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4.9.2013: nachrichten
4.9.2013
Marktöffnung wäre fatal für Milchbauern

Die Marktöffnung der sogenannten weissen Linie hätte einen massiven Preiseinbruch bei der Milch zur Folge gemäss einer neuen Studie.



Ohne starke Begleitmassnahmen wären viele Milchproduzenten bei einer Milchmarktöffnung zum Aufgeben gezwungen. Dies geht aus einer Studie der Fachhochschule für Agrarwissenschaften (HAFL) hervor, die von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) in Auftrag gegeben worden ist.

Untersucht hat die HAFL 14 Betriebe. Dabei handle es sich nicht um repräsentative Betriebe, sondern um „gut gewappnete, denen man am ehesten ein Bestehen bei einer Marktöffnung zutrauen würde“, wie Projektleiter Roger Schwarzenbach erklärte. Die Resultate zeigen aber, dass auch diese im Falle einer Marktöffnung kaum eine Chance hätten, wenn keine speziellen Hilfsmassnahmen des Bundes getroffen werden.

Insgesamt würde sich laut HAFL-Studie der Produzentenpreis für Industriemilch noch rund 5 bis 10 Prozent über dem EU-Niveau bei rund 40 Rappen pro Kilo bewegen. Der Biomilchpreis wird auf etwas mehr als 50 Rappen geschätzt.

Von den 14 untersuchten Betrieben erklärten neun, sie würden aus der Produktion aussteigen, sollte es soweit kommen. Drei würden dies im Rahmen der Hofübergabe klären und zwei sagten aus, sie würden weiterhin Milch produzieren, unter anderem, weil sie bereits sehr viel in die Produktion investiert haben und nicht mehr aussteigen können.

Untersucht wurde vom HAFL auch, inwiefern der Rest der Wertschöpfungskette betroffen wäre. Für die Verarbeiter würden sich Chancen im Exportmarkt bieten, die Verknappung des Rohstoffs Milch in der Schweiz könnte aber zu mangelnder Kapazitätsauslastung führen. Der Detailhandel könnte mit ausländischen Markenprodukten das Sortiment attraktiver gestalten, würde aber wegen Tiefpreisprodukten in Gefahr laufen, mit tieferen Margen Vorlieb nehmen zu müssen.

Die Resultate für die Produzenten seien nicht überraschend, wohl aber deren Ausmass und dass die gesamte Wertschöpfungskette betroffen sei, erklärte SMP-Präsident Hanspeter Kern bei der Vorstellung der Studie. „Eine Öffnung der weissen Linie ohne zusätzliche Begleitmassnahmen sei undenkbar“, sagte der stv. Direktor Stefan Hagenbuch. Bei diesen seien der Umfang, die Dauer und die Ausgestaltung zentral.

Die Schweizer Milchproduzenten SMP wollen die Öffnung der weissen Linie noch nicht beurteilen und zunächst abwarten, wie der Bericht des Bundesrates ausfällt. Zudem sei es noch nicht möglich, eine abschliessende Beurteilung zu finden, solange unbekannt sei, was für Begleitmassnahmen getroffen würden, so Stefan Hagenbuch.

Die Wirtschaftskommission des Nationalrates verlangt vom Bundesrat mittels einer Motionen einen Bericht, welche Auswirkungen eine Öffnung der weissen Linie hätte. Der Bericht soll Ende Jahr vorliegen. (LID 03.09.2013)

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