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Beiträge im Archiv

6.2.2015 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Buchtipp: Vom Schnörrli bis zum Schwänzli





Gefragt sind heutzutage vor allem edle Fleischstücke. Ein italienischer Delikatessen-Laden gibt Gegensteuer und bietet Schweinsfüsse und Schwänze an, präsentiert wie teure Delikatessen.


In wohlhabenden Ländern kommen heute vor allem Edelstücke auf den Teller. Filets und Steaks lassen sich schnell und einfach zubereiten. Ausserdem wird der Konsument beim Anblick eines Medaillons nicht ans Tier erinnert. Schon Knochen, Haut und Schwarte sind oft unerwünscht, vor allem kleine Knochen wie bei Poulet und Kaninchen. Pouletbrüste sind mit Abstand am meisten gefragt, Pouletschenkel und -flügeli hingegen weniger, daher offerieren moderne Metzgereien immer mehr ausgebeinte Schenkelsteaks oder solche ohne Haut.

Dieses Problem stellt sich in der ganzen Fleischverarbeitung. Pro Jahr werden in der Schweiz 2,7 Millionen Schweine geschlachtet. Die verkäuflichen Teile machen 88 Kilo aus. Aber eine Sau hat auch Füsse, Innereien, Fett und Blut, einen Kopf mit Ohren, Schnörrli und Zunge, und einen Schwanz. Das alles ist essbar. Ungeniessbar sind nur Borsten, Klauen und der Mageninhalt. Beim Rind entspricht das verkaufsfertige Fleisch sogar nur der Hälfte des Lebendgewichts.

Chinesen und die Bevölkerungen in Entwicklungsländern dagegen mögen Schweinefüsse, Öhrli und Schwänzli. Afrikaner finden knochenloses Fleisch langweilig. Doch was sich nicht verwursten, exportieren oder anderweitig verkaufen lässt - zum Beispiel an Pharmafirmen, landet bei Centravo in Lyss. Die Firma sammelt pro Jahr 180’000 Tonnen Schlachtnebenprodukte ein. Zum Vergleich: Diese Menge stehen rund 340’000 Tonnen an verkaufsfertigem Fleisch gegenüber.

Gastronomen im Dilemma

Auch viele Gastroköche denken primär an Edelstücke, weil sie davon ausgehen, dass ihre Gäste dies und nichts anderes wollen. Und weil deren Zubereitung einfacher ist und der Verkaufserfolg garantiert. Aber es gibt auch andere, welche einen hohen Verwertungsgrad des Tieres zum Konzept machen. Und Fleischproduzenten, die selber schlachten, verkaufen meistens Mischpakete, damit sie nicht auf den Schmorstücken sitzen bleiben.

Einer der prominenten Köche, die «from nose to tail» (vom Schnörrli bis zum Schwänzli) zelebrieren, ist der Engländer Fergus Henderson, ein Pionier der nachhaltigen Küche und Buchautor. Er kocht so, weil es schmeckt, nicht weil die Küche aufsehenerregend oder spektakulär sein soll. Weil aber der kulinarische Ansatz wohltuend anachronistisch, die Küche interessant und wohlschmeckend, und sein Restaurant «St. John» ein ausserordentlich schönes Lokal waren, verbreitete sich die Botschaft schnell.

1999 veröffentlichte Fergus Henderson das Kochbuch «Nose to tail Eating» und beschrieb darin die Grundlagen seiner Küche. Das Buch erlangte Kultstatus und gewann Preise. Im Herbst 2014 kam es in deutscher Übersetzung heraus. www.foodaktuell.ch präsentiert eine Leseprobe und zwei Rezepte:

Fragt man den Koch oder die Köchin eines Drei-Sterne-Restaurants aus dem Guide Michelin nach ihrem Leibgericht, dann hört man oft Antworten wie „Entenconfit“ oder „die Schweinshaxe meiner Mutter“ oder „ein guter Lamm- oder Kalbsbraten“. Das waren die Genüsse, die viele von uns das Kochen gelehrt haben, das wahre Fundament der Haute Cuisine. Fast jeder kann - mit ein bisschen Übung - ein Filet Mignon oder ein Sirloin-Steak grillen. Selbst ein gezähmter Schimpanse kann einen Hummer dünsten. Aber mit einem Schweineohr oder einer Niere richtig umzugehen, erfordert Liebe, Zeit und Respekt vor den Zutaten.

Und diese Mühe wird reich belohnt. Die Knusprigen Schweineschwänze im „St. John“ gehören zu den köstlichsten Dingen, die Sie je essen werden. Doch natürlich geht es im Buch nicht nur um Hufe, Schnauzen und Eingeweide. Das Lammragout mit Gerste, die gebratene Schnepfe, Hasenpfeffer und der gekochte Schinken mit Petersiliensauce sind ungefähr so englisch und harmlos wie man sich nur vorstellen kann; einfach, nahrhaft und hübsch; Landküche vom Feinsten.

Rezept: HAGGIS, schottischer gefüllter Schafsmagen

1 Schafsmagen
1 Satz Schafsinnereien aus Herz, Lungen, Luftröhre, Leber und Gedärmen
3 Zwiebeln, geschält und gehackt
Ein Löffel Butter
250g kernige Haferflocken, geröstet
200g Rindertalg
5 dl von dem Kochwasser der Innereien, oder 5 dl Hühnerbouillon
Meersalz und schwarzer Pfeffer Pimentpulver


Haggis: schottisches Nationalgericht, eine Innereien-Eintopf-Wurst mit Schafmagen als Hülle.


Die Innereien in einen grossen Topf legen und mit Salzwasser bedecken. Zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und 2 Stunden lang köcheln, dabei immer wieder abschäumen. Die Luftröhre über den Topfrand in ein Gefäss heraushängen lassen, das die eventuell austretende Lungenflüssigkeit auffängt. Alles im Kochwasser abkühlen lassen. Sind die Innereien ausgekühlt, herausnehmen und 5 dl von dem Wasser aufheben. Die Luftröhre abschneiden und wegwerfen. Den Rest der Innereien in Stücke schneiden und durch den gröberen Einsatzdes Fleischwolfs treiben.

In der Zwischenzeit die Zwiebeln in Butter weich dünsten und die Haferflocken rösten, falls sie noch ungeröstet sind. Dem Fleisch die Haferflocken, den Talg und dieZwiebeln zufügen.

Den Schafsmagen mit der groben Seite nach innen wenden und ein Stück ohne Löcher suchen. Die Masse dort hineinfüllen und dann den Magen an beiden Seiten fest zubinden. So abschneiden, dass die Enden grosszügig überstehen.

3 Stunden lang in leicht siedendem Wasser kochen. Zum Servieren den Haggis aus dem Wasser holen, aus der Alufolie schälen, aufschlitzen und den Inhalt mit dem Löffel auf Teller verteilen.

Rezept: Gepresstes Schweineohr

Die Ohren aus der Salzlake fischen, gründlich abspülen und einen halben Tag in frischem Wasser einweichen. Die letzte Massnahme besteht darin, die Ohren flach zu machen. Hierfür schneidet man sie mit einem Messer am Rand auf, damit sie sich nicht trichterförmig einrollen.

Alle Zutaten in einen feuerfesten Topf geben und mit Hühnerbouillon bedecken. Deckel drauf und 4 Stunden bei mittlerer Hitze in den Backofen stellen. Nach 3 Stunden einen prüfenden Blick in den Topf werfen; die Ohren sollen eine absolut elastische Konsistenz haben, ganz weich wird der Knorpel aber nie werden.

Wenn sie gar sind, aus dem Ofen holen. Die Ohren vorsichtig herausnehmen und in eine Terrinen- oder Kastenform schichten, die Sie vorher mit Frischhaltefolie ausgelegt haben. Gemüse und Schweinefüsse abseihen und die Kochflüssigkeit in eine saubere Pfanne giessen. Aufsetzen und bei mittlerer Hitze reduzieren lassen, bis gerade noch genug übrig ist, um die Ohren zu bedecken. Nochmals abschmecken und dabei bedenken, dass man das Gericht kalt isst, was den Geschmack immer etwas abmildert.

Die reduzierte Flüssigkeit über die Ohren giessen. Abkühlen lassen. Die gepressten Schweineohren stürzen und mit einem sehr scharfen Messer sehr dünn aufschneiden. Sie sollten jetzt herrliche, feine Scheibchen Schweinesülze mit einer wunderschönen Marmorierung aus Schweineohr auf dem Teller haben. Wunderbar das Zusammenspiel aus der sanften Sülze und der leichten Knackigkeit des Knorpels. Mit Cornichons servieren.

Vorspeise für acht bis zehn Personen:
14 Schweineohren, gesäubert, glatt rasiert und mindestens 3 Tage gepökelt
3 Schweinefüsse, gesäubert
2 Zwiebeln, geschält
2 Karotten, geschält
2 Stangen Lauch, geputzt
2 Selleriestangen
1 Knoblauchknolle
Ein Kräutersträusschen mit Petersilie, Thymian und Rosmarin
2 Lorbeerblätter
Schwarze Pfefferkörner
Genügend leichte Hühnerbouillon, um die Zutaten zu bedecken

Buchinfos:
Das komplette «Nose to Tail» Kochbuch
von Fergus Henderson, auf Deutsch.
Gebunden, 432 Seiten, mit Bildern von Jason Lowe und Vorworten von Anthony Bourdain und Christian Seiler.
Echtzeit Verlag, www.echtzeit.ch

Leserinnen und Leser von foodaktuell.ch erhalten dieses Buch für 49 statt 54 Franken.
Bestellung via: www.echtzeit.ch/foodaktuell
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