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16.5.2013: nachrichten
16.5.2013
Ktipp kritisiert Margen beim Würzfleisch-Import

Fleischwaren inklusive gewürztes Fleisch sind günstiger importierbar als unbehandeltes Fleisch. Die Migros nützt das aus. Doch die Kunden profitieren von der erzielten Ersparnis beim Zoll nicht.




Der Zollansatz ist 15 Franken pro Kilo tiefer, wenn man rohes Fleisch gewürzt importiert.

Bild: Gepfeffertes Kalbfilet aus Holland.


Für Sie gelesen im Ktipp: Bei Fleischzubereitungen ist der Zoll deutlich tiefer als beim Fleisch. Doch was ist eine Fleischzubereitung? Dazu gehören Würste, Pasteten, Fleischkonserven, Fertiggerichte – und gewürztes Fleisch. Was gewürztes Fleisch ist, hat das Bundesverwaltungsgericht definiert: Die Gewürze müssen «den Charakter einer Ware verändern».

Zutaten, die sich abwischen, abwaschen oder absaugen lassen, zählen nicht dazu: ganze Pfefferkörner beispielsweise, aber auch ganze Gewürznelken, Lorbeerblätter oder Rosmarinzweige. Diese Unterscheidung hat Folgen, wie das Beispiel Schweinsfilet zeigt: Wenn es ungewürzt ist, kostet der Zoll Fr. 23.04 pro Kilogramm, wenn es gewürzt ist, nur noch Fr. 8.50 pro Kilogramm – also nur rund ein Drittel.

Das nützt die Migros aus: Sie lässt deutsche Schweinsfilets ziemlich sparsam mit grob gemahlenem Pfeffer bestreuen (siehe Bild oben). Und sie gibt gegenüber dem K-Tipp auch offen zu, dass es dabei nicht um den Geschmack, sondern um den günstigeren Einkauf geht: «Gepfeffert ist das M-Budget-Schweinsfilet, weil so vergünstigte Einfuhrmöglichkeiten bestehen.»

In Zahlen: Die Migros spart dank des Pfeffers beim Import pro Kilogramm fast 15 Franken. Nur haben die Konsumenten nichts davon: Das M-Budget-Schweinsfilet kostet in der Migros Fr. 34.90 pro Kilo. Das ungepfefferte Prix-Garantie-Schweinsfilet von Coop ist mit Fr. 36.– nur unwesentlich teurer. Und dieses stammt erst noch aus der Schweiz.

Dabei gibt es zwischen den Preisen für deutsches und für Schweizer Schweinsfilet grosse Unterschiede. Die Migros nennt zwar keine Zahlen. Aber aus anderen Quellen weiss der K-Tipp, dass der Grosshandelspreis für gewürztes Schweinsfilet aus Deutschland bei 19 bis 20 Franken pro Kilo liegt – inklusive des Zolls von Fr. 8.50. Der Preis für Schweinsfilet aus der Schweiz hingegen liegt bei 28 bis 29 Franken. Das heisst: Die Migros kauft ihr Schweinsfilet fast 10 Franken günstiger ein als Coop.

Die Migros wehrt sich gegen den Vorwurf, sie sacke mit dem Import von gepfeffertem Schweinsfilet aus Deutschland auf Kosten der Kunden eine Riesenmarge ein: «Unser Ziel ist es, wenn immer möglich auch im Bereich M-Budget Schweizer Fleisch anzubieten. Die grosse Nachfrage lässt dies aber nicht zu.» Sie mache, sagt die Migros, mit dem deutschen und dem Schweizer Fleisch eine Mischrechnung.

Bleibt die Frage: Ist das M-Budget-Schweinsfilet tatsächlich eine Fleischzubereitung? Oder, anders gefragt: Reicht das bisschen Pfeffer für den niedrigeren Zolltarif? Die Eidgenössische Zollverwaltung will die Bilder des K-Tipp nicht beurteilen. Beim Bundesamt für Landwirtschaft heisst es: «Es sieht schon nicht nach Würzfleisch aus.» Und ganz allgemein: «Die Importeure suchen bei hohen Zöllen immer ein Schlupfloch im Zolltarif.» (Auszug aus dem Ktipp-Beitrag vom 8.5.2013. Volltext: http://www.ktipp.ch/themen/beitrag/ 1083982/Mit_Pfeffer_hoehere_Marge)

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