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21.7.2014: nachrichten
21.7.2014
KURZNEWS 21. Juli 2014

McDonald’s betroffen von Chinesischem Lebensmittelskandal / Kontroverse um Folgen der sektoriellen Milchmarktöffnung / Praxisversuche revidieren Ebermast-Vorurteile


McDonald’s betroffen von chinesischem Lebensmittelskandal

21.07.2014 - (lid) – In China wurde erneut ein Fleischverarbeitungsskandal aufgedeckt. Mit abgelaufenem Fleisch wurden auch US-Fastfoodketten wie McDonald’s und KFC beliefert. Die Fabrik des US-Fleischlieferanten OSI Group wurde am Sonntag in Shanghai geschlossen, da er abgelaufenes mit frischem Fleisch mischte und verarbeitete, schreibt Stern Online. Die Produkte wurden an mehrere US-Ketten geliefert, darunter McDonald’s, Kentucky Fried Chicken (KFC), Burger King, Subway und Starbucks. McDonald’s stellte gemäss Stern Online die Verwendung der umstrittenen Produkte umgehend ein, ebenso wie KFC und Pizza Hut.

Kontroverse um Folgen der sektoriellen Milchmarktöffnung

18.07.2014 - (lid) - Während der Bundesrat im Falle der sektoriellen Öffnung des Milchmarktes nur von einem geringen Rückgang der Milchmenge und einem leichten Strukturwandel ausgeht, sieht eine am 18.7.2014 publizierte Studie der Hochschule HAFL die Folgen für die Milchbranche deutlich gravierender.

Die zusätzliche Studie war von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) in Auftrag gegeben worden, nachdem der Bundesratsbericht deutlich von einer bereits im August 2013 erstellten HAFL-Studie abwich. Neu wurden nun fünf Einzelbetriebe mit den Annahmen aus dem Bundesratsbericht berechnet. Das Fazit der HAFL ist, dass der Bericht des Bundesrates "den beträchtlichen Risiken einer sektoriellen Marktöffnung nicht gerecht werde".

Die Annahme des Bundesratsberichtes, dass unrentable Betriebe meist einfach weiterproduzieren, stehe entgegen jeglicher ökonomischer Prinzipien und sei nicht plausibel, sagte Therese Haller von der HAFL bei der heutigen Studien-Vorstellung. Der Mengenrückgang bei der Milch werde aus diesem Grund unterschätzt.

Diese Feststellung der HAFL wird von den bäuerlichen Vertretern geteilt. Die Bauern seien auf dem Markt angekommen, sagte Bauernverbands-Präsident und Nationalrat Markus Ritter. Die Folge einer Öffnung der weissen Linie wäre deshalb der Ausstieg vieler Milchbauern aus der Produktion. Die Jungen würden heutzutage rechnen, vieles hinterfragen und sich dreimal überlegen, ob sie in die Milchproduktion investieren wollten, betonte Nationalrat Andreas Aebi, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR).

Der Bundesrat hingegen stelle es so dar, als ob die Milchbauern beim Melken bleiben würden, weil sie nicht rechnen könnten. SMP-Präsident Hanspeter Kern schliesslich erklärte, dass sein Sohn es als Beleidigung ansehe, dass den Landwirten im Bericht des Bundesrates ein unökonomisches Verhalten unterstellt werde.

Ein weiterer Kritikpunkt der HAFL und der landwirtschaftlichen Organisationen ist der im Bundesratsbericht vorausgesagte Wohlfahrtsgewinn. Dieser geht nämlich nicht einfach an die Konsumenten, sondern an die zweite Verarbeitungsstufe, den Detailhandel und die Konsumenten. Dass die Konsumenten von diesem Wohlfahrtsgewinn nicht mehr viel sehen würden, darin waren sich die Bauernvertreter einig.

Der Bericht des Bundesrates sei aus diesen Gründen mit aller Deutlichkeit zu hinterfragen, sagte Markus Ritter. Deutlich wurde auch Andreas Aebi: "Für mich ist völlig klar, dass eine sektorielle Öffnung in einem Fiasko endet". Die Studie und weitere Materialien sind auf der Website der SMP abrufbar.



Schweiz erhält Vorsitz der Codex Alimentarius Kommission

Am 15. Juli 2014, wurde Awilo Ochieng Pernet in Genf zur Präsidentin der Codex Alimentarius Kommission (CAC) gewählt. Die Juristin engagiert sich seit 1999 für dieses internationale Regelwerk zur Lebensmittelsicherheit und amtet seit 2011 als CAC-Vizepräsidentin. Das Vertrauen, das ihr mit dieser Wahl entgegengebracht wird, bestärkt die Schweiz in ihrem Einsatz für sichere und faire Lebensmittel.

Awilo Ochieng Pernet wird die CAC für die nächsten drei Jahre präsidieren. Bereits seit 15 Jahren setzt sie sich im Codex Alimentarius für sichere, für alle Menschen zugängliche Lebensmittel ein. Von 1993 bis 2013 arbeitete die Juristin mit Diplomen in Humanernährung und Lebensmittelsicherheit im Bundesamt für Gesundheit. Seit Januar 2014 leitet sie im Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) den Bereich „Multilaterale Beziehungen".

Als Präsidentin werde sie sich zielorientiert für eine innovative und effiziente Arbeitsweise einsetzen. Sie werde integrierend wirken und den Entwicklungsländern verbesserte Möglichkeiten zur wirksamen Mitarbeit eröffnen. Konstruktive Dialoge im Zeichen der zentralen Werte des Codex (Zusammenarbeit, Einbezug aller Mitglieder, Konsensbildung und Transparenz) werden im Zentrum ihrer Bemühungen um Einheit stehen.

Angesichts der weltweiten Zunahme des Lebensmittelhandels haben die FAO und die WHO Anfang der 1960er Jahre entschieden, einen international gültigen Normenkatalog - den Codex Alimentarius - zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher zu schaffen. Der Codex Alimentarius ist eine Sammlung von Richtlinien und Empfehlungen, die den Verbraucherinnen und Verbrauchern unbedenkliche, unverfälschte und ordnungsgemäss gekennzeichnete Lebensmittel garantieren sollen.

Die Codex-Normen dienen den Mitgliedstaaten als Referenz bei der Ausarbeitung ihrer Lebensmittelgesetzgebung. Die Schweiz zählt zu den Gründungsmitgliedern der Codex Alimentarius Kommission und nimmt dort seit 1963 eine aktive Rolle ein. (Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV 15.7.2014)



Obstarten beeinflussen Frischhaltung beim Obstsalat

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Agrartechnik in Potsdam und der dänischen Aarhus University konnten nachweisen, dass die Auswahl der Obstarten in der Mischung die Haltbarkeit von Obstsalaten beeinflussen. Sie kann entscheidend sein für die Qualität und Haltbarkeit des Obstsalats, wie ein Wissenschaftlerteam vom Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik und der dänischen Aarhus University jetzt nachweisen konnte.

Verpacken und Lagern von Obst und Gemüse sind anspruchsvolle Aufgaben, denn auch nach der Ernte sind die frischen Produkte stoffwechselaktiv: Sie atmen und altern. Verarbeitungsschritte wie Schälen und Schneiden beschleunigen die physiologischen Prozesse: Enzym- und Atmungsaktivität steigen an, nachreifende (klimakterische) Früchte wie Äpfel oder Bananen bilden vermehrt das Reifungshormon Ethylen und altern noch schneller. Dieses kann das Nachernteverhalten auch nicht-klimakterischer und unreifer Früchte nachteilig beeinflussen und Qualitätsverluste bewirken.

Anhand von Obstmischungen aus Melonenstücken, Ananaswürfeln und Apfelscheiben, die bei 10°C gelagert wurden, untersuchten die Wissenschaftler, welchen Einfluss die Obstart und ihr Anteil an der Mischung auf die Atmung und Ethylenproduktionsrate haben. Sie konnten nachweisen, dass die einzelnen Obstarten in der Fruchtmischung sich gegenseitig beeinflussten.

Der Anteil von Ananasstücken in der Mischung war entscheidender für die Atmungsrate im Obstsalat als der Anteil Apfel und Melone, während der Anteil von Apfelscheiben massgeblicher war für die Ethylenbildungsrate als der von Melone und Ananas. Mit Hilfe mathematischer Modellierung wurden Vorhersagemodelle entwickelt, die das Stoffwechselgeschehen in Mischungen von geschnittenem Obst bei unterschiedlichen Anteilen von Obstarten abbilden können.

„Diese Information über das Atmungsgeschehen, Änderungen in der O2- und CO2-Konzentration von Mischungen einzelner Fruchtarten, helfen uns, geeignete MAP-Verpackungen (Modified Atmosphere Packaging) zu entwickeln, die die Qualität von Obst- oder auch Gemüsemischungen möglichst lange gewährleisten können“, erläutert Dr. Pramod Mahajan, Wissenschaftler am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik. „Zu wissen, wie Ethylen die Atmungsintensität aller in der Mischung vorhandenen Arten beeinflusst, ist wichtig, z. B. für die Festlegung von Grösse und Anzahl der Mikroperforationen in der Folie und auch für die Entwicklung von Ethylen-„Fängern“ in der Verpackung.“

(„Journal of Food Science“ -Pramod V. Mahajan, Alexandru Luca, and Merete Edelenbos: Impact of mixtures of different fresh-cut fruits on respiration and ethylene production rates. Journal of Food Science, 79 (7), 2014, doi: 10.1111/1750-3841.12512 - Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. idw)



Nachhaltige Getränkeverpackungen: Mehr Information ist gewünscht

(aid 16.7.2014) - Viele Verbraucher sind umweltbewusst und achten auf nachhaltige Getränkeverpackungen, fühlen sich aber nicht ausreichend informiert. Das ist das Resultat einer Studie der Verbraucher Initiative e. V. zu "Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einweg-Getränkeverpackungen" (MövE) d.h. Mehrwegflaschen aus Glas und PET, Getränkekartons, Polyethylen-Schlauchbeutel und Folien-Standbodenbeutel.

Sie leisten einen wichtigen Beitrag, die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, Abfallmengen und die Umweltwirkung von Verpackungen insgesamt zu reduzieren. In der Verpackungsverordnung ist das Ziel formuliert, mindestens 80 Prozent aller Getränke in solchen umweltfreundlichen Verpackungen abzufüllen. Dies wird aber seit Jahren verfehlt, aktuell liegt der Anteil bei mageren 48 Prozent. Stattdessen sind im Handel immer mehr Einwegflaschen aus Kunststoff zu finden.

Die Untersuchung fand im Rahmen eines Pilotprojekts statt, das drei Massnahmen umfasste: Zunächst wurden 3.700 Verbraucher in 20 Lebensmittelmärkten durch Gespräche, Flyer und Broschüren über ökologisch vorteilhafte Getränkeverpackungen informiert. Parallel dazu befragte die Gesellschaft für Konsumforschung über 500 Kunden nach dem Einkauf, ob Umweltschutzaspekte den Getränkekauf beeinflusst haben und welche Erwartungen sie an eine verständliche und klare Information haben. Schliesslich wurden auch die Marktleiter der Filialen interviewt.

Die Kundenbefragung nach dem Einkauf hat bestätigt, dass nur wenige Verbraucher über ökologisch vorteilhafte Getränkeverpackungen informiert sind. Mehrweg-Flaschen sind als umweltfreundlich bekannt, aber nur jeder Vierte wusste die ökologischen Vorteile von Getränkekartons. Bei Schlauchbeuteln und Folien-Standbeuteln sind es noch weniger.

Die Mehrheit der Konsumenten achtet beim Einkauf auf ökologische Aspekte der Getränkeverpackung, doch 43 Prozent fühlen sich nicht ausreichend aufgeklärt. Nach Ansicht der Verbraucher fehlen die entsprechenden Informationen auf der Verpackung und am Einkaufsort. Sie fordern Getränkehersteller und Handel, Medien, Umwelt- und Verbraucherverbände auf, für mehr Orientierung bei umweltfreundlichen Verpackungen zu sorgen. Pfand und vorhandene Labels sowie die einfache Unterscheidung von "Mehrweg" und "Einweg" seien nicht ausreichend. Auch die Marktleiter waren der Ansicht, dass Verbraucher nachhaltiges Engagement und mehr Informationen schätzen würden und dies auch vom Unternehmen erwarten. www.verpackungsbarometer.de/verbraucherstudie



Praxisversuche revidieren Ebermast-Vorurteile

(aid 16.7.2014) - Nur laute aggressive Stinker? Das stimmt nicht. Was man früher von Ebern als Masttier dachte, revidieren die gegenwärtigen Praxisversuche. Die Mast unkastrierter männlicher Schweine ist möglich und nicht nur das: Die Ergebnisse sind ausgesprochen gut. Ausfälle, weil das Fleisch mit Geruchsstoffen belastet ist, die ein Teil der Verbraucher als unangenehm empfindet, liegen oft im niedrigen einstelligen Prozentbereich, das zeigen verschiedene aktuelle Forschungsergebnisse.

Unter dem Titel "Ebermast - Stand und Perspektiven" veranstaltete das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) Anfang Juli in Hannover eine Tagung, auf der neue Erkenntnisse zur Ebermast vorgestellt wurden. Dabei kamen Vermarktung und Wirtschaftlichkeit ebenso zur Sprache wie Tierverhalten und Verfahrenstechnik. Vorgestellt wurden auch praxisnahe Versuche zur Haltung und Fütterung der Tiere.

Um die Mast von unkastrierten Ebern zu etablieren, muss innerhalb weniger Jahre das Wissen erarbeitet werden, wie diese Tiere optimal zu halten sind. Ab 2019 ist die seit ca. 70 Jahren praktizierte Kastration von männlichen Mastschweinen nicht mehr gestattet. Kastration galt bisher als sicheres Mittel, um den sogenannten "Ebergeruch" zu verhindern. Beim erwachsenen unkastrierten Eber können die Substanzen Skatol und Androstenon in Fleisch und Fettgewebe zu geruchlicher Belastung führen. Das Fleisch wird dadurch für den menschlichen Verzehr unbrauchbar. Wie sich Geruchsentwicklung verhindern und wie sie sich standardisiert feststellen lässt, sind einige der Forschungsziele rund um die Ebermast.

Auch Handel und Verarbeitung müssen sich auf die Eber einstellen: Eber zeigen geringere Verfettung und haben einen höheren Anteil an hochwertigen Teilstücken im Schlachtkörper. Bei Ebern ist zum Beispiel der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren höher: "Das ist ernährungsphysiologisch gut, aber nicht gut für die Herstellung von Dauerwaren" erläuterte Professor Winfried Matthes vom Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere, Dummerstorf.

Die Wissenslücken in der Ebermast sind noch immer gross, doch die Bilanz bisher zeigt: Die Wirtschaftlichkeit könnte bei der Ebermast um ein paar Euro pro Tier besser sein als bei der Mast von Sauen und kastrierten Ebern. Eber haben Vorteile im Wachstum unter anderem beim Futteraufwand. Und benehmen können sie sich auch: Verhaltensstudien unter unterschiedlichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen im Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg ergaben, dass die Mast ohne tierschutzrelevante Verhaltensprobleme möglich ist.

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