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9.4.2010 - Rubrik: Backwaren & Confiserie
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Wie mehr Biogetreide produzieren?

Weniger als ein Viertel des in der Schweiz verbrauchten Biogetreides wächst auch hier. Einige Bauern wollen mit "Bundes-Bio" den Engpass beim Biogetreide beheben. Auch versprechen neue Bio-Beizmittel bessere Erträge. Bio Suisse distanziert sich von einem Knsope-Bauern, der die Preise für Bioprodukte zu hoch findet und auf mehr Fläche Biogetreide kostengünstiger nach der Bioverordnung des Bundes produzieren will.


Ist Bio Suisse teilweise schuld an den hohen Preisen für Bioprodukte, da sie sozusagen eine Monopol-Stellung innehat? Ein Biobauer löst eine Kontroverse aus.

Sowohl die Biobauern-Organisation Bio Suisse als auch der Schweizerische Getreideproduzentenverband möchten den Anbau von Biogetreide, insbesondere Bio-Brotgetreide, vorantreiben. Denn derzeit werden nur 34 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Bio-Brotgetreides auch im Inland angebaut. Rechnet man zum Bio-Brotgetreide auch noch das Bio-Futtergetreide hinzu, so macht die inländische Produktion gerade noch 20 bis 30 Prozent am gesamten Verbrauch aus.

Nur ist die Forcierung des hiesigen Anbaus von Biogetreide keine einfache Sache: Viele Biobauern sind Bergbauern und die Fruchtfolge der Biobauern, die überhaupt Biogetreide anbauen können, ist schon jetzt getreidelastig. Zudem sind die Erträge im Bio-Getreidebau tiefer als im konventionellen Anbau. Allerdings machen die besseren Preise für Bio-Brotgetreide die tieferen Erträge ökonomisch wett. Ein anderes Problem im Biogetreidebau ergibt sich durch teilweise krankes Biosaatgut, das den Ertrag um bis zu 50 Prozent schmälern kann.

Zwei neue Bio-Beizmittel

"Wird konventionelles Getreidesaatgut über den Handel vertrieben, so muss es zertifiziert sein und ist somit auch standardmässig gebeizt, das heisst mit Pflanzenschutzmitteln behandelt", sagt Thomas Hebeisen, zuständig für Sorten und Saatgut an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART). Solch routinemässiges Vorbeuge-Handeln steht nicht in Einklang mit den Prinzipien des Biolandbaus. Seit 1995 überprüft zwar die Forschungsanstalt ART das Bio-Saatgut für Getreide regelmässig auf "samenbürtige" – das heisst durch die Samenkörner übertragene – Krankheiten wie die Brandkrankheiten Stink- oder Steinbrand sowie Schneeschimmel (siehe Kasten).

Je nach Gesundheits- oder Krankheitsbefund des Saatguts gibt die ART dann Empfehlungen für die untersuchte Saatgut-Charge ab – die Empfehlung etwa, dass eine bestimmte Charge mit einem Bio-Beizmittel wie etwa Cerall oder Cedomon zu behandeln sei. Beide Beizmittel sind neu auf dem Markt und für den biologischen Anbau zugelassen. Die Wissenschaftlerin Irene Bänziger untersucht zusammen mit weiteren ART-Forschern die Gesundheit von Biogetreide-Saatgut und gibt solche Empfehlungen ab. "Ich habe aber keine Ahnung, ob unsere Empfehlungen auch befolgt werden", sagt sie. Da es sich um eine Empfehlung handelt, wird deren Einhaltung auch nicht überprüft.



Befall mit Weizenstinkbrand: mit dunkeln Brandbutten besetzte Ähre, gespreizte Ährchen (links) und gesunde, geschlossene Ährchen (rechts). (Bild: H. Krebs, ART)


Tatsache ist, dass das genossenschaftliche Unternehmen "Saatzucht Düdingen" bei der Ernte 2007 eine verstärkte Präsenz von samenbürtigen Krankheiten auf Saatgetreide festgestellt hat. Die zehn Lieferanten, die ihr Biosaatgetreide der Saatzucht Düdingen liefern, bauen ihre Saat Saatgetreide auf 16 Prozent der insgesamt 340 Hektaren grossen Vermehrungsfläche in der Schweiz an.

Weitere Saatgutunternehmen mit Biosaatgetreideproduktion sind unter anderem die Sativa Rheinau AG und die Semag in Lyssach AG. Laut Oswald Perler von der Saatzucht Düdingen muss ein Viertel des Biosaatguts jeweils gebeizt werden. Eine Beizung wird notwendig, wenn die für den Befall vorgeschriebenen Grenzwerte überschritten werden.

Behandlung mit Wasser statt mit Beize

Nebst der Behandlung mit den Beizmitteln Cerall oder Cedomon können samenbürtige Krankheiten auch mit einer Warmwasser-, Heisswasser- oder Dampfbehandlung bekämpft werden. Die Warmwasserbehandlung kommt jedoch teuer zu stehen, weil das Getreide nach der Behandlung eine Feuchtigkeit von 28 Prozent aufweist und es wieder auf 14 Prozent runtergetrocknet werden muss. Die Dampfbehandlung wirkt nicht bis in den Kern des Getreidekorns, wo sich auch Krankheitserreger befinden können.

Gemüse-Saatgut hingegen kann mit einer Dampfbehandlung gut von Krankheitserregern befreit werden. Gewisse Erfolge bei der Bekämpfung von samenbürtigen Getreidekrankheiten konnte hingegen die Resistenzzüchtung von Biogetreide auf Brandkrankheiten und Schneeschimmel verbuchen.

Anbau von mehr Biogetreide dank Bundes-Bio

Dank der besseren Bekämpfung von samenbürtigen Krankheiten mit neuen Beizmitteln kann die Produktion von Biogetreide künftig möglicherweise erhöht werden. Charly Beyeler, Bio Suisse-Bauer in Sullens VD, möchte jedoch nicht darauf warten. Seine Idee ist, auf mehr Fläche Biogetreide kostengünstiger nach der Bioverordnung des Bundes zu produzieren. Es würden Beyeler zwar immer noch Kosten für die Bio-Kontrolle und -Zertifzierung anfallen, aber er müsste Bio Suisse keine Lizenzgebühren und keinen Beitrag mehr an die Werbekosten bezahlen.

Für die Umsetzung seiner Vision sucht der initiative Biobauer Gleichgesinnte. Denn um neue Absatzkanäle wie Aldi oder Lidl für Bundes-Biogetreide zu erschliessen, ist eine bestimmte kritische Produktionsmenge erforderlich. Bei Bundes-Bio sind die Vorschriften weniger streng als bei Bio Suisse. Der Unterschied besteht aber hauptsächlich darin, dass auch nur ein Betriebszweig biologisch bewirtschaftet werden kann und nicht gleich der ganze Betrieb umgestellt werden muss.

Dazu sagt Knospe-Bauer Beyeler: "Die Produktion von Bio-Getreide auf nur einigen Parzellen eines sonst konventionell bewirtschafteten Betriebs hier im Welschland ist sicher genauso gut 'bio' wie vieles im fernen Ausland angebaute Bio-Getreide."

Obwohl Charly Beyeler als Biobauer von den hohen Preisen für Bioprodukte profitiert, findet er diese völlig überrissen und eine Zumutung für die Konsumenten. Gemäss einer Untersuchung der welschen Konsumentenschutz-Organisation UFC sind Bioprodukte im Durchschnitt 68 Prozent teurer als konventionelle. Für Beyeler ist Bio Suisse teilweise schuld an den hohen Preisen für Bioprodukte, da Bio Suisse sozusagen eine Monopol-Stellung auf dem Schweizer Biomarkt innehat.

Findet Beyeler Bauern, die auf Bundes-Bio umstellen wollen, könnten auch die Schweizer Müller aufatmen. Denn in der derzeitigen Preissituation haben sie kein Interesse daran, dass die inländische Produktion von Knopse-Biogetreide zunimmt: Bei den hohen Preisen für Bio-Brotgetreide kommen sie nur dank den mengenmässig bedeutenden Importen von Bio-Brotgetreide noch auf einen vernünftigen Mischpreis für ihre Bioprodukte. (Text: LID / Brigitte Weidmann)



Stellungnahme der Bio Suisse

Der LID-Artikel "Mehr Biogetreide dank besseren Beizmitteln" hat bei den betroffenen Fachkreisen Diskussionen ausgelöst. Bio Suisse nimmt zum Artikel Stellung und bedauert die Verknüpfung im Artikel zwischen dem tiefen Inlandanteil beim Biogetreide und dem Thema Biosaatgut. Der tiefe Inlandanteil ist nicht auf das Biosaatgut zurückzuführen. Bio Suisse hält fest, dass die Gesamtbetrieblichkeit bei Biobetrieben mit der Ausnahme von Dauerkulturen auch gemäss Bio-Bundesverordnung eingehalten werden muss. Bio Suisse distanziert sich von den Absichten von Charly Beyeler.

Bio Suisse hält fest, dass auch sämtliches Biosaatgut zertifiziert und somit qualitativ einwandfrei sein muss. Es muss nach Saat- und Pflanzgutverordnung die gleichen Qualitätsnormen erfüllen wie konventionelles Saatgut. Krankes Saatgut, welches eine Ertragsschmälerung um 50 Prozent bewirkt, kann gar nicht in Umlauf gebracht werden. Bio Suisse hält fest, dass im Saatgutproduzentenverband Swisssem eine Arbeitsgruppe Biosaatgut besteht, welche die Produktion koordiniert und sich mit Fragen rund um die Biosaat- und Pflanzgutproduktion befasst.

Diese Arbeitsgruppe hat zusätzlich von Agroscope ART einen freiwilligen Gesundheitstest durchführen lassen. Agroscope hat bezüglich samenbürtiger Krankheiten empfehlende Grenzwerte festgelegt. Deren Befolgung liegt in der Verantwortung der einzelnen Vermehrungsorganisationen (VO). Die VO beizen das Bio-Getreidesaatgut nicht präventiv, sondern nur gezielt bei Überschreitung der Grenzwerte im Gesundheitstest.

Bio Suisse hält fest, dass die Nachfrage nach Schweizer Knospe-Getreide nicht gedeckt werden kann. Grundsätzlich haben Schweizer Müller und auch Bäcker Interesse am Schweizer Knospe-Getreide. (Text: BioSuisse)

Wichtigste samenbürtige Getreidekrankheiten

Die Brandkrankheit Stink- oder Steinbrand (Tilletia caries) befällt Weizen. Entwickelt sich aus dem befallenen Samenkorn eine Pflanze, so sieht diese zuerst gesund aus. Erst später bilden sich gespreizte und dunkle Ähren mit sogenannten Brand-Butten (siehe Bild). Darin befinden sich Millionen von Sporen, die einen fischartigen Geruch abgeben und stark infektiös sind. Nicht von ungefähr heisst deshalb der Stinkbrand so. Bei geringem Befall merkt man den Geruch nicht, bei starkem Befall wird das Getreide für Mensch und Tiere ungeniessbar bis giftig. Von Schneeschimmel (Microdochium nivale) befallene Samenkörner weisen eine reduzierte Keimfähigkeit auf und laufen schlecht auf. Die Folge: die Getreidebestände sind lückig. Der Grenzwert für eine Beizung liegt bei 10 Prozent Befall.

(Text: LID / Brigitte Weidmann)
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