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Beiträge im Archiv

6.7.2013 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Neue Proteinquellen, besser als Fleisch?



Die Weltbevölkerung wächst rapide und damit der Bedarf an Proteinen. Die weltweite Fleischproduktion von 300 Milliarden Kilo Fleisch verursacht Folgen für das Klima. Die Welthandelspreise für Fleisch und Fisch werden deutlich ansteigen und damit der Hunger der Armen. Dringend gesucht sind daher neue Proteinquellen.



Noppa und Jürg Helbling betreiben eine Biotofurei und offerieren Gourmet-Tofu.


Für Sie gelesen im Tabula: Die aus Thailand stammende Köchin Noppa Helbling produziert in Rüti (ZH) Schweizer Tofu und will diese Eiweissquelle vom verstaubten Image befreien, nur ein fader Fleischersatz zu sein. Auch Migros und Coop haben ihre Tofubällchen im Sesammantel und Tofu-Terrinen gelistet. Die Ostasiaten nutzen Tofu als ein Grundnahrungsmittel, während es in Europa oft als Fleischersatz gilt und damit sein Potenzial verkannt wird. Das wollte Noppa Helbling und ihr Mann Jürg ändern – mit Erfolg.

Tempeh

Aus Indonesien stammt Tempeh. Ähnlich wie beim chinesischen Tofu werden Sojabohnen eingeweicht und erhitzt. Der Unterschied: Die Bohnen werden mit einem Pilz beimpft, der ein Geflecht entwickelt, das der Sojamasse Geschmack und Festigkeit gibt. Der grosse Vorteil gegenüber Tofu: Während dieser Fermentation bildet sich das Vitamin B12 – wichtig besonders für Veganer. Denn dieser lebenswichtige Stoff fehlt normalerweise in einer reinen Pflanzenkost.

Seitan

Um dieses «Weizenfleisch» zu gewinnen, wird Weizenmehl mit Wasser geknetet und dabei die Stärke herausgewaschen. Das reine Klebereiweiss, das Gluten, bleibt zurück und entwickelt sich durch Kochen und Dämpfen sowie nach Zugabe spezieller Zutaten – traditionell Sojasauce, Meeresalgen und Gewürze – zu einer Masse, deren Konsistenz und Geschmack dünnen Fleischscheiben ähnelt. Es ist ebenso wie Tofu und Tempeh frei von Cholesterin und arm an Fett und Purinen, erreicht aber nicht deren Proteinqualität und liefert weit weniger Vitamine und Mineralstoffe.

Lupinen

Die Firma Hochdorf hat sich bis vor wenigen Jahren mit Lupinen als Eiweisslieferant beschäftigt. Aber das Lupinenprotein war zu teuer und barg das Risiko von Allergien in sich. Auch im Norden Deutschlands interessieren sich einige Wissenschaftler für die Süsslupinen mit ihrem knapp 40-Prozent-Eiweissanteil. Ähnlich wie bei der uralten Tofuproduktion werden Lupinensamen eingeweicht, vermahlen und ausgepresst.

Brigitte Ruge-Wehling vom Julius Kühn-Institut in Deutschland berichtet begeistert von den vielen Chancen, die im hochwertigen Lupinenprotein stecken: «Werden die Bohnen hydrolysiert, also das Eiweiss in kleine Bestandteile aufgespalten, können die entstandenen Proteinisolate zum Beispiel auch zu einer Kochwurst verarbeitet werden. Die enthält 40 Prozent weniger Fett als die herkömmliche Wurst, schmeckt aber ganz ohne Zusätze genauso gut und sieht auch ebenso appetitlich aus».

Verwendet man allerdings einfaches Lupinenmehl, dann stört der Eigengeschmack oder auch die Farbe. Die Proteine übernehmen dabei die Aufgabe der Fette, ein «wursttypisches» Mundgefühl zu erzeugen und auf der Zunge zu zergehen.

Quorn

Bei den Schweizer Grossverteilern und etlichen Restaurants hat seit 18 Jahren neben Tofu noch eine weitere exotische Proteinquelle ihre fest etablierte Nische gefunden: Quorn. Dieses Pilzprotein wird von dem mikroskopisch kleinen Pilz namens Fusarium venenatum gebildet, der sein Gewicht alle fünf bis sechs Stunden verdoppeln kann.


Quornburger von Fredag


Der Zusatz von Eiweiss von Eiern aus Freilandhaltung verleiht dem Pilzprodukt beim Garen die nötige Bindung. Dabei erhält es auch seine faserige Textur. Der Nachteil von Quorn: Sein Eisengehalt von maximal 0,75 Milligramm wird von jedem Stück Fleisch um Längen übertroffen.

Insekten

Für die alternativen Proteinquellen, mit denen sich Dr. Kolja Knof von der Hochschule Bremerhaven beschäftigt, dürfte trotz guter Eisenwerte, vielen Vitaminen, wenig Fett und einer hervorragenden Eiweissqualität der Weg in die Restaurants und in die Regale unserer Läden weit sein. Da hilft es auch nicht, dass die Welternährungsorganisation FAO sie ausdrücklich empfiehlt: Würmer, Maden und Käfer sind für viele Europäer und Nordamerikaner per se nicht genusstauglich, auch wenn sie in anderen Kontinenten als köstlich und nahrhaft geschätzt werden.

Knof: «Etwa 1700 verschiedene Insekten sind als Nahrungsmittel bekannt. 80 Prozent der Weltbevölkerung essen sie». Weil Insekten sich rasant vermehren, ihr Futterbedarf vergleichsweise gering ausfällt, sie erstaunlich wenig Treibhausgase produzieren und wir in gut 35 Jahren doppelt so viel Fleisch produzieren müssten, um den rasant steigenden Proteinbedarf zu decken, rät die FAO: «Insekten auf den Speiseplan.»



Fritierte Heu-schrecken für Gourmets?


Knof bleibt skeptisch: «Festgefügte Ernährungsgewohnheiten können sich nur über Generationen ändern.» Er konzentriert sich daher in seiner Forschung vor allem auf den Einsatz von Insekten in der Tierernährung, wo diese beispielsweise den hohen Bedarf an Importsoja verringern könnten.

Krill

Die Biomasse dieses kleinen Crevetten-ähnlichen Meerestieres ist möglicherweise grösser als die jeder anderen mehrzelligen Tierart auf unserem Planeten. Vor allem Wale ernähren sich davon. Einige Firmen bieten in Asien bereits Krillschwänze als Tiefkühlprodukt an. Meist werden bereits auf den Fangschiffen die Schwänze geschält und eingefroren.

Ihr Fleisch schmeckt ähnlich wie Hummer und macht sich als Pizzabelag ebenso gut wie zum Salat oder in der Suppe. Es ist reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, enthält fast kein Fett und liefert gut zwei Milligramm Eisen pro 100 Gramm – doppelt so viel wie ein Pouletbrüstchen. Auch seine Proteinqualität liegt nur knapp unter der von Käse und Milch, also oberste Güte! Allerdings warnt die FAO davor, dass eine Überfischung dieser zwar reichlich vorhandenen, aber für die Weltmeere wichtigen Nährstoffquelle zu ökologischen Problemen führen kann. (Auszug aus dem Beitrag im Tabula No2-2013. Volltext: www.tabula.ch)


Gibt es einen gesunden und ökologischen Super-Fleisch-Ersatz? Bild: Tofuprodukte von Noppa



Kommentar von Tabula-Chefredaktor

Die Welternährungsorganisation (FAO) rechnet bis 2020 mit einer weltweiten Fleischproduktion von 300 Millionen Tonnen. Dieser stetig wachsende Appetit auf Fleisch wird durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Entwicklungsländer mitverursacht: Fleisch bedeutet Wohlstand und Genuss.

Auch in Europa steigt die Nachfrage weiterhin (in der Schweiz hat sich der Fleischkonsum in den letzten Jahren auf hohem Niveau eingependelt). Gleichzeitig steigt das Bewusstsein, dass unsere Ernährung, und da vor allem der Fleischkonsum, einen grossen Teil zur steigenden CO2- Belastung beiträgt.

Angesichts ethischer Bedenken und der intensiven Nutztierhaltung stellt sich daher unweigerlich die Frage: Was gibt es für Alternativen zum Fleisch als Proteinquelle? Den «Superersatz», der all dies in einem einzigen Lebensmittel abdeckt, gibt es nicht.

Viele Alternativen sind stark verarbeitet und werden aus Lebensmitteln hergestellt, die importiert werden müssen. würden wie der Krill als neue Proteinquelle im grossen Stil für das Ökosystem der Weltmeere nichts Gutes erahnen lassen. Und nicht zu vergessen: Fleisch liefert nicht nur wertvolle Proteine, sondern ist auch ein wichtiger Lieferant von Vitamin B12 und Eisen.

Die Idee, Fleisch 1:1 ersetzen zu wollen, ist daher falsch. So gilt wohl im Umgang mit Proteinquellen unter dem Strich dasselbe wie für eine gesunde Ernährung: Abwechslungsreiche und ausgewogene Kombinationen sowie massvolle Portionen helfen auch, den Fleischkonsum im Rahmen zu halten – ohne dabei auf eine einzige Super-Alternative setzen zu müssen, deren plötzliche Grossproduktion dann an einer anderen Stelle wieder unweigerlich zu Problemen im Sinne der Nachhaltigkeit führen würde. (Auszug aus dem Editorial im Tabula No2-2013. Volltext: www.tabula.ch)

Weiterlesen:
Wissenswertes über Tofu
Fleisch-Alternativen
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