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Beiträge im Archiv

6.5.2011 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Schweizer Fleischwirtschaft 2010

Fleischkonsum mit positivem Trend aber auch mit zunehmendem Grenz-Einkaufstourismus. Importe und Grenzöffnung – die Fleischwirtschaft kämpft. Referate von Ständerat Rolf Büttiker, Präsident des SFF an der Verbands-Jahresmedienkonferenz der Schweizer Fleischwirtschaft in Zürich am 28. April 2011.


1. Fleischkonsum mit positivem Trend

Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Konsum an verkaufsfertigem Fleisch pro Kopf und Jahr im 2010 um 2.3% auf 53.6 kg zu, was den positiven Trend der letzten Jahren bestätigt. Mit 25.3 kg wurde wiederum am meisten Schweinefleisch konsumiert; danach folgen Rind- und Kalbfleisch mit insgesamt 14.4 kg und Geflügelfleisch mit 11.0 kg.


Die Inlandproduktion an Fleisch nahm ihrerseits um 3.6% zu, was sich auch in den ersten beiden Monaten des Jahres 2011 andeutet. Der Inlandanteil an Fleisch durchbrach 2010 insgesamt die Marke von 80% und bei Geflügel erstmals den Wert von 50%.

Beeinträchtigt wird der positive Trend durch den zunehmenden Grenz-Einkaufstourismus. Dieser dürfte sich aufgrund der Euroschwäche (2010: - 15%) für Fleisch alleine auf knapp 1 Mia Franken pro Jahr bzw. rund einen Sechstel des Detailhandelsumsatzes mit Fleisch belaufen. Dadurch werden vor allem die Fleischfachgeschäfte in den grenznahen Regionen in ihrer Entwicklung stark eingeschränkt.

Analog zum Vorjahr resultierte bei den Detailhandelsumsätzen in den von der Metzger Treuhand AG ausgewerteten gewerblichen Betrieben mit + 0.24% nur eine minimale Veränderung. Rund ein Fünftel der Betriebe hatte wertmässige Umsatzeinbussen von 5% und mehr zu verzeichnen, während knapp zwei Drittel der ausgewerteten Betriebe praktisch Gleichstand mit der Vorjahresperiode zeigten.

Die Umsätze der gesamten Fleischbranche wurden durch die verregnete Grillsaison jedoch stark gebremst, was durch das gut laufende Festtagsgeschäft vielfach nicht mehr kompensiert werden konnte. Gerade in den grenznahen Gebieten macht der innerhalb eines Jahres von rund Fr. 1.50 auf Fr. 1.28 gesunkene Eurokurs (- 15%) den betroffenen Unternehmen massiv zu schaffen, indem der Preis bei einer Vielzahl von Konsumentinnen und Konsumenten alle übrigen Verkaufsargumente wie Qualität oder Herkunft ausstach.

Nachdem eine Coop-Studie im Jahr 2009 die grenznahen Fleischeinkäufe auf 600 Mio. Franken bezifferte, so ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen davon auszugehen, dass sich diese im Berichtsjahr in den Bereich von 0.8 bis 1 Mia Franken entwickelt haben dürften. Die inländische Fleischproduktion nahm im Vergleich zum Vorjahr um 3.6% zu. Bei Schweinen und Geflügel resultierte ein Anstieg von 4.9 bzw. 5.5%. Diese Steigerung wurde beim Geflügelfleisch gut aufgenommen, beim Schweinefleisch führte das Überangebot an Schlachtschweinen zu tieferen Produzentenpreisen. Auch beim Grossvieh ergab sich eine mit 1.6% höhere Inlandproduktion, während bei den Kälbern eine Abnahme um 1.8% zu verzeichnen war.

Die Importfreigaben wurden im Vergleich zum Vorjahr, v.a. bei Verarbeitungstieren und Kalbfleisch, nicht aber bei Schweinefleisch, etwas weniger restriktiv gehandhabt. Insgesamt wurden 2'771 t mehr verkaufsfertiges Fleisch importiert, wovon rund 90% auf Rindfleisch fielen. Mit 43’821 t erfolgten rund 48% der Fleischimporte in Form von Geflügelfleisch. Mit 5’833 t erfuhren die Exporte im Vergleich zu 2009 eine Zunahme um rund 1’300 t. Bezogen auf die Importmenge betrugen die Exporte 6.4% und bezogen auf die Inlandproduktion 1.7%.

Der Inlandanteil durchstiess im Berichtsjahr insgesamt die 80%-Marke. Auch beim Geflügelfleisch wurde die Schwelle von 50% erstmals durchbrochen. Die höchsten Inlandanteile waren wiederum beim Kalbfleisch mit 98.4%, dem Schweinefleisch mit 94.5% und dem Rindfleisch mit 84.3% zu verzeichnen.

Der jährliche Gesamtkonsum an verkaufsfertigem Fleisch nahm im Vergleich zu 2009 um 3.3% zu. Mit Ausnahme des Kalbfleisches mit - 1.5% resultierten im 2010 durchwegs positive Zuwachsraten. Diese bewegten sich für die wichtigsten Fleischarten wie Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch im Bereich von 3 bis 4%. Unter Berücksichtigung des Wachstums der Schweizer Bevölkerung um rund 70’000 Personen (7.97 Mio. vs. 7.90 Mio. im 2009) führte dies mit 53.6 kg pro Kopf und Jahr zu einer Erhöhung des Pro Kopf-Konsums um 2.3%. Dieser Anstieg dürfte noch höher ausgefallen sein, wenn auch die vermehrten grenznahen Fleischeinkäufe, die sich leider nicht genau beziffern lassen, einbezogen werden könnten.

Mit 25.3 kg (+ 3.0%) wurde wiederum am meisten Schweinefleisch konsumiert; danach folgen Rind- und Kalbfleisch mit insgesamt 14.4 kg (+ 1.0%) sowie Geflügelfleisch mit 11.0 kg (+ 2.0%). Den höchsten relativen Zuwachs erfuhr Wild mit + 13.5%, während der in den letzten Jahren beobachtete Anstieg bei Fisch und Krustentieren mit + 0.4% vergleichsweise gering ausfiel. Mit einem Konsum von 8.8 kg pro Kopf und Jahr ist die mengenmässige Bedeutung von Fisch und Krustentieren dennoch nicht zu unterschätzen, folgen sie doch nach den genannten Fleischarten bereits an vierter Stelle.

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2011 erhöhte sich die Inlandproduktion an Schlachttieren im Vergleich zu 2010 um weitere 4.7%, wobei vor allem die Steigerung beim Grossvieh mit 9.6% besonders hervorzuheben ist. In den Fleischfachgeschäften zeigte sich auch im 2011 das bekannte Januarloch, während der Februar je nach Betrieb unterschiedlich verlief. Zu Zuversicht Anlass gibt hingegen der frühe und sehr gut verlaufene Start der Grillsaison; deren weiterer Verlauf wird jedoch stark von der Wetterentwicklung in den nächsten Monaten bzw. der Trockenheit in den nächsten Tagen und Wochen abhängig sein.

Über die letzten zehn Jahre hinweg ist, mit gewissen kurzfristigen Verschiebungen zwischen den einzelnen Fleischarten, eine positive Entwicklung im Gesamtkonsum an verkaufsfertigem Fleisch erkennbar. Diese zeigt sich, bedingt durch das Bevölkerungswachstum, in etwas geringerem Umfang ebenfalls im Pro Kopf-Konsum.

2. Importe und Grenzöffnung – die Fleischwirtschaft kämpft für ihre Belange

Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produkten wird die Fleischproduktion vergleichsweise wenig subventioniert. Der Bund schöpft beim Import von Fleisch vielmehr eine „Fleischsteuer“ im Bereich von netto 130 bis 150 Millionen Franken pro Jahr ab. Aufgrund der nach wie vor zu grossen Kostennachteile im Vergleich zur EU bewegt sich der Export von Schweizer Fleischprodukten mit 1.7% der Inlandproduktion weiterhin auf einem sehr tiefen Niveau, während die grenznahen Einkäufe mit rund einem Sechstel des Detailhandelsumsatzes mit Fleisch schon beträchtliche Ausmasse annehmen.



Ständerat Rolf Büttiker, Präsident des SFF: «Beim Fleisch ist die Grenzöffnung bereits Realität – und dies erst noch einseitig!»


Die in Bezug auf Fleisch und Fleischprodukte damit bereits reale einseitige Grenzöffnung erfordert dringliche Massnahmen: Einerseits sind die Importabschöpfungen seitens des Bundes zugunsten der Fleischbranche massiv zu reduzieren und andererseits müssen die andauernden Abschottungsbestrebungen gewisser Interessenkreise endlich einer konstruktiven Lösungsfindung für ein stark exportorientiertes Land weichen. In breiten Bevölkerungskreisen ist bislang noch nicht bekannt, dass die Fleischproduktion in der Schweiz im Gegensatz zu anderen Bereichen der Landwirtschaft vergleichsweise geringfügig subventioniert wird. Dies ist im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit auch nicht das eigentliche Ziel des SFF.

Hingegen wird auf den im Rahmen der Zollgesetzgebung getätigten Fleischimporten eine „Fleischsteuer“ zugunsten der Bundeskasse abgeschöpft, die sich pro Jahr im Bereich von netto 130 bis 150 Millionen Franken bewegt und somit der Fleischwirtschaft z.B. für notwendige Investitionen verloren geht. Netto deshalb, weil von den gesamten Importabschöpfungen von 180 bis 200 Mio. Franken pro Jahr rund 45 bis 50 Mio. Franken als Entsorgungsbeiträge wieder in die Branche zurückfliessen.

Umgekehrt stellen für die schweizerischen Fleischverarbeiter die grossen Kostenunterschiede zwischen der Schweiz und den benachbarten EU-Ländern im Rohmaterial (Fleisch: rund 2 : 1; Milch: rund 1 : 1), die grossen Lohndifferenzen wie auch die jeweiligen Zollformalitäten die Haupthindernisgründe für einen erfolgreichen Export von Schweizer Fleisch und Fleischprodukten dar. Diese Nachteile lassen sich auch über den oft genannten „Swissness-Bonus“ von 10 bis 20% leider nicht ausgleichen. Auch steht den am Export interessierten Kreisen die Möglichkeit von Exportsubventionen bzw. Ausfuhrbeiträgen nicht zur Verfügung, wie dies im Rahmen des „Schoggi“-Gesetzes für andere Lebensmittel wie Milchgrundstoffe, Eier und Müllereiprodukte der Fall ist.

Wie bereits erwähnt macht der Fleischbranche auch der steigende Grenztourismus zunehmend zu schaffen, geht ihr doch bereits heute rund ein Sechstel des Detailhandelsumsatzes aufgrund der grenznahen Fleischeinkäufe verloren. Damit wird klar, dass die Grenzöffnung für die Fleischbranche bereits heute Realität ist – und dies erst noch in einseitiger Form!

Unter diesem Aspekt sind die aktuellen politischen Abschottungsbestrebungen gewisser Interessengruppen je länger je weniger tragbar. Dies auch deshalb, weil die Schweiz sich als eine stark exportorientierte Nation in einem sich ändernden internationalen Umfeld nur mit der Öffnung ihrer Märkte erfolgversprechend positionieren kann. Es ist daher höchste Zeit, sich der harten Realität unter Schaffung von vergleichbaren Bedingungen konstruktiv zu stellen anstatt sich mit dauernden Blockaden gegen eine unweigerlich auf uns zukommende Entwicklung zu stemmen!

Der SFF kämpft schon seit mehreren Jahren auch für ein gerechtes Importsystem Fleisch, dessen Auswirkungen vermehrt auch die Landwirtschaft selber zu spüren bekommt. So wurde im Juni 2009 durch den SFF-Präsidenten Ständerat Rolf Büttiker die Motion „Neues Importsystem für Fleisch“ eingereicht. Nach intensiven Verhandlungen mit der damaligen Vorsteherin des EVD zog der Motionär wohl seine Motion zurück. Im Gegenzug sicherte ihm Frau Bundesrätin Leuthard die Einsetzung einer achtköpfigen Arbeitsgruppe – bestehend aus Vertretern von SFF, Produzenten, Viehhandel und Proviande – zu, die im Verlaufe des 1. Semesters 2010 diverse Varianten zur Optimierung des Importsystems beurteilte.

Die Arbeitsgruppe schlägt als Hauptlösung vor, einen Teil der Fleischimporte wiederum auf der Basis der Inlandleistung anstelle der unsäglichen Versteigerung zu gewähren. Dieser Anteil soll für Rind- und Schaffleisch je 50% und für Geflügel-, Pferde-, Ziegen- und Bindenfleisch je 33% betragen; die übrigen Importkontingentsanteile sowie die weiteren Fleischkategorien (inkl. Schweine) sind wie bislang zu 100% zu versteigern. Voraussetzung für den erzielten Konsens ist, dass dieser keine entsprechenden Budgetkürzungen für die Land- und Fleischwirtschaft zur Folge hat. Weitere Verbesserungen werden bei der Informatik sowie der Übertragung einer begrenzten Kontingentsmenge auf die nachfolgende Importperiode empfohlen.

Als Alternative zur Inlandleistung forderten die SFF-Vertreter in zweiter Priorität ein Einzollsystem oder eine autonome Senkung der Ausserkontingentszollansätze. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe wurden anfangs Oktober 2010 vom EVD in Form eines Abschlussberichtes veröffentlicht. Dieser wird im Rahmen der derzeit laufenden Konsultationen zur Agrarpolitik 2014 – 2017 einer breiten Vernehmlassung unterzogen.

Gleichwohl werden noch grosse Anstrengungen sämtlicher interessierter Kreise vonnöten sein, um dem gemeinsamen Anliegen von Landwirten und Fleischverarbeitern schliesslich zum Durchbruch zu verhelfen. Die teilweise Wiederberücksichtigung der Inlandleistung bei der Bemessung der Importe würde der schweizerischen Fleischbranche zumindest ansatzweise helfen, die ungleichen Spiesse im Inland wie auch gegenüber dem Ausland, wenn auch in beschränktem Umfang, zu reduzieren. (Text: Ständerat Rolf Büttiker, Präsident des SFF).
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