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27.11.2012
KURZNEWS 27. November 2012

Lebensmittel wegwerfen - muss nicht sein. Vision: Fischzucht auf Dächern von Stadthäusern Resistenzfreie Bakterien für Salami-Herstellung Erstmals 100 Sterne-Restaurants in der Schweiz


Lebensmittel wegwerfen - muss nicht sein.

Referenten und Experten aus dem gesamten Lebensmittelsektor präsentierten an der diesjährigen Zibelemärit Tagung im Stade de Suisse in Bern ihre Gedanken und Visionen zum hochaktuellen Thema: „Food Waste - Lebensmittel wegwerfen! Muss nicht sein!“. Ziel der Tagung war es, positive Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln, damit in Zukunft ein möglichst hoher Anteil von Lebensmitteln konsumiert statt entsorgt wird. Es ging nicht darum „Sündenböcke“ zu suchen, sondern um praxisnahe Lösungen, die im Alltag umgesetzt werden können.

Jacques Blondin betonte in seiner Begrüssungsrede die Wichtigkeit des Themas. Eine Vielzahl der Weltbevölkerung leide an Unterernährung. „Stopp Food waste“ Aber wie? Er zeigte anhand eines Beispiels der Apfelproduktion, dass in der Schweiz zwischen einer kleinen Produktion und Überschüssen manchmal nur ein kleiner Einfluss der Natur eine entscheidende Rolle spielen kann. Was tun also?

„Tischlein deck dich: Die Schweizer Lebensmittelhilfe“ wurde vom Geschäftsführer Alex Stähli vorgestellt. In der Schweiz leben 700‘000 – 900‘000 Armutsbetroffene. Tischlein deck dich verteilt über 2‘200 t Lebensmittel pro Jahr von über 600 Produktspendern, viele davon auch aus der Früchte- und Gemüse-Branche, mit einem Wert von 12 Millionen Franken.

Ist die Lebensmittelkennzeichnung mit ein Grund, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden? Haben die Konsumenten das Wissen und Vertrauen in Lebensmittel verloren? Diese Frage beantwortete Roland Charrière, Stv. Direktor des Bundesamtes für Gesundheit in seinem Referat. Er erklärte auch die Vorgaben für Mindest-Haltbarkeits-Angaben.

Eine Möglichkeit zur Reduktion von Food waste sind „intelligente“ Verpackungen. An der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften wird diesbezüglich geforscht. Dass hier noch beachtliches Potenzial besteht, zeigte Selcuk Yildirim, vom Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation auf.

Kundendaten geben Aufschluss über das Verhalten von Kunden beim Einkaufen. Kann man dieses Verhalten aber auch beeinflussen? Ja, sagte Markus Weibel vom Migros Genossenschafts Bund und verdeutlichte es anhand eines Beispiels von Tomaten. Bereits heute unternimmt der Detailhandel grosse Anstrengungen zur Reduktion von Lebensmittel-Abfällen. Dies zeigte Bruno Cabernard, Leiter Nachhaltigkeit in der Coop Gruppe.

Im anschliessenden Podiumsgespräch diskutierten die Referenten der Tagung unter der Leitung von Dr. Jürg Krummenacher. Wesentlich war die Frage der Definition von ‚Food waste‘ - die bei hochverderblichen Lebensmitteln (z.B. Salaten) anders sein muss, als bei länger haltbaren (z.B. Kartoffeln). Eine besondere Rolle spielen die Saisonalität, Qualität und auch klimabedingte Überschüsse.

Einig waren sich alle: Food waste ist ethisch nicht vertretbar. Es ist auch ökonomisch und ökologisch unerwünscht und deshalb möglichst zu vermeiden. Geplant ist, dass sich eine Arbeitsgruppe der Früchte-, Gemüse- und Kartoffelbranche konstruktiv an die Arbeit macht um zu prüfen ob, und wenn ja, wo Food waste auf der gesamten Wertschöpfungskette vermieden oder verringert werden kann. (SWISSCOFEL 27. November 2012)



Dänische Bauern halten weniger Schweine

26.11.2012 - (lid) – Der Bestand an Zuchtschweinen ist auf dem tiefsten Stand seit 15 Jahren. Insgesamt standen am 1. Oktober rund 12,5 Mio. Schweine in den Ställen der dänischen Bauern, 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Mastschweine-Bestand belief sich auf 3,23 Mio. Tiere – 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr, zitiert Agra-Europe die Branchenorganisation Landbrug & Fødevarer (L&F). Seit Jahren wachse der Ferkelexport Dänemarks kräftig an, so dass für die Schlachtbetriebe der Rohstoff knapper werde. Aus Sorge um die Arbeitsplätze in der Schlachtbranche habe das dänische Landwirtschaftsministerium eine Untersuchung dieser Problematik eingeleitet.



Frischer Fisch vom Dach

22.11.2012 - (lid) - Werden Fische und frisches Gemüse in Zukunft auch auf Gebäudedächern in der Stadt produziert? Die UrbanFarmers (Stadtbauern) sehen darin eine neue und einzigartige Möglichkeit der lokalen Nahrungsmittelversorgung. Sie wollen damit einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten für einen sinnvollen Weg zur Erschliessung von bisher ungenutzten Stadtflächen, zur lokalen und nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln sowie zur Förderung sozialer Netzwerke in einer Stadt.

In der Vortragsreihe "Ein Blick in die Zukunft – unsere Welt im Jahre 2022" der St.Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft referierte Roman Gaus, Gründer und Geschäftsführer der UrbanFarmers AG an der Universität St.Gallen über die Möglichkeiten einer städtischen Lebensmittelproduktion in der dritten Dimension. Ausgehend von der starken Bevölkerungszunahme, der steigenden Knappheit von Ressourcen und der Prognose, dass im Jahre 2050 zwei Drittel der Bevölkerung in Städten leben werden, würden Fragen zur Herkunft und zur Art der Produktion der Nahrung eine zunehmende Bedeutung erlangen.

Auf Dachflächen in den Städten sollten Farmen gebaut werden, welche in einem geschlossenen Kreislaufsystem frische und gesunde Nahrungsmittel direkt beim Konsumenten produzieren. Damit können Emissionen verhindert, lange Transportwege vermieden und Kosten eingespart werden. Frische, Gesundheit und Erfahrbarkeit der Nahrungsmittel seien für die Konsumenten ein Gewinn. Die urbane Landwirtschaft wolle ein Teil der urbanen Kultur des 21. Jahrhunderts werden.

Da auf Gebäudedächern nur Fische, Frischgemüse und Früchte produziert werden können, werde diese Produktionsart nie mehr als gut elf Prozent des Konsums ausmachen. Mit einem Pilotprojekt in der Stadt Basel von 250 m2 Dachfläche wurden in einem Jahr fünf Tonnen Gemüse und 800 Kilogramm Fisch produziert, was den Bedarf von 80 bis 100 Personen deckt. Auf die Frage, wo er die Nahrungsmittelproduktion auf Dächern im Jahre 2022 sehe, antwortete Roman Gaus, dass diese auch dann noch eine absolute Nischenproduktion sein werde.



Bio Suisse gibt sich die Mittel zur Weiterentwicklung

Die Delegierten von Bio Suisse haben heute in Olten die Jahresplanung und das Budget 2013 verabschiedet. Damit stellen sie die zukünftigen Mittel zur Verfügung für eine sukzessive Weiterentwicklung und die aktive Unterstützung der mit dem Biolandbau eng verbundenen Nachhaltigkeitsthemen wie etwa Klimastrategie und Biodiversität.

Ein Katalog mit zusätzlichen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität auf Knospe-Betrieben war diesen Herbst nach einer verbandsinternen Vernehmlassung verabschiedet worden. Dieser Massnahmenkatalog wird auf Anfang 2013 in Kraft treten und ab 2015 für alle Betriebe verpflichtend sein. Damit wird Bio Suisse - neben den Grünland- und Ackerbaubetrieben - die Biodiversität auf spezialisierten Obst-, Gemüse- und Weinbau- Betrieben künftig noch stärker fördern und ihre diesbezüglichen Beratungsleistungen zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ausbauen.

Diese stete Weiterentwicklung von Themen wie Biodiversität, Klimaschutz oder faire Handelsbeziehungen ist nicht zuletzt darum unabdingbar, weil der Biolandbau gemäss Bio Suisse Richtlinien für sich beansprucht, punkto Nachhaltigkeit führend zu sein. „Auf unseren Höfen, in unseren Betrieben und als Verband müssen wir uns für einen noch schonenderen Umgang mit Natur und Umwelt, für ein noch nachhaltigeres Wirken und Verhalten einsetzen“, so die Aufforderung von Präsident Urs Brändli.

Entsprechend stand denn auch der Nachmittag ganz unter dem Zeichen der Weiterentwicklung von Bio Suisse und ihren zukünftigen Prioritäten. Die Delegierten tauschten sich in Form eines „Zukunftscafés“ mit Partnern aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette innerhalb der Bio- Branche darüber aus, welche Schwerpunkte die Vereinigung der Schweizer Biolandbau-Organisationen prioritär weiterverfolgen wird. Die Erkenntnisse daraus werden an der Delegiertenversammlung im Frühling 2013 vorgestellt und in die Planung einfliessen. (Biosuisse)



ETH-Forscher entdecken resistenzfreie Bakterien für Salami-Herstellung

21.11.2012 - (lid) – Viele bei der Herstellung von Trockenwürsten eingesetzte Bakterien sind resistent gegen Antibiotika. Forschende der ETH Zürich haben nun geeignete resistenzfreie Bakterien entdeckt. Viele der von industriellen Fleischverarbeitern verwendeten Bakterien seien resistent gegen Antibiotika. Das könne auch für den Menschen zum Problem werden. Forscher der ETH Zürich machten sich auf die Suche nach resistenzfreien Bakterien, die für die Trockenwurstherstellung geeignet sind, berichtet ETH Life.

Fündig seien sie in Kleinstmetzgereien geworden, die ausschliesslich auf traditionelle Weise Fleisch von Wildtieren verwursten würden. Anschliessende Tests hätten ergeben, dass einige der resistenzfreien Stämme hervorragend geeignet seien für die Salamiherstellung. Ein Schweizer Fleischverarbeiter, der am Forschungsprojekt beteiligt war, stelle bereits mit dem neuen antibiotikaresistenzfreien Bakterienstamm Salami her. Die meisten anderen Hersteller würden allerdings noch immer mit den herkömmlichen antibiotikaresistenten Stämmen produzieren.



Wechsel im Nestlé-Management: Strategische Kontinuität gewährleistet

Nestlé, 21. November 2012 - Marc Caira, Stellvertretender Generaldirektor verantwortlich für Nestlé Professional, unser weltweit geführtes Geschäft für Ausser-Haus-Verpflegung, wird Ende April 2013 nach einer 36-jährigen Karriere bei Nestlé in den Ruhestand treten. Marc Caira war massgeblich am Aufbau der beiden Wachstumsplattformen von Nestlé Professional beteiligt: Ausser-Haus-Markenprodukte sowohl im Getränke- als auch im Nahrungsmittelbereich. Der Verwaltungsrat dankt Marc Caira für die starken Fundamente, die dieser wichtigen Kategorie ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen.

Der Verwaltungsrat ernannte Martial Rolland, derzeit Marktchef von Nestlé Frankreich, per 1. Mai 2013 zum Nachfolger von Marc Caira. Als Stellvertretender Generaldirektor mit Verantwortung für Nestlé Professional wird Martial Rolland Mitglied der Nestlé-Konzernleitung. Der Franzose begann seine Karriere bei Nestlé im Jahr 1988 und war in verschiedenen asiatischen Märkten tätig. Er wirkte als Marktchef in der Türkei, in Indien und seit 2010 in Frankreich, einem der grössten Nestlé-Märkte mit einem sehr breiten Produktportfolio. Martial Rolland verfügt über eine weitläufige und erfolgreiche Geschäftserfahrung sowohl in aufstrebenden Märkten als auch in Industrieländern.

Nespresso-CEO Richard Girardot wird Martial Rolland als Marktchef von Nestlé Frankreich per 1. April 2013 nachfolgen. Der Franzose begann seine Karriere bei Nestlé im Jahr 1986. Er übernahm die weltweite Verantwortung für Nespresso im Jahr 2007, nachdem er in Frankreich verschiedene Positionen innerhalb von Nestlés Wassergeschäft bekleidete. Richard Girardot ist mit dem französischen Umfeld und der lokalen Kultur bestens vertraut. Seine umfassende Geschäftserfahrung in verschiedenen Kategorien sowie seine starken Führungsqualitäten werden ihm erlauben, den französischen Markt weiter voranzutreiben.

Jean-Marc Duvoisin, Stellvertretender Generaldirektor verantwortlich für das Personalwesen, wird Richard Girardot als Nespresso-CEO per 1. März 2013 nachfolgen. Der Schweizer begann seine Karriere bei Nestlé im Jahr 1986 und war in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern tätig. Er wirkte als Marktchef der Region Kolumbien, Venezuela, und Ecuador sowie später in Mexiko. Seine ausgezeichneten Kenntnisse des Unternehmens, seine internationale Karriere sowie seine anerkannten Führungsqualitäten machen ihn zum richtigen Kandidaten, um die Ausweitung, die Innovation und die Internationalisierung von Nespresso in einem immer intensiveren Wettbewerbsumfeld voranzutreiben.

Der Verwaltungsrat ernannte Peter Vogt, derzeit Marktchef von Nestlé Malaysia und Singapur, per 1. März 2013 zum Nachfolger von Jean-Marc Duvoisin. Als Stellvertretender Generaldirektor mit Verantwortung für das Personalwesen wird Peter Vogt Mitglied der Nestlé-Konzernleitung. Der Schweizer begann seine Karriere bei Nestlé im Jahr 1980 und bekleidete verschiedene Funktionen in Asien und Europa. Er wirkte als Marktchef in Skandinavien, Indonesien und seit 2009 in Malaysia und Singapur. Peter Vogt besitzt eine vielseitige Geschäftserfahrung und ist bekannt für seine ausgeprägten Fähigkeiten der Mitarbeiterförderung und -motivation. Diese Wechsel innerhalb des Nestlé-Managements stellen die strategische Kontinuität und die Fortführung des operativen Geschäfts sicher.



Guide MICHELIN Schweiz 2013: Rekordzahl an Sterne-Restaurants

In der Schweiz gibt es erstmals 100 Sterne-Adressen - so viele wie nie zuvor. Die Rekordzahl belegt erneut das hohe Niveau der schweizerischen Gastronomie. Die neueste Ausgabe des Guide MICHELIN Schweiz bestätigt den Top-Restaurants "Schauenstein" in Fürstenau und "Hôtel de Ville" in Crissier ihre drei Sterne. Bei letzterem hoben die Inspektoren die überaus hohe Qualität und Professionalität von Küchenchef Benoît Violier hervor. Er arbeitete jahrelang bei Spitzenkoch Philippe Rochat und hat im vergangenen April dessen Restaurant übernommen. Seither führt er das Haus in Crissier auf höchstem gastronomischem Niveau weiter.

Der Guide MICHELIN Schweiz zeichnet in diesem Jahr erstmals zwei Restaurants mit dem zweiten Stern aus. Beiden Häusern attestieren die Michelin Inspektoren eine moderne und kreative Küche. Im Restaurant "Stucki" in Basel bietet Tanja Grandits eine interessante Küche von grosser Aromenvielfalt. Die Küchenchefin erweitert damit den noch überschaubaren Kreis der Sterne-Köchinnen in Europa.

Das "Ecco on Snow" in Sankt Moritz ist erstmals im Guide MICHELIN Schweiz verzeichnet. Das Restaurant hat nur während der Wintersaison geöffnet. Im Sommer zieht es Küchenchef Rolf Fliegauf und seine gesamte Mannschaft wieder ins ebenfalls mit zwei Sternen ausgezeichnete Restaurant "Ecco" in Ascona.

Neun Schweizer Restaurants erhalten in diesem Jahr neu einen Stern: "Bel Etage" und "Matisse", beide in Basel, "L'Auberge de la Croix Blanche" in Villarepos, "Talvo By Dalsass" in Sankt Moritz/Champfèr, "Seerestaurant" in Hergiswil, "Le Petit Manoir" in Morges, "Le Restaurant" in Vevey, "Heimberg" in Zermatt und das "CLOUDS" in Zürich. Die Auswahl 2013 enthält insgesamt 18 2-Sterne-Restaurants und 80 1-Stern-Restaurants.

Darüber hinaus sind 93 Adressen mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet. Dieser neue Höchststand belegt anschaulich, wie konsequent die Schweizer Gastronomen sehr gutes Essen zu erschwinglichen Preisen anbieten. Der Bib Gourmand steht für zahlreiche Adressen, die sich durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnen. Ob Szene-Restaurants oder kleine Bistrot's, traditionelle oder innovative Küche, Gerichte aus der Schweiz oder anderen Ländern - sie alle bieten komplette Menüs unter 65 Franken an.

Mit seinen identischen und in 23 Ländern konsequent angewendeten Bewertungskriterien gilt der Guide MICHELIN als internationales Nachschlagewerk für Gourmets und Reisende. Alle Empfehlungen werden von den unabhängigen Michelin Inspektoren geprüft. Diese haben ausnahmslos eine Ausbildung in der europäischen Spitzengastronomie absolviert und zahlen nach einem anonymen Testessen stets selbst ihre Rechnung.

Auf ihren Reisen wenden sie dieselben erprobten Methoden an, die seit vielen Jahren ein zuverlässiger Standard sind. Dank dieser Massstäbe kann Michelin in allen Ländern, für die es einen Hotel- und Restaurantführer gibt, zuverlässig das gleiche Qualitätsniveau bieten. Diese Ausgabe empfiehlt insgesamt 1'702 Adressen:
- 846 Hotels
- 856 Restaurants
- 2 Restaurants mit 3 Sternen
- 18 Restaurants mit 2 Sternen
- 80 Restaurants mit einem Stern
- 93 Restaurants mit dem Bib Gourmand
(www.michelin-presse.de)



PRESSESCHAU

Dunkles Geheimnis der Schweizer Schokolade: Kinderarbeit in türkischen Haselnussplantagen

Die Schweizer Schokoladenindustrie zittert um ihren guten Ruf. Jährlich kauft sie in der Türkei Zehntausende Tonnen Haselnüsse, die zum Teil unter widrigsten Bedingungen geerntet werden. Hungerlöhne und desolate Arbeitsverhältnisse sind dort an der Tagesordnung. «Ich habe Missstände bei den Erntearbeiten von Haselnüssen in der Türkei gesehen», bestätigt Franz U. Schmid, Direktor der Branchenorganisation Chocosuisse. Es gehe vor allem um Kinderarbeit, schlechte Bezahlung und die Diskriminierung von kurdischen Wanderarbeitern.

Schmid reiste deswegen Anfang September selbst in die Ernteregionen am Schwarzen Meer. Fast gleichzeitig besuchten die wichtigsten Schweizer Fabrikanten unabhängig voneinander die Ernteorte. Lindt & Sprüngli, Migros-Tochter Chocolat Frey, die den Haselnuss-Einkauf für die gesamte Migros-Industrie orchestriert, und Ragusa-Erfinder Camille Bloch - sie alle inspizierten die Produktionsbedingungen, wie die Unternehmen gegenüber der «Handelszeitung» bestätigen.

Chocosuisse-Direktor Schmid ist nun daran zu evaluieren, welche Aktionen die Schweizer Schokoladenindustrie zur Verbesserung der Verhältnisse vorantreiben kann. «Ich bin daran, die Herausforderungen, die wir beim Kakao haben, mit den Herausforderungen, denen wir uns bei den Haselnüssen stellen müssen, zu vergleichen», sagt er. Alle Akteure müssten zusammen zu einem Dialog finden. Lösungsansätze sieht er neben der Durchsetzung der bestehenden Gesetze vor allem in der Rückverfolgbarkeit der Haselnüsse.

Auch auf europäischer Ebene laufen Arbeiten. «Wir sind an der Initiative des europäischen Süsswarenverbandes Caobisco, die auf die Etablierung eines breit angelegten Stakeholder-Dialogs unter der Führung der türkischen Regierung fokussiert, beteiligt und engagieren uns», sagt Schmid. Im Juli fand in Ankara eine Konferenz mit der Beteiligung von Regierung, Produzenten und Nichtregierungsorganisationen statt. Dabei wurde entschieden, eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten zu etablieren. Diese soll laut dem türkischen Arbeitsministerium Anfang 2013 zum ersten Mal tagen. (Handelszeitung 21.11.2012)

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