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8.10.2008: nachrichten
8.10.2008
Süsse Megafusion: Mars kauft Wrigley

Der US-Süsswarenkonzern Mars kauft den Kaugummihersteller Wrigley für 23 Mrd. Dollar. Die Verdrängung von Marken ist trotz geballter Marktmacht unwahrscheinlich




Mars wird mit Wrigley noch stärker und rückt noch mehr ins Zentrum der Süsswarenregale


Nach monatelangen Verhandlungen übernimmt der US-Süsswarenkonzern Mars Incorporated (www.mars.com) den Kaugummihersteller Wrigley (www.wrigley.com) für 23 Mrd. Dollar. Wie beide Unternehmen gestern Dienstag bekannt gaben, einigte man sich einvernehmlich mit den Wrigley-Aktionären und gibt diesen 80 Dollar je Anteilsschein. Branchenexperten bewerten die vollständig abgeschlossene Transaktion als wichtigen Schritt für Mars auf dem Weg zur weltmarktführenden Positionierung.

Um dieses Ziel zu realisieren, sicherte sich Mars Incorporated die Unterstützung des US-Milliardärs Warren Buffett. Damit löst der Schokoriegel-Hersteller den führenden britischen Cadbury-Konzern als Nummer eins ab. "Mit der Wrigley-Akquisition ist mit Mars eine neue Nummer eins entstanden. Dies passt zur Strategie vieler Grosskonzerne, an kritischer Masse hinzuzugewinnen", so Johannes Sausen, Leiter Branchenresearch Konsumgüter/Handel bei der IKB, im Gespräch mit pressetext.

Dass die Übernahme nun auch einen Einfluss auf den Wettbewerb europäischer Firmen haben könnte, schliessen Branchenexperten nicht mehr aus. Erste Marktverschiebungen scheinen sich bereits in der Bundesrepublik, dem grössten europäischen Absatzmarkt, abzuzeichnen. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, rückt das frisch fusionierte Grossunternehmen auf den zweiten Platz hinter den luxemburgischen Marktführer Ferrero. Bisher lag Wrigley laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts AC Nielsen im deutschen Lebensmittelhandel an dritter Stelle, Mars Incorporated folgte auf Rang fünf.

"Es entsteht eine geballte Marktmacht, die dem Handel gegenüberstehen wird", wird ein Sprecher des Einzelhandelsverbands HDE in dem Bericht zitiert. "Die gesamte Branche hat bereits seit Jahren Konsolidierungsbedarf. Da sowohl Wrigley als auch Mars ein komplett heterogenes Warenangebot besitzt, sollte die Auswirkung auf den Markt und dessen Teilnehmer nicht überinterpretiert werden", so Sausen.

Ein Blick auf den Umsatz zeigt die Stärke des Schokoladengiganten. So erwirtschaftete Mars 2007 einen weltweiten Umsatz von 5,39 Mrd. Dollar. Neben dem bekannten Schokoriegel hat das Unternehmen auch Marken wie M&M's und Snickers im Produktportfolio. Zusammen mit den Wrigley-Kaugummi-Marken Wrigley's, Airwaves und Orbit entsteht ein umfassender Süsswarengigant, der künftig sowohl bei der Herstellung als auch beim Vertrieb und Verkauf der Ware an den Handel grosse Macht ausüben kann.

"Mars und Wrigley teilen eine Kultur der Innovation und Qualität. Aus der Kombination beider internationalen Geschäfte mit den weltweit besten Produkten entsteht einer der führenden Süsswaren-Unternehmen", zeigt sich Wrigley-Executive-Chairman Bill Wrigley Jr. von der Mars-Strategie überzeugt. "Obwohl viel spekuliert wurde, glaube ich nicht, dass der europäische Einzelhandel ins Wanken geraten könnte und Mars andere Marken verdrängen wird", meint Sausen gegenüber pressetext.

Die Übernahme, die unter anderem von den Investmentgesellschaften Berkshire Hathaway, Goldman Sachs und JP Morgan durchgeführt wurde, könnte Mars-Konkurrenten wie Hershey oder Cadbury trotzdem bald unter Zugzwang bringen. "Wenn man Wrigley nimmt und die Finanzkraft von Mars sowie Berkshire Hathaway, die den Kauf mitfinanziert haben, dazutut, könnte das sehr schmerzhaft für Cadbury werden", zitiert die Financial Times Deutschland Julian Lakin, Analyst bei der Investmentbank Mirabaud Securities.

Mit dem Abschluss der Transaktion endet bei Wrigley eine über 100 Jahre andauernde Geschichte, in der allein die Familie das Unternehmen kontrollierte. Mars, 1911 gegründet, wird dagegen noch immer von Nachfahren des Unternehmensgründers Frank Mars gelenkt. (pte)

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