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17.2.2014
KURZNEWS 17. Februar 2014

Ständerats-Kommission will keine Fütterung mit Tiermehl / Gentech-Pflanzen bieten kaum Risiken für Umwelt und Gesundheit / 28'000 Tonnen verdächtiges Fleisch in Holland zurückgerufen


Ständerats-Kommission will keine Fütterung mit Tiermehl

13.02.2014 - (lid) – Die Gesundheitskommission des Ständerates (SGK-S) hat sich gegen die Lockerung des Tiermehl-Fütterungsverbots ausgesprochen. Die Kommission hat einstimmig die Ablehnung einer entsprechenden Motion von SVP-Nationalrat Hansjörg Knecht beantragt. Nach den Erfahrungen mit BSE wolle die Kommission nicht riskieren, dass Rindviehfutter wieder verunreinigt werde, schreiben die Parlamentsdienste in einer Mitteilung.

Die SGK-S folgt damit dem Bundesrat, der die Motion zur Ablehnung empfiehlt, jedoch grundsätzlich eine teilweise Aufhebung des Verbots an Nichtwiederkäuer unterstützt. Der Nationalrat hatte die Motion im vergangenen September angenommen.



Coop und REWE kooperieren mit COLRUYT und CONAD

Die vier europäischen Handelsunternehmen Colruyt (Belgien), Conad (Italien), die Coop-Gruppe (Schweiz) und REWE Group (Deutschland) haben die neue strategische Allianz CORE mit Sitz in Brüssel gegründet. CORE hat die Rechtsform einer belgischen Genossenschaft. Der kumulierte Umsatz der vier unabhängigen Handelsunternehmen betrug im Geschäftsjahr 2013 rund 88 Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil in Europa von rund 6,7 Prozent. Die Allianz ist in 18 Ländern Europas präsent, in denen insgesamt rund 20'000 Märkte betrieben werden.

Zum Präsidenten der Allianz haben die Unternehmen Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender von REWE Group, ernannt. Zum General Manager von CORE wurde Gianluigi Ferrari bestimmt. «Mit CORE haben die Partner eine Allianz geformt, die eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen des Wettbewerbs in Europa und die zunehmende Internationalisierung des Lebensmitteleinzelhandels ist», erklärt Caparros. «Durch den gemeinsamen Einkauf wollen wir allen unseren Kundinnen und Kunden noch bessere Preise bieten», so Caparros.

«Zugleich werden wir auch weiterhin starke internationale Partnerschaften insbesondere mit den Unternehmen der Lebensmittelindustrie aufbauen. Mit einem konsolidierten und erfolgsorientierten Management bietet CORE seinen Lieferanten attraktive Wachstumsperspektiven.» (Coop 14.2.2014)



Zunahme der Milchproduktion im 2013 um 2 %

Die neusten Zahlen der TSM Treuhand GmbH zeigen, dass die Zahl der Milchmillionäre, sowie auch die Menge produzierter Milch pro Betrieb im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr weiter zunahm. Die Menge der verwerteten Milch konnte im zweiten Halbjahr 2013 gesteigert werden, lag bei Abschluss des Kalenderjahres aber leicht unter dem Vorjahresniveau. Die TSM Treuhand GmbH erhebt monatlich die Milchproduktions- und Milchverwert-ungszahlen der Schweiz und wertet die Daten im Auftrag der Milchbranche und des Bundes-amtes für Landwirtschaft (BLW) aus.

Die soeben publizierte Jahresstatistik 2013 zeigt, dass die Zahl der Betriebe, welche mehr als 1 Mio. kg produziert haben gegenüber dem Vorjahr von 25 auf 30 gestiegen ist (Abbildung 1). 439 Betriebe weisen eine Milchproduktion von mehr als 500‘000 kg Milch auf. Die durchschnittliche Milchproduktion pro Betrieb ist auf 140‘657 kg (+3‘075 kg gegenüber 2012) gestiegen. Der grösste Anteil der Milch (85 %) wurde dabei von kleineren bis mittleren Betrieben (Jahresproduktions bis 400‘000 kg) produziert. Im Jahr 2013 wurden mit 23‘490 Betrieben 879 weniger milchproduzierende Betriebe (ohne Sömmerungsbetriebe) als im Vorjahr gezählt.

Die verarbeitete Milch lag im 1. Halbjahr unter dem Vorjahresniveau, konnte aber im 2. Halb-jahr zulegen und lag dann über dem Vorjahresniveau. Insgesamt wurde jedoch mit total 3‘428‘611 t im Jahr 2013 42‘220 t weniger Milch verarbeitet als im Jahr 2012 (-1.2 %). Gleiches gilt auch für die Butterproduktion, welche im Jahr 2013 mit 46‘630 t unter dem Vorjahresniveau (-4‘012 t; -7.9 %) zu liegen kam.

In der Milchverarbeitung konnte im Jahr 2013 die Sparte „andere Verwertung“ (insbesondere Milchproteinprodukte) eine starke Zunahme von +21.3 % gegenüber 2012 verzeichnen. Die Verwertung zu übrigen Frischmilchprodukten (+9.7 %) und zu Konsumrahm (+2.5 %) konnte im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls stark zulegen.

Eine leichte Produktionssteigerung im Jahr 2013 gegenüber 2012 wurde bei der Verarbeitung der Milch zu Jogurt (+0.4 %), Käse (+0.3%) und Quark (+0.2 %) festgestellt. Im Gegensatz dazu ging die Verwertung zu Konsummilch leicht (-0.7 %) und die Verarbeitung zu Dauermilchwaren (Milchpulver und Halbfabrikate; -11.0 %) und Butter (-8.3 %) stark zurück.

In der Käseproduktion wurde die Herstellung von Frischkäse um 3.8 und die Herstellung von Halbhartkäse um 1.5 Prozentpunkte gesteigert, während die Herstellung von Weichkäse nahezu konstant blieb (+0.9 %). Im Gegensatz dazu nahm die Produktion von Hartkäse um - 1.5 % und von extra Hartkäse um -5.4 % ab. Le Gruyère AOP konnte seine Stellung als meistproduzierter Käse weiter ausbauen (+2.6 %). (TSM Treuhand GmbH 12.2.2014)



Gentech-Pflanzen bieten kaum Risiken für Umwelt und Gesundheit

Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen haben keine nachweisbaren negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kam eine Metastudie eines Forscherteams der Universität Perugia (siehe Quellen). Ausgewertet wurde dazu die wissenschaftliche Literatur zur Sicherheitsforschung an gv-Pflanzen von 2002 bis 2012. Insgesamt wurden dabei 1.783 Publikationen, sowohl Originalarbeiten als auch Übersichtsarbeiten erfasst.

In Bezug auf die als Lebens- und Futtermittel verwendeten gv-Pflanzen führt die gentechnische Veränderung nicht zu einer veränderten stofflichen Zusammensetzung im Vergleich zu ihren konventionellen Ausgangspflanzen. Die Frage, ob gentechnisch veränderte DNA und RNA in den Organismen, von denen sie verzehrt werden, biologisch aktiv werden könnten, wurde von den Autoren der Studie verneint. Der weitaus grösste Teil dieser Moleküle wird bei der Verdauung so weit degradiert und abgebaut, dass die biologische Aktivität verlorengeht.

Auch das Risiko für toxische oder allergieauslösende Effekte durch gentechnisch veränderte Proteine ist nicht grösser als beim Verzehr von konventionellen Nahrungsmitteln. Die Autoren verweisen darauf, dass es überhaupt nur zwei Fälle gab, in denen eine allergene Wirkung von Proteinen aus gv-Pflanzen näher untersucht werden musste. (behrs 11. Februar 2014 / Dr. Herbert Otteneder (FOOD & RECHT Ausgabe Februar 2014)



28'000 Tonnen verdächtiges Fleisch in Holland zurückgerufen

Niederländische Behörden haben rund 28'000 Tonnen verdächtiges Fleisch zurückbeordert, das möglicherweise mit Pferdefleisch vermischt wurde. Eine Grossschlachterei müsse die gesamte Produktion der vergangenen zwei Jahre vom Markt nehmen, teilte die Kontrollbehörde für Nahrungsmittel am Donnerstag in Utrecht mit. Das Unternehmen aus der östlichen Provinz Gelderland steht im Verdacht, teures Rind mit billigerem Pferdefleisch vermischt zu haben. Bei strafrechtlichen Ermittlungen war in Beständen der Schlachterei Pferde-DNA entdeckt worden.

Der Betrieb konnte die Herkunft der Ware nicht nachweisen. «Zur Zeit gibt es keine konkreten Hinweise auf eine Gefahr für die Gesundheit», teilte die Behörde mit. Ein grosser Teil der Ware sei wahrscheinlich schon konsumiert. Die Behörde informierte auch über das europäische Alarmsystem andere Länder von dem Rückruf. Welche Länder möglicherweise betroffen seien, konnte die Behörde noch nicht sagen. (SDA 7.2.2014)



PRESSESCHAU

Tiermehl soll nicht wieder ins Futter

Für Sie gelesen in der Bauernzeitung: In den Mühlen sollen wieder Schlachtabfälle zu Futter werden. So wollte es zumindest die Motion von Nationalrat Hansjörg Knecht (SVP/AG). Die Ständeratskommission für soziale Sicherheit und Gesundheit hat am Mittwoch entschieden, dass das Risiko für verunreinigtes Rindviehfutter zu gross sei.

Hansjörg 
Knecht, selber Futtermühlenbetreiber, hat die Motion im September 2012 eingereicht. Tierische Schlachtnebenprodukte für die Fütterung von Nutztieren (also Geflügel- und Schweinefütterung) sollen wieder zugelassen werden.

Knecht argumentiert mit der wachsenden Eiweiss­knappheit und die Verteuerung von Eiweissfuttermitteln, beispielsweise aus Soja, auf dem Weltmarkt. Es solle deshalb dafür gesorgt werden, dass eigene Eiweisse genutzt werden könnten. Und zwar jene aus Tiermehl. Dies würde den Selbstversorgungsrad wesentlich erhöhen. Ausserdem tue man sich nur in der EU und in der Schweiz mit der Wiederzulassung schwer. Weltweit würden tierische Eiweisse in grossen Mengen in der Fütterung eingesetzt. Bei Lebensmittelimporten «frage kein Mensch danach», wie Knecht seine Motion begründet.


Der Bundesrat hat empfohlen, auf die Motion nicht einzugehen. Einerseits sei es wichtig, dass eine Anpassung nur im Einklang mit den Entwicklungen in der EU geschehen könne. Diese diskutiere aber zurzeit lediglich über die Legalisierung von tierischen Eiweissen als Fischfutter, was in der Schweiz bereits legal ist. Andererseits würden nicht getrennte Fütterungslinien der Hersteller, wie Knecht es in der Motion fordert, ein gravierendes BSE-Risiko darstellen.


In der bundesrätlichen Stellungnahme wird zudem auf einen Bericht des Bundesrats verwiesen, der 2009 bereits auf diese Thematik einging. Der Bericht erfolgte auf ein Postulat der Finanzkommission des Grossen Rats. Jährlich werden demnach bis zu 50 Millionen Franken für die Entsorgung von tierischen Nebenprodukten ausgegeben.

Dazu dokumentiert der Bundesrat das Potenzial von tierischen Nebenprodukten in der Fütterung – 15 000 bis 20 000 t im Jahr. Damit wären weniger als 10 Prozent des gesamten Anfalls von tierischen Nebenprodukten genutzt. Somit würden die Entsorgungskosten nicht substanziell sinken. (Volltext: www.bauernzeitung.ch 12.2.2014)



Coca-Cola bald aus der «Kaffeekapsel»

Für Sie gelesen im 20minuten: Coca-Cola steigt für mehr als eine Milliarde Dollar bei einem US-Kaffeehersteller ein. Er soll helfen, den Softdrink bald als Kapselgetränk in jeden Haushalt zu bringen. Wenn es nach Coca-Cola geht, können sich die Konsumenten bald ganz à la Nespresso ihr eigenes Coca-Cola zu Hause herstellen. Hintergrund ist ein kommendes Mischsystem für Kaltgetränke des US-Herstellers Green Mountain Coffee.

Der Softdrink-Konzern steigt mit zehn Prozent bei der 1980 gegründeten Kaffeefirma ein. Das lässt sich Coca-Cola 1,25 Milliarden Dollar kosten. Coca-Cola wird seine Geschmacksrichtungen beisteuern und beim Marktstart helfen, wie die Firmen gemeinsam mitteilten. Green Mountain Coffee ist mit seinem Kaffeekapsel-Brühsystem «Keurig» erfolgreich auf dem US-Markt unterwegs.

Alleine im Weihnachtsquartal setzte die Firma 5,1 Millionen Maschinen ab. Das neue System für Kaltgetränke wird ebenfalls Kapseln nutzen und «Keurig Cold» heissen. Es wird derzeit entwickelt und soll frühestens Ende dieses Jahres herauskommen. Mit dem System greifen Coca-Cola und Green Mountain ganz klar den Sprudelgeräte-Hersteller Soda Stream an. Auch dieser bietet verschiedene Aromen an, mit denen man das selbst hergestellte Mineralwasser anreichern kann. (20minuten 7.2.2014)



KOMMENTAR

Von Hansuli Huber, Schweizer Tierschutz STS:
Sorge zur einheimischen Landwirtschaft

Zusammen mit fortschrittlichen Landwirten und verantwortungsbewussten Konsumenten läuteten Umwelt- und Tierschützer vor zwanzig Jahren die Ökologisierung der Schweizer Landwirtschaft ein. Als Gegenleistung versprach man den Bauern das Wohlwollen der Konsumenten und Steuerzahler. Beides trat ein: Die Bauern wirtschaften heute ökologischer und tierfreundlicher und Konsumenten und Steuerzahler stehen zur Schweizer Landwirtschaft und deren Produkten. Auf diesem Weg müsste man gemeinsam weitergehen, denn Böden, Luft, Wasser, Pflanzen und Tiere brauchen weitere Schutzanstrengungen und die Bauern unsere Unterstützung.

Indessen scheinen einige Umweltschützer die damaligen Versprechen vergessen zu haben. Sie schätzen offenbar die Inlanderzeugung zunehmend geringer ein und stempeln sie in den Medien pauschal als Massenproduktion ab. Anstrengungen zugunsten der einheimischen Bauern und gegen ökologisch und tierschützerisch fragwürdige Billigimporte werden als Abschottung verunglimpft.

Offensichtlich wird hier mit zwei verschiedenen Ellen gemessen, stammen doch viele Importe aus echter Chemie-Massenproduktion, industriellen Betrieben und Tierfabriken, welche die Überschussproduzenten gerne in die reiche Schweiz abfliessen lassen. In der heutigen Zeit der weltweiten extremen Nachfragesteigerung nach Ressourcen und Lebensmitteln sind wir aber gut beraten, Sorge zur einheimischen Lebensmittelversorgung von naturnah und tierfreundlich wirtschaftenden bäuerlichen Betrieben zu tragen!

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