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10.5.2010: nachrichten
10.5.2010
Sogar Spontankäufe im Laden sind geplant

Konsumenten budgetieren auch Impulskäufe im Voraus. Dies berichtet eine Studie der Uni Pittsburgh. Aber es gibt impulsive und Kaufsucht-gefährdete Konsumenten.




Im Einkaufswagen landet meist viel mehr als auf der Einkaufsliste steht


Geschäftsbesitzer wissen um die hohe Macht von Impulskäufen und nutzen das auch für ihre Laden-Gestaltung. Doch auch die Kunden rechnen damit, dass sie sich nicht an ihre Einkaufsliste halten werden - und liegen mit ihrer Kalkulation, wie viel sie für ungeplante Artikel ausgeben werden, meist richtig. Das berichten Forscher um Jeffrey Inman von der University of Pittsburgh (http://www.pitt.edu) im "Journal of Consumer Research".

Die Wissenschaftler fragten Menschen beim Betreten von Lebensmittelläden, was sie kaufen würden, wie viel sie dafür jeweils bezahlen und welche Summe sie insgesamt ausgeben wollten. Der Vergleich mit dem Kassabon nach dem Einkauf zeigte, dass mehr als drei Viertel der Befragten in ihren gedanklichen Budgets zuvor genau die Summe für ungeplante Artikel mit eingerechnet hatten, die sie dafür schliesslich tatsächlich ausgaben. Die Differenz zwischen geplanten und tatsächlichen Ausgaben betrug nur 47 US-Cent.

Wie umfangreich der ungeplante Einkauf ausfiel, hängt demnach allerdings von zwei Kriterien ab. Erstens von der Anzahl der Regale, die der Konsument aufsucht, und weiters, wie impulsiv er veranlagt ist. "Wer nicht impulsiv ist, hält sich in der Regel an das für Spontaneinkäufe gedachte Budget, selbst wenn er das gesamte Geschäft durchläuft. Menschen, die sehr impulsiv sind, überschreiten ihr Budget häufig, und zwar umso deutlicher, bei je mehr Regalen sie vorbeikommen", so die Forscher.

Kunden durch alle Regale schicken

Den Verkäufern geben die Forscher den Hinweis, dass Konsumenten weniger als die geplante Summe ausgeben werden, wenn sie nur bei bestimmten Regalen Halt machen. Taktiken wie Proben im Geschäft anbieten oder mit Plakaten auf möglicherweise vergessene Bedürfnisse hinzuweisen, seien aus dieser Perspektive sinnvoll.

Für die meisten Konsumenten sei dieser Budget-Spielraum für Ungeplantes eine Gelegenheit, vergessene Bedürfnisse nachzuholen oder aber die Selbstkontrolle im Geschäft einzuüben. Angesichts der drohenden Kaufsucht sei bei sehr impulsiven Menschen das strenge Einhalten einer detaillierten, vorher gefertigten Einkaufsliste allerdings sinnvoll. (pte/Journal of Consumer Research)


Jeder Zwanzigste ist Kaufsucht-gefährdet

800.000 Menschen leiden in Deutschland unter Kaufsucht, über vier Mio. sind Kaufsucht-gefährdet. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung der Fachhochschule Ludwigshafen, die von der Techniker-Krankenkasse (http://www.tk-online.de) in Auftrag gegeben wurde.

"Gerade in der Phase des Winterschlussverkaufs steigt die Gefahr, dass das Kaufverhalten krankhaft wird. Es war uns daher wichtig, diese noch wenig bekannte psychische Störung mehr in den Mittelpunkt zu stellen", erklärt Ulrike Fieback, Sprecherin der TK Niedersachsen, gegenüber pressetext.

Kaufsucht bezeichnet den Zwang, nicht benötigte Artikel zu kaufen. Wird der Betroffene dabei gehindert, entwickelt er oft Entzugserscheinungen wie Herzrasen, Schweissausbrüche oder innere Unruhe und Nervosität. Frauen sind laut der TK-Erhebung stärker betroffen als Männer, zudem ist die Ausprägung des Leidens im Winter stärker als im Sommer.

Männer befriedigen ihre Sucht vor allem mit den neuesten Hightech-Geräten, Autozubehör oder gute Weinen, bei Frauen stehen Kleidung, Schuhe und Kosmetikartikel an erster Stelle. Gekauft wird ohne Rücksicht auf Preis, wobei Süchtige die gekaufte Ware aus Scham häufig verstecken. Die gekaufte Ware soll Süchtigen oft Anerkennung, Liebe oder sogar den Partner ersetzen. (Fachhochschule Ludwigshafen)

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