Food aktuell
7.12.2005: nachrichten
7.12.2005
Billiges Import-Qualfleisch ohne Deklaration

Mit Unverständnis reagiert «kagfreiland» auf den heutigen Entscheid des Ständerates gegen die Deklarationspflicht im Tierschutzgesetz.


kagfreiland, die schweizerische Nutztierschutz-Organisation, befürchtet als Folge des Entscheid, dass Produkte von Schweizer Bauern bei immer offeneren Grenzen gegenüber deklarationslosen Billig-Importprodukten benachteiligt werden. Die KonsumentInnen werden beim Kauf von ausländischem Fleisch im Dunkeln tappen, ob es tierquälerisch oder tiergerecht produziert wurde.

Die Argumente des Ständerates stechen nicht gemäss kagfreiland. Dass die obligatorische Deklaration sehr wohl praktikabel wäre, zeigen die bereits heute funktionierenden Deklarationspflichten bei Käfigeiern, Hormon- und Antibiotikafleisch sowie GVO-Produkten. In den als Alternativen zum Tierschutzgesetz genannten Landwirtschafts- und Lebensmittelgesetz hat der Bundesrat zwar die Kompetenz zur Deklaration, aber nicht die Pflicht dazu. Zudem hat der Bundesrat von dieser Kompetenz bis heute kaum Gebrauch gemacht.

Billigprodukte aus Tierfabriken

Importiertes Fleisch und Import-Eier sind meist billiger als Schweizer Eier und Fleisch. Importware stammt meist aus einer Tierhaltung, die nicht dem Schweizer Standard entspricht. Ausgesprochene Billigprodukte stammen von nicht artgerecht gehaltenen Tieren aus Tierfabriken. Doch ohne Deklaration haben die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten keine Ahnung von der Art der Tierhaltung und von der Produktionsmethode.

Ohne Deklaration sind für die KonsumentInnen die Preis- und Qualitätsunterschiede zwischen importierten und einheimischen Produkten nicht nachvollziehbar. Denn das Fleisch in der Vitrine sieht immer gleich aus. So wird der Preis schnell zum entscheidenden Kaufkriterium. Zum Nachteil der im Durchschnitt tierfreundlicher produzierenden Schweizer Bauern.

«Qualfleisch» importieren?

Für Roman Weibel, Geschäftsleiter von kagfreiland, bedeutet die Absage an eine Deklaration einen Rückschritt: «Jahrlang haben wir für eine tierfreundliche Schweizer Landwirtschaft gekämpft. Heute haben wir in der Schweiz, gegenüber dem Ausland, ein ansprechendes Tierhaltungs- Niveau. Bei immer offeneren Grenzen und bei realisiertem Freihandel werden wir Sauereien in der Tierhaltung importieren».

Und Weibel weiter: «Wir werden billiges Fleisch und billige Eier in unseren Läden haben, die in Tierfabriken in nicht argerechter Haltung produziert wurden. Doch die Konsumentin wird das – weil ohne Deklaration – nicht merken. Die Leidtragenden werden die tierfreundlich, naturnah und folglich teurer produzierenden Schweizer Bauern sein.» Für kagfreiland ist weder die Positivdeklaration noch Suisse Garantie eine taugliche Alternative zur Deklarationspflicht im Tierschutzgesetz. Beides ist gut, doch beides gilt nicht für Importprodukte. Wenig tauglich haben sich auch die Deklarationsnormen im Lebensmittel- und im Landwirtschaftsgesetz erwiesen. Denn eine Pflicht zur Deklaration besteht dort nicht. (Medienmitteilung kagfreiland)

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