Colagetränke, Limonade, Fruchtnektare und andere mit Zucker gesüsste Softdrinks
erhöhen dosisabhängig das Risiko für Koronare Herzkrankheit (KHK). Das ist das
Ergebnis der neuesten Analyse der Nurses’ Health Study, die am 11 Februar vorab
online erschienen ist (1).
Schon lange stehen gesüsste Softdrinks (Erfrischungsgetränke) im Verdacht, die
Entstehung von Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen zu fördern. Wenn auch
die Datenlage nicht einheitlich ist, so haben doch einige der methodisch besten und
aussagefähigsten Studien diesen Verdacht bestätigt: Sie wiesen den Konsum dieser
Getränke als unabhängigen Risikofaktor für Übergewicht bei Jugendlichen und
Erwachsenen nach und fanden auch ein dosisabhängiges Risiko für die Entwicklung
von Typ-2 Diabetes. (2-5).
Da diese Getränke eine rasche Aufnahme des Zuckers ins Blut nach sich ziehen und
damit einen steilen Anstieg des Blutzuckerspiegels bewirken - vor allem, wenn sie
ohne gleichzeitigen Verzehr von fester Nahrung getrunken werden - fördern sie die
postprandiale Hyperglykämie. Da solche Blutzuckererhöhungen als unabhängiges
Herz-Kreislauf-Risiko etabliert sind (6, 7), stehen Erfrischungsgetränke ebenfalls im
Verdacht, Einfluss auf diese Erkrankungen auszuüben.
Um diese Frage systematisch zu untersuchen, hatte man an der Harvard-Universität
(Boston, USA) die Daten der wichtigsten Ernährungs-Langzeitstudie der Welt, der
Nurses’ Health Study (NHS), ausgewertet. In die Analyse gingen die Daten von 88 520
Frauen ein, die von 1980 bis 2004 unter Beobachtung standen. In dieser Zeit hatte man
siebenmal eine detaillierte Ernährungsanamnese durchgeführt und dabei auch die
Trinkgewohnheiten einbezogen.
Ergebnisse:
Während der langjährigen Beobachtungszeit waren bei den Frauen, die bei
Studienbeginn 34 bis 59 Jahre alt waren, insgesamt 3105 tödliche und nicht-tödliche
Herzinfarkte aufgetreten. Diese Inzidenz wurde mit dem Konsum von Erfrischungsgetränken
in Beziehung gesetzt. Dabei berücksichtigte man in einem multivariaten
Statistikmodell alle bekannten Störvariablen wie Alter, Bewegung, Rauchen,
Alkoholkonsum, Hormonersatz-Therapie, Aspirin-Therapie, alle klassischen KHKRisikofaktoren
und das Einhalten der gängigen Vorgaben für eine gesunde Ernährung
(Healthy Eating Index).
Nach dieser „Adjustierung“ fand man ein dosisabhängig
steigendes KHK-Risiko. Im Vergleich zum Konsum von weniger als einem „Standard-
Drink“ (ca. 2.5 dl) lag das relative Risiko bei 2 bis 6 Drinks pro Woche um 4 % höher.
Bei der Menge von einem Drink pro Tag lag es schon um 23 % höher und bei zwei und
mehr Drinks pro Tag war es statistisch signifikant um 35 % erhöht. In einer weiteren
Modellrechnung, die den Softdrinkkonsum als Kontinuum dargestellte, ermittelte man
eine signifikante KHK-Risikosteigerung um 28 % pro halben Liter Erfrischungsgetränk.
In diese Analyse war auch die Entwicklung des Risikos durch Konsum von Süssstoff
gesüssten Getränken einbezogen. Tatsächlich konnte keinerlei dosisabhängiges KHKRisiko
für diese Getränke festgestellt werden.
Kommentar:
Diese neue Studie bestätigt frühere Beobachtungen, dass
Nahrungsmittel, die eine hohe glykämische Last erzeugen, ein Risiko für Herz und
Gefässe darstellen. Dies wird insbesondere dadurch untermauert, dass die
vergleichbaren Getränke, sofern sie Süssstoff gesüsst sind und dadurch keinen
entsprechenden Blutzuckeranstieg bewirken, ohne messbares KHK-Risiko blieben.
Diese Ergebnisse weisen weiterhin darauf hin, dass man in der Ernährungsberatung
generell auf eine Senkung des Konsums von Softdrinks hinarbeiten und entsprechende
nährstoffreiche und gesunde Alternativen bevorzugen sollte. Hier stehen gerade für
Kinder und Jugendliche primär Milch im Zentrum, denn hierfür findet man eher einen
inversen Bezug, also eher einen Schutzeffekt für Übergewicht, Metabolisches
Syndrom, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten (8-12).
Literatur:
1. Fung TT, Malik V, Rexrode KM, Manson JE, Willett WC, Hu FB. Sweetened beverage
consumption and risk of coronary heart disease in women. Am J Clin Nutr 2009.
2. Schulze MB, Manson JE, Ludwig DS, et al. Sugar-sweetened beverages, weight
gain, and incidence of type 2 diabetes in young and middle-aged women. Jama
2004;292:927-34.
3. Malik VS, Schulze MB, Hu FB. Intake of sugar-sweetened beverages and weight
gain: a systematic review. Am J Clin Nutr 2006;84:274-88.
4. Palmer JR, Boggs DA, Krishnan S, Hu FB, Singer M, Rosenberg L. Sugar-sweetened
beverages and incidence of type 2 diabetes mellitus in African American women.
Arch Intern Med 2008;168:1487-92.
5. Malik VS, Willett WC, Hu FB. Sugar-sweetened beverages and BMI in children and
adolescents: reanalyses of a meta-analysis. Am J Clin Nutr 2009;89:438-9; author
reply 439-40.
6. Ceriello A. Cardiovascular effects of acute hyperglycaemia: pathophysiological
underpinnings. Diab Vasc Dis Res 2008;5:260-8.
7. Ceriello A, Colagiuri S, Gerich J, Tuomilehto J. Guideline for management of
postmeal glucose. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2008;18:S17-33.
8. Zemel MB. Dairy and weight loss hypothesis. Nutr Rev 2008;66:542-3; author reply
546-7.
9. Pereira MA, Jacobs DR, Jr., Van Horn L, Slattery ML, Kartashov AI, Ludwig DS.
Dairy consumption, obesity, and the insulin resistance syndrome in young adults:
the CARDIA Study. Jama 2002;287:2081-9.
10. Elwood PC, Pickering JE, Fehily AM. Milk and dairy consumption, diabetes and the
metabolic syndrome: the Caerphilly prospective study. J Epidemiol Community
Health 2007;61:695-8.
11. Choi HK, Willett WC, Stampfer MJ, Rimm E, Hu FB. Dairy consumption and risk of
type 2 diabetes mellitus in men: a prospective study. Arch Intern Med 2005;165:997-
1003.
12. Elwood PC, Pickering JE, Hughes J, Fehily AM, Ness AR. Milk drinking, ischaemic
heart disease and ischaemic stroke II. Evidence from cohort studies. Eur J Clin Nutr
2004;58:718-24.
(Quelle: SMP / Maillaiter März 2009)
(gb)
|