Food aktuell
24.10.2009: nachrichten
24.10.2009
Bergkäse-Olympiade 2009 im Jura gestartet

100 internationale Juroren haben gestern in der Abtei Bellelay 605 Bergkäse geprüft und die besten ihrer Kategorie erkoren. Wer die 61 Medaillen erhält, wird morgen bekanntgegeben.



Bundesrätin Doris Leuthard hat die Jurierung in der Abteil Bellelay besucht und den Käseprüfern lobend über die Schultern geschaut. Danach hat sie zusammen mit den beiden Regierungsvertretern der Kantone Jura und Bern, Michel Probst und Andreas Rickenbacher, das Museum Tête de Moine und den Käsemarkt in Saignelégier eröffnet. Gemäss Tagesanzeiger vom 24. Oktober 2009 wurde sie in Saignelégier von wütenden Bauern mit Gummistiefeln beworfen. Bild: Leuthard degustiert in der Abtei eine Tête de Moine-Rosette.

Die Juraregion steht dieses Wochenende unter einem einzigen Stern, der die Bergkäse dieser Welt ins glanzvolle Licht rückt. An der feierlichen Eröffnung des olympischen Dorfes mit 70 Ausstellern konnten die ersten Gäste erahnen, wie vielfältig und köstlich Bergkäse mundet. Bis Sonntagabend werden 40'000 Besucher am Fest in Bellelay und Saignelégier erwartet.

Wie wichtig der Wettbewerb für die Käser ist, durften die Organisatoren bereits zehn Tage vor Beginn der Feierlichkeiten erfahren. Eine Wettbewerbsteilnehmerin aus der Region von Ancona liess es sich nicht nehmen, «ihren» Käse persönlich nach Saint-Imier zu bringen.

FROMARTE-Direktor und Präsident des Oks, Jacques Gygax, betonte bei seiner Begrüssung die Wichtigkeit der Olympiade der Bergkäse mit folgender besonders rührenden Geschichte: «Wenn eine alte Dame, stellen Sie sich die typische Nonna italiana vor, zehn Stunden Zugfahrt auf sich nimmt, um ihre Käsemuster selber an den Wettbewerb zu bringen – ja, sie wollte ganz sicher sein, dass die auch heil ankommen –, wenn diese Dame ihren Söhnen und der Arbeit zuliebe noch am gleichen Abend wieder zurückfährt, 10 Stunden bis nach Hause, wie anders als so kann ich Ihnen den Stellenwert der Bergkäse-Olympiade erklären? Wir freuen uns sehr, dass die Nonna morgen Abend bei uns im Jura ist und wir sie dafür umarmen können.»

Bergkäse unter der Lupe

Die 605 eingegangenen Bergkäse aus 15 Kategorien und 16 Unterkategorien mit Ursprungsbezeichnung wurden von 20 Prüfgruppen zu maximal sechs Juroren gestestet und bewertet. Die Juroren aus dem In- und Ausland arbeiten in den Bereichen Milch- und Käsewirtschaft, Handel, Gastronomie, Konsumentenschutz und/oder Medien und haben die Wettbewerbskäse dem Prüfreglement folgend nach Aussehen, Geschmack und in ihrer Teigkonsistenz beurteilt.

Die am Wettbewerb teilnehmenden Käser stammen gut zur Hälfte aus der Schweiz, dies auch, weil die 6.Olympiade der Bergkäse zum zweiten Mal hier stattfindet. Käser aus Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich sind mit je rund 50 Proben vertreten, während die Produzenten aus Kanada, Mexiko, Japan, Portugal und Spanien weniger als zehn Käseproben eingereicht haben.

Weitere Käsekenner dürfen sich auf den morgigen Samstagabend freuen: Sie sind die ersten erfolgreichen Absolventen des Lehrgangs zum «Sommelier Maître Fromager», und sie erhalten in diesem feierlichen Rahmen ihr Diplom dieser von FROMARTE lancierten Ausbildung.

Was die Fachwelt sagt

Gestern Vormittag unterhielten sich Manfred Bötsch, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, und Peter Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, mit Gästen am runden Tisch darüber, was die Konsumenten von einem Regionalprodukt erwarten.

Schmid äusserte sich zum Wachstum, das die Tourismusbranche den Bergregionen bringt. Die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft bedeute eine zusätzliche Entwicklung und erlaube den Erhalt vieler Arbeitsplätze: «Ich freue mich, die Chancen aufzuzeigen, die der Tourismus den Berggebieten geben kann.»

Manfred Bötsch hob den olympischen Geist unter den Besten der Berg- und Alpkäse hervor und unterstrich die Bedeutung des Handwerks der Käsespezialisten: «Die Olympiade und die Bergkäse sind Top-Botschafter für die Schweizer Milchwirtschaft.»

Mit der Wertschöpfung, die Bergebiete für die Landwirtschaft und die Gesellschaft sicherstellen, setzten sich Fachleute bereits am Donnerstag auseinander. Die zweitägige Fachtagung mit Podiumsdiskussion, an der Landwirtschafts- und Tourismusvertreter teilnahmen, fand im Vorfeld der Olympiade der Bergkäse in Tramelan statt.

Ein Fest für alle

Auf dem gedeckten Bergkäsemarkt mit 70 Chalets voller Käsedelikatessen aus der nahen Region, der Schweiz und dem Ausland, am schweizweit grössten Bergkäsebuffet oder beim Riesen-Bergkäsefondue für 1000 Personen darf man sich gerne bestätigen lassen, wie vielfältig und köstlich Bergkäse schmeckt. Wem das zuviel ist, der kann einem Orgelkonzert in der Abtei Bellelay lauschen oder sich auf einem Fonduewagen in Bellelay gemütlich zurücklehnen.

Während des ganzen Wochenendes finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die Besucher jeden Alters über Handwerk, Brauchtum und Geschichte unterhalten und informieren. Im Tête de Moine-Museum und während der wiederkehrenden Theateraufführung kann man sich historisch in das Leben der Mönche und ihres Käses Tête de Moine versetzen lassen. Wie dieser Käse, der älter ist als die Schweizer Eidgenossenschaft, früher produziert wurde, wird täglich am Markt in Saignelégier gezeigt.

Aber auch beim Gruyère- oder Parmigiano-Herstellen kann man live dabei sein und sehen, wie viel Handarbeit in einem Käselaib steckt. Mit der Motorsäge entstandene Holzkunst sowie die ländlichen Pferde-Quadrillen zeigen eine andere Seite der Juraregion auf. (Mitteilung Caseus Montanus)

Copyright www.foodaktuell.ch