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26.4.2006: nachrichten
26.4.2006
Coop lockt Allergiker mit neuer Produktlinie

Coop lanciert «Free From» für Menschen mit Unverträglichkeiten. Früher gab Coop auf Anfrage Listen ab von lactose- und glutenfreien Produkten. Heute werden Allergiker aktiv geworben.



Mit der Produktelinie "Free From" lanciert Coop als erste Schweizer Detailhändlerin ein eigenständiges Sortiment an gluten- und lactosefreien Produkten, die auf die Bedürfnisse von Personen mit Milchzucker- oder einer bestimmten Art von Getreideeiweissunverträglichkeit ausgerichtet sind. Ein Ausbau der Linie auf andere Lebensmittelallergien (Eier, Erdnüsse) ist geplant.

Rund zwanzig Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden gemäss Coop an einer Lebensmittelunverträglichkeit. Für die Betroffenen ist das Einkaufen von Lebensmitteln zeitintensiv. Coop bietet neu den betroffenen Personen unter den Produktelinien "Free From" und der Marke "DS Food" ein breites Sortiment an besonders verträglichen Nahrungsmitteln: Ab sofort finden Personen mit Unverträglichkeiten von Lactose (Milchzucker) und Gluten (bestimmte Art von Getreideeiweiss) bei Coop 17 lactosefreie und 12 glutenfreie Produkte.

Das Sortiment der lactosefreien Produkte umfasst Milch und Milchprodukte wie Vollrahm, Jogurts, Quark, Chocodrink, Frischkäse und Mozzarella, aber auch fertige Birchermüesli und Glace. Dabei handelt es sich etwa beim Mozzarella oder beim Birchermüesli um Innovationen, die zuvor auf dem Schweizer Markt nicht verfügbar waren.

Die Palette an glutenfreien Produkten beinhaltet Toastbrot, Biscuits, Riegel, Mehl, Knusperbrot, diverse Teigwaren, Fertigtortellini und Pizza. Ein Ausbau der Produktelinie "Free From" für Personen mit Lebensmittelallergien ist vorgesehen. Geplant ist, die Linie in den kommenden fünf Jahren auf bis zu hundert Produkte auszuweiten.

"Die "Free From"- und "DS Food"-Produkte sind preislich absolut konkurrenzfähig und befinden sich trotz Mehrwert im mittleren Preissegment", betont Jürg Peritz, Leiter Marketing/Beschaffung und Mitglied der Geschäftsleitung Coop. "Wir erwarten mit der "Free From"-Linie im ersten Jahr einen Umsatz von 10 Mio., mittelfristig 30 bis 50 Mio. Franken."

Bei den glutenfreien Produkten setzt Coop auf eine Partnerschaft mit der Marke "DS Food", dem europäischen Marktführer im Bereich glutenfreie Produkte. Alle anderen Produkte für Personen mit Lebensmittelunverträglichkeiten und Lebensmittelallergien werden unter dem Label "Free From" in einem einheitlichen Verpackungsdesign angeboten.

Coop bietet mit der neuen Produktelinie "Free From" als erste Detailhändlerin der Schweiz ein eigenständiges Angebot an lactose- und glutenfreien Produkten. Nach der Lancierung von Weight Watchers-Produkten für Ernährungsbewusste, Délicorn für Vegetarier und Fine Food für Gourmets bereichert Coop mit "Free From" ihr Sortiment um eine weitere Produktelinie, die den Bedürfnissen einer eigenständigen Interessensgruppe entspricht.

Bei den "Free From"- und "DS-Produkten" handelt es sich oft um Lebensmittel, die von den Betroffenen normalerweise nicht oder nur hausgemacht konsumiert werden können. Dabei werden die für die betroffenen Personen problematischen Inhaltsstoffe ersetzt oder entschärft. So wird beispielsweise der Milchzucker bei den lactosefreien Produkten mittels natürlicher Verfahren bereits im Produkt gespalten, damit er von den Personen mit einer Lactoseunverträglichkeit aufgenommen werden kann.

Bei den glutenfreien Produkten werden die glutenhaltigen Getreide durch glutenfreie Sorten ersetzt, etwa Mais- oder Reismehl anstelle von zum Beispiel Weizenmehl. Alle Produkte sind auch für die Familienmitglieder der Betroffenen ein Genuss und für alle Konsumenten besonders verträglich.

Unerkannte Unverträglichkeit

Gemäss dem 5. Schweizer Ernährungsbericht nimmt bei etwa zwanzig Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Verträglichkeit von Lactose ab dem zweiten Lebensjahr ab. Nach diesem Alter kann der Verzehr von milchzuckerhaltigen Nahrungsmitteln zu Beschwerden wie Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall führen, da der Milchzucker nicht aufgenommen werden kann.

"Viele der Betroffenen erkennen ihre Beschwerden nicht als Lactoseunverträglichkeit und konsumieren weiterhin Milchprodukte", sagt Beatrice Conrad, Präsidentin des Schweizerischen Verbandes der ErnährungsberaterInnen. "Beim Aufreten verdächtiger Symptome ist deshalb das eigene Essverhalten ständig zu beobachten und allfällige Folgen sind zu analysieren."

Fachleute gehen davon aus, dass etwa 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung an einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) leiden. Gluten ist ein Sammelbegriff für eine bestimmte Art von Getreideeiweissen, die in zahlreichen Getreidearten enthalten sind. "Selbst kleine Mengen glutenhaltiger Nahrungsmittel führen bei den Betroffenen zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut", sagt Gabriele Hatebur, Vorstandsmitglied der IG Zöliakie der Deutschen Schweiz und selbst Betroffene. "Eine lebenslange glutenfreie Diät muss deshalb konsequent eingehalten werden."

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