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Beiträge im Archiv

24.10.2014 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Wissenswertes: Reifung von Fleisch(waren)




Reifungsprozesse spielen bei Lebensmitteln im Allgemeinen und bei Fleisch und Fleischerzeugnissen im Besonderen eine herausragende Rolle.


Unter Reifung versteht man im Zusammenhang mit Lebensmitteln im Wesentlichen biochemische Vorgänge, die das entsprechende Lebensmittel-Produkt geniessbar machen, seine Geruchs- und Geschmacksqualität verfeinern oder zu dessen Konservierung, das bedeutet zur Erhöhung der hygienischen Stabilität und damit zum Verbraucherschutz beitragen.

Dabei erfahren die Inhaltsstoffe der Nahrung durch darin enthaltene Enzyme oder durch die Einwirkung von Mikroorganismen, die sich bereits auf oder im Lebensmittel befinden (Weinhefen, Milchsäurebakterien) oder als sogenannte Starterbzw. Schutzkulturen hinzugefügt werden (Milchsäurebakterien bei Salami, Bierhefe) eine biochemische Umwandlung. Diese zeigt sich in der Veränderung der Textur der Produkte (bessere Kaubarkeit/Zartheit; Saftigkeit), in der Ausprägung eines produkttypischen, ansprechenden Aromas und Geschmacks sowie in farblichen Veränderungen.

Reifung von Rindfleisch

In jüngster Zeit erlebt die traditionelle Rindfleischreifung, das sogenannte Dry-ageing am Haken – im Gegensatz zur weithin üblichen Reifung im Vakuumbeutel – offensichtlich eine Renaissance. Sie gewährleistet eine hohe sensorische Qualität des Fleisches vor allem in Bezug auf die Zartheit des Fleisches, aber auch hinsichtlich Aroma und Saftigkeit. Besonders von Gourmetköchen wird diese Art der Fleischbehandlung stark beworben. Die bei der Fleischreifung ablaufenden biochemischen Prozesse sind ausgesprochen vielfältig und für das Verständnis des Reifungsverlaufs unerlässlich.

Der Prozess beginnt direkt nach der Schlachtung, lateinisch post mortem, mit dem Einsetzen der Totenstarre, dem Rigor mortis. Diese führt zunächst zu einer Zunahme der Zähigkeit des Fleisches, weil die Muskeln aufgrund des Mangels an Sauerstoff und Energie bei gleichzeitiger Anhäufung von Milchsäure, die durch den Abbau des im Muskel befindlichen Zuckerstoffes Glykogen entsteht, eine Art Kontraktionszustand erlangen, der sich grundsätzlich nicht mehr löst bzw. entspannt.

Dafür werden jedoch andere biochemische Veränderungen wirksam, die diesen beschriebenen Vorgang bis zum Zartwerden des Fleisches überwinden. Zusätzlich kann man geeignete Verfahren während des Schlacht- und Kühlprozesses anwenden, die helfen Qualitätsmängel in der Skelettmuskulatur zu vermeiden und die Ausprägung der Zähigkeit des Fleisches so gering wie möglich zu halten.

Der Verlauf der Kühlung des Schlachtkörpers spielt diesbezüglich eine wichtige Rolle; so kann die sogenannte Schnell- oder Schnellstkühlung, d.h. die sofortige Kühlung bei 2 °C oder niedrigeren Temperaturen, im Unterschied zur konditionierten Abkühlung des Schlachtkörpers, die zunächst einige Stunden bei Temperaturen über 12 °C verläuft und dann auf 2 °C reduziert wird, eine intensive Muskelverkürzung mit merklicher Zähigkeit des Fleisches zur Folge haben.

Zusätzlich kann das Fleisch durch die Behandlung mit technischen Verfahren wie Elektrostimulation, Ultraschall oder Hochdruck vor besonders intensiver Zunahme der Zähigkeit bewahrt werden. Ungeachtet all dieser Massnahmen ist jedoch eine mindestens zwei bis drei Wochen dauernde Lagerung des Rindfleisches zum Zwecke der Reifung unerlässlich. Für die Rindfleischreifung stehen im Wesentlichen zwei Verfahren zur Verfügung.

Reifung im Folienbeutel unter Luftausschluss

Die für die Fleischreifung vorgesehenen, qualitativ hochwertigen Fleischteilstücke wie Filet (Lende) und Roastbeef werden nach der Abkühlung auf ≤ 7 °C vom Schlachtkörper bzw. vom Knochen gelöst, fachgerecht zugeschnitten und in Sauerstoff undurchlässige Folienbeutel verpackt. Vor dem Verschliessen der Beutel wird die Luft nahezu vollständig entzogen; es herrschen dann anaerobe Bedingungen vor. Das derart verpackte Fleisch wird dann bei 1 ± 1 °C für zwei bis drei Wochen gelagert, und zwar möglichst unter Lichtausschluss, um unerwünschte Fettveränderungen zu vermeiden.


Das Fleisch sollte für diese Art der Behandlung einen pH-Wert (Säuregrad) von unter 5,8 aufweisen. Die anaeroben Bedingungen führen zur Vermehrung von Milchsäure bildenden Bakterien, den Laktobazillen, auf der Fleischoberfläche, die wiederum die Entwicklung und das Wachstum von Verderbnis erregenden Keimen hemmen bzw. verhindern.

Die Vorteile dieses Verfahrens bestehen im geringen Bedarf an Lagerund Transportkapazität, Vermeidung der Abtrocknung und damit des Gewichtsverlustes und in der relativ hohen Sicherheit aufgrund der Verpackung. Nachteilig ist, dass die Milchsäurebildung einen säuerlichen Geschmack des Fleisches hervorruft.

Traditionelle Reifung

Bei diesem Verfahren wird entweder das gesamte Hinterviertel einer Rinderhälfte oder spezielle Teile wie das Roastbeef am Knochen unverpackt im Kühlraum bei ebenfalls etwa 1 ± 1 °C gelagert – entweder hängend oder in Regalen liegend. Zusätzlich zur Temperatur sind bei diesem Reifungsverfahren die Parameter Luftfeuchtigkeit und Luftumwälzgeschwindigkeit zu beachten. Geringe Luftfeuchtigkeit und/oder eine gewisse Luftbewegung sind wichtig, um durch Abtrocknung der Fleischoberfläche das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen, beispielsweise Verderbnis erregende Bakterien oder Schimmelpilze, zu vermeiden.

Die nun fortschreitende Verbesserung der Fleischzartheit, das sogenannte „Altern des Fleisches“ (engl.: dry-ageing) basieren im Wesentlichen auf biochemischen Veränderungen der Muskelstruktur, während das Bindegewebe wie Faszien (Muskelhüllen) oder Sehnen und Bänder kaum an Zartheit zunimmt.

Die geordnete Struktur der Muskelfasern wird durch das Einwirken von Eiweiss spaltenden Enzymen, den Proteasen, aufgelöst. Beteiligte Gruppen von Proteasen sind vor allem Calpaine und Kathepsine. Diese Enzyme behalten auch unter Kühlhausbedingungen genügend Aktivität, um die Spaltung der Eiweisse (Proteine) zu gewährleisten. Dieser Prozess wird als Proteolyse bezeichnet.


Zur weiteren Verbesserung der Zartheit des Fleisches kann man direkt vor der küchentechnischen Zubereitung beispielsweise von Steaks mechanische Verfahren wie den sogenannten Steaker oder enzymatische Verfahren wie den Einsatz von pflanzlichen Proteasen (z.B. Papain, ein eiweissspaltendes Enzym der Papaya) anwenden.

Am Knochen gereiftes Rindfleisch hat im Vergleich zu dem in der Vakuumverpackung gereiften Fleisch einen weniger säuerlichen Geschmack; zudem ist bei trocken gereiften Steaks der Erhitzungsverlust in der Pfanne meist geringer, wodurch die Ausbildung von Brataromen gefördert wird.

Eine gewisse zusätzliche Aromatisierung des beschriebenen trocken gereiften Fleisches lässt durch den gezielten Einsatz von Edelschimmel, wie er bei der Reifung von Salami oder auch Weichkäse verwendet wird, erreichen. (Weitere Infos: www.mri.bund.de)

Weiterlesen: Luxusfleisch: Luma Beef

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