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4.6.2015: nachrichten
4.6.2015
KURZNEWS 4. Juni 2015

Mehr Weinhandelsbetriebe verzeigt / Nationalrat will Steuerrabatte für Schnapsbrenner / Keimschleudern in der Küche entdeckt


Mehr Weinhandelsbetriebe verzeigt

04.06.2015 – (lid) – Im Jahr 2014 haben die Schweizer Weinhandelskontrolle (SWK) und die Kantonschemiker insgesamt 1‘815 Weinhandelsbetriebe kontrolliert. Bei 854 Betrieben wurden kleinere Bemängelungen angebracht, 26 Betriebe wurden bei den Kantonsbehörden verzeigt – unter anderem wegen unzulässigen Verschneidens von Wein oder einer falschen Etikettierung. Im Jahr zuvor waren es lediglich 18 Betriebe.

Die Zunahme der Verzeigungen erkläre sich mit der verstärkten Kontrolltätigkeit und einer konsequenten Verzeigungspolitik, teilen die Schweizer Weinhandelskontrolle und der Verband der Kantonschemiker der Schweiz mit. Bei insgesamt 1‘815 Kontrollen betrage die Anzahl Betriebe, die sich wegen grober Verstösse verantworten müssten, rund 2 %.

Zusätzlichen Ausbildungsbedarf gebe es bei Betrieben, die neu ins Weinhandelsgeschäft eintreten (insbesondere bei Flaschenhändlern). Bei 352 dieser Betriebe, die 2014 zum ersten Mal kontrolliert wurden, gab es in 279 Fällen Beanstandungen (rund 80%). Zumeist waren die Kellerbuchhaltung und die Dokumentation mangelhaft. Die Schweizer Weinhandelskontrolle hat deshalb beschlossen, die bestehenden Kursangebote zu verstärken bzw. in der Deutschschweiz erneut einen umfassenden Lehrgang zur Rechtslage und Qualitätssicherung im Weinhandelsgeschäft anzubieten.

Nach mehreren Fällen von unzulässigen Weinverschnitten in der Schweiz haben sich im letzten Jahr die Weinhandelskontrolle (SWK) und die Kantonschemiker, welche für die Westschweiz die Kontrollen in diesem Bereich der Kantonalen Zertifizierungsstelle (OIC) untervergeben, auf einen verstärkten Datenaustausch, gemeinsame Kontrollen und gegenseitigen Informationen über die getätigten Sanktionen geeinigt.



Isabelle Moret ist neue Präsidentin der Schweizer Nahrungsmittelindustrie

Isabelle Moret wurde zur obersten Vertreterin der schweizerischen Nahrungsmittelindustrie gewählt. Sie folgt als Präsidentin der Foederation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (fial) auf Alt-Ständerat Rolf Schweiger, welcher der fial über 10 Jahre lang vorstand. „Die Hersteller von Schweizer Nahrungsmitteln sind vielfältig gefordert. Im heutigen wirtschaftlichen Umfeld, noch verstärkt durch die Aufwertung des Schweizer Frankens, ist dem Importdruck nur schwer standzuhalten und der Erhalt des Exports tagtäglich eine Herausforderung. Mein Ziel ist es, diese Themen in konstruktivem Austausch mit den Produzenten und den Konsumenten proaktiv anzugehen. Es geht darum, für den gesamten Wirtschaftsbereich nachhaltig tragende Lösungen zu finden, insbesondere um die 37‘500 Arbeitsplätze der fial-Mitgliedfirmen in den angeschlossenen Sektoren erhalten und ausbauen zu können“, so die neue Präsidentin.

Alt-Ständerat Rolf Schweiger gab das Präsidium der fial nach über 10 Jahren ab. Er hat den Verband im letzten Jahrzehnt massgeblich mitgeprägt und sich stets mit Herzblut und pointiert für die Anliegen der Branche eingesetzt. Die fial bedankt sich bei ihm für sein grosses Engagement und den intensiven Einsatz.

Die Foederation der schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien fial ist der repräsentative Zusammenschluss der 16 Branchenverbände der industriellen Hersteller von schweizerischen Nahrungsmitteln. Die fial bezweckt die Förderung und die Aufwertung des Schweizer Nahrungsmittelsektors. Die rund 200 Mitgliedfirmen der fial-Branchenverbände beschäftigen in den angeschlossenen Sektoren nicht weniger als 37‘500 Angestellte.

Die fial vertritt ein breites Spektrum von Unternehmen: vom grossen Metzgereibetrieb des Schweizerischen Fleischfachverbands bis hin zu multinationalen Nahrungsmittelkonzernen; vom Milchpulverhersteller bis hin zum Schokoladefabrikanten. Die Mitgliedfirmen erzielen insgesamt einen Umsatz von rund 18 Milliarden Franken, davon mehr als 3 Milliarden im Export. Ausserdem kaufen und verarbeiten die Mitgliedfirmen der fial einen Grossteil der in der Schweiz produzierten landwirtschaftlichen Rohstoffe, zum Beispiel über die Hälfte der Milch, des Mehls und des Zuckers, praktisch die gesamten Sonnenblumen-, Raps-, Spinat-, Bohnen- und Erbsen-Ernten sowie einen erheblichen Teil der Kartoffelernte. (fial 4. Juni 2015)



Nestlé senkt Salz in Fertig-Pizzen um 10%

04.06.2015 – (lid) – Nestlé will in den USA den Salzgehalt bei mehr als 250 Pizzen und Snacks bis Ende Jahr um 10 Prozent senken. Auf künstliche Geschmacksstoffe soll künftig verzichtet werden. Zudem will Nestlé auf den Verpackungen Informationen aufdrucken, die Konsumenten bei der Wahl einer angemessenen Portionengrösse helfen sollen. Ausserdem soll die Wichtigkeit des Gemüse- und Früchtekonsums als Teil einer ausgewogenen Ernährung betont werden, teilt Nestlé mit.



Nationalrat will Steuerrabatte für Schnapsbrenner

03.06.2015 – (lid) – Der Nationalrat hat heute im Rahmen der Alkoholgesetz-Revision Steuerrabatte für Schnapsbrenner gutgeheissen. Die Vorlage geht nun in den Ständerat. Der Nationalrat will die einheimischen Schnapsbrenner stärken, die in den letzten Jahren Marktanteile verloren haben. Mit 102 zu 84 Stimmen hiess die grosse Kammer heute eine 30-prozentige Steuerreduktion für kleine Hersteller und Brennauftraggeber mit Jahresproduktionen bis 1‘000 Liter reinen Alkohols gut. Auch einer Fehlmengenregelung und ausserfiskalischen Förderbeiträgen hat der Nationalrat zugestimmt. Im Gegenzug zu diesen Vergünstigungen soll die Alkoholsteuer von 29 auf 32 Franken pro Liter reinen Alkohol erhöht werden. Die Vorlage geht nun in den Ständerat.

Spiritsuisse, eine Vereinigung von Spirituosenproduzenten und –importeuren, ist mit dem Entscheid des Nationalrates nicht zufrieden. Mittelgrosse Hersteller würden von den Steuerrabatten nicht profitieren, heisst es in einer Mitteilung. Kritisiert wird zudem die Erhöhung der Alkoholsteuer. Diese fördere den Einkaufstourismus. Der Schweizerische Spirituosenverband hingegen begrüsst den Entscheid zur Förderung der einheimischen Schnapsbrenner. Kritisiert wird aber die Erhöhung der Alkoholsteuer. In den Nachbarländern liege diese lediglich bei durchschnittlich 12,50 Franken je Liter reinen Alkohols.



Ebermast in den Niederlanden stockt

28.05.2015 – (lid) – Die Niederlande gelten als Vorreiter in der Ebermast. Doch im vergangenen Jahr sind rund ein Drittel der Produzenten zur chirurgischen Kastration zurückgekehrt. Im Jahr 2014 seien 35 Prozent der Ferkelerzeuger von der Ebermast zurück zur chirurgischen Kastration gewechselt, zitiert Animal Health Online aus einem Bericht des niederländischen Wirtschaftsministeriums.

Gemäss AHO ist es der niederländischen Fleischwirtschaft bisher nicht gelungen, Eberfleisch in nationalen und internationalen Märkten zu platzieren. Scheinbar wiegen die Bedenken der Abnehmer zu gross, dass Fleisch mit Ebergeruch in den Verkauf gelangt. Bei einem Teil der Eber tritt beim Fleisch ein Ebergeruch auf, der von den Konsumenten als unangenehm empfunden wird. In der Schweiz ist die Kastration von Ferkeln seit 2010 nur noch unter Schmerzausschaltung erlaubt. Ende 2018 soll dies auch in der EU der Fall sein.



Keimschleudern in der Küche entdeckt

Rund 9 % der Betroffenen holen sich aufgrund einer falschen Handhabung der Nahrungsmittel eine Lebensmittelvergiftung in der eigenen Küche ‒ insbesondere das Küchentuch haben Forscher als möglichen Ansteckungsherd im Visier. Lebensmittelexperten um Jeannie Sneed und Randall Phebus (Kansas State University) liessen 123 Probanden in einer Versuchsküche kochen ‒ zum einen ein Gericht mit Hackfleisch oder Geflügel und zum anderen einen Obstsalat. Das rohe Fleisch hatten die Forscher zuvor mit einem harmlosen Milchsäurebakterium versehen. Dieses diente als Indikator, der half nachzuvollziehen, wo und wie eine Verschmutzung beim Kochen stattgefunden hatte.

Vor Kochbeginn wurden die Probanden über Lebensmittelsicherheit belehrt ‒ allerdings mit wenig Erfolg. In rund 90 % der Fälle wies der zubereitete Obstsalat Spuren der Milchsäurebakterien auf. Zudem hatten die Versuchsköche die potenziell gefährlichen Keime auch an Waschbecken, Kühlschrank, Ofen und Mülleimer verteilt. Die meisten Bakterien fanden sich allerdings am Küchenhandtuch und Spüllappen. Nach Angaben von Jeannie Sneed zeigten die Beobachtungen, dass die Probanden ständig mit den Küchentextilien hantierten, auch wenn diese sie nicht zum Abtrocknen benutzen.

Laut Videoaufzeichnungen fassten die Köche die Handtücher z. T. auch vor dem Händewaschen an. Wer sich anschliessend die Hände wusch, holte sich beim Abtrocknen die Keime gleich wieder ab. Bei ihren Untersuchungen fiel den Wissenschaftlern der selbstverständliche Umgang mit mobilen Geräten (z. B. Smartphones) in der Küche auf.

Da diese aber auch auf die Toilette mitgenommen werden, kann es zu Kontakten mit Noroviren oder Escherichia coli kommen, daher sollten die Oberflächen von Tablet und Handys regelmässig mit Desinfektionsmitteln abgewischt werden. Küchenhandtücher und Lappen sollten täglich gewechselt werden, insbesondere dann, wenn rohes Fleisch verarbeitet wurde ‒ für Zwischenschritte empfiehlt es sich, auf Küchenpapier auszuweichen, das nach dem Gebrauch (und der Verschmutzung) entsorgt werden kann. (behrs 28.5.2015)



PRESSESCHAU

Fragwürdige Diätstudien entlarvt

Für Sie gelesen im Tagesanzeiger: Wer mit einer kohlenhydratarmen Diät abnehmen will, kommt schneller zum Ziel, wenn er jeden Tag zusätzlich knapp eine halbe Tafel dunkle Schokolade isst. Dies war das Ergebnis einer im März im seriös klingenden Fachblatt «International Archives of Medicine» publizierten Studie. Eine professionell aufgesetzte Pressemitteilung brachte die gute Nachricht in die Redaktionsstuben auf der ganzen Welt. Die Studie war denn auch ein gefundenes Fressen für die schnelle Presse: «Wer Schokolade isst, bleibt schlank», titelte zB die deutsche «Bild».

Die zitierte Studie gibt es zwar tatsächlich, doch weder der aufgeführte Erstautor Johannes Bohannon noch das angebliche ­«Institute of Diet and Health» in Mainz existieren in der Realität, Letzteres nur virtuell als rudimentäre Website. Und Johannes Bohannon heisst in Wirklichkeit John Bohannon und ist kein Ernährungswissenschaftler, sondern ein amerikanischer Wissenschaftsjournalist. Ihm und seinen Mitstreitern ging es mit der Studie denn auch nicht darum, einen gesundheitsfördernden Effekt von Bitterschokolade nachzuweisen, sondern darum, die Fragwürdigkeit vieler Diätstudien aufzuzeigen. Zudem drängte sich die Frage auf: Kann die Journalistenzunft eine gute Studie von einer schlechten unterscheiden?

Bohannons Studie war absichtlich so miserabel angelegt, dass die Resultate wissenschaftlich wertlos waren. Spätestens auf den zweiten Blick hätten die Mängel jedem Journalisten auffallen müssen. Doch unzählige Redaktionen nahmen sich weder die Zeit, den Autor oder das Institut zu googeln noch die Studie selber zu lesen. Kaum ein Journalist bemühte sich, den Autor zu kontaktieren. Jene, die es taten, stellten irrelevante Fragen. Einen unabhängigen Experten kontaktierte niemand.

Für die Durchführung der Studie holte das Team um Bohannon einen Arzt an Bord. Mit 150 Euro Entschädigung lockten sie Teilnehmer, 15 insgesamt. Sie teilten die Probanden in drei Gruppen auf fünf mussten 21 Tage lang eine kohlenhydratarme Diät befolgen, fünf dazu zusätzlich 42 Gramm dunkle Schokolade am Tag essen, und die letzten fünf durften essen, was sie wollten. Während der Studiendauer massen die Forscher insgesamt 18 verschiedene Parameter bei den Teilnehmern.

Mit diesem Studiendesign verstiessen die Forscher gegen alle Regeln der Zunft. Zum einen ist die Zahl der Studienteilnehmer für eine seriöse Aussage viel zu klein. Zum anderen erhöht sich (aus purem Zufall) die Chance, irgendwo einen statistisch signifikanten Wert zu finden, wenn man möglichst viele Parameter testet. Und genau das trat ein. Die Teilnehmer der Schokoladengruppe verloren minimal mehr Gewicht (minus 3,2 Prozent) als die Gruppe mit der kohlenhydratarmen Diät (minus 3,1 Prozent). Dies reichte für die Schlagzeile. Es war für Bohannons Team ein Leichtes, die Studie zu publizieren, ohne durch den sonst üblichen Peer-Review-Prozess gehen zu müssen, also ohne dass die Studie von unabhängigen Experten geprüft worden wäre. (Volltext: www.tagesanzeiger.ch 30.5.2015)

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