Food aktuell
11.8.2015: nachrichten
11.8.2015
KURZNEWS 11. August 2015

Zwei Prozent weniger Bauernhöfe seit 2014 / Fett von Milch und Fleisch via Fütterung verbessern / Erforscht: die wahren Motive des Bio-Konsums


Zwei Prozent weniger Bauernhöfe seit 2014

11.08.2015 – (lid) – Der Strukturwandel in der Landwirtschaft schreitet weiter voran. Im letzten Jahr sank die Anzahl Betriebe um 2,1% auf 54‘046, meldet das Bundesamt für Statistik. Die landwirtschaftliche Nutzfläche blieb mit 1,05 Mio. Hektaren nahezu unverändert. Die Anzahl in der Landwirtschaft beschäftigten Personen änderte sich mit 158‘800 Leuten ebenfalls kaum. Knapp die Hälfte der Beschäftigten (45%) arbeiteten Vollzeit. Die ausländischen Arbeitskräfte machten mit 9,8 Prozent aller Beschäftigten aus. Gegenüber 2013 wurde ein Anstieg von 9 Prozent verzeichnet.

Die Anzahl Bio-Betriebe hat um 2,4% auf 6‘195 zugenommen. Damit werden 11,5% aller Landwirtschaftsbetriebe biologisch bewirtschaftet. Die Bio-Fläche belief sich 2014 auf 134‘000 Hektaren. Der Rindviehbestand belief sich auf 1,56 Mio. Tiere, wovon mehr als ein Drittel (38%) Milchkühe sind. Beim Schafbestand (403'000 Tiere) bestätigt sich der seit einigen Jahren beobachtete Rückgang. Der Ziegenbestand hat sich bei rund 88'000 Tieren stabilisiert. In der Geflügelzucht zeigte sich im Gegensatz dazu erneut eine Zunahme: Die Zahl der Legehühner und Mastpoulets legte gegenüber 2013 um 6,4 Prozent zu.



Alkohol-Konsum sinkt weiter

(EAV, 10.08.2015) - In den Statistiken zum Alkoholkonsum in der Schweiz ist erneut ein Abwärtstrend feststellbar. 2014 hat jede Einwohnerin und jeder Einwohner unseres Landes im Durchschnitt 8,1 Liter reinen Alkohols konsumiert, gegenüber 8,3 Liter im Vorjahr. Hauptursache ist der sinkende Weinkonsum. Allerdings bildet der statistische Durchschnitt lediglich einen Trend ab, über die tatsächliche Verteilung des Gesamtkonsums an alkoholischen Getränken unter den verschiedenen Gesellschaftsgruppen in der Schweiz sagt er nichts aus.

Der Weinkonsum ist nach einer vorübergehenden Zunahme im Jahr 2013 erneut zurückgegangen. Die Bevölkerung in der Schweiz hat im Schnitt einen Liter weniger konsumiert als im Vorjahr (2014: 35,1 Liter; 2013: 36,1 Liter). Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei den Schweizer Rotweinen. Einzig die Schaumweine entziehen sich diesem rückläufigen Trend. Als Folge des gleichzeitigen Rückgangs der Importe und der einheimischen Produktion war auch der Spirituosenkonsum rückläufig: 2014 fiel er von 3,8 auf 3,7 Liter. Der durchschnittliche Bierkonsum hingegen verharrt bei 55,8 Liter pro Kopf. 2014 betrug der Pro-Kopf-Konsum somit 8,1 Liter reinen Alkohols (zu Vergleichszwecken werden sämtliche alkoholischen Getränke in 100 Volumenprozente umgerechnet).

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden die Statistiken zum Alkoholkonsum in der Schweiz unverändert nach denselben Berechnungsmethoden erstellt. Die Berechnung des Durchschnittskonsums beruht auf den in der Schweiz verkauften beziehungsweise gekauften Mengen an Alkohol sowie auf der gesamten Schweizer Wohnbevölkerung. Dank dieser Beständigkeit können die langfristigen Trends erkannt werden. Hingegen lassen die statistischen Durchschnitte keine Rückschlüsse auf den realen Konsum der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu. Verlässliche Angaben liefert erst eine Gegenüberstellung des statistischen Durchschnittskonsums mit Verbraucherumfragen (z.B. Suchtmonitoring Schweiz).



Deutschland: So viel Fleisch produziert wie noch nie

06.08.2015 – (lid) – Im ersten Halbjahr 2015 haben deutsche Schlachtbetriebe 4,07 Mio. Tonnen Fleisch produziert – ein Rekordwert. In den ersten sechs Monaten 2015 haben die deutschen Schlachtbetriebe rund 80‘000 Tonnen (+2%) mehr Fleisch produziert als im gleichen Vorjahreszeitraum, meldet das Statistische Bundesamt.

Die Schweineschlachtungen erreichten mit 29,3 Mio. Tieren einen Rekordwert (+2,3%). Insgesamt wurden 2,76 Mio. Tonnen Schweinefleisch produziert (+2,5%). Die Produktion von Rindfleisch nahm um 1,7% auf 544‘900 Tonnen zu. Aufgrund des durchschnittlich höheren Schlachtgewichtes der Tiere nahm die Rindfleischproduktion deutlicher zu als die Zahl geschlachteter Tiere. Die Zahl der Rinderschlachtungen stieg um 1,1 % (+ 18‘800 Tiere) auf 1,7 Mio. Rinder. Beim Geflügelfleisch nahm die Produktion um 0,5% auf 750‘800 Tonnen zu.



Fett von Milch und Fleisch via Fütterung verbessern

Studien bei Agroscope mit tanninhaltigen Leguminosen zeigen, dass es möglich ist, über die Fütterung der Wiederkäuer den Gehalt der ungesättigten Fettsäuren in Milch und Fleisch zu erhöhen. Rot- und Weissklee, Esparsette und Hornklee oder Luzerne – die Schweiz kennt zahlreiche Futterleguminosen. Ihre Spezialität: Leguminosen können dank Knöllchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff direkt aus der Luft binden; so leisten sie einen erheblichen Anteil zur Sen- kung des Bedarfs an Kunstdüngern.

Einige Futterleguminosen – dazu gehören Esparsette und Hornklee – beinhalten zudem besondere bioaktive Substanzen wie beispielsweise die kon- densierten Tannine. Das sind Inhaltsstoffe, die sich beim Wiederkäuer auf die Verdauung und die Qualität von Milch und Fleisch auswirken.

Futterfette werden im Pansen gespalten. Die Pansenmikroben entsättigen die ungesättigten Fettsäuren; das hat zur Folge, dass im Milchfett vor allem gesättigte Fettsäuren vorkommen. Seit Jahren werden daher Anstrengungen unternommen, über die Fütterung den Gehalt der langkettigen, ungesättigten Fettsäuren im Milchfett zu erhöhen. Eine Möglichkeit könnte die Verfütterung von tanninhaltigen Leguminosen sein. Tannine können im Pansen des Wiederkäuers mit Nährstoffen Bindungen eingehen und diese vor dem Abbau schützen. Ferner gibt es Hinweise darauf, dass Tannine die Aktivität der Pansenmikroben beeinflussen.

In einem Versuch verfütterte Agroscope Milchkühen unter anderem Luzerne-, Esparsettenoder Hornkleepellets. Da die Esparsette einen höheren Tanningehalt hat als der Hornklee, nahmen die Kühe in dieser Gruppe mehr Tannine auf. Das Resultat: Der Gehalt an Linolensäure, einer Omega-3-Fettsäure, in der Milch von Kühen, die Esparsettenpellets bekommen hatten, war um 16 Prozent höher als bei Kühen mit Luzerne- oder Hornkleepellets. In einem weiteren Versuch, in dem die Milch zu Käse verarbeitet wurde, konnte Agroscope zudem einen Anstieg im Gehalt an Linolensäure im Fettsäurenmuster des Käses beobachten, wenn die Kühe statt Luzerne- Esparsettenpellets erhielten.

In einem Versuch mit Lämmern verfütterte Agroscope Esparsetten-, Hornklee-, Rotklee- oder Luzernesilage. Das Fleisch der Lämmer, die Esparsettensilage erhalten hatten, enthielt deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren als das Fleisch der Tiere, die andere Silagen gefressen hatten.

In der Schweiz und weltweit gab es bisher erst wenige Untersuchungen zur Wirkung von tanninhaltigen Leguminosen in der Milchviehfütterung. Agroscope plant weitere Studien, um zu erforschen, wie man diese vielversprechenden Leguminosen optimal in der Ration einsetzen kann.

Die Untersuchungen mit tanninhaltigen Futterleguminosen sind bei Agroscope unter anderem im Rahmen des EU-Projekts LegumePlus gelaufen. LegumePlus vereint Partner aus sechs europäischen Ländern, die sich auf verschiedenen Fachgebieten mit Leguminosen mit besonderen Inhaltsstoffen beschäftigen. (Giuseppe Bee, Forschungsgruppe Schweine, Agroscope 4.8.2015)



USA: Hühnerfleisch mit Salmonellen belastet

Nach Angaben der US-Landwirtschaftsbehörde USDA hat ein US-Produzent rund 770 Tonnen tiefgefrorene Geflügelprodukte zurückgerufen, nachdem neue Fälle von Salmonellenvergiftungen in den Bundesstaaten Minnesota und Wisconsin bekannt geworden waren. Seit dem ersten Rückruf am 02.07.2015 sind laut USDA zwei weitere Menschen an Salmonellen erkrankt. Der Hersteller hat betroffene Produkte aus dem Handel genommen. (behrs 5.8.2015)



Erforscht: die wahren Motive des Bio-Konsums

Der Bio-Konsum in Deutschland war zu Beginn grösstenteils uneigennützig motiviert, um die Umwelt und Natur zu schonen. In Chile lassen sich derzeit ähnliche Motive beobachten, wie in Deutschland vor 20 Jahren. Das hat ein Team von Nachwuchswissenschaftlern der Universitäten Göttingen und Talca herausgefunden. Sie untersuchten am Beispiel von Deutschland und Chile die Einflussfaktoren auf den Bio-Konsum in einem hoch entwickelten und einem gerade erst entstehenden Bio-Markt. Mithilfe von Online-Fragebögen wurden je 300 chilenische und deutsche Konsumenten zu ihrer Einstellung, wahrgenommenen Hemmnissen sowie ihrem Konsumverhalten in Bezug auf Bio-Lebensmittel befragt.

„Der Markt für Bio-Lebensmittel wächst nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern, in denen der Öko-Landbau keine solch lange Tradition hat wie in Deutschland“, sagt Dr. Marie von Meyer-Höfer vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen und Leiterin der Studie. Chile exportiert seit langem sehr erfolgreich Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Wein aus konventionellem Anbau. Auf dem chilenischen Lebensmittelmarkt wird Bio aber zunehmend zur Alternative. „Dieser Trend lässt sich derzeit in vielen jungen Industrie- und Schwellenländern beobachten“, so Dr. von Meyer-Höfer.

Die Pioniere des Bio-Konsums in Deutschland wollten zumeist Umwelt und Natur schonen, Nutztieren bessere Lebensbedingungen ermöglichen und kleinbäuerliche, regionale und saisonale Versorgung mit Lebensmitteln erhalten. Inzwischen gibt es neben den Bio-Pionieren von damals viele verschiedene Bio-Konsummotive. „Häufig geht es dabei heute jedoch um egoistische Interessen wie die eigene Gesundheit. In Chile lassen sich derzeit ähnliche Konsummotive wie in Deutschland vor 20 Jahren beobachten. Die eher eigennützig geprägten Bio-Konsummotive spielen in Chile bisher eine untergeordnete Rolle“, so Dr. von Meyer-Höfer.

Während es laut Studie in Deutschland inzwischen fast immer und überall möglich ist, Bio-Lebensmittel zu kaufen und die meisten Konsumenten wenigstens eine ungefähre Vorstellung von den Unterschieden zwischen Bio und konventionellen Lebensmitteln haben, sind diese Verfügbarkeit und Informationen in Chile das grösste Konsumhindernis. Noch sind in Chile Bio-Lebensmittel nur in einigen Läden und Restaurants erhältlich, grosse Informationskampagnen zum Öko-Landbau und seinen Produkten gab es bisher nicht. „Es ist daher vor allem Aufgabe der Politik Anreize für den Ausbau des chilenischen Bio-Marktes und der dazugehörigen Information zu schaffen“, so Dr. von Meyer-Höfer.

(Georg-August-Universität Göttingen 10.8.2015. Originalveröffentlichung: Marie von Meyer-Höfer, Evelyn Olea-Jaik, Carlos Antonio Padilla-Bravo & Achim Spiller (2015): Mature and Emerging Organic Markets: Modelling Consumer Attitude and Behaviour With Partial Least Square Approach, Journal of Food Products Marketing, OI:10.1080/10454446.2014.949971.)



Toblerone soll auch ohne Swissness in Bern produziert werden

Die amerikanische Toblerone-Herstellerin Mondelez will die wohl bekannteste Schweizer Schokolade trotz der ungeliebten Swissness-Vorlage weiter in der Schweiz produzieren. Das sagte ihr Schweiz-Chef Daniel Meyer in einem Interview mit der «Berner Zeitung». Er fordert aber faire Rahmenbedingungen beim Einkauf. Gemäss der vom Parlament beschlossenen Swissness-Regeln müssen Lebensmittel, die mit dem Label "Swiss made" beworben werden, nach Gewicht zu mindestens 80 Prozent aus Schweizer Rohstoffen bestehen. Für Toblerone ist dies wegen der hohen Schweizer Preise ein Problem.

"Im Moment halten wir diese Quote bei der Toblerone knapp ein. Aber ich weiss nicht, ob wir uns das mittelfristig noch leisten können. Die Lage der Nahrungsmittelexporteure ist aufgrund der Frankenstärke und der hohen Rohstoffpreise dramatischer, als man das im Bundeshaus wahrhaben will", sagt Meyer. Swissness verschärfe die Probleme der Branche gefährlich. 97 Prozent der Toblerone werde im Ausland verkauft, zu einem grossen Teil in Europa.

Nach dem Absturz des Euro in den letzten Jahren habe Toblerone im Euroraum die Preise erheblich erhöhen müssen und die Verkäufe seien eingebrochen. Die Exportfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelhersteller werde infrage gestellt. "Das liegt auch daran, dass wir unsere Rohstoffe - Milch und Zucker - im abgeschotteten und entsprechend teuren Schweizer Agrarmarkt einkaufen müssen", sagt Meyer.

Swissness schränke den Spielraum des Schokoladenherstellers extrem ein. "Wir können nicht mehr entscheiden, aus Kostengründen vorübergehend etwas mehr Milchpulver und Zucker aus dem Ausland beizumischen, da wir sonst gleich das Schweizer Markenzeichen verlieren", hält Meyer fest. "Zudem wird unsere Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten geschwächt, wenn wir auf ihre Produkte angewiesen sind, um die Swissness-Vorgaben zu erfüllen."

Toblerone möchte weiterhin mindestens 80 Prozent der Rohstoffe aus der Schweiz beziehen, aber zu tieferen Preisen, sagte Meyer im Interview mit der "BZ". Er gibt den Ball an den Bundesrat weiter: "Wir könnten uns vorstellen, dass der Bund das 'Schoggigesetz'-System umbaut. Heute überweist er die Millionen an uns, wir geben sie an die Bauern weiter." Einfacher wäre, wenn das Geld direkt an die Bauern ginge und diese im Gegenzug ihre Rohstoffe günstiger verkauften, soweit sie für den Export bestimmt seien, schlägt Meyer vor.

Das sogenannt "Schoggigesetz" regelt Ausgleichsbeiträge für landwirtschaftliche Grundstoffe, die in verarbeiteter Form exportiert werden. So wird der Unterschied zwischen den Inland- und Auslandpreisen dieser Rohstoffe ausgeglichen. Geld gibt es nicht nur für Milchpulver, das zu Schokolade verarbeitet und exportiert wird, sondern auch für frischen Rahm, Magermilchpulver und Kondensmilch sowie für diverse Getreideprodukte.

Die Swissness-Vorlage sieht vor, dass bei verarbeiteten Naturprodukten mindestens 80 Prozent des Gewichts der Rohstoffe aus der Schweiz stammen. Ausnahmen gibt es bei Rohstoffen, die in der Schweiz nicht vorkommen. Dazu gehört auch der für Schokolade unerlässliche Kakao. Das Swissness-Paket soll auf den 1. Januar 2017 in Kraft treten. Vier Ausführungsverordnungen sollen die Einzelheiten regeln. In der Vernehmlassung waren die Verordnungen auf Kritik gestossen. Dieser will der Bundesrat Rechnung tragen. (sda 31.7.2015)



PRESSESCHAU

Gastronomen verkleinern Portionen: weniger Foodwaste

Für Sie gelesen im Blick am Abend: Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung hat die Gastronomie erreicht. Mit neuen Lösungen drücken Schweizer Restaurants den Essensabfall gegen null. Die Lösungen sind so simpel, dass man sich fragt, wieso sie erst jetzt angewendet werden.

Die Asia-Kette Nooch mit Filialen in Zürich, Basel, Bern und Winterthur ZH serviert jetzt einfach ein Drittel weniger Reis. Ein Flyer am Tisch informiert die Gäste. Man wolle Essen mehr wertschätzen und gegen die Verschwendung kämpfen, steht da. Und weiter: «Wir haben die Reisportion etwas verkleinert. Bitte sagt uns, wenn ihr mehr Reis dazu wollt, sehr gerne schöpfen wir euch gratis eine Portion nach.»

Für Nooch-Betreiber Daniel Wiesner (32) wurde der Abfall einfach zu viel: «Es war richtig krass, wie viel Reis die Gäste früher zurückgelassen haben.» Und wie reagieren diese heute auf die kleineren Portionen? «Es gab bisher nur positive Reaktionen», erzählt Wiesner. Offenbar stört es niemanden, dass er fürs gleiche Geld weniger erhält: «Nur ganz wenige Gäste verlangen ein Supplément.» Die Wirkung ist beeindruckend. In den Nooch-Restaurants gibts heute fast keinen Lebensmittelabfall mehr.

Seit Anfang Juli verfolgt das Zürcher Café Dini Mueter an der Langstrasse die gleiche Strategie. Das Brunch-Angebot kommt deutlich schlanker daher: «Wir geben kleinere Portionen Konfitüre, Butter oder Aufschnitt raus», erklärt Küchenchef Franz Kluge. Auch hier werden die Gäste informiert. Reklamationen blieben aus. Und die Gäste kämen so zahlreich wie immer, so Kluge.

320 Gramm Essen – eine knappe Mahlzeit – landet in der Schweiz pro Person und Tag im Abfall. Laut dem Verein Foodwaste.ch wird fast die Hälfte der Abfälle zu Hause und in den Beizen verursacht. Deshalb hat sich das Berner Lokal Du Nord gleich bei der Wiedereröffnung im Januar 2014 dem Kampf gegen Foodwaste verschrieben. Täglich gibts da ein Menü «Surprise et solidarité». Mit 14 bis 16 Franken pro Teller ist es deutlich günstiger als andere Menüs. Dafür wird wortwörtlich gegessen, was auf den Tisch kommt. Der Gast erfährt erst, was er kriegt, wenn es ihm vorgesetzt wird.

«Es läuft extrem gut», schwärmt Betriebsleiterin Stephanie Sohm (32). Das Menü wird aus überschüssigen Bestandteilen der aktuellen Speisekarte zusammengestellt. «Die Komponenten müssen natürlich passen», sagt Sohm. Eine Win-win-Situation: Hungrige Gäste kommen zu einem günstigen Mahl und das Du Nord spart Abfallkosten. (Volltext: www.blickamabend.ch 10.8.2015)



Gastro-Tourismus fördert Beizen-Sterben

Für Sie gelesen im Sonntagsblick: Den Wirten entgehen Milliarden, weil der Gastro-Tourismus boomt. An der Grenze meldeten Dutzende Konkurs an. Experten sagen: Das ist erst der Anfang. Mehr als zwei Drittel aller Schweizer gehen regelmässig im Ausland essen. Das zeigt eine Umfrage des Branchenverbands GastroSuisse bei einer repräsentativen Auswahl von 1200 Personen: Im Schnitt gaben sie pro Kopf Fr. 42.30 aus. In der Hochrechnung ergibt dies rund vier Milliarden Franken, die den Schweizer Beizern allein 2014 entgangen sind.

Die Prognose für das laufende Jahr ist noch düsterer. «Der starke Franken hat die Situation extrem verschärft», sagt Casimir Platzer (53), Präsident von GastroSuisse. «2015 werden den Gastgebern mindestens fünf Milliarden Franken entgehen.» Seit dem Frankenschock vom Januar schmeckt Schweizern das deutsche Essen besonders gut. Auf einen Schlag war es zwölf Prozent billiger geworden; Gastro-Touristen reisen scharenweise ins Ausland. Im Schnitt nehmen sechs Personen an einem Ausflug teil. «Vermehrt werden ganze Bankette, Geschäftsessen und Familienfeiern ins Ausland verlegt», sagt Platzer.

«Dieser Kaufkraftabfluss schadet unserem Gastgewerbe enorm.» Für viele Schweizer Restaurants ist der Schaden total. Landesweite Statistiken gibt es nicht. Aber der Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode D&B hat im ersten Halbjahr 2015 Konkurse in fünf Grenzkantonen untersucht. Allein dort mussten 44 Beizen schliessen. In St. Gallen waren es 15, in Basel-Stadt zehn. «Die Zahl der Firmenpleiten im Gastgewerbe stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 16 Prozent», sagt D&B-Sprecher Christian Wanner (40) zu SonntagsBlick. Doch das dicke Ende kommt erst noch: «Wir gehen davon aus, dass sich die Situation weiter verschärft und die Konkurse zunehmen.»

Die Zeche zahlen die Angestellten: Seit Beginn der Frankenaufwertung vor fünf Jahren gingen im Gastgewerbe rund 25 000 Stellen verloren, zehn Prozent aller Gastro-Jobs. Nun stehen erneut Hunderte Restaurants, Cafés und Bars vor dem Aus. Denn der Gastro-Tourismus beschränkt sich nicht nur auf die Grenzregionen. «Die Schweiz ist klein und mit dem Auto ist man schnell im Ausland. Bei den momentanen Preisunterschieden nehmen auch immer mehr Innerschweizer und Zürcher den Weg unter die Räder», sagt Platzer.

Gute Schweizer Beizen haben nichts zu befürchten, heisst es oft. «Ein Trugschluss», sagt Platzer. Auch Tophäuser kämpfen ums Überleben: «Viele Traditionsbetriebe und hochstehende Restaurants stehen vor dem Aus. Sie haben in den letzten Jahren viel investiert. Und jetzt kommt kein Geld mehr rein, um diese Ausgaben zu decken.»

«Restauranttester» Daniel Bumann (57) wurde durchs Fernsehen zu einem der bekanntesten Köche des Landes. Mit 18 GaultMillau-Punkten ist er auch einer der besten. Er will die Krise nicht schönreden: «Die Situation in den Grenzstädten ist schlimm – die Gefahr, dass Beizen durch den Gastro-Tourismus aussterben, wird unterschätzt.» Bumann, der im Engadin kocht, fordert Anpassungen auf Gesetzesebene: «Unsere Politiker reden immer davon, dass man mit Innovationen die Frankenstärke kompensieren kann. Das ist mir zu wenig. Sie müssen endlich griffige Massnahmen gegen die überhöhten Preise beschliessen.»

Vor allem aber sei die Bevölkerung gefordert: «Natürlich kann ich verstehen, wenn eine finanzschwache Familie nach Deutschland geht.» Trotzdem sollte man sich überlegen, warum die Wirte im Ausland ihre Pro­dukte so billig anbieten können, sagt Bumann. «Jedes Schnitzel hatte mal einen Kopf und vier Beine. Unsere Tiere werden besser gehalten als die im Ausland.» Vielen Gastro-Touristen ist das wurscht. (Volltext: www.blick.ch 2.8.2015)

Copyright www.foodaktuell.ch