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Beiträge im Archiv

13.12.2013 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Fleisch-Fachtagung 2013 im Rückblick



Am 26. November 2013 hat die 16. Schweizerische Fleisch-Fachtagung an der Mefa in Basel stattgefunden, organisiert vom Schweizer Fleischfachverband SFF. Foodaktuell.ch präsentiert einige Referate im Volltext oder als Zusammenfassung.



Internationale Heraus-forderungen für die Schweizer Fleischwirtschaft – Referat von alt Ständerat Rolf Büttiker, Präsident, Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF), Zürich


Mit der Produktion von knapp 350‘000 t an verkaufsfertigem Fleisch versorgt sich die Schweiz zu rund 80% selber mit Fleisch, wobei der Inlandanteil bei Rind- und Schweinefleisch bei über 85% und beim Geflügelfleisch bei rund 50% liegt. Die verbleibenden 20% des Gesamtkonsums an verkaufsfertigem Fleisch werden innerhalb bzw. ausserhalb der jeweiligen WTO-Zollkontingente mittels Generaleinfuhrbewilligung bzw. über die Wareneinfuhr im Reiseverkehr (→ Einkaufstourismus) eingeführt.

Umgekehrt werden vor allem aufgrund des hohen Kostenniveaus in der Schweiz nur geringe Fleischmengen (2012: knapp 2.5%) in Form von Bündnerfleisch, gewissen Wurstwaren sowie Schlachtnebenprodukten ausgeführt.

Verbunden mit der grossen Exportabhängigkeit der Schweizer Volkswirtschaft nimmt der Aussenhandelsdruck auch für die schweizerische Fleischwirtschaft stetig zu. Dies bedingt eine Marktöffnung, die sich nur über Freihandelsabkommen mit anderen Staaten bewerkstelligen lässt. Da die Verhandlungen um die eigentlich zu favorisierenden multilateralen Abkommen (WTO, FHAL mit EU) nach unserer Beurteilung wohl noch für längere Zeit in einer Sackgasse stecken dürften, steht derzeit der Abschluss von bilateralen Abkommen mit einzelnen Staaten im Vordergrund.

Hier sticht das im Sommer 2013 unterzeichnete Freihandelsabkommen mit China besonders hervor. Dabei liegt es im ureigensten Interesse der Fleischbranche, die von chinesischer Seite angebrachten Einwände bei der Inspektion von Schweizer Schlachtbetrieben sowohl auf Stufe der einzelnen Unternehmen, des z.T. unterschiedlichen kantonalen Vollzuges wie auch auf Bundesebene im gemeinsamen Interesse möglichst rasch aus dem Wege zu räumen; entsprechende Anstrengungen sind im Gange.

Aufgrund des sowohl global wie auch national anhaltenden Bevölkerungswachstums sowie der Zunahme des Wohlstandes gerade in den Schwellenländern dürfte der Kampf um Ressourcen wie Wasser, Futter- und Weideflächen weltweit zunehmen. In der Schweiz wird zudem die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln mit der politisch gewollten Diversifizierung der agrarpolitischen Ziele wohl an Bedeutung verlieren.

Verbunden mit der zunehmenden Internationalisierung und trotz technologischer Fortschritte bzw. der unbedingt anzustrebenden Minimierung der Lebensmittelverluste wird sich auch immer mehr die Frage stellen, ob bzw. inwieweit die aktuellen Diskussionen um die Fleischqualität im engeren und im weiteren Sinne in naher Zukunft nicht durch eine Mengendiskussion abgelöst werden.

Schlussfolgerungen:

1. Aufgrund der hohen Exportabhängigkeit der Schweizer Volkswirtschaft erhöht sich der Marktöffnungsdruck zusehends auch auf die Land- und Ernährungswirtschaft.

2. Wünschenswert wäre der Abschluss von multilateralen Freihandelsabkommen, realistisch ist derzeit aber nur derjenige von bilateralen Abkommen.

3. Die Schweizer Fleischwirtschaft kann sich nur über die Qualität mit Unterstützung der Marke Schweiz in einem internationalen Umfeld erfolgreich positionieren.

4. Für die Erschliessung von internationalen Märkten ist das eigene Engagement matchentscheidend. Dabei gilt es, die staatlichen Förderinstrumente vermehrt aktiv zu nutzen.

5. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum und den zunehmenden Wohlstand werden die Ressourcen weltweit knapper. Umso wichtiger wird daher die Sicherstellung der betreffenden Lieferkanäle.

6. Angesichts der politisch gewollten Verzettelung sollte sich die Schweizer Landwirtschaft bei der Produktion von hochqualitativen Nahrungsmitteln auf diejenigen Bereiche konzentrieren, in welchen sie stark ist. Dazu zählt unbestrittenermassen die tierische Produktion.

7. Der Inlandanteil der Fleischproduktion wird politisch gewollt abnehmen, was zu vermehrten Importen führen wird. Der Bund hat hierzu den Rahmen für ein wirtschaftsfreundliches Einfuhrsystem sicherzustellen.

Marktbearbeitung in offenen bzw. gesättigten Märkten – Vorgehen und dafür zur Verfügung stehende Instrumente. Referat von Dr. Markus Wyss, Leiter Märkte und Beratung, Switzerland Global Enterprise (ehemals Osec), Zürich.

Viele Schweizer Firmen exportieren Ihre Produkte und Dienstleistungen sehr erfolgreich im Ausland. Dabei sind nicht nur die wenigen multinationalen Unternehmungen, welche weltweit tätig sind, sondern auch viele kleine und mittelgrosse Unternehmungen, welche zum Teil sogar eine führende Stellung in ihren Nischen erreicht haben.

Auch die fleischverarbeitende Branche hat die Chancen erkannt, welche die ausländischen Märkte bieten können. Besonders Augenmerk sollte dabei auf Märkte gerichtet werden, mit welchen die Schweiz ein Freihandelsabkommen hat.

Der teure Schweizer Franken bedingt, dass sich die Exporteure ihre Produkte stetig weiter entwickeln. Nur mit einer klaren Qualitätsstrategie und mit besonders innovativen Produkten ist es möglich, den kostenseitigen Nachteil im internationalen Wettbewerb wettzumachen. Switzerland Global Enterprise (S-GE) kann als staatlich subventionierte Institution den exportwilligen Fleischproduzenten in verschiedenster Hinsicht Unterstützung bieten. Viele dieser Massnahmen werden in Kooperation mit den Fachverbänden (FIAL, SVIAL, Proviande etc.) angeboten.

So werden Messeauftritte an den wichtigsten Leitmessen der Lebensmittelbranche und Prospektionsreisen in Zielmärkte angeboten sowie Fachstudien zu Geschäftsmöglichkeiten in fernen Märkten erstellt. Im Weiteren werden einzelne Firmen konkret zu ihrem Exportvorhaben beraten und Geschäftspartner (z.B. Distributoren) im Zielmarkt gesucht. Dank der weltweiten Präsenz von S-GE mit ihren Swiss Business Hubs kann diese Unterstützung in über 30 Ländern angeboten werden.



Export von Fleischprodukten am Beispiel von Bündnerfleisch – ein Erfahrungsbericht. Referat von Stefan H. Jost, Head of International New Business & Logistics, Orior AG, Zürich


Die Albert Spiess AG ist seit 2008 ein Teil der ORIOR Gruppe, welche eine unabhängige börsenkotierte Unternehmung mit rund CHF 500 Mio. Umsatz und 1‘300 Mitarbeitenden ist. Die Albert Spiess AG wurde 1906 gegründet und hat heute rund 220 Mitarbeitende und produziert über 6‘500 Tonnen Fleisch pro Jahr. Der Fokus liegt auf Bündner Rohfleischspezialitäten.

1972 startete Albert Spiess den Export ins grenznahe Ausland. 1994 wurde die Zusammenarbeit mit Michel Schaeffer begründet und 1995 eine Plattform in Frankreich eröffnet. 1998 erfolgte dann die Übernahme durch Albert Spiess und 2008 durch die ORIOR Gruppe. Der Export von Bündnerfleisch wuchs stetig und erreichte 2011 den Höhepunkt von 2‘258 Tonnen.

88% der Schweizer Fleischexporte kommen vom Trockenfleisch / Bündnerfleisch (2012). Die Länderaufteilung: 86% Frankreich, 8% Deutschland, 4% Belgien und der Rest 2%. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Durch (Ski-)Urlaub in den Alpen lernten ausländische Konsumenten das Produkt schätzen, dadurch auch gerade in Frankreich die Verankerung mit Raclette/Fondue. Am Anfang wurden Feinkostläden und gehobene Metzgereien mit halben und ganzen Stücken beliefert, später kamen Bedienungstheken des Handels dazu.

Der Durchbruch kam mit der Erweiterung des SB-Sortiments bei Supermarktketten. Hier rutschte Bündnerfleisch ins Regal – jedoch leider fast nur als Eigenmarke des Handels. Die Eintragung als GGA im Jahre 2000 half das Produkt bekannter zu machen und unterstützt die Alleinstellung. Die Versuche, über eine eigene Marke das Geschäft zu „kontrollieren“, bleiben schwierig. Der Druck der Eigenmarken nimmt eher zu (letzte Beispiele: Edeka Selection, Real Selection). Es fehlt dadurch natürlich die qualitative Vermarktung für das Produkt. Heute exportiert die Albert Spiess AG in sechs Länder.

Ich habe die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen auf sechs Faktoren aufgeteilt:

1. Alleinstellung: Bündnerfleisch geniesst eine Alleinstellung, denn es gibt nur Bresaola als ähnliches Produkt auf dem Markt, hinzu kommt seit 2000 die GGA-Bezeichnung.

2. Kulturelle Verankerung: es gelang in Frankreich (und Belgien) das Produkt kulturell gut zu verankern – wenn auch saisonal. In Deutschland steht dies noch aus.

3. Hartnäckigkeit: Der Distributionsaufbau wurde über Jahre sukzessive aufgebaut.

4. Attraktivität für den Handel: Diese stieg systematisch dank hohem Verkaufspreis, guten Drehzahlen und daher guter Margen für den Handel. Durch lokale Partner wurde die Betreuung sichergestellt. Die Handelslandschaften, welche viel komplexer und anders sind wie in der Schweiz, bedingen fundiertes lokales Wissen.

5. Zolltechnische Herausforderungen: Diese sind nicht zu unterschätzen, handelt es sich ja nicht um liberalisierte Märkte. Die verschiedenen Verkehrssysteme müssen genauestens eingehalten werden, sonst kann es sehr schnell teuer werden.

6. Das Quäntchen Glück gehörte auch dazu (Dr. Dukan Effekt in Frankreich 2011).
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