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4.4.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Tiermehle bald wieder verfüttern?

Die BSE-Krise ist überwunden - für die Schweine- und Geflügelproduzenten ein Grund, Tiermehle wieder den Tieren zu verfüttern statt es zu Brennmaterial für die Zementproduktion zu verarbeiten. Das BVET findet dies aber verfrüht, und auch Centravo ist nicht daran interessiert. Ausserdem wäre der Aufwand gross für die nötige Trennung nach Tierart.




Mit dem Tiermehl in den Schweinetrog. Aufgrund der BSE-Gefahr darf den Schweinen kein Tiermehl mehr verfüttert werden. Die Schweineproduzenten wollen dies jetzt ändern.


Nach der BSE-Krise war klar: In Futtermittel darf kein Tiermehl mehr drin sein, denn der Rinderwahnsinn breitet sich über das Futter aus, welches Tiermehl aus Schlachtnebenprodukten enthält. Im letzten Jahr ist in der Schweiz erstmals seit 17 Jahren kein BSE-Fall aufgetreten. Zeit also, das Tiermehlverbot wieder zu lockern, finden Geflügel- und Schweineproduzenten. Umso mehr, als seit der BSE-Krise Sojaschrot das Tiermehl als wichtiger Eiweissträger im Futter abgelöst hat. Und Soja wird immer knapper und teurer.

Derzeit liegt zwar beim Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) noch keine konkrete Anfrage für die Verfütterung von Tiermehl auf dem Tisch. In der Branche würden jedoch bereits Gespräche laufen, wie Ruedi Zweifel, Direktor des Kompetenzzentrums der schweizerischen Geflügelwirtschaft Aviforum, sagt. „In der Geflügelbranche fallen jährlich rund 15‘000 Tonnen hochwertige Schlachtnebenprodukte an und müssen entsorgt werden, statt dass sie als Eiweissträger im Futter verwendet werden”, so Zweifel.

Nicht nur die Geflügelproduzenten wollen die knapp gewordene gentechfreie Soja wieder durch Tiermehl ersetzen, sondern auch die Schweineproduzenten. Denn auch dort fallen die Futtermittelkosten ins Gewicht. „Tiermehl aus der Schweiz ist ökologischer als importierte Soja”, sagt Beat Wandeler vom Schweineproduzentenverband Suisseporcs. Denn erstens würden in Südamerika vielerorts Regenwälder gerodet, damit Soja angepflanzt werden könne. Und zweitens müsse Soja aus Übersee in die Schweiz transportiert werden, während hier hochwertiges Tiermehlprotein entsorgt werde.

Poulet würde nicht billiger

Tierische Eiweissträger wären also in der Schweiz verfügbar. Trotzdem: Würde man bei der Fütterung die pflanzlichen Eiweissträger mit Tiermehl ersetzen, könnten die Futtermittelkosten nicht merklich gesenkt werden, geschweige denn der Preis für Poulet oder Eier an der Verkaufsfront.

Die Verfütterung von Schlachtnebenprodukten ist an zwei Voraussetzungen gebunden, darüber ist man sich in der Branche einig: Erstens muss gewährleistet sein, dass bei Wiederkäuern, die Vegetarier sind, keine tierischen Eiweisse im Futtertrog landen. Zweitens gilt das Kannibalismus-Tabu: Sowohl Schweinen als auch Hühnern dürfen keine Nebenprodukte der eigenen Art verfüttert werden.

Diese beiden Voraussetzungen könnten gewährleistet werden, indem die verschiedenen Futtermittel auf ihrem ganzen Produktionsweg – vom Hof über den Schlachthof bis zur Futtermühle – strikte voneinander getrennt werden. Dies ist zwar machbar, jedoch auch mit Aufwand und Kosten verbunden. Für Ruedi Zweifel zählen derzeit aber nicht primär die Kosten. „Wichtiger für uns ist die Verfügbarkeit der Ware”, sagt er. Und diese sei beim Tiermehl besser gewährleistet als beim Sojaschrot.


Beim BVET ist man grundsätzlich offen für Diskussionen mit den Geflügel- und Schweineproduzenten. Auch in der EU werden Diskussionen darüber geführt. „Aber heute sind die Voraussetzungen für eine Lockerung des Fütterungsverbots von Tiermehl sicher noch nicht gegeben”, sagt BVET-Sprecher Marcel Falk.

Tiermehl wird zu Brennmaterial für Zement

Derzeit werden in der Schweiz tierische Reststoffe, also jene Schlachtnebenprodukte, welche nicht andersweitig verwertet werden können, zu Tierfett und Tiermehl verarbeitet und dann verbrannt. Das Tierfett wird dabei grösstenteils anstelle von Heizöl eingesetzt und das Tiermehl als Brennmaterial in der Herstellung von Zement verwendet. „Der Vorteil dabei ist, dass keine Schlacke anfällt und der Energieträger völlig CO2-neutral ist”, erklärt Georg O. Herriger, Mediensprecher der Centravo in Lyss, der grössten Verwertungsfirma von Schlachtnebenprodukten in der Schweiz.

Die derzeitige Verwertungsart von Tiermehl ist aber auch für die Centravo nicht befriedigend. „Anstatt dieses werthaltige Produkt sinnvoll zu verwerten, muss für seine Entsorgung sogar noch bezahlt werden”, gibt Herriger zu bedenken. Derzeit koste die Entsorgung von Tiermehl rund 30 bis 50 Franken pro Tonne. Im Gegensatz zu den Geflügel- und Schweineproduzenten denkt jedoch die Centravo nicht daran, das Tiermehl wieder zu Schweine- und Geflügelfutter zu verarbeiten.

„Der Entscheid, Tiermehl als Futtermittel zu verbieten, war in den Neunziger Jahren im Zusammenhang mit der BSE-Krise gefällt worden”, so Herriger. Dies sei ein Grundsatzentscheid, der aufgrund von Sicherheitsaspekten gefällt worden sei und nicht einfach so rückgängig gemacht werden könne. Zudem sei die Trennung von Reststoffen bei der Centravo schlicht und einfach nicht möglich.

In der Schweiz muss grundsätzlich jedes Tier, welches schwerer als zehn Kilo sei, entsorgt werden. Bei der Centravo werden daher alle Kadaver – vom Huhn über den Hund bis zur Kuh – als so genannte „gemischte Rohware” angeliefert und ohne Trennung verarbeitet.

Dennoch will die Centravo künftig mehr aus dem Tiermehl herausholen als nur einen Brennstoff für die Zementindustrie, wie Herriger sagt. „Eine sinnvollere Methode wäre es, mit Tiermehl gezielt Energie zu produzieren”. Im Gegensatz zur Zementproduktion, bei der die Produzenten für die Entsorgung zahlen müssen, könnte die Energieproduktion gewinnbringend sein.

Text: LID Helene Soltermann. Bilder: foodaktuell.ch

Weiterlesen: Klon-Rinder in USA ohne BSE-Prionen - Wie BSE entstand und zur Krise führte
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