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12.1.2009: nachrichten
12.1.2009
Bewirkt fades Essen Mehrverzehr?

Abstumpfen des Geschmackssinns bei zucker- und fettreicher Nahrung könnte gemäss Studien der Pennsylvania State University zur Entstehung von Übergewicht beitragen.


Bei Übergewicht sollte das Gehirn dafür sorgen, dass man weniger isst oder sehr kalorienhaltige Speisen meidet. Neue Forschungen zeigen, dass ein Abstumpfen der Geschmackswahrnehmung - ev als Folge von hohem Kohlenhydrat- und Fettgehalt der Nahrung - zum Versagen dieses Kontrollsystems beitragen könnte.

Neue Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Geschmackssinn und Übergewicht liefern Versuche, die zwei amerikanische Neurowissenschaftler mit Ratten durchgeführt haben. Gaben sie übergewichtigen Tieren Süsses zu schmecken, sprach deren Gehirn nur zögerlich auf Signale von der Zunge an.

Dieser Effekt könnte Teil eines Teufelskreises sein, der letztlich zu Adipositas und Folgekrankheiten wie Diabetes führt, glaubt Andras Hajnal von der Pennsylvania State University. “Wenn schmackhafte Speisen einen schwächeren Sinneseindruck hervorrufen, neigt man dazu, mehr davon zu essen.”

Hajnal und sein Kollege Peter Kovacs verglichen normale Ratten mit Artgenossen, bei denen ein Sättigungshormon aufgrund eines Gendefekts kaum noch Wirkung entfalten kann. Diese Tiere entwickeln einen regelrechten Heisshunger auf Süsses und Fettiges und in der Folge Übergewicht und Diabetes.

Die Ratten bekamen unterschiedlich stark konzentrierte Rohrzuckerlösungen zu schmecken. Gleichzeitig registrierten die Forscher die Nervenaktivität in einem Teil des Stammhirns, in dem Nervensignale von der Zunge umgeschaltet und weitergeleitet werden.

Verglichen mit den schlanken Nagern, löste der Zuckergeschmack bei den übergewichtigen Tieren eine 50 Prozent schwächere Nervenreaktion aus, berichten die Forscher im “Journal of Neurophysiology”. Zudem feuerten die Nervenzellen dieser Tiere erst bei hohen Zuckerkonzentrationen mit maximaler Stärke. Die Reaktion auf salzigen oder sauren Geschmack war dagegen bei allen Ratten ähnlich.

“Bei Übergewicht sollte das Gehirn eigentlich dafür sorgen, dass man weniger isst oder sehr kalorienhaltige Speisen meidet”, erläutert Hajnal. Die neuen Resultate zeigten, dass ein Abstumpfen der Geschmackswahrnehmung - möglicherweise in Reaktion auf den hohen Kohlenhydrat- und Fettgehalt der Nahrung - zum Versagen dieses Kontrollsystems beitragen könnte. (Forschung: Peter Kovacs und Andras Hajnal, Department of Neural and Behavioural Sciences, Pennsylvania State University, Hershey. Veröffentlichung Journal of Neurophysiology, Vol. 100(4), pp 2145-57, DOI 10.1152/jn.01359.2007)

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