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Beiträge im Archiv

2.2.2008 - Rubrik: Backwaren & Confiserie
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Happy Birthday Toblerone

Zum Hundertjahre-Jubiläum wird die Toblerone aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und gefeiert. Sie ist gleich hinter Coca Cola die bekannteste Lebensmittelmarke in der Schweiz und eines der bekanntesten Schweizer Produkte im Ausland. Sie wird in Bern und nur dort für die ganze Welt hergestellt. Ein Rückblick auf 100 Jahre Turbulenzen.




Zu Erfolg der Toblerone hat vor allem die clevere Idee der Riegelform geführt sowie hundert Jahre Aufbauarbeit. Sie wird heute in 120 Länder exportiert. Bild: Brasilien.


Für Jean-Paul Rigaudeau, Direktor von Kraft Foods Europe, döste die Toblerone über viele Jahre als eine „Sleeping Beauty“ vor sich hin. Kraft Foods übernahm Produkt und Produktionsstätten 1990 aus dem Portfolio des Unternehmers Klaus Jacobs.

Auf dem für Süsswaren hart umkämpften Testmarkt im Grossraum London wurden neue Varianten, wie „Toblerone Fruit & Nuts“ auf ihre Marktfähigkeit überprüft. Das Produkt kam bei den Konsumenten derart gut an, dass Kraft Foods auch in der Schweiz ins Marketing investierte und weiter investieren wird. 2007 konnte der Verkauf dank Fernsehwerbung und gezielten Aktionen an Point of Sales (POS) um dreissig Prozent gesteigert werden. Daniel Meyer, Direktor von Kraft Foods Schweiz betont die gute Zusammenarbeit mit dem Detailhandel und einem der nach wie vor wichtigsten Absatzkanäle für das Schweizer Nationalprodukt, die Duty Free Shops.

Während in den zwanziger Jahren noch für die „Vitaminhaltigkeit“ der Toblerone durch Schweizer Milch, Honig und Mandeln geworben werden konnte, kann der Riegel heute nicht mehr als Functional Food angepriesen werden. Ein Vorläufer des aktuellen Trends war die Toblerone dennoch, und die Markttests in der Schweiz wie in England zeigen die hohe Akzeptanz der neuen Produktelinie auch bei kalorien- und gesundheitsbewussten Konsument/innen auf. Diese und viele weitere Reminiszenzen aus der Unternehmensgeschichte wurden in einem informativen Buch und in einer Wanderausstellung aufgearbeitet.

Toblerone im historischen Rückblick

Die „Berner Chocolade-Fabrik Tobler & Co AG“ entstand aus der kleingewerblichen Confiserie der aus Lutzenberg/AR in das Vorortsquartier Länggasse eingewanderten Familie Tobler. Sohn Theodor Tobler und sein Cousin Emil Baumann führten das Unternehmen zum Weltruf.

Im Länggassquartier in Bern führte der Vater von Theodor, Jean Tobler (1830—1905), ein gebürtiger Appenzeller, seit 1868 seine «Confiserie spéciale». Er hatte den Konditorberuf in St. Gallen und in Paris erlernt. Als er in Bern sein Geschäft eröffnete, verkaufte er vor allem selbstangefertigte Spezialitäten, unter Verwendung der von verschiedenen Fabrikanten gelieferten Couverturen. Tobler verkaufte bald soviel Schokolade, dass er sie selbst herstellen wollte. So wurde er zum Schokoladefabrikanten. 1899 gründete er mit seinen Söhnen die «Fabrique de Chocolat de Berne, Tobler & Cie».

Wer die Toblerone wirklich erfand, war noch in den fünfziger Jahren Gegenstand einer zwischen den Familien Tobler und Baumann ausgetragenen Leserbrief-Fehde in einem Frauenmagazin. Fest steht, dass Emil von einer Studienreise im Elsass mit einem Rezept zurückkam, wie man Nougat vom Typ Montélimar, mit Milchschokolade kombiniert. Gemäss Legende soll die erste Toblerone in der Privatküche der Familie Tobler entstanden sein. Am 29. März 1909 wurde die Patentschrift mit dem heute noch gültigen Basisrezept in Bern hinterlegt. Diese ist öffentlich zugänglich und in der Jubiläumsschrift publiziert.

Der Name Toblerone entstand aus aus Tobler und Torrone (Nougat). Die Spur hierzu führt nach Turin. 1905 übernimmt Theodor Tobler für den damals enormen Betrag von 2,7 Millionen Franken die Schokoladefabrik „Michele Talmone“, die Gianduia herstellte. Auch wenn entsprechende Belege fehlen, kann man annehmen, dass Tobler vor allem an der in Italien schon weiter entwickelten und für die Grossproduktion entscheidenden Verfahrenstechnik interessiert war.

Die Produktion in Bern und das internationale Vertriebsnetz expandierten rasch. Die Schoggifabrik Tobler wurde vor dem Ersten Weltkrieg zum grössten Industriebetrieb der Stadt Bern. In der Wirtschaftskrise setzte Theodor Tobler seinen Expansionskurs weiter und bereiste die USA, um dort ein Netz von 150 Vertretern aufzubauen.

Wegen massiver Überschuldung übernahm 1931 der Berner Wirtschaftsanwalt Otto Wirz als Sachwalter die Kontrolle über das Unternehmen. Ein Jahr zog sich Theodor Tobler verbittert ins Privatleben zurück, nachdem er unter Umgehung des Verwaltungsrats eine Billigschokolade zur Rettung der Firma zu lancieren versucht hatte.

In den Achtziger Jahren gab es noch drei Formate und mehrere Rezepte für die Toblerone. Jedes Herstelland fuhr einen Extrazug. Bei der Harmonisierung entschied sich die Konzernzentrale für das Schweizer Rezept und die deutsche, etwas längere Form.

Während in den dreissiger Jahren der Konsum von Schokolade stagnierte, zeigte sich in den vierziger Jahren mit dem Wachstum der Bevölkerung eine Trendwende ab. Die von Otto Wirz konsequent durchgeführte Sanierung des Unternehmens konnte 1954 nach mehr als zwanzig Jahren abgeschlossen werden. „Tobler“ wurde wieder kapitalmarktfähig und schlitterte mit neuem Geld in die nächsten Abenteuer. Zunehmend wurde in Auslandniederlassungen mit Partnern produziert, so in Stuttgart, Bedford in England und selbst in Australien. 1960 trug der in Bern erwirtschaftete Umsatz nur noch ein Viertel zum gesamten Konzernumsatz bei.

In den Geschäftsberichten der Aktiengesellschaft wurden Risiken vertuscht und vermutlich Bilanzen beschönigt. 1970 ging die Niederlassung in Turin in Konkurs, nachdem einige Jahre zuvor eine Zusammenarbeit mit Ferrero am Veto der Berner Verwaltungsräte scheiterte. Die Schulden beliefen sich in Italien bei einem Eigenkapital von nur 8 Millionen auf nahezu 30 Millionen Franken.

Tobler wurde schrittweise zum Übernahmekandidat für Suchard. Auch auf dem Heimmarkt zeichneten sich Probleme ab. Die Migros unterlief mit einer eigenen Produktion das sorgsam gehütete Preiskartell der Schokoladeproduzenten. Es gelang ihnen nicht, mit eigenen Billiglinien dem raschen Wachstum der Migros und später von Coop entgegenzutreten.

1970 wurde Tobler von der Suchard Holding übernommen, die sich sodann Interfood S.A nannte und zu einem Mischkonzern der Lebensmittelbranche wurde, der sich ohne erkennbare Strategie an Hotels, Gemüse- und Geflügelproduzenten in Spanien beteiligte. 1979 wurde die Toblerone in neun europäischen Ländern und auf vier Kontinenten produziert.

Doch Interfood gelang eine Kehrtwende. Im Rahmen eines Sparprogramms wurde bis 1992 die Produktion der Toblerone in einer bereits anfangs der achtziger Jahre geplanten und 1985 provisorisch eingeweihten Fabrik in Bern-Brünnen konzentriert. Finanziert wurde das Projekt durch den Verkauf der Liegenschaft in der Länggasse an den Kanton Bern, der die alten Fabrikgebäude zur neuen „Unitobler“ umgestaltete.

Als 1982 der Bremer Kaffeehändler Klaus Jacobs die Interfood S.A. kaufte und in Jacobs Suchard AG umbenannte, konnte die Konsolidierung auf Konzernebene erfolgen. Doch Klaus Jacobs musste seine Geschwister auszahlen und sich derart verschulden, dass er 1990 sein gesamtes Aktienpaket an den Konsumgüterkonzern Philip Morris verkaufte.



Die junge, dynamische Tobleronefabrik-Direktorin Isabell Pehnke vertritt als gebürtige Berlinerin leidenschaftlich die „Swissness“ der Toblerone und die Schweiz als Produktionsstandort für den globalen Markt.


Die Reaktionen in der schweizerischen Finanzpresse schwanken 1990 zwischen Entrüstung und Bewunderung. Erstmals wurde ein schweizerisches Traditionsunternehmen von einem global tätigen Konzern übernommen. Doch die Politik von Kraft Foods kam mittlerweile selbst in Bern gut an. Die Milch für die Toblerone wird nach wie vor aus dem Emmental bezogen und ein grosser Teil des Zuckers aus der Zuckerfabrik Aarberg.

Toblerone Line Extensions:

1969: zartbittere TOBLERONE Dunkel.
1973: TOBLERONE Weiss.
1995: TOBLERONE Mini (12,5 g)
1996: Einführung der ersten gefüllten TOBLERONE -TOBLERONE Blau.
1997: Die Toblerone Pralinés
2006: Toblerone One by One: Einzeln verpackte Zacken in fünf Sorten.
2007: Toblerone Fruit & Nuts

Buchtipps:

Feuz, Patrick, Andreas Tobler und Urs Schneider. Toblerone. Die Geschichte eines Schweizer Welterfolgs. Herausgegeben von Kraft Foods. Bremen 2008. Leicht lesbar, gut illustriert, kritisch, vermittelt ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte.

Rossfeld, Roman. Schweizer Schokolade. Industrielle Produktion und kulturelle Konstruktion eines nationalen Symbols 1860-1920. Baden/Schweiz 2007. Voluminös, oft zu akademisch und an der wissenschaftlich überholten Theorie der „kulturellen Konstruktion“ orientiert. Interessante neue Fakten zur Unternehmensgeschichte von Suchard, leider nur bis 1920.

Text: Dr. David Meili, Bilder: David Meili und foodaktuell.ch

Weiterlesen: Schweizer Schokolademarkt im Überblick
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