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24.4.2014: nachrichten
24.4.2014
Gastgewerbe fordert faire Rahmenbedingungen

Die traditionelle Gastronomie gerät immer mehr unter Druck, die Systemgastronomie hingegen legt tendenziell zu. Hinzu kommt politischer Druck.




Das Schweizer Gastgewerbe ist der viertgrösste Arbeitgeber in unserem Land. „Rund 210'000 Beschäftigte finden im Gastgewerbe Arbeit und Lohn, über 9000 Lernende erhalten eine Ausbildung", zeigte GastroSuisse-Präsident Klaus Künzli an der Jahresmedienkonferenz am 23. April 2014 in Bern die Bedeutung der Branche auf. (Bild: Arthur Rossetti)


Das Gastgewerbe leistet viel für das Land, doch die Branche hat hart zu kämpfen. Zur schwierigen wirtschaftlichen Situation kommt die drohende Verschlechterung von Rahmenbedingungen. Rund 2.5 Millionen Menschen werden in unserem Land täglich durch das Gastgewerbe verpflegt. „Das Schweizer Gastgewerbe ist der Küchentisch der Nation“, stellte GastroSuisse-Präsident Klaus Künzli vor den Medien im Kulturcasino Bern fest. Konjunkturell scheint der Boden des Rückgangs erreicht zu sein. „Der Nachweis eines Anstiegs ist jedoch noch nicht erbracht“, fuhr Klaus Künzli fort.

Viele ländliche Betriebe plagen Nachfolgeprobleme. Gerade auf dem Lande ist das „Beizensterben“ Realität und akzentuiert sich weiter. Die traditionelle Gastronomie gerät immer mehr unter Druck, die Systemgastronomie und die Systemhotellerie hingegen legen tendenziell zu. Zur schwierigen wirtschaftlichen Situation gesellt sich der politische Druck dazu.

Mit einem Ausländeranteil von rund 44 Prozent ist das Gastgewerbe traditionell sehr stark auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. "Wir müssen viel Kraft aufwenden, um einen verheerenden Schaden der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative zu verhindern“, kommentierte Klaus Künzli die Folgen des Abstimmungsergebnisses vom 9. Februar. „Wir fordern ausreichend grosse Kontingente, wenig Bürokratie und keine Benachteiligung gegenüber wertschöpfungsstarken Branchen.“

Schädliche Mindestlohninitiative

Es gilt, die schädliche Mindestlohninitiative, die am 18. Mai vors Volk kommt, mit aller Deutlichkeit abzulehnen. "Das Experiment Mindestlohn wirkt sich für das Gastgewerbe besonders nachteilig aus“, stellte GastroSuisse-Vizepräsident Ernst Bachmann entschieden fest. „Die Restauration und die Hotellerie sind standortgebunden und können ihre Tätigkeiten nicht ins Ausland verlagern.

Der staatlich verordnete Mindestlohn schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz noch weiter und kommt einem Lohndiktat gleich“, führte Ernst Bachmann (Bild) aus, dies auch in seiner Funktion als Präsident der Kommission für Arbeitsrecht und Sozialfragen GastroSuisse.

"Wir sind für eine funktionierende Sozialpartnerschaft im Gastgewerbe", so Ernst Bachmann weiter. „Die Haltung gewisser Gewerkschaften unterminiert jedoch diese bewährte Sozialpartnerschaft, was einem eigentlichen Vertrauensbruch gleich kommt.“

Das Gastgewerbe ist eine soziale Branche mit bodenständigen Arbeitgebern „nahe bei den Leuten“. Zahlreiche Betriebsinhaber verdienten heute nicht mehr als ihre Mitarbeitenden, teils gar weniger, erklärte Ernst Bachmann. "Wir zahlen die Löhne, die unsere Rentabilität erlaubt." Das Gastgewerbe kennt seit Jahren einen gut funktionierenden Landes- Gesamtarbeitsvertrag und hat in den letzten Jahren punkto Arbeitsbedingungen einen gewaltigen Effort geleistet. Das Gastgewerbe leistet, was wirtschaftlich möglich ist.

MwSt: Schluss mit der Ungerechtigkeit

Seit Jahren kämpft GastroSuisse für Rahmenbedingungen, die der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Branche Rechnung tragen und fordert insbesondere gleich lange Spiesse bei der Mehrwertsteuer. „Stattdessen wirft man uns noch Knüppel zwischen die Beine“, kritisierte Hannes Jaisli, stellvertretender Direktor von GastroSuisse.

Seit Einführung der Mehrwertsteuer im Jahr 1995 wird das Gastgewerbe gegenüber dem Detailhandel und teilweise gegenüber Take-aways diskriminiert. Gastgewerbliche Leistungen werden - obwohl aus Lebensmitteln bestehend - zum Normalsatz von 8 Prozent und nicht zum reduzierten Satz von 2.5 Prozent besteuert. „Das war schon damals falsch und ist heute, da sich die Verpflegungsformen immer mehr angleichen, nicht mehr zu rechtfertigen“, so Hannes Jaisli.

Die Folgen treffen die Branche und vor allem auch unsere Gäste. „Täglich zahlen rund 2.5 Millionen Gäste zu viel Mehrwertsteuer, und das seit vielen Jahren“, erklärte Hannes Jaisli weiter.

Mit einer Volksinitiative kämpft GastroSuisse für die Beseitigung dieser Ungerechtigkeit. Denn diese Ungerechtigkeit beeinträchtigt die Konkurrenzfähigkeit des Tourismusstandortes Schweiz, gefährdet die Existenz vieler Kleinstbetriebe vor allem in strukturschwachen Regionen und schwächt den Konsum. Wie eine Studie des Wirteverbands Basel-Stadt belegt, isst ein Drittel der Deutschschweizer regelmässig im Ausland. Grund dafür ist bei 46 Prozent der Befragten die Preis-Ersparnis.

GastroSuisse ist der Verband für Hotellerie und Restauration in der Schweiz. Gegen 20'000 Mitglieder (etwa 3000 Hotels), organisiert in 26 Kantonalverbände und fünf Fachgruppen, gehören dem grössten gastgewerblichen Arbeitgeberverband an. (Text: Gastrosuisse. Bilder: Arthur Rossetti)

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