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27.12.2014 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Mehr Trutenzüchter braucht das Land

Schweizer Konsumenten essen immer mehr Trute. Nur 10% wird aber in der Schweiz produziert. Die Frifag, der grösste und fast einzige Verarbeiter, sucht laufend neue Züchter. Trotzdem verzichten viele Landwirte auf Trutenproduktion. Das Raumplanungsgesetz, komplizierte Baubewilligungsverfahren und hohe Investitionskosten sind Gründe dafür.




Festtagsbraten der Spitzenköchin Irma Dütsch: Mini-Trute gefüllt mit Marroni, Weissbrot, Zwiebeln, Knoblauch und Butter (Bild: Weber Verlag)


In den USA und in Kanada ist der "Turkey" das traditionelle Festmahl an Thanksgiving und immer öfters auch an Weihnachten. Und was in amerikanischen Familien schon längst Tradition hat, wissen immer öfters auch Schweizer Familien zu schätzen, wenn es darum geht, eine grosse Tischrunde zu verköstigen. Andi Schmal, Geschäftsleiter der Frifag Märwil beobachtet einen klaren Trend zum Trutenfleisch übers ganze Jahr, speziell aber auch auf die Festtage hin.

In den vergangenen zehn Jahren habe sich der Absatz vor dem Thanksgiving Day verzehnfacht. Hingegen müssen die zunehmenden Mengen mit ausländischen Truten abgedeckt werden, da in der Schweiz nur ungefär zehn Prozent des gesamten Trutenbedarfs produziert wird.

Wichtiges Nischenprodukt

Als vor sieben Jahren die Migros die inländische Trutenproduktion einstellte und ihren 52 Trutenmästern den Vertrag kündigte, übernahm die Firma Frifag im thurgauischen Märwil einen Grossteil der Produzenten. Viel früher hatte bereits Bell, die für Coop produzierte, die Trutenproduktion eingestellt. "Heute sind 21 Trutenbetriebe bei uns unter Vertrag", sagt Schmal. Sechs Betriebe liegen in der Ostschweiz und 15 Betriebe in der Westschweiz. Beide Regionen liefern je 50 Prozent der totalen Produktionsmenge von ungefähr 137‘000 Tieren oder 1‘316 Tonnen Schlachtgewicht. Bild: Zerlegen einer Trute bei Frifag.

Die Regionalität hat einen zentralen Stellenwert. So werde der Ostschweizer Anteil auch vorwiegend in der Ostschweiz unter dem Label "Aus der Region für die Region" der Migros Ostschweiz und über die Regionalmarke Culinarum in vielen Metzgereien verkauft, sagt Schmal. Trutenfleisch ist mit seinen zwei Prozent der Gesamtverarbeitung der Frifag, ein Nischenprodukt.

"Da wir aber mittlerweile den Grossteil der Schweizer Truten produzieren und verarbeiten, ist es für uns natürlich eine sehr wichtige strategische Nische, die wir exklusiv bearbeiten und uns optimal positionieren können." Grossverteiler Coop hingegen bietet nur ausländische Truten an, der Grossteil davon kommt aus Deutschland.


Trutenfleisch ist auch deswegen beliebt, weil es mager ist


Seit Jahren bemüht sich Frifag um mehr Produzenten, weil die Nachfrage nach Trutenfleisch stetig zunimmt. Im Moment sei man mit vier potentiellen neuen Züchtern im Gespräch, ein neuer Stall könne im kommenden Jahr im thurgauischen Wängi realisiert werden, sagt Stefan Würth, Leiter Produktion der Frifag. "Ich sehe einen Silberstreifen am Horizont", sagt er zu den Zukunftsaussichten.

90 Prozent vom Ausland

90 Prozent der ausländischen Truten kommen aus Ungarn, Frankreich und Brasilien. Als erster Detailhändler bietet die Migros seit November 2013 Trutenbrustfleisch, produziert nach Schweizer Tierschutz Vorgaben aus Ungarn an, sagt Migros-Mediensprecherin Martina Bosshard. Diese neuen Ställe entsprechen dem Schweizer BTS-Standard, das heisst, sie übertreffen die Mindestanforderungen der eidgenössischen Tierschutzgesetzgebung. Der Schweizer Tierschutz habe die Migros bei diesem Projekt begleitet, erklärt Bosshard weiter.

Ganze Truthähne für den Festtagsverkauf hingegen stammen nur zu einem Drittel aus der neuen Produktion in Ungarn, die restlichen Truten werden in Frankreich aus konventioneller Produktion bezogen. Seit die Migros in Ungarn produziert, habe sich der Verkauf von Trutenfleisch gesteigert. Hingegen sei es so, dass inländisch produziertes Trutenfleisch rund 30 Prozent mehr koste als das konventionell hergestellte aus Ungarn und Frankreich.

Qualität hat ihren Preis

Der Preisunterschied habe seine Gründe, sagt Peter Röthlisberger, Präsident der Schweizer Geflügelproduzenten (SGP): "In der Schweiz werden die Truten in bäuerlichen Familienbetrieben unter wesentlich tierfreundlicheren Bedingungen aufgezogen, als das im Ausland der Fall ist." So dürfen in einem Schweizer Stall maximal 4‘500 Truten gehalten werden. Röthlisberger weiss, dass diese Höchstmenge kaum ein Züchter in der Schweiz ausreizt. Die meisten Produzenten halten zwischen 1‘500 und 2‘000 Tiere.

Ein Truthahn-Produzent muss auch Kriterien und Qualitätskontrollen garantieren und das BTS (Besonders tierfreundliche Stallhaltung)- und das RAUS (Regelmässiger Auslauf im Freien)-Programm erfüllen, um für die Frifag zu produzieren. Zudem muss die Weidefläche doppelt so gross sein wie die Stallfläche.

Auf dem Hof von Cornel Schäli aus Schwarzenbach werden schon seit 25 Jahren Truten produziert. Sein Vater hat 1989 den Stall gebaut und zusammen mit der Aufzucht von Kälbern eigne sich die Kombination sehr gut, sagt Cornel Schäli. In seinem Stall tummeln sich 1‘600 Truthähne und er rechnet mit einem Arbeitsaufwand von ungefähr eineinhalb Stunden pro Tag.

Ein Inlandanteil von 55 Prozent, wie dies bei der Pouletproduktion der Fall ist, können bei den Truten wahrscheinlich nie erreicht werden, vermutet Peter Röthlisberger. Der Markt würde aber durchaus einige Schweizer Produzenten mehr vertragen. Für die Landwirte sei die Trutenmast eine sichere Einkommensquelle, die sich auf jeden Fall lohne. Röthlisberger mästet selber Truten für die Frifag und schätzt den planbaren Zeitaufwand, den man mit den Tieren hat. Zudem sei die Zusammenarbeit zwischen dem Produzenten und dem Abnehmer vertraglich geregelt und daher auch finanziell besser abgesichert, als beim Milch- und Rindfleischmarkt.


Als Grund, weshalb sich nicht mehr Landwirte zur Trutenproduktion entschliessen, sieht Röthlisberger die hohen Investitionskosten für neue Produktionshallen. Alte Ställe sind häufig zu klein für eine einfache Umnutzung und müssen für viel Geld umgebaut werden. So koste eine neue Produktionshalle schnell gegen 600‘000 Franken, bei einem geheizten Stall seien die Kosten noch höher.

Zudem erleichterten die heutige Raumplanung und langwierige Bewilligungsverfahren den Entscheid nicht, auf Truten umzustellen, erklärt Röthlisberger weiter. Häufig müssten sich Trutenzüchter zudem mit Einsprachen wegen Geruch und Lärm herumschlagen. Röthlisberger sagt, dass das Verständnis der heutigen Landbevölkerung oft kleiner ist als noch vor einigen Jahren. Leider entschlössen sich deshalb viele Landwirte zu einer anderen Lösung. (Text: LID)

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