Das BVET hat heute das Freilandverbot für Geflügel in der ganzen Schweiz aufgehoben. «kagfreiland» hält weiterhin die Zugvögel für nicht entscheidend dabei.
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Wegen des warmen Winters sind viele Wasservögel, die in der Schweiz überwintert hatten,
bereits auf dem Flug Richtung Norden. Bis Ende März werden voraussichtlich die allermeisten
der Wintergäste nicht mehr auf Schweizer Gewässern weilen. Da Wasservögel Träger
des Vogelgrippe-Virus sein können, sinkt mit dem Rückzug die Gefahr einer Einschleppung
der Seuche in Geflügelbestände.
Zudem ist die Vogelgrippe-Situation in Westeuropa entspannt: Diesen Winter wurde in den
Überwachungsprogrammen kein Wildvogel mit Vogelgrippe entdeckt und die Ausbrüche in
Geflügelbetrieben in England und Ungarn konnten rasch eingedämmt werden.
Das Bundesamt für Veterinärwesen BVET hat aus all diesen Gründen entschieden, das Freilandhaltungsverbot
aufzuheben.
Dennoch ist Wachsamkeit weiterhin wichtig. Insbesondere in
Asien und Afrika grassiert die Vogelgrippe weiter. Eine Einschleppung der Seuche bleibt
deshalb möglich. Schutzmassnahmen wie die Importsperren für Geflügel und Geflügelprodukte
und die Hygienemassnahmen in Geflügelbetrieben müssen auch künftig rigoros umgesetzt
werden.
Ob kommenden Winter wieder ein Freilandhaltungsverbot erlassen werden muss, lässt sich
erst im Frühherbst abschätzen – auf Basis der dann aktuellen Vogelgrippe-Lage und des
Wissensstandes. (Medienmitteilung BVET)
Die schweizerische Nutztierschutz-Organisation «kagfreiland» protestiert gegen Panikmache und zukünftige präventive Freilandverbote
In den vergangenen 12 Monaten wurde in der Schweiz kein einziger Fall von H5N1 nachgewiesen. Der
letzte Fall von Vogelgrippe bei einem Wildvogel datiert vom 30. März 2006. Das Überwachungsprogramm
des Bundes förderte kein hochpathogenes H5N1 zutage. Auch in der EU liegt der letzte Fall von H5N1
bei einem Wildvogel ein Dreiviertel Jahr zurück. «kagfreiland» ist deshalb erleichtert, dass das Freilandverbot
in Risikogebieten endlich aufgehoben wurde.
H5N1 primär durch Hühnerindustrie verbreitet
Im April 2006 behauptete «kagfreiland» im grossen Vogelgrippe-Report «Hühnermist», dass nicht die
Zugvögel hauptsächlich an der Verbreitung von H5N1 Schuld sind, sondern die Hühnerindustrie. Die
H5N1-Fälle in geschlossenen Geflügelfarmen in Ungarn (24.1.07) und in England (3.2.07) und das Ausbleiben
von H5N1 bei Zugvögeln bestätigen diese Aussage. «kagfreiland» fordert darum, die Hühnerindustrie
rigoros zu kontrollieren.
Das hochpathogene H5N1-Virus ist ein Produkt der Massentierhaltung in Tierfabriken. Doch von den
Vorbeugemassnahmen Freilandverbot und Stallpflicht sind in erster Linie Freilandtiere und Freilandbauern
betroffen. Das hat dazu geführt, dass in Deutschland viele Halter von Rassegeflügel ihre Haltung
aufgegeben haben, dass weniger Rassetiere aufgezogen wurden, und dass die Deutsche Käfigeier-
Industrie, die ihre tierquälerische Haltungsform ab 2012 aufgeben muss, plötzlich wieder Morgenluft wittert.
Dramatisieren die Behörden?
«kagfreiland» stellt fest, dass es im letzten halben Jahr vor allem die Behörden waren, welche die Vogelgrippe-
Hysterie am Köcheln behielten. Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit BAG empfiehlt den
Grossverteilern, Atemschutzmasken ins Sortiment aufzunehmen, erachtet es als zweckmässig, dass
Grossunternehmen Pandemiesets an Ihrer Mitarbeitenden verteilen, und verkündet stolz, dass der Bund
für 2 Millionen Menschen Tamiflu eingelagert hat.
Das Deutsche Landwirtschaftsministerium hat die
Stallpflicht bis 31. Oktober 2007 verlängert. Dies unter dem Eindruck des H5N1-Falles in England, der
aber durch infiziertes Geflügelfleisch und nicht durch Zugvögel verursacht wurde. Und das Deutsche
Forschungszentrum für Tierseuchen, das Friedrich-Löffler-Institut, stuft das nationale Risiko für die Einschleppung
von Vogelgrippe durch Wildvögel weiterhin als hoch ein – obwohl weit und breit kein H5N1-
Virus bei Wildvögeln nachgewiesen wird. «kagfreiland» verurteilt diese behördliche Panikmache.
Keine präventiven Freilandverbote mehr
Die schweizerischen Geflügelbauern haben drei Freilandverbote erlebt und sind dementsprechend gut
eingerichtet. «kagfreiland» fordert deshalb, dass in Zukunft keine präventiven Freilandverbote mehr verordnet
werden, sondern die Bauern auf den Status ’Stand-by’ gesetzt werden. Bei akuter Vogelgrippe-
Gefahr könnten sie ihre Tiere von einem Tag auf den andern im Stall oder im Wintergarten behalten.
Grundsätzlich aber müssen wir lernen, mit der Vogelgrippe zu leben, wie wir das bei anderen Tierkrankheiten
ja auch tun. Bei der Vogelgrippe sollte daher die gleiche Strategie verfolgt werden, nämlich den
betroffenen Geflügelbestand zu töten, anstatt Zehn- oder Hunderttausende von Hühnern präventiv einzusperren. (Medienmitteilung kagfreiland)
(gb)
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