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17.9.2015: nachrichten
17.9.2015
Britische Forscher empfehlen Transfett-Verbot

Ein Transfett-Verbot würde die Todesfälle durch Herzinfarkte um 2,6% reduzieren gemäss britischen Forschern. Der volkswirtschaftliche Nutzen würde die Kosten übersteigen.


In der Schweiz gilt: Bei Lebensmitteln, die mit pflanzlichem Speisefett hergestellt worden sind, darf deren Gehalt an trans-Fettsäuren 2% nicht überschreiten (Speiseölverordnung Art. 3 Abs. 8).

Bild: moderne Lowtrans-Margarine


Trans-Fettsäuren sind schon seit einigen Jahren als besonders schädlich für Gefässe und Herz-Kreislaufsystem bekannt. Dennoch finden sich diese gehärteten Fette noch immer in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln und vor allen in Fast Food. Jetzt haben britische Forscher ausgerechnet, was ein Verbot von Transfetten in verarbeiteten Lebensmitteln für die Gesundheit bringen würde. Ihr Ergebnis: Allein in Grossbritannien würde diese Massnahme in den nächsten fünf Jahren mehr als 7.000 Menschenleben retten. Und beträchtliche Kosten würde es der Gesellschaft auch ersparen.

Trans-Fettsäuren entstehen, wenn Pflanzenöl gehärtet oder bei hoher Temperatur erhitzt wird. Dabei entstehen Fette, deren langkettige Bestandteile eine Doppelbindung in sogenannter Transkonfiguration enthalten. Studien belegen, dass ein erhöhter Gehalt solcher Trans-Fettsäureresten in der Nahrung gesundheitsschädlich ist. Denn sie fördern einen hohen Spiegel des LDL-Cholesterins im Blut und damit eine Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen.

"Eine Metaanalyse kam zu den Schluss, dass pro zwei Prozent der als Transfette aufgenommenen Energie die Herzinfarktrate um 23 Prozent steigt", berichten Kirk Allen von der Liverpool University und seine Kollegen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Verzicht auf trans-Fettsäuren in der Nahrung. Weil diese gehärteten Fette aber billig sind und gerade Fertiggerichte und verarbeitete Lebensmittel haltbarer und sämiger machen, werden sie von der Lebensmittelindustrie noch immer eingesetzt.

Dänemark hat als eines der ersten europäischen Länder die Konsequenzen gezogen: Seit 2003 dürfen Nahrungsfette dort nur noch maximal zwei Prozent industriell hergestellte Transfette enthalten. Island folgte 2010 diesem Beispiel. Auch in Österreich und der Schweiz gibt es inzwischen Grenzwerte. In Deutschland existiert dagegen bisher keine Begrenzung für Transfette, sie müssen nur als "gehärtete Fette" auf der Packung deklariert werden.

Weil in Grossbritannien zurzeit über Grenzwerte oder sogar ein Verbot von Transfetten in verarbeiteten Nahrungsmitteln diskutiert wird, haben Allen und seine Kollegen nun den möglichen Nutzen solcher Massnahmen genauer untersucht. Sie berechneten Kosten, Gesundheitsfolgen und soziale Effekt von einem totalen Verbot, einem Verbot nur für Restaurants und Lieferservices oder aber einer blossen Deklaration des Transfettgehalts auf der Verpackung.

Das Ergebnis: "Ein totales Verbot würde die Todesfälle durch Herzinfarkte um 2,6 Prozent reduzieren", berichten die Forscher. "In den nächsten fünf Jahren würden dadurch 7.200 Menschen weniger sterben." Und noch einen positiven Effekt gäbe es: Bisher sterben überproportional viele Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten an Herzinfarkt – auch weil sie sich ungesünder ernähren.

Würde man Transfette generell verbieten, würde sich diese Ungleichheit um 15 Prozent reduzieren. Denn gerade die am stärksten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffene Bevölkerungsgruppe würde am stärksten profitieren, wie die Wissenschaftler ermittelten. Weniger drastische Massnahmen wie ein Verbot nur im Restaurant oder beim Lieferservice würde dagegen nur 3.500 Leben retten, eine blosse Kennzeichnung nur 1.800. Und auch die Ungleichheit liesse sich damit nicht mildern.

Technisch machbar und nicht zu teuer

Aber alle Vorteile nutzen nichts, wenn ein solches totales Verbot nicht zu vernünftigen Bedingungen umsetzbar wäre. Doch genau das ist der Fall, wie die Forscher betonen. Ein Verbot wäre sowohl technisch machbar, wie auch kosteneffektiv. Denn selbst wenn man die Kosten für die Neuformulierung der Rezepturen und die Veränderungen der Herstellungsverfahren hoch ansetzt, wiegen sie die Einsparungen der gesellschaftlichen Kosten durch die Krankheitsfälle nicht auf.

Alle drei untersuchten Massnahmen würden daher ihre Kosten problemlos wieder wettmachen. Ein Totalverbot würde der britischen Gesellschaft selbst im ungünstigsten Fall noch knapp 90 Millionen Euro sparen, so die Kalkulation der Wissenschaftler. "Die Elimination der Transfette aus verarbeiteten Lebensmitteln ist ein erreichbares Ziel", konstatieren sie. " Nach Ansicht der Forscher ist es daher höchste Zeit, sich nicht länger auf die Selbstkontrolle der Lebensmittelindustrie zu verlassen und ein Verbot durchzusetzen.

"Eine solche Massnahme ist keineswegs extrem, wie das Beispiel Dänemarks zeigt", meint auch Lennert Veerman von der University of Queensland in einem begleitenden Kommentar. Dennoch könnte es einiges an politischem Mut bedeuten, ein solches Verbot zu beschliessen. "Denn die Verlierer, die Lebensmittelindustrie, hat eine starke Lobby", so Veerman. "Die Gewinner dagegen haben nur geringes politisches Kapital und sind sich der Problematik meist nicht einmal bewusst." (Liverpool University, British Medical Journal (BMJ), doi: 10.1136/bmj.h4583)

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