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7.9.2012 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Tierische Produktion wird teurer

Die steigenden Preise von Soja-Futtermitteln spüren nicht nur die Schweineproduzenten sondern auch die Geflügelhalter, vor allem im Biobereich. Früher oder später werden es auch die Konsumenten merken.



Warum in der Schweiz die Pouletmast teurer wird, wenn in den USA der Mais vertrocknet, ist zwar auf den ersten Blick nicht ersichtlich; die Schweiz importiert ja keinen Mais aus Amerika. Doch Rudolf Marti von der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten (VSF) erklärt, was zurzeit in unserer globalisierten Welt passiert: "Wenn Mais als Futtermittel ausfällt, werden andere Futtermittel umso gefragter. Zudem wurde in den Maisanbauangebieten ja auch Soja angebaut, welches nun vertrocknet und wegfällt.

"Die Kontrakte, die derzeit an den Börsen auf Mais oder Soja abgeschlossen werden, deuten nicht darauf hin, dass die Hausse bald ein Ende hat. Marti schätzt, dass die Preise sogar noch weiter steigen und mindestens bis nächsten Juli hoch bleiben: "Die Preise werden frühestens dann sinken, wenn die Prognose für die neue Ernte positiv ausfällt."

Milchbauern kaum betroffen

Weil auf Futtergetreide noch ein Grenzschutz existiert, macht den Schweizer Bauern derzeit vor allem der höhere Sojapreis zu schaffen. Futter-Soja wird als Ölkuchen importiert. Hundert Kilo Soja-Ölkuchen kosteten Anfang Jahr noch 45 Franken. Seither ist der Preis auf 78 Franken geklettert. Im Biobereich fiel die Preissteigerung sogar noch stärker aus, wie Stephan Jaun von Bio Suisse mitteilt: "Bio-Sojapresskuchen kostet aktuell 125 Franken pro hundert Kilo. Vor einem Jahr waren es noch höchstens 80 Franken."

Dazu kommt, dass die Nachfrage nach Biosoja grösser ist als das Angebot. Die Bio Suisse-Lizenznehmer, die derzeit Ölkuchen aus China, Italien, Österreich und Rumänien importieren, rechnen laut Jaun alle in nächster Zeit mit einer starken Eiweissunterversorgung. Das bedeutet, dass auch andere Eiweissfuttermittel in Bioqualität mit Sicherheit teurer werden.

Die Preissteigerungen treffen nicht alle Tierhalter gleich stark. Am wenigsten trifft es die Rindviehhalter, weil Wiederkäuer überwiegend das fressen, was auf Wiesen und Weiden wächst, ergänzt mit Maissilage vom Acker. Und im – international gesehen – spärlich eingesetzten Milchleistungsfutter wird laut Marti vor allem Rapsschrot verwendet, das einzige Eiweissfuttermittel, welches die Schweiz in grösserem Umfang selbst produziert. Die Geflügel- und Schweineproduzenten sind dagegen zwingend auf hochwertiges Eiweiss in der Fütterung angewiesen.

Je Bio, desto Soja

In Relation zum Endprodukt wird in der Geflügelbranche am meisten Soja verfüttert. Das gilt vor allem für die Bioproduzenten, denn Biopoulets werden extensiver gehalten, wachsen langsamer und fressen folglich mehr bis sie schlachtreif sind. Bio-Legehennen brauchen mehr Futter für ein Ei, weil dieses nicht mit Enzymen und synthetischen Aminosäuren angereichert werden darf. Die Verdaulichkeit vom Biofutter ist deshalb schlechter, die Nährstoffausscheidung höher.

Die aktuellen Sojapreise führen dazu, dass die Produktion eines konventionellen Poulets, bezogen auf ein Kilo Schlachtgewicht, rund 9 Rappen teurer wird, ein Biopoulet etwa 19 Rappen. Weil ein Geflügelhalter nicht nur eines, sondern hunderte, oder vielmehr tausende Poulets mästet, geht das ins Geld.

Zum Glück überwiegt in der Pouletproduktion die vertikale Integration, was bedeutet, dass die Mast im Auftrag von Unternehmen wie z.B. Bell oder Micarna erfolgt. "Preisschwankungen bei Futtermitteln wirken sich deshalb nicht auf die Produzenten aus", erklärt Anton Grub von der Micarna, "Preisveränderungen werden entweder an die Konsumenten weitergegeben oder bleiben bei uns hängen." Welche der beiden Varianten eher zutrifft, ist derzeit noch offen.

Preiserhöhung bei Importen

Die Migros sieht laut Mediensprecherin Monika Weibel bis Ende Jahr jedenfalls noch keine Preiserhöhungen vor, weder bei Eiern, noch beim Fleisch oder Geflügel aus dem Inland. Bei den Importen sieht es anders aus: "Beim Importfleisch rechnen wir aufgrund der Futtermittelpreise mit Preiserhöhungen." Coop Mediensprecher Dominik Schneider sieht zwar Anzeichen für steigende Preise auf dem Beschaffungsmarkt für Mais, Weizen oder Soja. Er teilt aber auch mit: "In jedem Fall versucht Coop Preissteigerungen wenn möglich abzuwenden."



Aufgrund der steigenden Futtermittelpreise dürfte sich die Produktion von Bioeiern zukünft massgeblich verteuern.


Was die Preissteigerung für den Eiermarkt bedeutet, rechnet Andreas Gloor vom Geflügelkompetenzzentrum Aviforum vor: "Bei einer Preissteigerung von etwas über drei Franken pro hundert Kilo Legehennenfutter steigen die Produktionskosten je Normal-Ei um rund 0,5 Rappen – das ist viel in einem Markt, wo Zehntelsrappen entscheidend sind." Bei mehreren tausend Eiern pro Jahr und Geflügelproduzent reisst das rasch ein Loch in die Kasse.

Eier-Händler wie Hannes Messer von der EiCo AG sind zwar bestrebt, die Mehrkosten zum Endverbraucher hin zu verschieben, aber: "Unsere Preise gelten jeweils für ein Jahr, Anpassungen werden wir deshalb erst bei den nächsten Preisverhandlungen vornehmen können." Das hat auch Vorteile: "Dieses Preismodell gibt den Produzenten eine hohe Planungssicherheit. Bei sinkenden Preisen profitieren sie davon."

Die Konsumenten könnten es verkraften: Bei einem Eierkonsum von knapp 200 Eiern pro Kopf und Jahr (davon rund 100 aus der Schweiz) müssten sie gerade mal einen Franken mehr im Jahr ausgeben. Biovertreter Jaun ist zuversichtlich: "Bioeier sind bei den Konsumenten trotz bereits bestehender Preisdifferenzen sehr beliebt, sie haben einen Marktanteil von fast 20 Prozent. Der Preis ist also nicht das wichtigste Einkaufskriterium."

Schweinehalter voll dem Markt ausgesetzt

Bei den Schweinehaltern ist das anders. Sie produzieren nicht integriert wie die Pouletmäster, oder halbintegriert wie die Eierproduzenten, sondern agieren gänzlich ohne Mengensteuerung am Markt. Da sie zudem seit geraumer Zeit 97% statt wie früher 92% des Schweinefleischbedarfs der Schweiz decken (was einer Überproduktion gleichkommt), gelingt es ihnen nicht, Mehrkosten am Markt zu holen. Felix Grob, der Geschäftsführer der Suisseporcs: "Wir rechnen mit zusätzlichen Futterkosten von 15 bis 20 Franken pro Mastschwein."


Was umgelegt auf ein Kilo Schweinefleisch rund 20 bis 30 Rappen ausmacht, summiert sich für einen professionellen Mäster auf 20'000 bis 30'000 Franken zusätzliche Kosten pro Jahr. Die Suisseporcs hat dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) deshalb den Vorschlag unterbreitet, einen Teil der Einnahmen aus den Futtermittelzöllen dazu zu verwenden, den Sojaschrot zu verbilligen. Die Massnahme wäre für die Konsumenten kostenneutral und käme auch den anderen Tierhaltern in der Schweiz zugute.

Das BLW ist inzwischen mit Vertretern von Suisseporcs, der Futtermittelbranche und des Schweizerischen Bauernverbandes zusammengesessen. BLW-Mediensprecher Jürg Jordi: "Wir sind uns einig, dass die stark steigenden Futtermittelpreise und deren Volatilität auf der Beschaffungsseite für die Branche eine grosse Herausforderung sind, und dass sich die Schwierigkeiten akzentuieren, weil die Marktsituation zurzeit wenig Spielraum für Preiserhöhungen beim Schweinefleisch lässt."

Einig waren sich die Teilnehmenden aber auch, dass die Branche das Problem der Überproduktion selber lösen muss. Für kurzfristige Massnahmen ist der gesetzliche Spielraum des Bundes klein, er beschränkt sich auf Betriebshilfen bei Liquiditätsengpässen. Jordi: "Mittel- und langfristig soll die Politik jedoch ein klares Signal für eine Verbesserung der Situation bei der einheimischen Versorgung mit pflanzlichem Eiweiss setzen."

Zu wenig Eiweisse in der Schweiz

Der Schweizer Selbstversorgungsgrad mit Futtermitteln liegt bei rund 90 Prozent. Was hierzulande jedoch fehlt, sind Eiweissfuttermittel. In diesem Bereich hat die Schweiz fast nur Rapskuchen (42'000 Tonnen) und etwas Futtererbsen (13'000 Tonnen) zu bieten. Der Anbau von Eiweissfuttermitteln ist einerseits klimatisch eingeschränkt, andererseits zu wenig lukrativ.

Tiermehl, welches man früher als Eiweissquelle verwendete, darf seit der BSE-Krise nicht mehr an Allesfresser wie Hühner und Schweine verfüttert werden. Somit bleibt nur der Import: Jährlich werden 450'000 Tonnen Eiweissfuttermittel eingeführt. Mit rund 290'000 Tonnen liegt Sojaschrot dabei an erster Stelle, gefolgt von Maiskleber mit 36'000 Tonnen und Rapsschrot mit rund 32'000 Tonnen. Dazu kommen rund 26'000 Tonnen Schlempe, einem Nebenprodukt der Agrotreibstoff-Produktion. /Text: LID / Eveline Dudda)
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