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Beiträge im Archiv

14.2.2014 - Rubrik: Fleisch & Delikatessen
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Agroscope: Fusion, Lactobeef-Projekt, Interview

Der Bundesrat verabschiedete im November 2013 den Leistungsauftrag für Agroscope für die Jahre 2014 bis 2017. Darin werden sechs thematische Schwerpunkte definiert, nach welchen Agroscope die Forschung strategisch ausrichten wird. Ziel dabei ist es, einen möglichst grossen Nutzen für die Schweiz zu generieren.


Agroscope, die landwirtschaftlichen Forschungsanstalten des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW, schliessen sich zusammen. Bild: Standort Liebefelt, Bern.

Der Zusammenschluss aller Agroscope-Standorte unter einem Dach stärkt ab 2014 die Forschung für Land- und Ernährungswirtschaft. Der Bundesrat verabschiedete im November 2013 den Leistungsauftrag für Agroscope für die Jahre 2014 bis 2017. Darin werden sechs thematische Schwerpunkte definiert, nach welchen Agroscope die Forschung strategisch ausrichten wird. Ziel dabei ist es, einen möglichst grossen Nutzen für die Schweiz zu generieren. Der neue Claim «gutes Essen, gesunde Umwelt» fasst dies in kurzer Form zusammen.

Michael Gysi, Chef Agroscope, stellte an der Medienkonferenz die künftige Ausrichtung dieser Forschung für die Jahre 2014 bis 2017 vor. Forschende aus den vier Agroscope-Instituten präsentierten dazu innovative Lösungen wie z.B. Pierre-Alain Dufey vom Institut für Nutztierwissenschaften

Aus drei wird eins

Seit dem 1. Januar 2014 sind die drei Forschungsanstalten Changins-Wädenswil (ACW), Liebefeld-Posieux (ALP) und Reckenholz-Tänikon (ART) unter dem Dach von Agroscope vereinigt. Aufgeteilt ist die Forschungsanstalt in die Institute für Pflanzenbauwissenschaften, Nutztierwissenschaften, Nachhaltigkeitswissenschaften und Lebensmittelwissenschaften. Die bisherigen Standorte werden mit Ausnahme von Liebefeld beibehalten. Verläuft alles nach Fahrplan, so wird dieser 2018 in Posieux integriert werden. Dennoch bleibt Liebefeld die Landwirtschaft erhalten: Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) wird dort seinen neuen Sitz beziehen. www.agroscope.ch

Vom Alpkäse zum Alpen-Rindfleisch – Umweltschutz mit Swissness

Molkengetränke sind «in» aber nur ein kleiner Teil der Molke kann auf diese oder eine andere Art für die menschliche Ernährung verwertet werden. Der Rest kann aber via Nutztier veredelt werden. Viele Käsereien in der Ostschweiz halten Schweine, um ihnen die Molke zu verfüttern, aber auch für Rinder macht diese Nutzung Sinn.

Molke (ein problematisches Nebenprodukt der Alpkäse-Herstellung) könnte bei der Produktion von Alpen-Rindfleisch sinnvoll verwendet werden und dabei einen Beitrag leisten zum Fortbestand der Alpweiden, zur Verhinderung der Verbuschung und zur Förderung der Biodiversität – und dies bei 100 Prozent Swissness. Diese Thematik steht im Zentrum des Forschungsprojekts LACTOBEEF von Agroscope.


Produktion von Alpenrindfleisch: Weshalb die beiden Produktionsformen Alpkäse und Rindfleisch miteinander koppeln ?


Alpweiden und die Herstellung von Alpkäse haben in der Schweiz Tradition. Heute ist dieses nationale Erbe jedoch in Gefahr: Einerseits durch die zunehmende Verwaldung, die für die Alpen jede Stunde einen Flächenverlust von der Grösse eines Fussballfelds bedeutet; andererseits aufgrund der unbefriedigenden Nutzung der Molke, die bei der Käseproduktion als Nebenprodukt anfällt – die anfallende Menge entspricht 90 Prozent der Milchmenge.

Grundsätzlich stellt die Molke eine interessante Energiequelle dar, galt aber bisher als schwierig verwertbar. Eine interessante Alternative bietet die Produktion von Käse und Fleisch, bei der die Molke in Alpbetrieben zur Mast von Rindern verwendet wird.

Das Projekt LACTOBEEF hat zum Ziel, möglichst viele wissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Informationen zu gewinnen. Konkret: Im Zentrum der wissenschaftlichen Fragestellung stehen Aspekte zur Bewirtschaftung der Wiesen, zu den Tieren (wie Rasse, Gesundheit, Wiederkauaktivität), zur Fleischqualität und zur Umwelt (etwa die Auswirkungen auf den Methanausstoss).


Mastremonten auf einer Alp (Bild: Dufey/Agroscope)


Durchgeführt wurde das Projekt an einem Agroscope-Versuchsstandort im Waadtländer Jura und auf zwei Alpen des Regionalen Naturparks Gruyère Pays-d’Enhaut in den Kantonen Freiburg und Waadt.

Eine LACTOBEEF-Produktion verheisst als Bergfleisch mit Swissness einen Mehrwert und ein hohes Vermarktungspotenzial. Deshalb ist auch vorgesehen, die geschmacklichen, physikalischen und chemischen Eigenschaften des Fleischs zu bestimmen. Zudem wollen die Forschenden Biomarker identifizieren, die eine Verbindung zwischen dem Produktionsgebiet und dem Produkt herstellen und so zur Rückverfolgbarkeit des Fleischs beitragen. Agroscope leistet mit diesem innovativen Projekt einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Schweizer Alpwirtschaft. (Text: Agroscope)



Käseproduktion in der Alphütte. Alpkäse ist nicht nur eine Rarität sondern auch gesundheitlich hochwertig.



Interview des LID mit Michael Gysi, Chef Agroscope von Jonas Ingold

LID: Herr Gysi, wieso braucht Agroscope eine neue Ausrichtung?

Wir sind überzeugt davon, dass wir mit der Zusammenführung der drei Forschungsanstalten unter ein Dach die Zusammenarbeit innerhalb von Agroscope und damit die interdisziplinäre Forschung stärken können. Die Herausforderungen, denen die Landwirtschaft heute gegenüber steht, bedingen interdisziplinäre Lösungen. Zudem haben wir die strategische Führung von Agroscope gestärkt, indem wir einen Agroscope-Rat geschaffen haben, der die strategische Verantwortung trägt.

Operativ obliegt die Führung der Forschung bei der Geschäftsleitung Agroscope. Damit sind die Grundsätze der Corporate Governance berücksichtigt. Weiter haben wir einheitliche Prozesse über ganz Agroscope eingeführt, beispielsweise in den Bereichen Human Resources, Finanzen, IT oder Kommunikation. Ein Beispiel dafür ist ein Personalreglement für alle Standorte. Durch die Organisation unter einem Dach können wir die Marke Agroscope besser nach aussen verkaufen.

LID: Es geht also auch darum, dass die Konsumenten Agroscope besser wahrnehmen?

Es ist eindeutig so, dass Konsumenten, aber auch Produzenten, die Marke Agroscope noch besser wahrnehmen können. Aber der wichtigste Punkt ist, dass wir durch die Zusammenarbeit in den Bereichen Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Nachhaltigkeit den Konsumenten und Produzenten effektivere Leistungen bieten können. Das scheint mir entscheidend.

LID: Die Agroscope-Forschung kann den Landwirten mit Ergebnissen oder neuen Züchtungen direkt helfen. Was bringt sie den Konsumenten?

Ein wichtiger Punkt für die Konsumenten, den wir in Zukunft stärken, ist der Bereich Lebensmittel und Lebensmittelverarbeitung. Das ist deshalb ein wichtiger Teil, weil die Frage der Lebensmittelsicherheit und -qualität an Bedeutung gewinnt. Ein weiteres für die Konsumenten entscheidendes Thema ist die Umwelt: Landwirtschaft hat darauf positive und negative Auswirkungen. Wir versuchen mit unserer Arbeit, die negativen Umweltwirkungen mit einer ressourcenschonenden Produktionsweise zu minimieren, ohne dass die Erträge zurückgehen. Davon profitieren auch der Konsument und die Konsumentin.

LID: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten?

Die Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung. Neues Wissen muss innert kürzester Zeit von unserer Forschung in die Praxis gelangen, um Wirkung zu entfalten. Dies erreichen wir, indem wir Forschungsresultate in allgemeinen landwirtschaftlichen Medien publizieren, Vorträge halten und in Publikumsmedien wie dem Fernsehen auftreten. Zudem ist die Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten eine wichtige Grundlage für unsere Forschung.

LID: Immer wieder ist die Rede von globaler Ernährungssicherheit. Gibt es einen Beitrag den Agroscope respektive die Schweiz dazu leisten kann?

Ich bin der Meinung, dass Agroscope zur Ernährungssicherheit einen Beitrag leisten kann und muss. Ein Beispiel dafür sind Züchtungsprogramme von Agroscope. Diese haben eine Steigerung der Kalorienproduktion und gleichzeitig eine Minimierung der Umweltwirkung zum Ziel. Dies leistet zunächst einen Beitrag an die nationale, aber natürlich auch an die globale Ernährungssicherheit.


Zur Person: Michael Gysi steht seit Anfang 2013 an der Spitze von Agroscope und hat in dieser Funktion die drei bisherigen Forschungsanstalten zusammengeführt. Zuvor war er als Direktor von Agroscope Liebefeld-Posieux tätig. Gysi ist Umweltwissenschafter ETHZ und verfügt über ein Executive MBA in Unternehmensführung der Universität St. Gallen. Seit 2012 ist er zudem Titularprofessor an der Universität Bern.


LID: Wie wichtig ist die internationale Zusammenarbeit?

Insbesondere auf europäischer Ebene besteht, zum Beispiel im Rahmen von EU-Projekten, eine intensive Zusammenarbeit. Auf der einen Seite nutzen wir Wissen, das auf internationaler Stufe erarbeitet wird, und machen es für die Schweizer Landwirtschaft und Konsumenten nutzbar. Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, dass wir uns mit internationalen Massstäben in Bezug auf die Qualität messen lassen können. Unsere Forschung konzentriert sich zwar auf die Schweiz, der Austausch im internationalen Kontext gehört in der globalisierten Welt jedoch ganz klar zum Alltag der Forschenden.

LID: Internationaler und immer grösser werden auch die Handelsströme. Macht dies die Arbeit schwieriger, wenn es etwa darum geht, neue Schädlinge vom Eintritt in die Schweiz abzuhalten?

Das ist so. Die invasiven Arten werden auch in Zukunft eine grosse Herausforderung darstellen. Und je mehr die Mobilität von Menschen und auch Material oder Lebensmitteln zunimmt, desto stärker betrifft uns auch die Problematik der invasiven Arten. Auch der Klimawandel hat in Bezug auf invasive Arten entscheidende Auswirkungen, weil aufgrund der Klimaänderung gewisse Arten nun auch in der Schweiz gedeihen können.

LID: Wo liegt für die Agrarforschung die grösste Herausforderung der nächsten zehn bis zwanzig Jahre?

Wichtige Punkte in der Forschung sind die ökologische Intensivierung, das Klima, die Sicherung der natürlichen Ressourcen, Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Ernährungswirtschaft, qualitativ hochwertige und sichere Lebensmittel sowie die Vitalität und Attraktivität ländlicher Räume. Diese sechs Themen bilden auch die thematischen Schwerpunkte von Agroscope. (Interview und letztes Bild: LID)
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