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2.4.2010 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Fleisch-Güggeli von Eierrassen?

Weil männliche Küken von Legehühner-Rassen keine Eier legen, werden sie getötet. Sie zu mästen, lohnt sich nicht. Eine deutsche Hühnerzuchtfirma hat nun einen Versuch mit Mistkratzerli gemacht, die von einer Legehühner-Rasse stammen.



Männliche Küken, die von Legehennen stammen, fressen viel mehr Futter als ihre Kollegen, die für die Pouletmast gezüchtet werden. (Bild: LID)

Hühner sind Spezialisten. Entweder legen sie möglichst viele Eier und sorgen dafür, dass die Schweizer mit Oster- und Frühstückseiern versorgt werden können, oder sie wandeln Futter so um, dass sie nach ihrem Tod als zartes Pouletbrüstchen auf dem Teller landen. Eier legen können nur Hennen, die männlichen Küken der Legehühner-Rassen müssen nach dem Schlüpfen wohl oder übel getötet werden. In der Schweiz schlüpfen pro Jahr rund zwei Millionen Legehennen – und somit auch zwei Millionen Hähnchen, die als so genanntes tierisches Nebenprodukt enden.

Legehuhn lässt sich nicht mästen

Das Problem wäre gelöst, wenn ein so genanntes Zweinutzungshuhn gezüchtet werden könnte: Hennen und Hähne würden zartes Fleisch liefern, gleichzeitig wären die Hennen gute Eierlegerinnen. Alle bisherigen Versuche zeigen: Ein rentables Zweinutzungshuhn lässt sich nicht züchten. Beim Aviforum, dem Kompetenzzentrum der schweizerischen Geflügelwirtschaft, wurden diesbezüglich bereits Versuche gemacht. Dabei wurden junge Hähne von ausgewählten Legehennen-Rassen gemästet. Die Resultate sind ernüchternd: Männliche Nachkommen von Legehennen-Rassen fressen drei Mal mehr Futter als ihre Kollegen, die von Masthühner-Rassen abstammen.

Zudem braucht der junge Hahn der Legehennen-Rasse viel länger, bis er sich ein vergleichbares Gewicht angefressen hat. Weil die Futterkosten bei der Pouletproduktion einen grossen Teil ausmachen, würden sofort die Produktionskosten steigen. Auch bildet sich beim Hahn kein wohlgeformtes und kompaktes, sondern ein eher längliches Brüstchen. Doch genau dieses wohlgeformte Pouletbrüstchen ist das wertvollste Stück Fleisch im Verkauf.

Hühnerzuchtfirma will Stubenküken mästen

Die deutsche Hühnerzuchtfirma Lohmann Tierzucht im norddeutschen Cuxhaven, die auch Zuchthühner in die Schweiz verkaufen, hat ähnliche Versuche gemacht – mit den gleichen Resultaten. Doch gerade hat Lohmann einen anderen Versuch abgeschlossen, um das Problem der Kükentötung anzugehen. Männliche Küken, die von Legetieren abstammen, werden zu so genannten "Stubenküken" gemästet. Lohmann-Chefgenetiker Rudolf Preisinger erklärt: "Die Küken werden 50 Tage gemästet und dann mit einem Gewicht von rund 650 Gramm geschlachtet." Zum Vergleich: Ein konventionelles Mastpoulet (Bild) wird in halber Zeit doppelt so schwer.


Das Stubenküken ist laut Preisinger etwas in Vergessenheit geraten. Früher war es in der guten Stube unter der Ofenbank am wärmsten. Weil die Hühnchen nach dem Schlüpfen viel Wärme brauchen, wurden sie bis zur Geschlechtererkennung unter der Ofenbank aufgezogen. Die Hühnchen wurden danach zu Eierproduzentinnen, die Hähnchen geschlachtet und ihr Fleisch konsumiert.

"Rein wirtschaftlich betrachtet bietet das Stubenküken keine Vorteile", sagt Preisinger. Es frisst nicht nur drei Mal mehr Futter als ein für die Mast gezüchtetes Huhn, auch bei der Schlachtung würde es Probleme geben: Weil das Stubenküken nur 650 Gramm schwer wird, wäre es für die kommerziellen Schlachtanlagen zu klein, denn diese Anlagen sind auf die Schlachtungen von grösseren Mastpoulets ausgerichtet. "Trotz all diesen Nachteilen müssen wir vom tierschützerischen Aspekt her gesehen etwas unternehmen, um eine sinnvolle Alternative zur Tötung direkt nach dem Schlüpfen zu finden", so Preisinger.

Mit dem Gewissen werben

Theoretisch wäre das Problem schnell gelöst. "Wenn jeder deutsche Konsument durchschnittlich nur ein halbes Stubenhähnchen pro Jahr essen würde, könnten alle männlichen Legehähnchen aufgezogen und verkauft werden", sagt Preisinger. Doch praktisch ist es erst ein Versuch, der Preisinger gemacht hat. Die grosse Frage wird sich stellen, ob die Konsumenten bereit sind, statt einem schönen grossen Poulet ein etwas kleineres und teureres Stubenküken zu kaufen.


Stubenküken von Mastrassen heissen in der Schweiz Mistkratzerli oder Coquelets sowie bei der Firma Kneuss «Güggeli». Sei können männlich oder weiblich sein und sind noch nicht geschlechtsreif.

In der Schweiz ist der Name Stubenküken nicht geläufig. Kleine Poulets sind hierzulande unter dem Namen Mistkratzerli oder Coquelet bekannt. "Diese kleinen Hähnchen stammen heute jedoch alle von Mastpoulet-Rassen", sagt Willy Baumann. Baumann ist Berater von Demeter, des Verbandes für biologischen Anbau auf anthroposophischer Grundlage, und er hat in der Schweiz bereits verschiedene Versuche mit Zuchthühnern initiiert und auch schon mit der deutschen Hühnerzuchtfirma Lohmann zusammengearbeitet.

Und er ist zuversichtlich, was den Versuch von Lohmann betrifft: "Wenn das Projekt marketingmässig geschickt aufgezogen würde, böte es eine Chance. Nicht der Preis dürfte das Argument sein, sondern das gute Gewissen der Konsumenten." Der Konsument müsste sich also bewusst sein, dass er mit dem Kauf eines Poulets aus der Legehühner-Rasse ein Leben eines jungen Hähnchens verlängert. (Text: LID / Helene Soltermann)

Weiterlesen: Alte Legehennen für Bratwürste statt Biogas
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