Käsereiverband Fromarte kritisiert die Milchproduzenten (SMP): Sie wollten trotz Milchmarktliberalisierung und nach Aufhebung der Kontingentierung an der Planwirtschaft festhalten.
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Milchbranche in der Krise: kein Milchsee aber hohe Butterlager, hohe Milchpulver-Lager und einbrechende Käse-Exporte
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Kontingentierung, Segmentierung und Intervention prägten die Vergangenheit der Schweizer Milchwirtschaft. Während der Staat erkannt hat, dass damit falsche Anreize geschaffen werden, wollen die Schweizer Milchproduzenten die alten Rezepte weiterführen. Die Käser verlangen marktorientierte Instrumente als Antwort auf den offenen europäischen Markt.
Marktfremde Entscheide haben die Vergangenheit der Schweizerischen Milchwirtschaft geprägt. Sie verursachten dem Bund Kosten in Milliardenhöhe. Marktfremde Entscheide haben aber auch das vergangene Milchjahr geprägt. Während die Preise in den internationalen Märkten sanken, setzten die Schweizer Milchproduzenten notabene mit dem gesetzwidrigen Einsatz von allgemeinverbindlichen Abgaben eine Preiserhöhung durch.
Nun steht die Branche in der Krise, hohe Butterlager, hohe Milchpulverlager, einbrechende Käseexporte und die schlechte Wirtschaftslage prägen das Bild. Die alten Rezepte haben versagt, trotzdem wollend die Schweizer Milchproduzenten daran festhalten. Die Schweizer Käser und weitere offensive Kräfte der Milchwirtschaft fordern marktorientierte Instrumente:
1. Vertraglich verbindliche Regelung der Milchmengen zwischen Milchproduzenten und Milchverarbeitern
2. Milchbörse zur Vermarktung saisonaler Angebots- und Nachfrageschwankungen
3. Sofortige Marktabräumung zur Stabilisierung des Marktes zulasten der Verursacher
4. Orientierung der Branche am offenen europäischen Markt
Die Schweizer Milchproduzenten SMP als Ursache der Krise
Die aktuelle Krise in der Schweizerischen Milchwirtschaft ist verursacht durch kurzfristiges Preisdenken
der Milchproduzenten, anstelle eines nachhaltigen Marktaufbaus für Käse im Export. Der Bund
trägt mit den obligatorischen Abgaben eine Mitverantwortung für die Fehlleistungen der letzten Jahre.
FROMARTE fordert marktorientierte Instrumente, die die Position des Käselandes Schweiz nachhaltig
stärken.
Gebetsmühlenartig präsentieren die Schweizer Milchproduzenten ihre Vorstellung des künftigen Milchmarktes.
Gepredigt wird die Privatisierung der Milchkontingentierung, die Marktsegmentierung und Fettintervention.
Die Schweizer Milchproduzenten wollen somit an den Rezepten der Planwirtschaft festhalten. Ende der
90er Jahre hiessen diese Käseunion und Butyra.
Nicht berücksichtigt wird von den Produzenten, dass mit dem offenen Käsemarkt, der Abschaffung sämtlicher
Beihilfen, der Aufhebung der Milchkontingentierung und weiterer, in den nächsten Jahren anstehender Liberalisierungsschritte
sich die Rahmenbedingungen gegenüber den „guten alten Zeiten“ massiv verändert haben.
Seit dem 1. Mai 1999 ist die Branche gefordert, sich an die schrittweise Liberalisierung anzupassen. Seit 10
Jahren wird diese Anpassung immer wieder gestört durch die Intervention der Schweizer Milchproduzenten,
teils sogar mit dem gesetzeswidrigen Einsatz von allgemein verbindlichen Selbsthilfemitteln.
Das Resultat ist
verheerend:
Butterlager per 31. Dezember 2008: 3‘324 Tonnen
Butterlager per 20. März 2009: 7‘069 Tonnen
Milchpulverlager (MMP) per 31. Dezember 2008: 10‘368 Tonnen
Milchpulverlager (MMP) per 28. Februar 2009: 11‘692 Tonnen
Käsehandel, Veränderung 2008: 1‘863 Tonnen zugunsten Import
Käsehandel, Veränderung 1. Januar – 28. Februar 2009: 1‘873 Tonnen zugunsten Import
Seit 1999 investieren die Milchproduzenten bis zu 40 Millionen Franken für die Stützung von Milchpulver
und Butter, mit dem Resultat, dass die nachhaltigere Käseproduktion Mühe hat, mit der subventionierten Entsorgung
der Massenprodukte Schritt zu halten:
Anteil der Käseproduktion an der Milchverarbeitung 1995/96: 48 % = 1‘469‘380 Tonnen von
3‘061‘209 Tonnen
Anteil der Käseproduktion an der Milchverarbeitung 2008: 42.7 % = 1‘460‘499 Tonnen von
3‘423‘048 Tonnen
Jetzt, wo der weltweite Massenmarkt für Milchpulver und Butter am Boden liegt, trifft es die Schweizer
Milchwirtschaft doppelt hart. Trotzdem wollen die Schweizer Milchproduzenten an ihrer Marktsegmentierung
festhalten, ohne auf die Entwicklung am Käsemarkt Rücksicht zu nehmen. Nach wie vor gehen sie davon aus,
dass im Inland der Käse wesentlich teurer verkauft werden kann als im Export, dass der Konsument bereit ist,
damit die Entsorgung von Milchpulver und Butter auf dem Weltmarkt abzugelten.
Das aktuelle Milchmarktmodell „Prinzip der geteilten Märkte“
Noch ist nur der Käsemarkt gegenüber der EU vollständig liberalisiert. Dadurch ergeben sich für Unternehmen,
die vorwiegend im geschützten Bereich tätig sind, gegenüber Unternehmen, die im offenen Käsemarkt
tätig sind, unterschiedliche Rahmenbedingungen:
Je nach Rohstoffpreisattraktivität zwischen dem geschützten und dem offenen Bereich fliesst die Milch in die
entsprechenden Verwertungen.
Bis Ende Dezember 2008 bezahlte der Bund für Butter und Milchpulver Beihilfen. Für verarbeitete exportierte
Produkte leistet der Bund weiterhin einen Preisausgleich über das „Schoggigesetz“.
Zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln haben die Schweizer Milchproduzenten in den vergangenen Jahren die
Butter- und Milchpulververwertung mit obligatorischen Beiträgen der Produzenten gestützt. Für 2009 werden
noch 14 Mio CHF vom Bund und 33 Mio CHF obligatorische Abgaben von den Milchproduzenten für die
Butterstützung eingesetzt.
Fazit: Der massive Mitteleinsatz der öffentlichen Hand und der obligatorischen Beiträge der Produzenten
haben in den letzten Jahren die Attraktivität der Milchpulver- und Butterverwertung deutlich gesteigert
und damit den Aufbau nachhaltiger Käsemärkte im Ausland gebremst. Die Abhängigkeit der
Schweizer Milchwirtschaft von den Massenprodukten Butter und Pulver ist daher gegenüber den 90er
Jahren deutlich angestiegen und erweist sich nun als kapitale Fehlleistung, die zu Butter- und Milchpulverbergen
führt.
FROMARTE fordert daher marktorientierte Instrumente zur Steuerung des Milchmarktes. Es muss in Zukunft
deutlich mehr Milch zu Käse verarbeitet werden können, damit keine Überschüsse an Milchpulver und Butter
anfallen. Das Preisniveau der Schweizer Milch ist daher vertraglich auf einem Niveau zu regeln, das es ermöglicht,
die Käsemarktanteile im Inland zu halten und im Ausland auszubauen.
Einhaltung der Vertragspflicht gemäss Landwirtschaftsgesetz Artikel 36b
Das Parlament hat im Landwirtschaftsgesetz, Art. 36b, als Massnahme zur Aufhebung der Milchkontingentierung,
beschlossen, dass die Produzenten die Milch bis 2015 nur im Rahmen eines Vertrages mit mindestens
einer Laufzeit von einem Jahr verkaufen dürfen. Der Vertrag muss eine Vereinbarung über die Menge und den
Preis enthalten.
Das Parlament wollte damit verhindern, dass Spekulanten den Milchmarkt destabilisieren. Seit Jahren empfiehlt
FROMARTE Milchkaufverträge, die ein direktes Vertragsverhältnis mit den Produzenten beinhalten und
die Menge vertraglich regeln. Ab 1. Mai 2009, mit der Aufhebung der Milchkontingentierung erhalten die
Milchkaufverträge zusätzliche Bedeutung. Realistische Vertragsmengen sorgen für die notwendige Stabilität
auf dem Milchmarkt.
Milchbörse zum Ausgleich saisonaler Angebots- und Nachfrageschwankungen
Als marktorientiertes Instrument begrüsst FROMARTE den Aufbau einer Milchbörse. Diese kann saisonale
Angebots- und Nachfrageschwankungen zwischen den milchverarbeitenden Unternehmen ausgleichen. Wenig
geeignet ist sie jedoch für die Aufnahme von nicht vertraglich gebundener Milch, insbesondere in einer Zeit
mit sehr tiefen Weltmarktpreisen.
Die Marktabräumung als Instrument des Milchmarktes?
In ausserordentlichen Situationen, bei unerwarteten Marktzusammenbrüchen, kann es angezeigt sein, vorübergehend
eine gewisse Menge Milch aus dem Markt zu nehmen. Die aktuelle Krise ist aber primär auf das Fehlverhalten
der Milchindustrie und der Schweizer Milchproduzenten im letzten Sommer zurück zu führen. Mit
einer marktfremden Preisgestaltung wurde die Attraktivität der Produktion erhöht und Milch in Form von Butter
und Pulver an die Halde gelegt. Die Entsorgung der Überschüsse kostet nun gewaltige Summen, die primär
durch die Verursacher aufzubringen sind. (Medienmitteilung Fromarte)
(gb)
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