausschauend und auf eigenes Risiko entsprechende Anpassungen vorgenommen. Ohne Begleitmassnahmen und finanzielle Unterstützung hätten jedoch etwa 70 Prozent der kleinen Metzgereien die Anforderungen nicht erfüllen können. Mit der Marktöffnung dürfte sich die gleiche Problematik 2008 auch für die Schweizer Fleischwirtschaft stellen.

Vorurteile gegenüber einer Marktöffnung für regionale Märkte konnte Martin Fuchs, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Fleischer-Verbandes entkräftigen. Am Beispiel des Reinheitsgebotes für deutsches Bier zeigte Fuchs überzeugend auf, wie Qualität die Wertschöpfung im überregionalen Markt verbessern kann. Er plädierte für Qualitätsgemeinschaften und für ein „Reinheitsgebot“ der deutschen Fleischbranche. Die Nahrungsmittelsicherheit ist gemäss der Strategie der deutschen Metzger ein wesentliches Argument für eine Spitzenposition im europäischen Wettbewerb.

Negative Folgen der Marktöffnung abfedern

In der anschliessenden Diskussion wurde bemängelt, dass für die EU-Staaten verbindliche Qualitätsstandards, an denen sich auch die Schweiz orientieren könnte, zum Teil bewusst verzögert werden. Es geht nicht an, dass die Schweiz als Nichtmitglied der EU höhere Anforderungen zu erfüllen hat, als beispielsweise Polen.

Insgesamt zeichnete sich die Fachtagung durch eine vertiefte Weiterentwicklung der schweizerischen Fleischbranche im Hinblick auf eine offensive Exportstrategie aus. Es bestand ein breiter Konsens darüber, dass der Bund die finanziellen Folgen der Marktöffnung für kleine und mittlere Unternehmen und für die Landwirtschaft durch Sonderbeiträge ausgleichen soll. Offen ist, ob diese Beiträge im Bereich von mehreren hundert Millionen Franken der Produktions- und Absatzförderung dienen werden oder im Gegensatz dazu den Strukturwandel verzögern. (Text: Dr. David Meili)

Weiterlesen: Region und AOC als Exportstrategie
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