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Beiträge im Archiv

24.4.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Milchmarkt 2007 im Rückblick

Die Milchproduktion hat im Jahr 2007 mit Einlieferungen von 3,26 Millionen Tonnen Milch ein Allzeithoch erreicht. Insgesamt konnte die Milch zu Produkten mit höherer Wertschöpfung verarbeitet und besser verkauft werden.


Der Milch/produkte-Absatz entwickelte sich in verschiedenen Segmenten höchst erfreulich. Erstens wurde dank der internationalen Preishausse bei den Trockenprodukten die Stützung hinfällig, und zweitens hat sich die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten sehr positiv entwickelt.

Der Pro-Kopf-Konsum hat im Jahr 2007 erneut um 13 Kilogramm Frischmilch-Äquivalent zugenommen und stieg auf 405 Kilogramm an. Damit weist der Milchkonsum seit dem Tiefstpunkt im Jahr 2005 in zwei aufeinander folgenden Jahren eine positive Entwicklung auf. Milch, Käse, Butter und Co. liegen also wieder im Trend.

Der herausragende Schrittmacher beim Pro-Kopf-Konsum war eindeutig der Käse. Hier stieg der Verbrauch um 700 Gramm pro Kopf an und erreichte mit 20,7 Kilo ein Rekordhoch. Aber nicht nur im Inland wurde mehr Schweizer Käse verkauft. Auch im Export nahm der Absatz um gut 3’200 Tonnen zu. Trotz der vollständigen Liberalisierung des Käsemarktes zwischen der Schweiz und der EU war unsere Käse-Aussenhandelsbilanz in Milchäquivalent leicht positiv.

Internationale Marktlage

Die überraschenden Preisentwicklungen an den internationalen Milchproduktemärkten haben wir eingehend analysiert und diskutiert. Gestützt auf den Wissens- und Erfahrungsaustausch mit europäischen Marktexperten bin ich überzeugt, dass die Ereignisse des letzten Jahres eine Trendwende am Milchmarkt markieren. Die deutlich sichtbar gewordenen Megatrends sowohl auf der Nachfrage- wie auch auf der Angebotsseite stellen dabei einen wichtigen Schlüssel für die Markteinschätzung der kommenden Monate und Jahre dar.

Die drei Megatrends Nachfragesteigerung, Flächenkonkurrenz und Angebotsinstabilität werden auch in den kommenden Jahren einen starken Einfluss ausüben. Deshalb dürfen wir uns im Moment von der Saisonalität der Einlieferungen nicht aus dem Konzept bringen lassen.


Ein wichtiges Element für die künftige Markteinschätzung ist auch die Tatsache, dass nicht einmal zehn Prozent der Weltmilchproduktion länderübergreifend gehandelt werden. Im Jahr 2006 lag die Weltmilchproduktion bei rund 650 Millionen Tonnen. Hingegen exportierten die weltweit acht grössten Milchexporteure, angefangen von Neuseeland über die EU zu Australien und den USA bis zur Schweiz auf Rang 8, zusammen lediglich 41 Millionen Tonnen beziehungsweise nur 6,3 Prozent!

Fakt ist also: Der grösste Teil der Weltmilchproduktion wird direkt in den Erzeugerländern verbraucht. Der bedeutendste Teil der Exportmenge wird mit Verträgen zu fixen Preisen kontrahiert. Was deshalb an den Spotmärkten noch gehandelt wird, ist das Abbild eines Restmarktes von 10 Prozent und deshalb wenig repräsentativ. Das gilt sowohl für Ausschläge nach unten wie auch nach oben.

Für das Jahr 2008 deuten viele Zeichen darauf hin, dass das Angebot in Neuseeland und Australien erneut unter den Erwartungen liegt. Ob die USA und die EU die Versorgungslücke abdecken können, ist zurzeit trotz steigenden Einlieferungen fraglich.

Per 1. März ist uns in der Schweiz ein Preisanstieg nicht gelungen. Dank dem aufgebauten Druck seitens der Milchproduzenten konnte aber eine Diskussion zur Anpassung der Milchpreise in die andere Richtung, wie dies in Deutschland derzeit stattfindet, verhindert werden. Ich bin zuversichtlich, dass bei international stabilen Marktverhältnissen die nächsten Gespräche im Mai substantielle Ergebnisse bringen werden. Denn dann dürfte das Angebot schweiz- und weltweit für mehrere Monate saisonal wieder knapp sein.

Letztes Jahr hat sich jedoch gezeigt, dass das Ergebnis der Preisverhandlungen nur bedingt von der Marktlage abhängt. Ebenso wichtig ist, dass sich unsere zahlreichen Organisationen für den Milchverkauf besser aufstellen und nicht im Alleingang den Verhandlungsabschluss suchen.

Wir Milchproduzenten brauchen jetzt rasch höhere Preise, weil die Produktionskosten rasch und stark angestiegen sind. Futtermittel sind inzwischen 15 Prozent, Treibstoff ist 18 Prozent und Dünger 30 Prozent teurer als noch vor wenigen Monaten.

Provokation aktiver Veredelungsverkehr

Trotz dem erfreulichen Marktverlauf gab und gibt es auch immer wieder Tiefschläge und Provokationen abzufangen. Die jüngste Affäre haben uns die Schokoladehersteller mit ihren Gesuchen um aktiven Veredelungsverkehr eingebrockt. Die Fakten dazu haben wir im SMP-Infoexpress vom 4. April dargestellt. Deshalb beschränke ich mich heute darauf, diese zu kommentieren.

Erstens verhinderten die längerfristigen Kontrakte für Milchpulver im Sommer 2007 eine frist- und marktgerechte Erhöhung der Produzentenmilchpreise. Zweitens ist es bedenklich, wie das Image Schweiz leichfertig aufs Spiel gesetzt werden kann. Denn welchen Wert soll eine Schweizer Milchschokolade im Export noch verkörpern, wenn nicht einmal Schweizer Milchpulver drin sein soll?

Cailler: Nicht nur Schweizer Milch sondern sogar Greyerzer-Milch. Hergestellt nicht aus Milchpulver sondern aus Kondensmilch.

Die Branche hat sich schliesslich verpflichtet, mehr als 6 Millionen Franken, davon 2,3 Millionen Franken aus der Kasse des Milchstützungsfonds, zur Verbilligung der inländischen Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Denn es liegt im Interesse aller Milchproduzenten, dass der Absatz von Schweizer Milchprodukten in diesen Monaten mit saisonal bedingt hohen Einlieferungen flüssig bleibt und kein zusätzlicher Mengendruck durch den Einbruch der Nachfrage entsteht. Die Branche hat nun ihren Teil zur Problemlösung beigetragen. Gefordert ist jetzt die Verwaltung, um in Brüssel die Aussenhandelsmodalitäten wieder an die Realität der Märkte heranzuführen.

Entwicklung der Rahmenbedingungen

Die Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen finden weiterhin in hohem Tempo statt. Auf nationaler Ebene nehmen wir derzeit auf verschiedene Pakete Einfluss. Das 2. Verordnungspaket zur Umsetzung der AP 2011 beinhaltet unter anderem die Festsetzung der Direktzahlung für Milchkühe wie auch die Modalitäten für die Versteigerung der Importkontingente von Butter und Milchpulver.

Die Ansätze für die Neuausrichtung des Direktzahlungssystems werden jetzt diskutiert. Hier wollen wir mit unserem Hauptanliegen überzeugen, dass die Produktionsleistung der Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert erhalten muss, selbstverständlich unter Wahrung der massgebenden Nachhaltigkeitskriterien.

Auf dem internationalen Parkett ist es momentan schwierig, den Verlauf der WTO-Verhandlungen richtig zu deuten. Die einen meinen, dass bis Mitte Mai ein Verhandlungsdurchbruch erzielt werden könnte. Wahrscheinlicher ist aber eher, dass noch längere Zeit nichts passieren dürfte. Aber man muss auf der Hut sein.

Agrarfreihandel Schweiz – EU

Konkret auf dem Tisch ist nun der Beschluss des Bundesrates, mit der EU Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen zu führen. Die SMP hat bereits 2006 zur Diskussion um ein mögliches Agrarfreihandelsabkommen mit der EU Stellung genommen. Damals verlangte die SMP vom Bundesrat seriöse Antworten auf die vielen offenen Fragen. Zum Beispiel: Wie können die Einkommensrückgänge in der Landwirtschaft kompensiert werden? Wo bestehen reale Exportchancen und wo muss mit Importdruck gerechnet werden? Wann werden die internen Rahmenbedingungen angepasst, damit Einsparungen bei den Produktionskosten realisiert werden können? Diese Fragen blieben bis heute unbeantwortet.

Die SMP sieht in einem Freihandelsabkommen heute insgesamt mehr Risiken als Chancen für die Produzenten. Und zwar aus folgenden Gründen: Das Sektoreinkommen aus der Milchproduktion würde um 30 Prozent auf 1,6 Milliarden Franken sinken.Die Kaufkraft der Schweizer Haushalte ist heute auch bei Schweizer Nahrungsmittelpreisen sehr hoch, viel höher als in allen Ländern der EU. Warum sollte ein Schweizer Bauer nur den EU-Preis bezahlt bekommen, wenn alle anderen Einkommensgruppen vom höheren Schweizer Lohnniveau profitieren wollen?

Die SMP hat bereits früh auf alternative Vorgehensweisen hinwiesen. Wir bedauern deshalb sehr, dass der Bundesrat bei jenen Produktionsrichtungen, die anscheinend eine Marktöffnungen wünschen, nicht den Weg über die Evolutivklausel aufgrund der Bilateralen Verhandlungen suchte.

Aber wir haben nur zur Kenntnis genommen, dass der Bundesrat die Verhandlungen aufnehmen will. Daran können wir nichts ändern. Wir werden die sich stellenden Fragen abklären. Dazu wollen wir eine Arbeitsgruppe über die gesamte Wertschöpfungskette Milch ins Leben rufen, welche die Auswirkungen auf den Milchsektor abschätzen wird. Unsere eigenen Ergebnisse werden die Grundlage für unsere Forderungen bilden.



Text: Auszug aus dem Referat von Peter Gfeller, Präsident der Schweizer Milchproduzenten SMP an der Delegiertenversammlung der SMP vom 16. April 2008
Porträt : SMP
andere Bilder : foodaktuell.ch


Weiterlesen: Milchbranche im Überblick
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