foodaktuell.ch
Internetmagazin für die Lebensmittelbranche Sonntag, 05. Mai 2024
Inhalt
Home
Nachrichten
Fleisch & ...
Backwaren & ...
Gastronomie
Über uns, Werbung
Archiv, Suche
Impressum
3.2.2016
Messetipp: IFFA 2016 in Frankfurt

„Fleischindustrie 4.0“ nimmt Fahrt auf
anzeigen...

Partner/Sponsoren

Cash+Carry Angehrn: Frische für Profis an neun Standorten in der Deutschschweiz.
Direkt zur CCA-Website:
www.cca-angehrn.ch


Empfohlene Links:

Fachschule für Bäckerei,
Konditorei, Confiserie:
www.richemont.cc


Fachschule für Metzgerei:
www.abzspiez.ch


Internationale Privat-Fachschule für Koch-Profis: European Culinary Center DCT in Vitznau LU
Deutsch: http://german.dct.ch
English: www.culinary.ch


Internet- und Socialmedia-Auftritte:
www.chrisign.ch







Schweizerischer Bäckerei- und Konditorei-Personal-Verband


Beiträge im Archiv

2.9.2011 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
Druckansicht
Einkaufs-Tourismus grassiert beim Fleisch

Angesichts der aktuellen Situation beim Fleisch-Einkaufstourismus fordert der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) ein Paket von Massnahmen, das die aufgrund der bereits einseitig offenen Grenzen äusserst angespannte Situation der Fleischbranche zu entspannen vermag. Dieses Massnahmenpaket muss einerseits kurzfristig einen massiven Abbau der administrativen Hürden im Inland und beim Export wie auch die Umsetzung der vorgeschlagenen Optimierung des Importsystems Fleisch beinhalten. Andererseits wird es mittelfristig keine Alternative zu einer verträglichen Marktöffnung geben.



Frischfleisch-Einkauf ennet der Grenze lohnt sich für Familie Schweizer dank den enormen Preisunterschieden. Hochrechnungen gehen von 10% des Fleisch/Wurst-Bedarfs aus, der privat importiert wird und somit den Schweizer Metzgereien fehlt. Bei der Qualität müssen die Grenztouristen nur zum Teil Minderungen hinnehmen, da Frischfleisch nur schwach verarbeitet ist. Aber auch bei den stärker verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren, wo das höhere Schweizer Qualitätsniveau zum Tragen kommt, führen grosse Einsparungen zur Mentalität «Augen zu und Vollgas geben».
Bild: in einem französischen Monoprix-Supermarkt.


(Referat Rolf Büttiker) - Der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) ist gegen die aktuelle Währungsentwicklung bzw. die bestehenden Zollabkommen machtlos. Umso mehr werden gleich lange Spiesse für die Schweizer Fleischwirtschaft immer dringlicher und wichtiger. Es sind daher umgehende Massnahmen auf verschiedenen Ebenen notwendig, deren Umsetzung in die Praxis ohne weitere zeitliche Verzögerung sofort erfolgen muss.

Wie andere Branchenverbände fordert auch der SFF eine deutliche Reduktion der bürokratischen Vorgaben im Inland, die in der Praxis nach wie vor zu- anstatt abnehmen. Typische Beispiele hierfür sind die übermässigen Kontrollen im Veterinärbereich oder die zunehmende Regelungsdichte in der Lebensmittelgesetzgebung, wie dies gerade die im Mai veröffentlichte Botschaft zum neuen Lebensmittelgesetz leider einmal mehr klar aufzeigt. Auch ist es so, dass sich der schweizerische Hang zum Perfektionismus in der Praxis ebenfalls im Vollzug bzw. den damit verbundenen Kontrollen und Massnahmen in aller Deutlichkeit manifestiert.

Überdies wäre es wünschenswert, wenn im Nachvollzug der Gesetzgebung zur EU auch in der Schweiz zumindest dieselben Übergangsfristen zur Anwendung gelangen würden. Seitens des SFF unterstützen wir deshalb die Bestrebungen des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv), die administrativen Kosten in der Schweiz von jährlich 50 Mia. Franken um 20% auf max. 40 Mia. abzusenken. Im Gegensatz zum sgv, der dieses Ziel bis 2018 anstrebt, plädieren wir jedoch für eine möglichst rasche Umsetzung der angestrebten Deregulierungsmassnahmen.

Erleichterungen im Export

Des Weiteren sind zwingend Erleichterungen im Export notwendig. Wir verlangen daher vom Bundesrat, dass er sich bei den europäischen Behörden konkret für Erleichterungen bei den hohen administrativen Hürden der EU einsetzt. Als Beispiele hierfür sind die zeitraubenden Abklärungen bezüglich Zollformalitäten beim erstmaligen Export von Fleischerzeugnissen ausserhalb der Zollfreikontingente für Trockenfleisch bzw. Wurstwaren, der aufwendige Nachweis der Warenströme beim Veredlungsverkehr sowie das mühsame Ausfüllen von Echtheitszeugnissen zu erwähnen. Letztere sind nach wie vor mit Schreibmaschine statt in elektronischer Form auszufüllen, wobei fünf Formulare Echtheitszeugnisse und vier Formulare Einfuhrlizenz notwendig sind, die es den schweizerischen und den ausländischen Behörden auszuhändigen gilt.

Neues Importsystem für Fleisch

Obwohl die Fleischwirtschaft als eine der am meisten betroffenen Branchen für die vom Bundesrat soeben vorgeschlagene Unterstützung der Volkswirtschaft im Gesamtumfang von 2 Mia. Franken besonders prädestiniert wäre, erachtet der SFF diese wohl einmalige Massnahme als wenig zielführend. Dies deshalb, weil sich gerade in den letzten Tagen ein Verteilungskampf nach dem „Giesskannenprinzip“ abzeichnet, dessen Wirkung kurzfristig zwar eine gewisse Wirkung entfalten, danach aber rasch verpuffen dürfte.

Daran wird auch das soeben vom Bundesrat beschlossene Massnahmenpaket 2011 im Umfang von 870 Millionen Franken in den Bereichen Wissens- und Technologietransfer, Tourismus, Arbeitslosenversicherung, Exportförderung (inkl. Rohstoffpreisausgleich) und Verkehr, welchem gemäss Ankündigung des Bundesrates im 2012 ein zweites folgen soll, kaum etwas ändern.


Ständerat Rolf Büttiker, Präsident des SFF: «Die Fleischbranche will keine Subventionen, fordert aber Bürokratieabbau, Exporterleichterungen, Importsystem-Verbesserungen und eine abgefederte Marktöffnung».


Der SFF plädiert vielmehr für Massnahmen, die längerfristiger Natur sind. Bestes Beispiel hierfür ist die seitens der gesamten Fleischwirtschaft vorgeschlagene Optimierung des Importsystems Fleisch. Es kann ja nicht sein, dass der Bund Jahr für Jahr der Fleischbranche netto 130 bis 150 Millionen Franken in Form einer faktischen Fleischsteuer entzieht und einfach so der allgemeinen Bundeskasse zuführt. Wir fordern daher mit Nachdruck, dass der Bund die vorgeschlagene Optimierung des Importsystems Fleisch möglichst rasch umsetzt. Denn schliesslich will der SFF keine Subventionen, sondern nur für die Fleischbranche zurückholen, was ihr auch wirklich gehört!

Marktöffnung ist unausweichlich

Nüchtern betrachtet wird aufgrund der hohen Auslandabhängigkeit der Schweiz mittelfristig kein Weg an einer Marktöffnung vorbeiführen. Die derzeitigen Diskussionen um einen Abschluss der Doha-Runde im Rahmen der WTO-Verhandlungen wie auch diejenigen um den Abschluss eines Freihandelsabkommens im Agrar- und Lebensmittelbereich mit der EU (FHAL) sind derzeit aufgrund zu grosser Differenzen in den Verhandlungspositionen bzw. der Klärung von institutionellen Fragen blockiert.

Der Abschluss von bilateralen Abkommen mit verschiedenen Ländern ist kurzfristig wohl die am ehesten zu realisierende Lösung. Sie ist jedoch sehr aufwendig und auch die Handhabung der unterschiedlichen Vereinbarungen dürfte sich in der Praxis als äusserst komplex erweisen. Wir fordern daher vom Bundesrat, die noch offenen institutionellen Fragen mit der EU umgehend zu klären, um damit den Weg zu einem Abschluss eines FHAL zu ebnen.

Dass mit einer Marktöffnung schmerzhafte Strukturbereinigungen auch in der Fleischbranche notwendig sein werden, ist sich der SFF sehr wohl bewusst. Dass mit einer Abschottung, die schon heute keine mehr ist, die Auswirkungen noch dramatischer ausfallen werden, wird von gewissen Interessenkreisen auch heute noch schlichtwegs verdrängt. Nach Auffassung des SFF gilt es nichtsdestotrotz, die Chancen, die sich mit einer Marktöffnung bieten, mit vollem Elan anzupacken und zu nutzen.

Es ist auch klar, dass eine Marktöffnung einigermassen verträglich und schrittweise erfolgen muss und zudem entsprechende Übergangsfristen zu beinhalten hat. Nur so wird es für die einzelnen Unternehmen überhaupt möglich sein, die notwendigen Anpassungen und Neuausrichtungen vorzunehmen, die es erlauben werden, sich gestärkt den neuen Herausforderungen der internationalen Märkte zu stellen. Aufgrund der mit der Euroschwäche zunehmend breiter werdenden Einbahnstrasse und trotz der aktuell blockierten WTO- und FHAL-Verhandlungen wird kein anderer Weg daran vorbei führen, als die Einbahnstrasse auch für den Gegenverkehr zu öffnen. (Text: Ständerat Rolf Büttiker, Präsident des SFF)

Das Korsett wird immer enger

(Referat Ruedi Hadorn) - Mit den sich bereits heute öffnenden Grenzen wird eine gezielte Positionierung der Schweizer Fleischwirtschaft im nationalen und zunehmend auch im internationalen Umfeld immer wichtiger. Diese lässt sich nur über hochqualitative Produkte verbunden mit dem Erlebnisfaktor Schweiz („Swissness“) erreichen, zumal sich im umliegenden Europa der Preiskampf und die Kostenstruktur vielfach auf einem ruinösen Niveau bewegen. In diesem Sinne unterstützt der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) – auch in Bezug auf die überaus grossen Unwägbarkeiten des Cassis de Dijon-Prinzips – klar die Qualitätsstrategie des Bundes mit den drei Säulen Qualitätsführerschaft, Qualitätspartnerschaft und Marktoffensive.



Dr. Ruedi Hadorn, Direktor des SFF: «Circa ein Sechstel des Fleischumsatzes im Detailhandel wird privat importiert. Vom gesamten Fleischumsatz macht dies etwa 10% aus». In Franken ist es derzeit fast eine Milliarde pro Jahr.


Der SFF hat seinerseits die Initiative ergriffen und ist derzeit in einer Arbeitsgruppe daran, Qualitätsleitsätze für Fleisch und Fleischprodukte zu erstellen, die zur Sicherstellung der Schweizer Qualität im Fleischbereich beitragen sollen. Auch mit den gesetzlichen Vorgaben bezüglich Tierschutz, Tierhaltung und Lebensmittelsicherheit sowie deren Umsetzung bewegt sich die Schweiz international auf einem sehr hohen Niveau. Neustes Beispiel hierfür ist die Umsetzung der schmerzfreien Ferkelkastration, die – dem Gesetz um ein Jahr vorauseilend – mit der Äufnung des Kastrationsfonds mit 14 Mio. Franken gemeinsam durch die Produzenten, den Viehhandel und die Verarbeiter realisiert wurde.

Die umgekehrte Seite der Medaille stellen jedoch die hohen Kosten dar, die aufgrund der obgenannten Faktoren anfallen und die die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Umfeld schmälern. Hinzu kommen die ebenfalls höheren Kosten im Rohmaterialbereich (rund Faktor 2 – 2.5) sowie bei den Arbeitskosten (rund Faktor 2 – 4). Als Folge davon resultieren Preise für Fleisch und Fleischprodukte, die je nach Produkt im benachbarten Ausland um Faktor 2 bis 3 tiefer liegen.

In diesem Sinne ist es nicht weiter erstaunlich, dass immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten, vor allem wenn deren Budget knapp ist, den Weg über die Grenze wählen, um ihre Einkäufe (inkl. Fleisch) im benachbarten Ausland zu tätigen. Wenngleich für die individuellen Beweggründe ein gewisses Verständnis aufgebracht werden kann, so muss man gleichwohl festhalten, dass die schweizerische Volkswirtschaft mit dem ansteigenden Grenztourismus weiter ausgehöhlt wird und damit auch die Löhne und die Arbeitsplätze der betreffenden Einkaufstouristen unter Druck kommen.

Wie sehen eigentlich die gesetzlichen Vorgaben für die Einfuhr von Fleisch für Privatpersonen aus? Gemäss den Vorgaben der Eidgenössischen Zollverwaltung dürfen pro Person und Tag nur einmal folgende Mengen zollfrei eingeführt werden:
a. Lebensmittel im Wert von max. Fr. 300.- (Ausnahme: alkoholische Getränke)
b. max. 0.5 kg Fleisch und geniessbare Schlachtnebenprodukte von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferd, Esel und deren Kreuzungen
c. max. 3.5 kg Fleisch und geniessbare Schlachtnebenprodukte von Hausgeflügel sowie Fleischzubereitungen und Fleischerzeugnissen der obgenannten Tierkategorien

Die darüber liegenden Mengen an Fleisch können bis zu einer Menge von max. 20 kg zu einem Zollansatz von Fr. 20.- pro kg (b) bzw. Fr. 13.- pro kg (c) importiert werden. Dabei gilt es auch die Unterschiede bei der Mwst zu beachten, indem im Gegensatz zur Schweiz mit 2.5% in Deutschland 19% und in Österreich 20% zu entrichten sind. Diese können beim Grenzübertritt in die Schweiz ebenfalls zurückgefordert werden.

Sollen grössere Mengen an Fleisch eingeführt werden, so ist gemäss Agrareinfuhrverordnung beim Bundesamt für Landwirtschaft eine sog. Generaleinfuhrbewilligung zu beantragen, die zu einer Teilnahme an den Versteigerungen der freigegebenen Importmengen berechtigt. Diese Versteigerung ist der Fleischbranche schon seit deren Einführung im Jahr 2005 ein Dorn im Auge. So werden jährlich rund 180 bis 200 Mio. Franken, abzüglich der Entsorgungsbeiträge im Rahmen von 45 bis 50 Mio. Franken pro Jahr, der Fleischbranche ungerechtfertigterweise entzogen und in Form einer faktischen Fleischsteuer direkt der Bundeskasse zugeführt.

Dies führte innerhalb der Fleischbranche insbesondere zu einer Schwächung vor allem der gewerblichen Metzgereien und der Schaffung einer „Klassengesellschaft“ bei der Rohstoffbeschaffung. Als Folge der Motion des SFF-Präsidenten, Ständerat Rolf Büttiker, hat eine Arbeitsgruppe mit Beteiligung der Bauern, des Viehhandels, Proviande und der Fleischverarbeiter im letzten Jahr eine teilweise Wiedereinführung der früheren Inlandleistung vorgeschlagen. Damit sollen ein Teil der unberechtigten Abschöpfungen des Bundes wieder der Fleischbranche zugeführt und die Importe für die einzelnen Unternehmen erneut möglich und besser planbar gemacht werden.

Für Rind- (ohne Binden) und Schaffleisch wurde dabei ein Anteil von 50% auf der Basis einer Inlandleistung (plus 10% als Inlandleistung für die Übernahme von öffentlichen Märkten), für Geflügel-, Pferde-, Ziegenfleisch und Rindsbinden ein Anteil von 33% und für Fleischspezialitäten, Wurstwaren und Schweinefleisch ein Anteil von 0% vorgeschlagen; der Rest soll wie bis anhin versteigert werden. Aufgrund der Nichtplanbarkeit drängt sich auch beim Schweinefleisch nachträglich ein Anteil von 50% an den Importzuteilungen aufgrund einer Inlandleistung auf. Der Vorschlag der Arbeitsgruppe wurde parallel zur Agrarpolitik 2014 – 2017 einer breiten Vernehmlassung unterzogen; derzeit läuft deren Auswertung beim Bundesamt für Landwirtschaft, bevor das eidgenössische Parlament schliesslich darüber befinden wird.

An dieser Stelle gilt es sicherlich auch auf die geringen Exporte an Fleisch und Fleischprodukten hinzuweisen, die sich im Jahr 2010 auf dem sehr bescheidenen Niveau von 1.7% bezogen auf die Inlandproduktion bewegten und sich vor allem auf den Export von Bündnerfleisch, einzelnen Wurstspezialitäten sowie lebensmitteltauglichen Schlachtnebenprodukten konzentrieren. Seitens der Unternehmen der Fleischbranche werden vor allem die bereits genannten, grossen Unterschiede in den Rohmaterialpreisen, die deutlich höheren Arbeitskosten sowie die administrativen Hürden bei der Verzollung als Haupthindernisgründe für einen umfangreicheren und erfolgreichen Export von Schweizer Fleisch und Fleischprodukten ins Feld geführt.

An dieser Stelle darf auch darauf hingewiesen werden, dass die Schweizer Fleischbranche im Gegensatz zu anderen Branchen vom Bund nie mit Exportbeiträgen im Rahmen des Rohstoffpreisausgleiches („Schoggigesetz“) unterstützt wurde und somit auch nicht von der soeben vom Bundesrat im Rahmen des Massnahmenpaketes 2011 beschlossenen Erhöhung von 70 auf 80 Mio. Franken profitieren wird. Damit wird klar, dass sich die verarbeitende Fleischbranche seit jeher den rauen Anforderungen des Marktes stellt und nicht auf den Bezug von Subventionen abzielt. (Text: Dr. Ruedi Hadorn, Direktor des SFF)

Beispiel: Situation im Waadtländer Jura

(Referat Louis Junod) - Die Gründe, weshalb die Schweizer Konsumenten ihre Einkäufe in Frankreich tätigen, sind selbstverständlich in den riesigen Preisunterschieden zu suchen. Nicht nur bei Fleisch, sondern bei allen Artikeln. Sogar Zigaretten und Diesel sind jetzt billiger in Frankreich. Während früher nur Menschen, die nahe der Grenze leben, ihre Einkäufe über der Grenze in Frankreich getätigt haben, ist das heute anders. Die Entfernung von der Grenze spielt heute keine Rolle mehr.


Louis Junod, Metzgermeister und Inhaber der Boucherie Charcuterie Junod, Sainte-Croix (VD), SFF-Vizepräsident: «in Frankreich sind die Fleischpreise zwei bis dreimal tiefer als bei uns».


Die Einkaufstouristen kommen aus der ganzen Schweiz, in mit vier bis fünf Personen besetzten Wagen, um dann mit prall gefüllten Kofferräumen, meist mit mehr Fleisch im Gepäck als erlaubt, in die Schweiz zurückzukehren. Falls sie in eine Kontrolle geraten, zahlen sie die Differenz und fahren damit über das Ganze ihrer Einkäufe gesehen immer noch billiger, als wenn sie ihre Einkäufe in der Schweiz getätigt hätten.

Im Folgenden werden einige direkte Vergleichszahlen zwischen der Schweiz (Angaben der Metzger Treuhand AG) und dem Durchschnitt von vier französischen Metzgereien ennet der Grenze angegeben, die die aktuelle Situation auf dem Markt wiedergeben:

- Der Lohn des für die Metzgerei von Intermarché in Frankreich Verantwortlichen beträgt 2'400 € pro Monat; in der Schweiz beträgt der monatliche GAV-Mindestlohn für einen Metzger mit besonderer Verantwortung Fr. 4'675.-.
- Eine temporäre Aushilfskraft erhält in Frankreich nur rund 400 € pro Monat, während in der Schweiz derzeit Mindestlöhne für Ungelernte von Fr. 3'200.- diskutiert werden.
- Der Preis für ein halbes Schwein mit Innereien, ausgebeint, ins Haus geliefert beträgt € 2.80 pro kg; bei mir liegt er bei Fr. 7.90 pro kg
- Die Hinterseite eines Rindes, ausgebeint und ins Haus geliefert ist für € 7.10 pro kg zu haben; bei mir liegt er bei Fr. 16.10 pro kg.

Damit ist klar, dass beim Verkauf im Detailhandel gewichtige Preisunterschiede resultieren – einige Beispiele gefällig?
- Rindsentrecôte geschnitten: Fr. 65.70 pro kg in der Schweiz, in Frankreich € 22.00 pro kg
- Rindsragout: Fr. 26.80 pro kg in der Schweiz, in Frankreich € 7.00 pro kg
- Kalbsfilet: Fr. 88.50 pro kg in der Schweiz, in Frankreich € 28.00 pro kg
- Schweinekoteletten: Fr. 21.- pro kg in der Schweiz, in Frankreich € 7.10 pro kg
- Hinterschinken: Fr. 33.80.- pro kg in der Schweiz, in Frankreich € 16.60 pro kg

Die aufgezeigten Beispiele zeigen, dass sich sowohl die Rohmaterial-, die Arbeits- wie auch die Endproduktekosten gut und gerne um Faktor 2 bis 3 unterscheiden (im Einzelfall bis nahezu Faktor 4 möglich).

Die dadurch für die einzelnen Metzgereien und Fleischfachgeschäfte geschaffenen Probleme sind vielfältig: Umsatzminderung, tiefere Zahl an Schlachtungen, weniger Arbeit für unsere Mitarbeiter, Verringerung der Produktevielfalt (Sortimentsbreite). Weil wir weniger verkaufen, werden wir auch weniger einkaufen, was wiederum die Attraktivität unserer Geschäfte mindert. Zudem sinkt der Umschlag unserer Produkte, was sich auf die Frische und die Qualität unseres Fleisches, unserer Würste usw. auswirkt.

Der Inhaber muss für weniger Geld mehr arbeiten und wird automatisch Arbeitsplätze abbauen oder die Saläre senken müssen, was allerdings sehr schwierig sein dürfte. Investitionen, die wir tätigen müssen, um unsere Unternehmen auf der Höhe der Zeit zu halten, können aufgrund mangelnder Liquidität nicht mehr realisiert werden. Dadurch wird unser Gewerbe als Karrieremöglichkeit zunehmend unattraktiver für junge Leute, welche die Fähigkeiten dazu hätten. Unsere Margen werden derart reduziert, dass sich viele Selbstständige die Frage stellen, weitermachen oder schliessen?

Was ist zu tun?
- Der Kostensituation in unseren Betrieben ist grösste Beachtung zu schenken
- Senkung des Personalbestandes (dies dürfte allerdings schwierig sein, da wir uns bereits auf dem Minimum befinden)
- Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen (ohne Subventionen!) Wirksame Massnahmen, die Abhilfe schaffen könnten, aber nicht durchführbar sind:
- Reduktion der Preise (auf der Basis der aktuellen Kostenstruktur nicht möglich)
- Schliessung der Grenze

Demzufolge bleibt uns nur, mehr zu arbeiten, zu unseren Kunden Sorge zu tragen und ihnen klar zu machen, dass wer seinen Lohn in der Schweiz erhält, sein Geld auch hier ausgeben sollte. Des Weiteren sollten wir grösstes Gewicht auf unsere Dienstleistung und die Qualität unserer Produkte legen, verbunden mit der allerdings kaum sehr realistischen Hoffnung, dass der Euro wieder auf Fr. 1.60 oder mehr steigt. (Text: Louis Junod, Metzgermeister und Inhaber der Boucherie-Charcuterie Junod, Sainte-Croix (VD), SFF-Vizepräsident)

Weiterlesen: Fleischeinkäufe ennet der Grenze steigen stark
__________________________________________

Die Redaktion empfiehlt:

Archiv der Nachrichten

Archiv der Varia-Beiträge

foodaktuell.ch-Newsletter

foodaktuell Journal (Print)

Delikatessen-Führer delikatessenschweiz.ch






Copyright Codex flores, Huobstr. 15, CH-8808 Pfäffikon (SZ)