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15.8.2011
| Druckansicht | Kursgewinne: Markenartikler kontra Grossverteiler
Promarca nimmt Stellung zum Thema Währungsdifferenzen: Detailhändler würden
ihre Marktmacht ausspielen und fordert eine Untersuchung.
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Wie werden die Coopkunden reagieren, wenn sie im Coop wegen Kampfmassnahmen keinen Uncle Ben’s Reis mehr finden? Diesen anderswo in der Schweiz teuer kaufen oder im Ausland billig kaufen? Auf die Coop-Eigenmarke oder eine andere wechseln? Weniger Reis konsumieren?
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(Promarca 15. August 2011) - Die Detailhändler versuchen in der aktuellen
Diskussion um Währungsdifferenzen alles, um ihre Lieferanten
öffentlich unter Druck zu setzen. Dabei weiss der Schweizerische
Markenartikelverband Promarca, dass die grosse Mehrzahl seiner 100
Verbandsmitglieder Währungsgewinne weitergibt - und vermutet, dass
sie bei den Händlern selber hängenbleiben.
Promarca ist der Meinung,
dass Währungsdifferenzen weitergegeben werden sollen und fordert
deshalb eine Untersuchung von unabhängiger Stelle, die aufzeigen
soll, wo Währungsvorteile hängenbleiben.
In der aktuellen Diskussion um Währungsvorteile wird seitens des
Schweizer Handels immer wieder der Vorwurf laut,
Promarca-Mitgliedsunternehmen würden willentlich Vorteile aus dem
tiefen Eurokurs für sich behalten. "Das stimmt nicht und ist ein
Ablenkungsmanöver der Händler", kontert Anastasia Li-Treyer,
Direktorin des Markenartikelverbandes Promarca. "Die grosse Mehrheit
unserer Mitglieder gibt Währungsgewinne weiter.
Wir vermuten daher
viel eher, dass die Währungsgewinne bei den Händlern hängenbleiben." Promarca kennt entsprechende Beispiele. "Allerdings würden sich
aufgrund der hohen Marktmacht der Detailhändler die Lieferanten nicht
trauen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen."
Der Verband kämpft
deshalb für Transparenz und fordert Behörden wie die Weko oder den
Preisüberwacher dazu auf, aktiv und von unabhängiger Seite zu
untersuchen, wo und warum Währungsdifferenzen sowie anderweitig
gewährte Preisnachlässe der Lieferanten steckenbleiben. Denn
schlussendlich legen die Händler die Endverkaufspreise an die
Konsumenten eigenmächtig fest, Hersteller haben darauf keinen
Einfluss.
Detailhändler haben enorme Marktmacht
Mit Coop und Migros herrscht in der Schweiz ein von der
Wettbewerbskommission bestätigtes Duopol mit hoher Nachfragemacht.
Während Grossverteiler zwischen vielen Markenlieferanten auswählen
können, haben Markenartikelhersteller mit Coop nur noch einen
flächendeckenden Kanal. Das schafft eine ungeheure Machtposition.
Auslistungen sind daher bloss eine von vielen negativen Auswirkungen,
mit denen Hersteller und Konsumenten leben müssen.
"In den letzten
Jahren wurden die jährlichen pauschalen, einseitigen Forderungen der
Händler immer massiver", stellt Li-Treyer fest. Dies, um ihre
europaweit höchsten Bruttomargen zu stützen: Unabhängige Berechnungen
von Deekeling&Arndt belegen, dass Migros im 2010 eine Bruttomarge von
38,9% kassierte, Coop von 34,2%. Zum Vergleich: Die Carrefour-Gruppe
liegt bei 20,5%, Edeka in Deutschland bei 11,9%.
Li-Treyer folgert:
"Dies alles zeigt, dass es die Händler sind, die die Lieferanten im
Griff haben. Nicht umgekehrt." Es ist auch unter diesem Aspekt
unwahrscheinlich, dass die Lieferanten den beiden Grossverteilern
Währungsvorteile vorenthalten können.
Promarca begrüsst SNB-Massnahmen
Schweizer Markenhersteller sind aufgrund ihrer oft starken
Exportorientierung negativ von einem starken Franken-Wechselkurs
betroffen. Promarca begrüsst deshalb Massnahmen wie jene der
Schweizerischen Nationalbank, die eine Abschwächung der Schweizer
Landeswährung zum Ziel haben.
Der Schweizerische Markenartikelverband Promarca, gegründet 1929,
vertritt die Interessen von 100 Mitgliedsunternehmen im
Konsumgüterbereich (Food/Near Food), die einen Nettoumsatz von rund
13,5 Mrd. Franken erzielen und setzt sich für einen gut
funktionierenden, freien und fairen Wettbewerb ein. Diese
Markenunternehmen beschäftigen über 19'000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in der Schweiz.
Coop listet Markenartikel von Multis aus
(Coop 14.8.2011) - Der Euro fällt, doch der Kunde in der Schweiz konnte davon nur teilweise profitieren. Grund: Viele multinationale Konzerne weigerten sich bis anhin, ihre massiven Wechselkurs-Vorteile weiter zu geben, und kassierten die Differenz in die eigene Tasche. Nur sehr wenige waren zu Konzessionen bereit und haben ihre Preise teilweise gesenkt. Jetzt ist das Mass voll: Coop wirft die ersten internationalen Markenartikel aus dem Sortiment. Betroffen sind Uncle Ben's-Produkte von Mars, Kinder Milchschnitte, Pingui etc. von Ferrero und die Haarpflegelinie Studio Line von L'Oreal.
Coop hat aufgrund der Währungsentwicklung die Preise von über 700 Produkten aus dem Euro-Raum gesenkt. Dies bei Produkten, welche Coop direkt im Euro-Raum bezieht, und somit rasch handeln konnte. «Die Vorteile, die wir dank des billigeren Euros bei der Beschaffung von Produkten im Ausland erzielen, haben wir vollumfänglich an unsere Kunden weitergegeben», erklärt Hansueli Loosli, Vorsitzender der Geschäftsleitung Coop.
«Darüber hinaus haben wir auch viele Markenartikel meistens auf eigene Kosten verbilligt. Zudem profitieren unsere Kundinnen und Kunden täglich von tiefen Preisen bei Früchten und Gemüse, die wir selber importieren.» Aktuell liegen die Früchte- und Gemüsepreise rund 15 Prozent unter Vorjahr. Gesamthaft hat Coop im Laufe der letzten 12 Monate Euro- und übrige Preissenkungen in der Höhe von über 200 Millionen Franken durchgeführt.
Generalimporteure halten Preise hoch
Die meisten internationalen Markenartikel muss Coop jedoch in der Schweiz auf dem offiziellen Beschaffungsweg und zu Schweizer Konditionen beziehen. Die Wechselkurs-Gewinne blieben so zu einem grossen Teil in den Taschen der multinationalen Konzerne, und die Kundinnen und Kunden in der Schweiz konnten davon noch nicht voll profitieren.
«Coop verhandelt seit Monaten hart mit den Multis und fordert bessere Preise für die Kunden», erklärt Jürg Peritz, Leiter Marketing und Beschaffung bei Coop. «Wir haben bisher einige wenige positive Ergebnisse erzielt, viele Lieferanten weigern sich jedoch nach wie vor, die Währungsgewinne vollumfänglich weiterzugeben.»
Coop streicht Produkte von drei Herstellern
Coop lässt sich diese überhöhten Einstandspreise nicht länger bieten. Peritz: «Wir streichen zum ersten Mal in der Coop-Geschichte beliebte Produkte aus dem Programm, weil deren Hersteller ihre Währungsgewinne nicht weiter geben. Konkret handelt es sich um Uncle Ben's-Produkte von Mars, Kinder Milchschnitte, Pingui etc. von Ferrero sowie um die gesamte Haarpflegelinie Studio Line von L'Oreal.»
Die Auslistungen seien ein hartes, aber notwendiges Mittel, zu dem Coop greife, erklärt Jürg Peritz. «Wir setzen es im Interesse unserer Kunden ein. Coop und die Schweizer Kunden haben genug davon, dass internationale Multis Währungsgewinne in die eigene Tasche stecken. Wir erwarten nun dringend und rasch ein klares Entgegenkommen seitens der Lieferanten.»
(gb)
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