Sieben von zwanzig Schweizer Döner-Kebab-Proben wurden positiv auf Schweinefleisch-Rückstände getestet, obwohl alle Kebab-Verkäufer versicherten, dass ihre Produkte «halal» seien.
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Mit dem Laborbefund «nachweisbar aber unter 0.1%» ist der analysierte Anteil an Schweinefleisch in 7 Proben sehr gering. Daher muss man im Gegensatz zu Pferdefleisch in Lasagne keinen gewerbsmässigen Betrug und einen Billigfleischpreis-Skandal vermuten sondern eine Sorgfaltspflicht-Verletzung, bei der es zu ungewollten Vermischungen kam. Gemäss den Kantonschemikern überstiegen die minimen Spuren die Toleranzgrenze nicht.
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Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) liess vergangene Woche 20 Döner-Kebabs in der ganzen Schweiz auf eine mögliche Beimischung von Schweinefleisch testen. Grund für den Test waren Meldungen aus Deutschland, wonach in mehreren Städten Schwein im Döner-Fleisch gefunden worden war. Untersucht wurde das Döner-Fleisch gut frequentierter Buden in Bern, Biel, Zürich, Winterthur, Basel, Luzern, Kreuzlingen, Lausanne und Genf.
Die Resultate dieser Untersuchung durch das Berner Labor Biosmart liegen nun vor. In sieben von 20 Dönern konnte Schweinefleisch nachgewiesen werden. Betroffen sind Buden in Kreuzlingen, Winterthur, Biel, Bern, Luzern und Genf.
Problem liegt bei der Verarbeitung
Die Analyse der Proben hat mit <0.1% einen sehr geringen Anteil an Schweinefleisch ergeben. Daraus schliesst der Islamische Zentralrat, dass es sich hierbei kaum um böswillige und wissentliche Beimischung von Schweinefleisch handelt, sondern vielmehr um Mängel bei der Verarbeitung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kamen bei der Verarbeitung des Döner-Fleischs die gleichen Instrumente zum Einsatz, die vorgängig schon zur Verarbeitung von Schweinefleisch genutzt worden sind.
Um Halal-Standards z.B. der OIC (in der Schweiz bisher nicht verlässlich zertifizierbar) zu genügen, muss ein Fleischverarbeitungsbetrieb aber ganz auf die Verarbeitung von Schweinefleisch verzichten oder zumindest den Produktionszyklus für Schweinefleisch hermetisch von der Verarbeitung aller anderen Fleischsorten trennen. In keinem Fall darf Schweinefleisch in noch so geringen Mengen in Endprodukten auftauchen, die als «halal» deklariert werden sollen.
Islamischer Zentralrat über Ausmass schockiert
Dass nicht überall, wo «halal» draufsteht, auch «halal» drin ist, nahm der Rat schon seit einiger Zeit an. So lassen sich Produkte nicht alleine durch die Tatsache, dass sie frei von Schweinefleisch sind, als «halal» beschreiben. Auch Puten- oder Rindfleischprodukte sind nicht per se «halal», sondern müssen im Verarbeitungsprozess analog zum jüdischen Schächten, einer rituellen Schlachtmethode unterzogen worden sein.
Dass nun jedoch in sieben von 20 Döner-Kebabs Schweinefleisch nachweisbar ist, übertrifft alle Befürchtungen und schockiert die Mitarbeitenden des Islamischen Zentralrates. Präsident Nicolas Blancho sagte dazu: «Das ist schlicht eine Schweinerei. Unsere Mitarbeiterinnen hatten bei der Sammlung der Proben jeweils nachgefragt und in allen Fällen wurde versichert, dass das Döner-Fleisch halal sei.»
Lancierung eines Schweizer Halal-Standards stockt
Der Islamische Zentralrat evaluiert seit Ende 2011 die Möglichkeit, ein Schweizer Halal-Label zu lancieren. Dazu wurde er u.a. auch im Oktober 2012 bei der Schweizerischen Normenvereinigung (SNV) vorstellig. Zurzeit wird jedoch der IZRS-Vorstoss auf der nationalen Ebene durch eine übergeordnete Normen-Debatte beim Europäischen Komitee für Normung (CEN) blockiert.
Allerdings konnten jene Beteiligten bisher keinen Konsens in der Standardisierung einer Halal-Norm erzielen. Damit sind dem Islamischen Zentralrat bis Abschluss der CEN-Debatte die Hände gebunden. Temporäre Ausweichmöglichkeiten werden derzeit geprüft. (Text: IZRS 25. Februar 2013) http://www.izrs.ch/
Kommentar der Redaktion: Wissenswertes über Döner Kebab
Plätzlidöner bestehen aus 85-89% Pouletschenkelfleisch oder Kalbsbrust. Hackfleischkebab enthalten 80%-85% Kalb- und Rindfleisch, allenfalls auch Lamm, dazu kommt ein Anteil Paniermehl, damit die Konsistenz weicher wird (reines Hackfleisch würde eher gummig). Dies analog zu Schweizer Hacktätschli- oder Fleischkuchenrezepten mit eingeweichtem Brot.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) stellte bei Stichproben fest, dass oft billigere Fleischarten als Kalb-, Rind- oder Lammfleisch verwendet wurden oder der Ware stärkehaltige Bindemittel zugesetzt waren. Dies sei eine Folge des harten Preiswettbewerbs unter den Herstellern.
Die negative Berichterstattung wird von vielen Döner-Anbietern als gewollt rufschädigend eingeschätzt, da der grösste Teil von ihnen Untersuchungsberichte über Lebensmittelhygiene und Prozessmanagement vorweisen könne. Türkische Medien vermuteten eine Verschwörung westlicher Fastfood-Unternehmen hinter solchen „Gammelfleischskandalen“.
(gb)
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