Verzehr von Rosenkohl schützt weisse Blutkörperchen vor schädlichen
Substanzen aus gegrilltem Fleisch gemäss neuen klinischen Studien.
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Rosenkohl veranlasst Blutzellen, entweder weniger Sulfotransferasen zu bilden oder
diese Enzyme schneller abzubauen. Hierdurch entstehen vermutlich weniger
unerwünschte Stoffwechselprodukte aus Aminen.
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Der Verzehr von Rosenkohl schützt weisse Blutkörperchen vor Zellschäden
die möglicherweise durch krebserregende Stoffe entstehen. Zu diesen
zählen neben oxidativen Substanzen auch Amine, die sich beim Braten
oder Grillen von Fleisch bilden. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die
kürzlich ein europäisches Wissenschaftlerteam* in der Fachzeitschrift
Molecular Nutrition and Food Research (Hoelzl et al. 2008, 52(3):330-41)
veröffentlichte. Nach Aussagen der Forscher beeinflusst der Kohlverzehr
den so genannten „Entgiftungsstoffwechsel“, wodurch der schützende
Effekt zumindest teilweise zu erklären sei.
Mehrere Bevölkerungsstudien deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem
Verzehr von Kohlgemüse und einem verminderten Risiko für einige
Krebserkrankungen (in Lunge, Magen und Dickdarm) hin. Um die Wirkung des
Rosenkohlverzehrs auf den menschlichen Organismus genauer zu untersuchen
und um zur Aufklärung der Schutzmechanismen beizutragen, führte das
Forschungsteam eine Studie mit acht gesunden Probanden durch.
Die Studienteilnehmer verzehrten täglich, über einen Zeitraum von sechs
Tagen, 300 Gramm gegarten Rosenkohl. Zu Beginn und am Ende der Studie
entnahmen die Wissenschaftler den Probanden Blutproben, die sie
analysierten. Zusätzliche Informationen über die zugrunde liegenden
Schutzmechanismen erhielten die Wissenschaftler durch
molekularbiologische Untersuchungen und Zellkulturexperimente.
„Unsere Daten zeigen nicht nur, dass ein täglicher Verzehr von
Rosenkohl Menschen vor Zellschäden durch Amine und reaktive
Sauerstoffformen schützen kann, sie geben auch erste Hinweise darauf,
wie der Mechanismus funktionieren könnte“, erklärt der Wiener
Krebsforscher und Leiter der Studie, Siegfried Knasmüller.
Menschliche Darm-, Leber- und auch Blutzellen enthalten bestimmte
Enzyme (Sulfotransferasen), die am so genannten
„Entgiftungsstoffwechsel“ beteiligt sind. Ihre Funktion besteht
darin, Fremdstoffe, die zum Beispiel mit der Nahrung in den Organismus
gelangen, chemisch so zu verändern, dass sie leichter aus dem Körper
ausgeschieden werden können. Einige der Fremdstoffe, wie das Amin PhIP,
werden durch diese Veränderung jedoch „aktiviert“. Das heisst, das
wenig reaktive Amin wird durch ein körpereigenes Enzym in ein stark
reaktives Stoffwechselprodukt umgewandelt, welches das Erbgut der Zellen
schädigt und so Krebs auslösen kann.
„Wir konnten erstmalig zeigen, dass der Verzehr von Rosenkohl
Blutzellen veranlasst, entweder weniger Sulfotransferasen zu bilden oder
diese Enzyme schneller abzubauen. Hierdurch entstehen vermutlich weniger
hoch-reaktive Stoffwechselprodukte aus Aminen, was den Schutzeffekt
erklären könnte“, sagt Hans-Rudolf Glatt, Ernährungstoxikologe am
DIfE.
Welche Substanzen im Rosenkohl für den Effekt verantwortlich sind,
könne man noch nicht sagen, man arbeite aber an deren Identifizierung.
Ebenso sei unbekannt, welche physiologische Funktion mit der Veränderung
des Entgiftungssystems verbunden ist. Eventuell werden aufgrund der
Veränderung natürliche, möglicherweise schädliche Inhaltsstoffe des
Kohls besser verstoffwechselt.
Zukünftig wollen die Forscher klären, warum und wie der
Rosenkohlverzehr auch vor dem Angriff oxidativer Substanzen schützt.
Bereits bekannte Schutzmechanismen können die Befunde nicht erklären. So
blieb nach dem Rosenkohlverzehr die Aktivität von antioxidativen Enzymen
unverändert. Auch dürfte der relativ hohe Vitamin C-Gehalt des
Rosenkohls nicht der entscheidende Schutzfaktor gewesen sein, da kein
Zusammenhang zwischen der Vitamin C-Konzentration im Blut und der
Empfindlichkeit der Blutzellen für oxidative Schäden festzustellen war.
Da die Studie auf Ergebnissen weniger Probanden basiert, planen die
Wissenschaftler weitere Untersuchungen mit grösseren Probandenkollektiven
und einem erweiterten Studiendesign.
*Neben Wissenschaftlern der Medizinischen Universität Wien, der
Universität Belgrad und der Akademie der Wissenschaften der
Tschechischen Republik waren auch Wissenschaftler des Deutschen
Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) massgeblich an
der Studie beteiligt.
Was ist PhIP?
PhIP (2-Amino-1-methyl-6-phenylimidazo[4,5-b]pyridin) ist ein
heterozyklisches Amin, das in gebratenem/gegrilltem Fleisch und auch in
Tabakrauch enthalten ist. Lebensmittel wie Hamburger oder gegrillte
Hühnchen enthalten beispielsweise relativ grosse Mengen an PhIP.
(Medienmitteilung Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
(gb)
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