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29.10.2012: nachrichten
29.10.2012
Good news: wenig Krankheiten durch Lebensmittel

Die Anzahl lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche in der Schweiz hat auf tiefem Niveau eingependelt gemäss dem Schweizer Zoonosenbericht 2011 des Bundesamtes für Veterinärwesen.


Im Jahr 2011 wurden in der Schweiz nur sieben lebensmittelbedingte Gruppenerkrankungen erfasst, wobei in fünf Fällen ein kausales Agens ermittelt werden konnte. Zwei Ausbrüche mit Beteiligung von Salmonella Bardo und Listeria monocytogenes zogen umfangreichere epidemiologische Abklärungen nach sich.

Bei vier Ausbrüchen waren Restaurants und ähnliche Einrichtungen betroffen, in zwei Fällen führten Produkte vom Markt zu Infektionen und bei einem Ereignis mit Shigella sonnei konnten mangels Daten keine Aussagen gemacht werden.

In vier von sieben Fällen wurden Mängel in der Verarbeitungshygiene und fehlerhafte Produktlagerung (Zeit-Temperatur-Fehler) als Schwachpunkte identifiziert. Bis auf zwei Ausbrüche mit 90 und 18 Fällen waren in der Regel wenig Personen betroffen.

Erstmals wurde kein durch Enterotoxine von Staphylokokken bedingter Ausbruch registriert. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Ausbrüche auf tiefem Niveau stabilisiert, eine Entwicklung, die sich 2011 erfreulicherweise fortsetzte.

Aktuelle Ausbrüche durch verschiedene Erreger

Sporadische Fälle von Salmonellose haben in der Schweiz mit 1206 Fällen im Jahr 2011 ein tiefes Niveau erreicht, und Ausbrüche mit diesen Erregern sind auch selten geworden. Seit Mai 2011 registrierte das Meldesystemdes BAG jedoch eine Häufung von Fällen mit Salmonella Bardo, die sich bis Ende Jahr fortsetzte. Dieser seltene Serovar trat in der Schweiz zuvor nie auf, was darauf hindeutete, dass im Mai 2011 ein erstmaliger Eintrag in die Lebensmittelkette erfolgt sein muss.

Dass ein Ausbruch vorliegt, machten auch Untersuchungen mit Pulsed-field Gel Electrophoresis (PFGE) am Nationalen Referenzzentrum für enteropathogene Bakterien und Listerien (NENT) deutlich. Die Ergebnisse der molekularen Typisierung zeigten, dass alle getesteten Isolate demselben PFGE-Typ angehören.

Die Verteilung der Krankheitsfälle liess auch den Schluss zu, dass die Infektionen mit grösster Wahrscheinlichkeit durch ein kommerziell vertriebenes Lebensmittel ausgelöst wurden. Epidemiologische Abklärungen (Patientenbefragungen und Auswertungen von Kundenkarten) erlaubten es leider nicht, die Infektionsquelle zu identifizieren.

Durch L. monocytogenes verursachte Ausbrüche haben sich in der Schweiz seit 1987 erst zweimal ereignet, wobei in beiden Fällen Weichkäse beteiligt war. Im Jahr 2011 kam nun ein weiterer Ausbruch mit neun betroffenen Patienten dazu.

Umfangreiche Abklärungen erlaubten es, aus Italien importierten Kochschinken als Infektionsquelle zu eruieren. Abklärungen im Produktionsland selber ergaben, dass das betroffene Produkt nicht beim Hersteller kontaminiert wurde, sondern in einem Betrieb, welcher die Ware zugeschnitten und verpackt hatte.

Bakteriologische Analysen in der Schweiz zeigten, dass das betroffene Produkt bis zu 4800 KBE pro Gramm Listeria monocytogenes enthielt. Die Gesamtheit der Befunde zu diesem Ausbruch soll in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht werden.

Pro Jahr werden dem BAG zwischen 150 und 250 Fälle von Shigellose gemeldet, die zumgrössten Teil Reiseerkrankungen sein dürften. Ausbrüche sind in der Schweiz sehr selten. Als Überträger kommen hauptsächlich schmutzigesTrinkwasser und durch Ausscheider kontaminierte Lebensmittel infrage.

Im Berichtsjahr 2011 ereignete sich in Genf ein lokal begrenzter Ausbruch von fünf Shigella sonnei-Infektionen, wobei die durchgeführten Abklärungen die Infektionsquelle nicht mit Sicherheit identifizieren konnten. Bemerkenswert war, dass die S. sonnei-Isolate eine Antibiotikaresistenz des Typs ESBL aufwiesen.

Noroviren werden hauptsächlich von Person zu Person übertragen (Infektionen via Aerosole oder Kontakte). Möglich sind jedoch auch Infektionen durch Lebensmittel, welche durch einen Ausscheider kontaminiert worden sind. Leider ist eine entsprechende Beweisführung oft nur schwer möglich. Im Jahr 2011 wurde ein Ausbruch mit Beteiligung von Noroviren erfasst, dessen Charakteristika auf eine mögliche Infektion durch Verpflegung eines Cateringbetriebes hindeuten.

Bei zwei Ausbrüchen in Restaurants mit sieben bzw. 18 betroffenen Personen konnte die Ursache nicht ermittelt werden. Das Auftreten der Symptome nach einigen Stunden wies jedoch unzweifelhaft darauf hin, dass Intoxikationen vorlagen und keine Infektionen. In den betroffenen Gaststätten wurden bei der Herstellung der als Überträger verdächtigten Speisen küchentechnische Mängel festgestellt.

Schliesslich ereignete sich auch ein kleiner Ausbruch von Histaminvergiftung bei Restaurantgästen. Wie fast immer in solchen Fällenwar ein Thunfischerzeugnis beteiligt. Bei Histaminvergiftungen dürfte es zweifellos eine gewisse Dunkelziffer geben.

Darauf deuten auch Einzelmeldungen von Konsumenten hin, die definitionsgemäss nicht als Ausbruch gelten, aber doch Hinweise auf ein vorliegendes Problem sind. Im Jahr 2011 wurden uns zwei solcher Einzelmeldungen aus demKanton Tessin zugetragen.

Ausblick

Die Anzahl lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche in der Schweiz hat sich seit einiger Zeit auf einem tiefen Niveau eingependelt, ein Trend, der sich auch im Jahr 2011 bestätigte. Es gibt keine Anzeichen, dass sich an dieser gesamthaft zufriedenstellenden Situation in naher Zukunft etwas ändern wird.

Ein Nullrisiko gibt es allerdings nicht, und es muss darum auch in Ländern mit hohen Sicherheitsstandards immer damit gerechnet werden, dass sich sporadisch ein Ausbruch mit grossen Auswirkungen ereignet. Die medienwirksame EHEC-Epidemie im Sommer 2011 in Deutschland hat dies in eindrücklicherWeise deutlich gemacht.

Obschon nicht direkt betroffen, hat dieser Ausbruch die zuständigen Stellen in unserem Land über längere Zeit stark in Anspruch genommen. Ungleich grösser wäre die Beanspruchung bei direkter Betroffenheit gewesen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Kompetenzen im Bereich Ausbruchsabklärung aufrechterhalten werden, dass die Aufmerksamkeit nicht nachlässt und dass grenzüberschreitende Fachkontakte aktiv gepflegt werden. (Auszug aus dem Schweizer Zoonosenbericht 2011 des Bundesamtes für Veterinärwesen BVET). http://www.bvet.admin.ch/dokumentation/ 00327/02466/04107/index.html?lang=de

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