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8.7.2010: nachrichten
8.7.2010
Biolandbau ersetzt Pestizide durch Artenvielfalt

Biolandbau verstärkt Artenvielfalt, dies ist ein Erfolgsgeheimnis für hohe Ackerbau-Erträge unter Verzicht auf synthetische Insektizide, ohne dass die Ernte von Schädlingen dezimiert wird.



Mit der Schaffung eines ökologischen Gleichgewichts halten Nützlinge Schädlinge wie den Kartoffelkäfer unter Kontrolle. Trotzdem ist wegen der Phytophtora-Kartoffelpest die Produktion von Biokartoffeln je nach Wetter riskant. Noch nicht erklärbar ist das grössere Knollenkaliber der Biokartoffeln. Aber wenn der Volkmund sagt, die dümmsten Bauern hätten die grössten Kartoffeln, irrt er sich demzufolge.

Forscher der Washington State University und der University of Georgia haben festgestellt, dass ökologischer Landbau die Artenvielfalt von natürlichen Nutztieren erhöht. In Kartoffelfeldern hatte das den Effekt, dass es weniger Insektenfrass und zudem grössere Kartoffel gab. Die Studie wurde vom National Institute of Food and Agriculture (NIFA) http://www.csrees.usda.gov durchgeführt und im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

"Es war bis jetzt immer ein Rätsel, wie Ökobauern hohe Erträge ohne synthetische Insektizide erzielen konnten", meint Studien-Koautor Bill Snyder, Professor für Entomologie an der Washington State University http://www.wsu.edu. "Unsere Studie kommt zum Schluss, dass der Erhalt der Artenvielfalt ein Schlüssel zum Erfolg ist." Ökosysteme mit einer grösseren Anzahl von Arten halten Schädlinge fern bzw. sorgen dafür, dass sie nicht überhand nehmen.

Anderes Denkschema im Biolandbau

"Der Grundsatz des Ökolandbaus ist der Erhalt der Vielfalt der Lebensräume", so Reinhard Gessl, vom Forschungsinstitut für ökologischen Landbau (FIBL, http://www.fibl.org). Das bedeutet, dass man so schonend vorgeht wie nur möglich. "Mit der Schaffung eines möglichst stabilen ökologischen Gleichgewichts werden Schädlinge von Nützlingen unter Kontrolle gehalten."

Der Ansatz im Ökolandbau sei völlig anders, denn hier stellt sich der Bauer nicht die Frage "Wie bekomme ich den Schädling weg?", sondern "Warum ist der Schädling da?". Eine gewisse Anzahl von Schädlingen in einem Feld sei nicht problematisch. Feldversuche haben beispielsweise gezeigt, dass Kartoffelkäfer im Biolandbau nicht über Hand nehmen. Aber aus welchem Grund die Kartoffeln grossfallender wachsen, sei nicht ganz klar, meint der Experte.

Nützlinge als gute Schädlingsbekämpfer

Auch die US-Studie kommt zum Schluss, dass Ökosysteme mit einer höheren Anzahl verschiedener Lebewesen die gesündesten sind. Die Verwendung von Insektiziden verringert die Biodiversität, weil sie die Vielzahl der Spezies verändert und dadurch zu einer Ungleichgewichtung führt. In der konventionellen Landwirtschaft fallen auch Nützlinge den Insektiziden zum Opfer. Versuche haben aber gezeigt, dass Nützlinge die besseren Schädlingsvertilger waren. (Washington DC/Wien / pte 2.07.2010)

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