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14.11.2008 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Freihandel mit welchen Produktarten?

Die Preisdifferenz von Rohfleisch zwischen der Schweiz und dem Ausland ist massiv. Grund dafür ist das höhere Schweizer Preisniveau, insbesondere die höheren Futtermittelkosten. Deshalb sieht der Schweizer Fleischfachverband ein Agrarfreihandels-Abkommen mit der EU als Befreiungsschlag. Die Nummer Drei unter den Metzgereien stellt sich jedoch quer.



Insbesondere im Export von verarbeiteten Fleischwaren wie Würste, Cervelas oder Trockenfleisch steckt laut Schweizer Fleischfachverband SFF Potenzial. Denn die Preisdifferenz zum europäischen Fleischprodukt verringert sich mit der Zunahme des Verarbeitungsgrades – und damit vergrössert sich die Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Fleisch im Ausland.

Trotz Grenzschutz werden bereits heute verarbeitete Fleischwaren exportiert. Die Nummer Eins unter den Fleischexporteuren ist laut eigenen Angaben der Fleischverarbeiter Del Maître in Genf. Die Firma hat in Frankreich Fuss gefasst, obschon ihre Fleischwaren rund ein Viertel teurer sind als vergleichbare französische Produkte. «Die Franzosen kaufen unsere Bratwürste und Cervelats, weil wir uns einen Namen als regionaler Lieferant gemacht haben», sagt Del Maître-Geschäftsführer Joseph Aeby.

Bei offenen Grenzen könnten die Schweizer Bauern billiger produzieren und die Metzger könnten folglich das Schlachtvieh auch billiger kaufen. Frischfleisch wäre aber im Ausland preislich nicht konkurrenzfähig, glaubt Aeby. «Auch die Marke Schweiz wäre kein Verkaufsargument», sagt er. Argentinien sei viel zu gross und zu bekannt für sein Fleisch, die kleine Schweiz könnte dem Land den Spitzenplatz nicht streitig machen.

Paul Lüthi junior, Geschäftsführer der Berner Fleischverarbeiter Meinen AG und Lüthi & Portmann, begrüsst ein Agrarfreihandelsabkommen. Doch ist für ihn der Export von Schweizer Frischfleisch kein Thema, solange die Preisdifferenz so gross ist. Wie Aeby setzt auch Lüthi im Exportgeschäft auf verarbeitete Produkte wie Schinken, Original Berner Würstli und Charcuterie-Spezialitäten. «Solche Qualitätsprodukte kommen bei den Europäern an», sagt er.


Einer, der ans Potenzial von Frischfleisch im Ausland glaubt, ist Hermann Bader (Bild), Geschäftsführer der Traitafina AG in Lenzburg AG. Zwar ist auch er der Meinung, dass ein gewöhnliches Schweizer Schweinskotelett im Ausland nicht verkauft werden kann. «Das Fleisch muss einen sichtbaren Mehrwert bieten», sagt Bader. Und diesen Mehrwert hat er seinen Produkten bereits verpasst. Beispielsweise produziert die Traitafina AG Schweinefleisch mit Omega-3-Fettsäuren, welche sie unter der Marke «SwissPrimGourmet» verkauft. Auch kann der Konsument die Herkunft des Fleisches dank der Etikette im Internet zurück bis zum Bauernhof verfolgen. «Wir müssen kreativ sein und uns von der ausländischen Konkurrenz differenzieren», erklärt Bader.

Eher Export von Spezialitäten

Nichts wissen von einem Agrarfreihandelsabkommen will Kurt Baumann, Geschäftsführer der Reber AG in Langnau BE (Bild unten). Mit einem Umsatz von 160 Millionen Franken pro Jahr ist die Reber AG einer der grösseren Fleischverarbeiter in der Schweiz. «Mit ausländischen Betrieben verglichen sind wir ein Würstchen», sagte Baumann kürzlich vor Journalisten, die auf Einladung des Fleischfachverbandes durch seinen Betrieb geführt wurden. «Der Export läuft primär auf Schweizer Spezialitäten heraus. Da können wir mit Frischfleisch nicht mithalten», so Baumann.


Die Reber AG ist ein Produktionsbetrieb der Firma Ernst Sutter AG, die wiederum der Fenaco gehört. Neben der Reber AG sind der Ernst Sutter AG fünf weitere Fleischverarbeitungsbetriebe angeschlossen, nach dem Coop-Schlachtbetrieb Bell AG und der Migros-Tochter Micarna ist die Ernst Sutter AG die Nummer Drei unter den Schweizer Fleischverarbeitern. Die Fenaco ist ein klarer Gegner des Agrarfreihandelsabkommens, wie Fenaco-Chef Willy Gehriger immer wieder betont. Ein Schweizer Fleisch- verabeiter zahle im Oktober 5.14 Franken für Schweinefleisch pro Kilogramm Schlachtgewicht, während ein europäischer Fleischverarbeiter umgerechnet etwa 2.60 Franken zahlen müsste, rechnet Gehriger vor.

«Wenn die Grenzen offen und das Futter billiger wäre, könnten die Schweizer Schweinemäster nur gerade 50 Rappen pro Kilogramm billiger produzieren». Dies würde aber die Preisdifferenz zum europäischen Schweinefleisch kaum verringern. «Mit Schweizer Frischfleisch sind die Schweizer Fleischverarbeiter nie und nimmer konkurrenzfähig», folgert Gehriger.

Kleine nehmen es gelassener

Während sich die mittelgrossen Fleischverarbeiter betreffend offenen Grenzen nicht einig sind, ist die Meinung bei den ganz Grossen bereits gemacht. Die Bell AG und die Micarna sind als Tochterbetriebe von Coop und Migros klar für ein Agrarfreihandelsabkommen. Die kleinen Fleischverarbeiter indes mischen sich nicht heftig in die Diskussion ein. Urs Angst, Geschäftsführer der gleichnamigen Metzgerei Angst AG in Zürich, will die Zukunft nehmen, wie sie auch immer kommt. Er sei zu klein, um eine eigene Meinung zum Abkommen zu haben. Vielleicht hätte ein gutes Filetstück von gesunden Schweizer Tieren im Ausland theoretisch Chancen, sinniert Angst. «Doch der Export von solcher Ware ist eine absolute Illusion, weil es in der Schweiz bereits viel zu wenig Edelstücke auf dem Markt gibt».

Martin Schwander, Geschäftsführer der Dorfmetzgerei Schwander im bernischen Riggisberg, sieht sich nicht gross von einem Freihandelsabkommen tangiert. «Das Abkommen bietet vor allem für grössere industrielle Fleischverarbeiter eine Chance», sagt Schwander. «Wir als Kleinbetrieb vertrauen darauf, dass die Leute aus der Region bei offenen Grenzen weiterhin bei uns einkaufen».

Schweizer Frischfleisch wird wohl bei offenen Grenzen im Export keine grosse Chance haben. Werden die Schweizer Metzger jedoch im Gegenzug von einer Frischfleischlawine aus der EU mit Billigware überschwemmt? Rolf Büttiker, Präsident des Fleischfachverbandes verneint: «Beim Frischfleisch spielt die Regionalität und der Ursprung für die Konsumenten eine wichtige Rolle. Die Kunden stehen zu Schweizer Fleisch». (Quelle: LID / Helene Soltermann)

Weiterlesen: Fleischbranche sieht Chancen beim Freihandel
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