Food aktuell
23.12.2008: nachrichten
23.12.2008
KURZNEWS 23. Dezember 2008

Streptomycin gegen Feuerbrand auch 2009 / Emmi senkt ab 1.1.09 Milchpreis um 9 Rp. / 30 analysierte Stoffe machen feines Kakaopulver aus / Zürich wird im Februar zum Mekka des Ökolandbaus




Friend of the Sea wird zum weltweit führenden Seafood-Label

FOS erfüllt als einziges Label die FAO-Richtlinien und ist das strikteste Label für nachhaltige Fischerei. So lehnte FOS zahlreiche Zertifizierungen von Fischereien ab, welche die Anforderungen nicht erfüllen, weil sie auf überfischte Bestände zielen oder schädigende Fischereimethoden anwenden.

Nicht zertifiziert wurden u.a. Seehecht (Südafrika und Namibia), Octopus (Marokko) sowie Kabeljau, Schellfisch, Kalmar, Scholle und Köhler (Nordsee), ferner auch Aquakulturen in Ecuador, Bangladesh und Italien.

Inzwischen ist FOS auch mengenmässig das weltweit führende Fisch-Label. Denn heute sind für FOS zertifiziert:

- über 10% der weltweiten Fangmenge
- über 350'000 Tonnen/Jahr aus Aquakultur (zum Vergleich: Bio-Labels zusammen ca 100'000 t/a)

Die bei weitem grösste Fischerei, die peruanische Ringwadenfischerei auf Sardellen, konnte jüngst für FOS zertifiziert werden. Damit führt FOS auch bei Fischmehl und Fischöl aus nachhaltiger Fischerei.

Das neuste Rating von Greenpeace zeigt: Die deutschen Handelsketten sind mit ihrem Fischsortiment auf einem hoffnungsvollen Weg. Noch ist freilich manches nicht im grünen Bereich. Vor allem bei der Zertifizierung klaffen noch grosse Lücken in den Sortimenten.

Der Einbezug von FOS-zertifizierten Produkten kann helfen, diese Lücken zu schliessen - und im nächsten Rating einen besseren Rang zu erzielen. Denn die Breite der FOS-zertifierten Produkte nimmt stetig zu, aus Wildfang wie aus Aquakultur: Mehr als 50 Spezies mit über 1000 Produkten aus 30 Ländern sind mittlerweile FOS-zertifiziert.
(Medienmitteilung FOS / Friend of the Sea / 22.12.2008)



Obstverband begrüsst erneute Zulassung von Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung 2009 durch den Bund

Der Schweizerische Obstverband wertet die erneuerte Zulassung von Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung als positives Signal an eine produzierende Schweizer Obstwirtschaft. Auch der Bund stellte fest, dass die Erfahrungen in der Anwendung im Jahr 2008 positiv verlaufen sind.

Auch hält er übereinstimmend mit dem Schweiz. Obstverband (SOV) fest, dass die Wirkung des Präparates höher ist als jedes Alternativpräparat und dass die Anwendung weder für die Umwelt noch für die Konsumentinnen und Konsumenten eine Gefahr darstellt. Die festgelegten Nutzungsbedingungen für einen Einsatz bleiben sehr restriktiv. Dies nimmt der SOV in Kauf, um das gute Image von Schweizer Früchten nicht zu gefährden.

Die durch Feuerbrand verursachten Schäden sind für viele Apfel- und Birnenproduzenten Existenz bedrohend. Durch den Streptomycin-Einsatz konnten laut Statistiken des Bundes mindestens 250 000 Bäume gerettet werden. Damit mussten 2008 bis zehn Mal weniger Obstbäume gerodet werden als im Vorjahr (ohne Streptomycin). Zudem reduzierte sich der Arbeitsaufwand für die Obstbauern (Kontrolle, Rückschnitt etc.) erheblich.

Mit Streptomycin haben die Schweizer Produzenten auch im kommenden Frühling ein wirksames Mittel gegen die Bakterienkrankheit zur Verfügung für den Fall, dass hohe Infektionsbedingungen vorherrschen. Dies war in den beiden Vorjahren der Fall.

Erleichtert ist der SOV auch, dass sich die Behörden bei ihrem Entscheid nicht von kürzlich publizierten „Rückstandsspuren“ in reifen Äpfeln verunsichern liessen. Diese Spuren stellen nach übereinstimmenden Erkenntnissen von den zuständigen nationalen und internationalen Behörden (BAG und WHO) in keiner Weise eine Gefahr für die Konsumentinnen und Konsumenten dar.

Die inländischen Obstproduzenten halten bei der Feuerbrandbekämpfung am Ziel einer antibiotikafreien Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau fest. Weil zur Zeit aber noch gleich wirksame alternative Behandlungsmethoden zum Streptomycin fehlen und marktkonforme feuerbrandresistente Sorten auch noch nicht verfügbar sind, sind die inländischen Obstproduzenten kurz- und mittelfristig noch auf die Bewilligung von Streptomycin angewiesen.
(Quelle: Schw. Obstverband / 19.12.2008)



EU-Agrarrat: Weiterhin kein chlorbehandeltes Geflügel in Europa

Auf dem EU-Agrarministerrat in dieser Woche war auch die Desinfektion von Geflügelfleisch mit Chlor ein Thema. Demnach bleibt mit Chlorgas behandeltes Geflügelfleisch in der EU weiterhin verboten, wie der Agrarpressedienst AIZ berichtet. 26 Mitgliedsländer votierten mit Nein. Lediglich Grossbritannien enthielt sich seiner Stimme. Damit bleibt auch das Importverbot für chlorbehandeltes US-Geflügelfleisch aufrecht.
(Quelle: LID / 19.12.2008)



Neue restriktive Bewilligung für Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung durch BLW

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die Zulassung von Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung für das Frühjahr 2009 erneuert. Die Erfahrungen mit dem Streptomycin-Einsatz in diesem Jahr sind beim Entscheid berücksichtigt worden. So zeigen die vorliegende Resultate des Monitorings, dass die Anwendung von Streptomycin nicht zu erhöhten Resistenzen bei den Bakterien auf den Obstbäumen und im Boden geführt hat. Die zuständigen kantonalen Stellen bestätigten die Effizienz von Streptomycin bei der Feuerbrandbekämpfung. Es konnten mindestens 250 000 Bäume vor dem Roden gerettet werden.

Die Entwicklung von Resistenzen gegen Streptomycin in den behandelten Obstanlagen wurde im Rahmen eines Monitorings der Eidgenössischen Forschungsanstalten Agroscope streng überwacht. Die vorliegenden Resultate lassen auf keine erhöhten Resistenzen bei den Bakterien auf den Obstbäumen und im Boden schliessen. Die Überwachung der Resistenzentwicklung wird 2009 fortgesetzt. Die Beobachtungen der zuständigen kantonalen Stellen bestätigten zudem die Effizienz von Streptomycin bei der Feuerbrandbekämpfung. Die Behandlungen waren wirkungsvoller als jene mit zugelassenen alternativen Produkten.

Aufgrund der Entwicklung von sensibleren Analysemethoden konnten einige kantonale Laboratorien im Sommer 2008 sehr geringe Spuren von Streptomycin-Rückständen bei Früchten aus behandelten Parzellen feststellen. Die nachgewiesenen Mengen stellen jedoch keine Gefahr für die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten dar. Diese neue Entwicklung ist für das BLW kein Grund, auf eine erneute Zulassung zu verzichten.

Als Ergänzung zu den Präventivmassnahmen, die zur Bekämpfung des Feuerbrands getroffen wurden, ist der Einsatz von Streptomycin zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin notwendig. Es handelt sich jedoch nicht um eine dauerhafte Lösung. Deshalb fördert das BLW die Forschungstätigkeiten zur Entwicklung von ebenso effizienten Alternativen. Bis solche jedoch verfügbar sind, wird es noch einige Zeit dauern.

Wie schon 2008 ist die befristete Zulassung an strenge Nutzungsbedingungen geknüpft. Die Behandlung ist nur während der Blüte der Apfel- und Birnbäume zulässig, wenn die Witterungsbedingungen einen Feuerbrandbefall begünstigen. Das Produkt darf nur in Regionen eingesetzt werden, in denen 2008 Feuerbrand festgestellt wurde. Die Kantone erteilen die nötigen Bewilligungen für den Kauf und Einsatz der Produkte. Zudem wurden Massnahmen zum Schutz des Grundwassers, der Oberflächengewässer und der Siedlungsgebiete erlassen.

Um die Gefahr von Rückständen im Honig zu beschränken, müssen die Behandlungen ausserhalb des Bienenflugs erfolgen, vorzugsweise am Abend. Der Schweizerische Obstverband hat sich bereit erklärt, allenfalls jene Honigchargen aufzukaufen, die zu hohe Streptomycin-Rückstände aufweisen - auch wenn dieser Honig kein Gesundheitsrisiko darstellt.
(Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft / 18.12.2008)



Emmi-Milchpreis sinkt um rund neun Rappen

Emmi hat sich mit seinen Milchlieferanten auf eine Milchpreissenkung per 1. Januar um rund 9 Rappen pro Kilogramm geeinigt. Dazu gehören die Plattform der Direktlieferanten-Organisationen, die Lobag Milch AG, die PO ZMP und die Nordostmilch AG. Der heutige Emmi-Rückbehalt on 3,5 Rappen fällt per 1. Januar weg, wie die "Bauernzeitung" in ihrer Ausgabe von morgen schreibt.

Emmi-Sprecherin Ruth Stadelmann erklärte gegenüber der Zeitung, Emmi habe sich den Empfehlungen des Vereins Schweizer Milch angeschlossen. Die Preissenkung sei angesichts des internationalen Umfelds notwendig. Das europäische Preisniveau liege momentan unter dem Stand von Ende 2006, der Preisunterschied zur Schweiz betrage über 30 Rappen pro Kilogramm.

Die Preissenkungen für die Milchbauern fallen entsprechend in ähnlichem Rahmen aus. Der Milchpreis fällt bei der PO ZMP um 8,4 Rappen auf durchschnittlich 75 Rappen, bei der Miba um 8,5 Rappen auf 71 Rappen. Die Direktlieferantenorganisationen Mimo und Bemo senken den Milchpreis um 8,8 Rappen.

Die Nordostmilch AG will den neuen Milchpreis erst Anfang 2009 festlegen, bei der Westschweizer Molkerei Cremo sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.
(Quelle: LID / 18.12.2008)



Keine grenztierärztlichen Kontrollen gegenüber der EU ab 2009

Auf den 1. Januar 2009 werden die grenztierärztlichen Kontrollen gegenüber der Europäischen Union abgebaut. Der Handel mit Tieren und Produkten tierischer Herkunft zwischen der Schweiz und der EU wird dadurch erleichtert. Ein entsprechendes Abkommen wird an der Sitzung des Gemeinsamen Veterinärausschusses am 23. Dezember 2008 unterzeichnet.

Mit dem Abbau der grenztierärztlichen Kontrollen ist ein wesentliches Ziel des bilateralen Landwirtschaftsabkommens erreicht. Eine der in den vergangenen Monaten noch zu regelnden Fragen betraf die so genannte Schweinesuppe aus Küchen- und Speiseresten. Deren Verfütterung ist in der gesamten EU verboten, in der Schweiz jedoch unter strengen Auflagen erlaubt.

Nach Ansicht sämtlicher Mitgliedsstaaten der EU waren diese Bestimmungen nicht gleichwertig, weshalb markante Einschränkungen in der Marktöffnung drohten. Die Schweiz hat deshalb einem Verbot zugestimmt; konnte jedoch eine lange Übergangsfrist bis 1. Juli 2011 aushandeln. Dies gibt der Branche ausreichend Zeit neue Verwertungsmöglichkeiten aufzubauen.

Das Verbot des Transits von Klauentieren durch die Schweiz bleibt unverändert bestehen. Diese Frage wird zu einem späteren Zeitpunkt diskutiert. Zudem wurden die Importbestimmungen für Produkte aus Ländern von ausserhalb der EU verschärft.

Die Erleichterung des Handels mit der EU ist entscheidend für die Landwirtschaft: zwei Drittel der Produkte tierischer Herkunft werden in die EU exportiert. Weitere Informationen finden Sie im Medienrohstoff. Lesen Sie auch den Blogbeitrag von Frau Bundesrätin Doris Leuthard ,Vom gemeinsamen Veterinär- zum gemeinsamen Agrarraum".
(Quelle: Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) / 18.12.2008)



Campylobacter-Plattform für koordinierte Bekämpfung gegründet

Wissenslücken schliessen und mögliche Bekämpfungsmassnahmen beurteilen - diese Ziele wurden an einem Arbeitstreffen zu Campylobacter von Forschenden, Vertretern der Geflügelbranche, der kantonalen Behörden und der Bundesämter für Gesundheit und Veterinärwesen am 18. Dezember in Bern festgelegt. Die Arbeiten werden von einer neu gegründeten Campylobacter-Plattform koordiniert.

Trotz intensivierter Forschung in den vergangenen Jahren gibt es noch viele offene Fragen zu Campylobacter: Wie gelangen die Keime am häufigsten in Mastpouletställe? Wo stecken sich in der Schweiz Erkrankte vor allem an? Solche und andere offene Fragen wurden am Arbeitstreffen zusammengetragen und sollen in den kommenden Jahren beantwortet werden.

Die Experten waren sich an der Sitzung einig, dass die Anstrengungen zur Bekämpfung von Campylobacter entlang der gesamten Lebensmittelkette intensiviert werden müssen: im Stall, im Schlachthof, aber auch bei Konsumentinnen und Konsumenten. Diese können sich durch einfache Massnahmen wie gründliches Händewaschen nach Berühren von rohem Pouletfleisch und gutes Durchbraten schützen.

Bei Fondue Chinoise soll das rohe Fleisch auf einem separaten Teller liegen und nicht in Kontakt mit Saucen oder dem gekochten Fleisch kommen. Eine Informationskampagne zu diesen Hygieneregeln und andere Bekämpfungsmassnahmen werden im Rahmen der Campylobacter-Plattform auf ihre Wirksamkeit geprüft.

Campylobacter sind weltweit verbreitet und kommen bei vielen Tierarten vor. Einige Tiere wie Hühner sind zwar Träger, werden aber nicht krank. Befallenes Geflügelfleisch gilt als eine der häufigsten Infektionsursachen für den Menschen. Bei Menschen kann der Keim heftige Krämpfe und tagelangen Durchfall auslösen.
(Quelle: BVET / 18.12.2008)



Nationalrat konnte Motion Kunz abwehren

Der Nationalrat hat die Motion von Joseph Kunz (SVP / LU) zum Milchmarkt mit 82 zu 77 Stimmen abgelehnt. Dem Entscheid war eine engagierte Debatte vorausgegangen, in der sich SVP- und Grünen-Vertreter für die Motion ausgesprochen hatten.

Diese fordert vom Bund eine Allgemeinverbindlichkeit für private Mengensteuerungssysteme, um den Übergang in einen Milchmarkt ohne staatliche Kontingentierung abzudämpfen. Vertreter der SP und auch Bundesrätin Doris Leuthard kritisierten, damit wollten die Milchbauern eine neuerliche Kontingentierung auf privater Basis einführen.

Kunz argumentierte, wenn die Schweizer Milchproduzenten (SMP) nicht die Möglichkeit erhielten, eine minimale Mengensteuerung herbeizuführen, dann sei das Chaos perfekt, das Berggebiet würde abgehängt und Familienbetriebe eliminiert. Maya Graf (G / BL) hielt fest, es gehe nicht um eine Weiterführung der Kontingentierung, sondern darum, Solidarität im Markt zu verordnen. Sonst gebe es bei einer so grossen Anzahl von Anbietern unverhältnismässig viele Trittbrettfahrer.

Werner Marti (SP / GL) hingegen verglich die geforderte Massnahme mit der früheren Käseunion. Kunz wolle zu einer falschen Politik zurückkehren, mit der Mengen und Preise gesteuert wurden und die den Bund Milliarden gekostet habe.

Bundesrätin Leuthard erklärte, private Mengensteuerungen seien nicht die richtige Lösung für die Probleme, die man derzeit im Milchmarkt habe. Falls es einen echten Notfall gebe, dann ermögliche es Artikel 13 im Gesetz, dringliche Massnahmen zu ergreifen. (Quelle: LID / 17.12.2008)



Kein Weihnachtsgeheimnis: Guter Kakao besticht durch die richtigen Bitterstoffe

Ob Lebkuchen, Zimtsterne oder Marzipankartoffeln - erst eine Prise Kakao macht viele weihnachtliche Leckereien perfekt. Das gelingt dem braunen Pulver durch seine ausgewogene Bitterkeit und seine angenehme Vollmundigkeit. Welche Geschmacksstoffe in welcher Konzentration für das "Hmmm"-Erlebnis auf Zunge und Gaumen verantwortlich sind, erforscht der Lebensmittelchemiker Prof. Dr. Thomas Hofmann an der Technischen Universität München (TUM). Sein Ziel: Guter Kakao soll kein Zufall sein.

Kakao kennt jedes Kind. Was jedoch hinter dem einmaligen, bitter-süssen Geschmack und dem samtigen Gefühl auf der Zunge steckt, bleibt vielen Naschkatzen verborgen. Nicht jedoch den Lebensmittelchemikern der TUM: Prof. Dr. Thomas Hofmann vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik hat die chemischen Hintergründe des unvergleichlichen Kakaogeschmacks entschlüsselt.

Zusammen mit seinen Mitarbeitern konnte er zeigen, dass neben Theobromin und Koffein, die bisher als die aromatischen Tonangeber im Kakao galten, 30 weitere Stoffe für die ausgewogene Bitterkeit und die samtige Vollmundigkeit verantwortlich sind.

Dazu haben Prof. Hofmann und seine Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TUM das braune Pulver genau unter die Lupe genommen. Um herauszufinden, welche die entscheidenden Inhaltsstoffe in gerösteten Kakaobohnen sind, kombinierten sie verschiedene instrumentell-analytische Verfahren mit unterschiedlichen psychophysikalischen Prüfmethoden, also mit wissenschaftlich evaluierten Geschmackstests.

Die Herausforderung für die Geschmacksforscher besteht darin, die Ergebnisse aus dem Forschungslabor mit den sinnlichen Eindrücken der Naschkatzen in Übereinstimmung zu bringen. Denn die menschliche Zunge kann bisher nicht zufriedenstellend durch ein technisches Gerät ersetzt werden.

Um sensorische Analysen dennoch objektiv und reproduzierbar zu machen, engagiert Hofmann geschulte Test-Personen. Diese trainieren und standardisieren ihr Geschmacksempfinden an gereinigten Vergleichsproben, bevor sie den Kakao probieren dürfen.

Diese Verkostungen haben jedoch nichts mit einer gemütlichen Tasse warmen Kakaos zu tun: Die Lebensmittelchemiker verwenden kaltes Wasser statt heisser Milch und rekonstruieren den Geschmack stufenweise anhand der identifizierten chemischen Verbindungen, bis dieser dem Original möglichst ähnlich ist.

Die Tester probieren die kalten Kakao-Lösungen und müssen beim "Half-Tongue-Test" erkennen, ob ein Stoff schon - beziehungsweise noch - schmeckbar ist. Dazu werden dem Tester mit verbunden Augen zwei Streifen auf die Zunge geklebt: einer mit der zu erschmeckenden Substanz, der andere mit einem geschmacklosen Placebo.

Die geschulte Zunge kann links und rechts unterscheiden und feinste Nuancen eines Geschmackstoffes aufspüren. Mit dieser von Prof. Hofmann entwickelten "Geschmacksverdünnungsanalyse" lassen sich die bioaktiven Inhaltsstoffe identifizieren. Und auf die kommt es an: Denn sie sind für den Geschmack verantwortlich, auch wenn sie oft in nur sehr geringen Mengen enthalten sind.

Haben die Test-Schmecker ihre Arbeit getan, geht es im Labor weiter: Mit Massen- und Kernresonanzspektrometrie analysieren die Forscher die aktiven Geschmacksstoffe, bis schliesslich die genaue chemische Struktur der Schlüsselsubstanzen bestimmt ist.

Durch dieses neue Kombi-Verfahren aus chemischer und sensorischer Analyse konnte Prof. Hofmann erstmals jene 30 chemischen Verbindungen und ihre Konzentration bestimmen, die ein gut schmeckendes Kakaopulver ausmachen. Mit diesem Wissen muss bei der Röstung von Kakaobohnen zukünftig nichts mehr Zufall sein.
(Quelle: TU München / 12.12.2008)



Zürich wird zum Ökomekka der Forschergemeinde

Vom 11. bis 13. Februar findet an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich die 10. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau statt. Erwartet werden mindestens 500 Gäste, die vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anreisen. Unter dem Motto «Werte – Wege – Wirkungen» diskutieren die Teilnehmenden aktuelle Herausforderungen, produktionstechnische Fortschritte und gesellschaftspolitisch relevante Auswirkungen des biologischen Landbaus.

In über 170 Fachvorträgen, 120 Postern sowie 20 Workshops werden die neuesten Ergebnisse und Trends in den Bereichen Boden und Pflanze, Lebensmittelqualität, Markt, Politik, Tierwohl, Umwelt- und Naturschutz vorgestellt.

An allen drei Tagen finden Plenarsessionen statt. In diesem Rahmen wird auch Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes referieren.

Weitere Referentinnen und Referenten werden sein: Dr. Sibyl Anwander Phan-Huy, Leiterin Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung bei Coop, Basel;Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung, Ulm; Manfred Bötsch, Direktor Bundesamt für Landwirtschaft, Bern; Dr. Urs Niggli, Direktor Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick und Prof. Dr. Hartmut Grassl, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg.

Rund um die Tagung findet ein Rahmenprogramm statt. Als Auftakt bieten die Veranstaltenden am Nachmittag des 10. Februar Exkursionen zu den Themen Markt, Forschung und Praxis in der Schweiz an. Am Donnerstag, 12. Februar steht der Wissensaustausch zwischen Forschung und Praxis im Mittelpunkt. Dazu führen Schweizer Bioberatungsleute zusammen mit Praktikerinnen und Praktikern vier Workshops zu den Themen Tierhaltung, viehloser Ackerbau, Futterbau und Bodenfruchtbarkeit durch.

Die Tagung wird von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich und der Stiftung Ökologie & Landbau veranstaltet. Sie wird massgeblich unterstützt durch die Schweizer Bundesämter für Landwirtschaft BLW und Umwelt BAFU, den Coop Fonds für Nachhaltigkeit sowie zahlreiche weitere Institutionen und Firmen.
(Quelle: FiBL / 4. Dezember 2008)




Copyright www.foodaktuell.ch