Die Uni Leipzig erforscht die Inaktivierung von Viren bei der Fleischwaren-Herstellung. Und eine neue Studie verdächtigt Viren in rohem Rindfleisch, an Darmkrebs mitbeteiligt zu sein.
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Bei der Rohwurst- und Trockenfleisch-Herstellung kann man den Rohstoff ja nicht durch erhitzen pasteurisieren, aber man errichtet erfolgreich viele Hürden gegen Bakterien. Viren dagegen bleiben virulent.
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Viren sind auf dem Vormarsch. Und sie machen auch nicht zwingend Halt vor den
Hygieneschranken in der Lebensmittelproduktion. Noroviren beispielsweise sind
sehr resistent gegenüber den für die Lebensmittelherstellung zugelassenen
Desinfektionsmitteln. Um die mikrobiologische Sicherheit zu gewährleisten,
werden Fleischerzeugnisse wie Roh- oder Brühwurst erhitzt oder geräuchert. Doch
inwieweit werden virale Erreger durch die etablierten Erhitzungs- und
Räucherverfahren inaktiviert?
Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Universität
Leipzig in einem aktuellen Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung
nach. Ziel ist es, den Einfluss der thermischen Prozesse und des Räucherns auf
die Inaktivierung von lebensmittelrelevanten Viren bzw. Modellviren während der
Herstellung von Fleischwaren zu ermitteln. Der Forschungskreis der
Ernährungsindustrie (FEI) gehört zu den Förderern des Projekts. (www.fei-bonn.de 6.5.2013)
Presseschau: Hypothese eines Nobelpreisträgers: rohes Rindfleisch könnte Krebs-Virus übertragen.
Für Sie gelesen im Tagesanzeiger: Wer viel rotes und verarbeitetes Fleisch isst, hat statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Doch was genau als Auslöser wirkt, bleibt bis heute ungeklärt. Der Krebsforscher Harald zur Hausen vermutet einen weiteren möglichen Auslöser, der auch mit der Zubereitungsart zu tun hat: Viren in Rindfleisch, das nicht über 60 Grad erhitzt wurde – also im nicht ganz durchgebratenen Steak, in Carpaccio oder luftgetrockneten Spezialitäten wie Bündnerfleisch –, könnten im menschlichen Darmtrakt bei der Entstehung von Krebs mitwirken.
Er hat Erfahrung mit kühnen Hypothesen. In den 70er-Jahren vermutete er, Gebärmutterhalskrebs könnte durch Viren verursacht werden. Die meisten Wissenschaftler hielten das für abwegig. Doch zur Hausens Arbeitsgruppe konnte in Zellen von Gebärmutterhalskarzinomen bestimmte Typen menschlicher Papillomaviren (HPV) nachweisen und auf dieser Grundlage einen Impfstoff dagegen entwickeln. Für seine Entdeckung erhielt zur Hausen 2008 den Nobelpreis für Medizin.
Ein hohes Darmkrebs-Erkrankungsrisiko besteht dort, wo die Menschen viel Rindfleisch essen, etwa in Nordamerika, Argentinien, Uruguay, Neuseeland, Russland und Europa. Relativ niedrig ist das Risiko in China mit seiner Vorliebe für Schweinernes sowie in arabischen und afrikanischen Ländern, wo eher Schaf und Ziege auf den Tisch kommen. Die geringste Darmkrebsrate weltweit findet sich in Indien. Dort wird allgemein wenig Fleisch gegessen, und der Verzehr von Rindfleisch ist für den überwiegenden Teil der Bevölkerung aus religiösen Gründen tabu.
Gesucht ist nun also ein kleines Virus, das bis zu 60 Grad Celsius aushält, sich sowohl in Rindern als auch in Menschen einnistet, in menschlichen Zellen jedoch nicht vermehrt, sondern diese zu Krebszellen umprogrammiert. Um seine Hypothese zu belegen, müsste er zeigen, dass bestimmte Abschnitte dieses Erbguts menschliche Zellen zum unkontrollierten Wuchern anregen können. Und gleichzeitig müsste er die gleichen Abschnitte in Krebszellen nachweisen. (Auszug aus dem Bericht im Tagesanzeiger 22. Mai 2013: Volltext http://www.tagesanzeiger.ch/service/unsere-dienste/ > ePaper)
(gb)
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