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Beiträge im Archiv

14.6.2013 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Noch mehr Daten in Balkenform

Chargennummer, Mindesthaltbarkeitsdatum sowie die Herkunft eines Produkts sollen bald elektronisch verschlüsselt auf jeder Verkaufseinheit Platz finden. Davon verspricht man sich langfristig betriebliche Einsparpotenziale und mehr Transparenz in der Lieferkette bis zum Konsumenten. Doch es gibt auch skeptische Stimmen.


Der GS1 DataBar (erstes Bild) erlaubt die schnelle elektronische Erfassung neuer Datenkategorien am Verkaufspunkt wie der Charge oder des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Der Typ «Expanded Stacked» des GS1-DataBars (zweites Bild) eignet sich für Datenkategorien, wo die Rückverfolgbarkeit wichtig ist. (Bilder: GS1 Austria)


Die im Detailhandel bestens etablierte Familie der Barcodes bekommt Nachwuchs. Die von der internationalen Standardorganisation GS1 seit 2010 zur Verwendung zugelassene neue Code-Familie namens DataBar (mit 4 Versionen wie einzeilig, zweizeilig, erweitert usw.) eröffnet neue Einsatzgebiete bei der Warenbewirtschaftung im Detailhandel, dem Marketing und der Kommunikation mit Konsumenten.

Neben der Produktidentifikationsnummer (oder Global Trade Identification Number = GTIN) können Zusatzinformationen wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Chargennummer, spezifisches Gewicht, Preisinformationen, die Herkunft von Frischwaren wie Fleisch, Eiern oder Milchprodukten (Betriebszulassungsnummern der Schlachtung, der Zerlegung, der Produktion usw.) in codierter Form abgebildet werden.

Der GS1 DataBar ist damit – auf sehr kompakte Weise – ebenso leistungsfähig wie die Barcodes der älteren Generation, die aber nur auf Stufe Handels- und Transporteinheit (GS1-128) mithilfe von zweistelligen Klassifikatoren (den sogenannten Application Identifier = AI) die vielfältigen Produkteinformationen (wie Herkunft, Charge usw.) zu speichern vermögen.

Der GS1 DataBar:
• erlaubt die schnelle elektronische Erfassung neuer Datenkategorien an der Kasse wie der Charge oder des Mindesthaltbarkeitsdatums
• identifiziert die Markeninhaber von Produkten automatisch
• ermöglicht die Rückverfolgbarkeit auf Einzelproduktebene
• eröffnet neue Einsatzgebiete, vor allem im Frischebereich (Fleisch, Milchprodukte, Eier, Gemüse, Früchte, gekühlte Frische-Convenience usw.)
• unterstützt den Abverkauf durch variables Einsetzen von Rabatten und Flexibilisierung der Preise

Gemäss Daniel Müller, Leiter Bereich GS1 System bei der nationalen Organisation GS1-Schweiz, könnte der GS1 DataBar in Zukunft in der Kommunikation zwischen der Handelskette und den Konsumenten eine wichtige Rolle spielen: «Das automatische Auslesen von Chargennummern macht im Hinblick auf die jüngsten Betrugsfälle bei Rindfleisch Sinn. Für gezielte Rückrufe ist die Chargennummer ein wichtiger Faktor. Zurückgerufene Chargen werden im System des Händlers gesperrt. Der Abverkauf kritischer Produkte kann so verhindert werden.»

Rationalisierungspotenzial bei Frischprodukten

Die Einführung der neuen GS1-DataBar-Symbologie soll weitere Rationalisierungsschritte in der B2B-Wertschöpfungskette «Lebensmittelwirtschaft-Handel» ermöglichen:

Häufig ist es schwierig, auf sehr kleinen Verpackungen (z. B. Schokoriegel, Milchschnitten, kleindimensionale Kioskartikel usw.) einen Barcode anzubringen, der gross genug ist, um lesbar zu sein. Also behilft man sich für die Kennzeichnung des älteren EAN-8-Barcodes. Allerdings ist mit gerade mal acht Stellen nur eine eingeschränkte Zahl von Werten und Angaben möglich.

Mit dem gestiegenen Interesse der Konsumenten an einer wachsenden Vielfalt an Frischwaren ist es immer wichtiger, dass diese Produkte eindeutig identifizierbar sind. Früchte und teilweise auch Gemüse im Offenverkauf werden seit einigen Jahren mit vierstelligen sogenannten PLU-Nummern (Price-Look-Up) versehen. Dies ermöglicht eine Unterteilung nach Sorte, Gewichtstypus, Grösse und Farbe. Mit den PLU-Nummern wissen wir aber nichts über die Herkunft der Früchte und Gemüse.

Bei vorverpackten Einheiten für Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse behalf man sich bisher mit Zwischenschritten. So zeichnen Detailhandelsangestellte oder spezialisierte Lieferanten vorverpackte Einheiten (z. B. Käseplättli) zum Verkauf «hinter den Kulissen» genauer aus, und zwar mit Preis und Gewicht.

Die Einführung dieses Alleskönner-Codes harzt hierzulande allerdings. Die Gründe hierzu sind technischer und finanzieller Natur. Die Migros teilt mit, dass sie heute nicht flächendeckend mit Scannern der neusten Generation ausgerüstet sei, welche den GS1 DataBar interpretieren können. Der Ersatz der Scannersysteme werde über Ersatzinvestitionen vorangetrieben. Einen Terminplan zur Umsetzung gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist auch Coop nicht vollumfänglich DataBar-fähig. Der Grossverteiler hat sich zum Ziel gesetzt, dass ab 2017 alle Kassensysteme DataBar-Codes lesen können. «Bei Ersatzinvestitionen innerhalb von Coop wird bereits heute auf die DataBar-Fähigkeit der eingesetzten Technik geschaut. An der letzten Geschäftspartnertagung wurden die Lieferanten bereits darüber informiert», sagt Coop-Mediensprecher Ramon Gander.

Skepsis zu Kosten und Nutzen

Vor allem Lebensmittelhersteller befürchten ein für sie ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis: Barcode-Scanner müssen ersetzt, Preisauszeichnungsgeräte angepasst, erweiterte Stammdaten der Artikel in die Betriebssoftware (ERP) eingeführt werden, schliesslich Verpackungen (z. B. Milch-Tetrapackungen) vorbedruckt werden. Logistikexperten schätzen den Nachrüstungsaufwand alleine bei den beiden grössten Detailhändlern der Schweiz im einstelligen Millionenbereich. Coop betont, dass der neue DataBar nur in einvernehmlicher Absprache mit wichtigen Lieferanten eingeführt werden soll.

Es gibt auch kritische Stimmen bezüglich des Nutzens für die Rückverfolgbarkeit. Logistikexperte Jürgen Schmidle bei Bell wendet ein: «Die Praxis zeigt, dass alle Chargen aus den Regalen genommen werden, weil meistens sofort reagiert werden muss und keine Zeit für weitere Analysen bleibt. Möglicherweise weiten sich Probleme mit Produktkomponenten erst bei genauer Analyse auf andere Chargen und Produkte aus.» Im Sinne des Konsumentenschutzes habe sich die Praxis bewährt, proaktiv alle «Problemartikel» aus dem Regal zu entfernen.

Im Ausland im Testeinsatz

Dennoch ein kleiner Einblick, wie die GS1 DataBars im Ausland bereits eingesetzt werden. In Südkorea wird damit das Mindesthaltbarkeitsdatum als verkaufsförderndes Instrument genutzt, indem die Produkte günstiger werden, je näher sie dem Ablaufdatum kommen. Die belgische Supermarktkette Colruyt nutzt diese Möglichkeit ebenso. Der Grossverteiler Rewe International in Österreich setzt den GS1 DataBar bereits bei Frischeprodukten wie Wurstwaren, Frischkühlkost, Convenience, Molkereiprodukten und Eiern ein, und zwar bei rund 200 Eigenmarken-Produkten. Rückverfolgbarkeit und Frischegarantie stehen dabei im Fokus. (Text: Manuel Fischer)

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